Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Montag, 15. Juni 2009

Idealismus:

Begriff für alle philosophischen Systeme und Anschauungen, die das Bewusstsein (gesellschaftliche Bewusstsein) – gleichgültig welcher Form – für das Primäre, das Grundlegende, das Bestimmende gegenüber der Materie erklären. Der Idealismus ist die dem Materialismus entgegengesetzte Grundrichtung der Philosophie, die sich in zahlreichen Varianten herausbildete. Für alle Arten des Idealismus ist die Beantwortung der Grundfrage der Philosophie im Sinne des Primats des Bewusstseins, des Ideellen, der gemeinsame Ausgangspunkt, wobei die unterschiedliche Auffassung über Existenzweise und Beschaffenheit des Ideellen den Idealismus in verschiedene Richtungen unterteilt. Die mannigfaltigen idealistischen Systeme und Anschauungen zerfallen im wesentlichen in zwei Hauptrichtungen, in den objektiven und den subjektiven Idealismus.
Der objektive Idealismus trennt das Bewusstsein, das Denken, den Geist, von seiner materiellen Grundlage, der Tätigkeit des menschlichen Gehirns sowie den den konkreten historischen Verhältnissen, und verwandelt es in eine selbstständige, objektiv existierende Wesenheit (Gott, absolute Idee, Reich der Ideen), die er zum Schöpfer der materiellen Welt oder für die eigentliche Welt erklärt.
Der subjektive Idealismus dagegen verabsolutiert das individuelle Bewusstsein des Subjekts und erklärt die materielle Welt für bloße Bewusstseinsinhalte (Empfindungskomplexe, Wille, Vorstellung usw.).
Der Begründer des objektiven Idealismus ist Platon. Bedeutende Systeme des objektiven Idealismus wirdem weiter von Th. v. Aquin, von G. W. Leibnitz und G. W. F. Hegel geschaffen. Die in der gegenwärtigen bürgerlichen Philosophie existierenden objektiv-idealistischen Richtungen knüpfen an diese Systeme an (Neuthomismus, neue Ontologie, Neuhegelianismus).Für alle Varianten des objektiven Idealismus ist charakteristisch, dass die Existenz der objektiven Realität unabhängig und außerhalb des menschlichen Bewusstsein anerkannt wird, jedoch nur als Schöpfer oder Verkörperung oder Entäußerung eines übersubjektiven Geistes. Der subjektive Idealismus in seiner modernen Gestalt wurde von G. Berkeley und D. Hume begründet. Berkeley ging davon aus, dass der Mensch von allen Gegenständen der objektiven Realität nur durch Wahrnehmungen seines Bewusstseins etwas erfährt, und er zog daraus den Schluss, dass die materielle Welt nur als Wahrnehmung existiert. Eine spezifische Form des subjektiven Idealismus wurde von I. Kant entwickelt. Kant nahm zwar an, dass den Wahrnehmungen objektiv-reale Dinge an sich zugrunde liegen, dass diese jedoch mit Hilfe der apriorischen Anschauungsformen wahrgenommen und die Wahrnehmungen mit Hilfe der ebenso apriorischen Kategorien des Denkens verarbeitet würden, so dass die uns allein erkennbare Welt der Erscheinungen völlig von der Beschaffenheit des menschlichen Erkenntnisvermögens abhinge. Die meisten Formen des subjektiven Idealismus in der bürgerlichen Gegenwartsphilosophie gehen überwiegend entweder auf G. Berkeley und D. Hume oder von I. Kant aus.
Solche Strömungen sind vor allem der Positivismus in seinen verschiedenen Richtungen, die Lebensphilosophie, der Pragmatismus und der Existentialismus. Für alle Varianten des subjektiven Idealismus ist charakteristisch, dass die Existenz der vom menschlichen Bewusstsein unabhängigen objektiven Realität geleugnet wird. Obwohl wichtige Unterschiede zwischen subjektivem und objektivem Idealismus bestehen, sind ihre Gemeinsamkeiten im Hinblick auf den Gegensatz zum Materialismus wesentlicher. Der Idealismus besitzt soziale und erkenntnistheoretische Wurzeln, die seine Existenz bis in die Gegenwart hinein verständlich machen. Die Möglichkeit des Idealismus liegt in der Kompliziertheit des Erkenntnisprozesses begründet, dessen einzelne Elemente, aus dem Zusammenhang gelöst und verselbstständigt, zur Grundlage einer einseitigen Auffassung gemacht werden können. So verabsolutiert der subjektive Idealismus überwiegend Elemente der Sinneserkenntnis, wie Empfindung und Wahrnehmung, während der objektive Idealismus Elemente der rationalen Erkenntnis, wie Begriffe und Ideen oder das Denken insgesamt, verabsolutiert und in selbstständige ideelle Wesenheiten verwandelt. Da der Idealismus auf diese Weise aus dem komplizierten und widersprüchlichen Erkenntnisprozess hervorgehen kann, wäre es falsch, ihn in der Geschichte der Philosophie einfach für eine unsinnige Auffassung zu halten. Die sozialen Wurzeln des Idealismus sind bestimmend dafür, dass die im Erkenntnisprozess liegenden Möglichkeiten in Gestalt idealistischer Systeme und Weltanschauungen realisiert werden, Die wichtigsten sozialen Wurzeln des Idealismus sind die mit der Klassenspaltung verbundene Trennung der geistigen von der körperlichen Arbeit, die Monopolisierung der geistigen Arbeit durch die herrschenden und besitzenden Klassen, die Interessen der Ausbeuterklassen an der Verschleierung der realen sozialen Verhältnisse und an ihrer ideologischen Rechtfertigung wie auch die historisch bedingte Abhängigkeit von nicht durchschauten, unerkannten gesellschaftlichen Mächten und Verhältnissen in der antagonistischen Klassengesellschaft. Daraus ergibt sich, dass der philosophische Idealismus seiner sozialen Funktion nach meist die Interessen herrschender Ausbeuterklassen in abstrakt-theoretischer Form ausdrückt und überwiegend eine reaktionäre Rolle spielt. Doch darf nicht übersehen werden, dass unter bestimmten historischen Bedingungen auch progressive Kräfte ihre Interessen in Gestalt idealistischer und religiöser Anschauungen zum Ausdruck brachten. In der Gegenwart spielt die bürgerliche idealistische Philosophie objektiv insgesamt eine reaktionäre, den gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Fortschritt hemmende Rolle. In bewusstem Gegensatz und erbittertem Kampf gegen die Ideen des dialektischen und historischen Materialismus versucht sie heute, den politischen und geistigen Verfall des Imperialismus zu verschleiern und die Werktätigen sowie die Intelligenz ideologisch an die untergehende kapitalistische Gesellschaftsordnung zu binden. Der philosophische Idealismus ist eng verwandt mit der Religion, er besitzt sowohl seinen erkenntnistheoretischen und sozialen Wurzeln als auch seiner sozialen Funktion nach viele Gemeinsamkeiten mit ihr.

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