Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Montag, 10. Mai 2010

Klassenbewusstsein:

Teil des gesellschaftlichen Bewusstseins, in dem sich eine Klasse ihrer materiellen Existenzbedingungen, ihrer grundlegenden Interessen, ihrer Beziehungen zu den anderen Klassen und Schichten der Gesellschaft sowie ihrer Rolle in der historischen Entwicklung mehr oder weniger deutlich bewusst wird. Das Klassenbewusstsein ist keine besondere Form des gesellschaftlichen Bewusstseins, sondern bildet sich aus Elementen verschiedener Bewusstseinsformen, wobei die politische Anschauungen im Mittelpunkt stehen. Jede Klasse entwickelt und gestaltet aus ihren materiellen gesellschaftlichen Verhältnissen heraus ihr eigenes Klassenbewusstsein. Zwischen dem Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse und dem aller anderen Klassen, besonders der Bourgeoisie, besteht ein grundlegender Unterschied. Letzteres ist in hohem Grad von Illusionen und Anschauungen durchdrungen, welche die reale Lage und historische Rolle der betreffenden Klassen und die ganze soziale Wirklichkeit verzerrt widerspiegeln. Das Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse besitzt eine neue Qualität. Sein wissenschaftlicher Ausdruck ist der Marxismus-Leninismus. Das Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse durchläuft wie diese selbst verschiedenen Entwicklungsstufen. Zunächst wird der Interessengegensatz gegenüber der Bourgeoisie empfunden, dann entwickelt sich spontan das Bewusstsein von der Notwendigkeit, dass sich die Arbeiterklasse organisieren muss, um ihre Lage im Kampf gegen die Bourgeoisie zu verbessern. Das ist jedoch nur eine Keimform des Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse. In seiner wissenschaftlich begründeten Form entsteht es mit der Entwicklung des Marxismus-Leninismus, den sich die Arbeiter, vor allem durch die ideologische und propagandistische Tätigkeit der revolutionären Partei, massenhaft aneignen. Die wissenschaftliche Weltanschauung der Arbeiterklasse erfasst im Kapitalismus vor allem die organisierte Vorhut, als Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse strahlt sie jedoch auf einen großen Teil der Werktätigen aus. …
Aus: Kleines Politisches Wörterbuch, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 462 - 463

Mittwoch, 5. Mai 2010

Ideologie:

System der gesellschaftlichen (politischen, ökonomischen, philosophischen, künstlerischen, religiösen usw.) Ideen, die durch die materiellen Verhältnisse der Gesellschaft, insbesondere die Produktionsverhältnisse, bedingte Klasseninteressen zum Ausdruck bringen und darauf gerichtet sind, das Denken, Fühlen und Handeln der Menschen entsprechend zu beeinflussen, und in entsprechenden Verhaltensnormen, Einstellungen und Wertungen ihren Ausdruck finden. Die Ideologie trägt Klassencharakter. >>Die Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die herrschenden Gedanken, d. h. die Klasse, welche die herrschende materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende Geistige Macht. << (MEW, 3, S. 46) Die Ideologie einer Klasse ist nach Inhalt und Form durch ihre Stellung in einer historisch bestimmten Gesellschaft – vor allem durch ihr Verhältnis zum Eigentum an den Produktionsmitteln – bedingt. Allgemein gilt, dass alle vorsozialistischen Ideologien nur in gewissen Grenzen – die der Klassenpolitik entsprechen – eine richtige Widerspiegelung der objektiven gesellschaftlichen Verhältnisse sind und zugleich mit Elementen der Verzerrung, der Illusionierung und der apologetischen Rechtfertigung dieser Verhältnisse verbunden sind. In der Ideologie der aufstrebenden Bourgeoisie wird beispielsweise ihr eigenes Klasseninteresse als Interesse der gesamten Gesellschaft ausgegeben: Die Verwirklichung ihrer Klassenziele erscheint als Realisierung der Interessen aller unterdrückten Klassen und Schichten. In dem Maße, wie die zur Herrschaft gelangte Ausbeuterklasse zum Hemmnis weiterer gesellschaftlicher Entwicklungen wird, dient die Ideologie dazu, ihre überlebte Herrschaft zu verteidigen, indem sie die sich herausbildende Ideologie der unterdrückten und ausgebeuteten Klasse bekämpft und die bestehenden Verhältnisse als ewig und unveränderlich erklärt. Die Ideologie der Arbeiterklasse ist zum Unterschied von allen anderen Ideologien wissenschaftlich begründet und eine Anleitung zum praktischen-revolutionären Handeln. Sie bringt in theoretischer Form die historischen Aufgabe der Arbeiterklasse zum Ausdruck: die kapitalistische Gesellschaft und damit die antagonistische Klassengesellschaft überhaupt zu beseitigen und den Sozialismus und Kommunismus, d. h. die klassenlose Gesellschaft, zu errichten. Die Arbeiterklasse kann diese Aufgabe nur erfüllen, wenn sie über die wissenschaftliche Erkenntnis der gesellschaftlichen Bewegungs- und Entwicklungsgesetze verfügt, durch ihre revolutionäre Partei organisiert und geführt wird und das breiteste Bündnis mit allen anderen Werktätigen und Ausgebeuteten schafft.
Die Erfahrungen dieses Kampfes (Klassenkampfes) bestätigen Lenins Feststellung: >>… bürgerliche oder sozialistische Ideologie. Ein Mittelding gibt es nicht … Darum bedeutet jede Herabminderung der sozialistischen Ideologie, jedes Abschwenken von ihr zugleich eine Stärkung des bürgerlichen Ideologie <<<. (LW 5, S. 396)