Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Montag, 5. September 2011

Ist eine Bewegung, welche sich nicht bewegt, noch eine Bewegung?

Ist eine Bewegung, welche sich nicht bewegt, noch eine Bewegung?
Eine Bewegung welche sich nicht bewegt, ist keine Bewegung!
Oder doch, nein, gelegentliche Eigenbewegungen spielen kaum eine Rolle, da sie es an Wirkung fehlen lassen, es zeigt aber das noch Leben vorhanden ist. Bewegung ist etwas erkennbares, welche zumindest ein Ziel hat zu dem sie hinführt. Dabei kann Bewegung durchaus gestört werden, sich verlangsamen, rückläufig sein, einen zick zack Kurz einschlagen, nur wen sie ihr Ziel aus den Augen verliert, hört sie auf eine gerichtet Bewegung zu sein und wird …! Ja was wird sie eigentlich, ziellose, orientierungslose Bewegung, Selbstbewegung?
Nein, so allgemein sollte es nicht betrachtet werden, zum einen handelt es sich hier um gesellschaftliche Bewegung und Bewegung im Allgemeinen wird es immer geben, nur nicht ohne Ziel, aus diesem Grund wird der jeweiligen Bewegung das Ziel mitgeben, so auch im Falle der Friedensbewegung in diesem Land. Das Ziel einer Friedensbewegung ist somit der Frieden!
Die Friedensbewegung hat im Falle Libyen aber ihr Ziel aus den Augen verloren, in dem sie sich nicht gegen die Aggression der NATO ausgesprochen hat, sondern nur die Verhältnismäßigkeit der Mittel kritisiert. Das Ziel der Aggression hingegen fand keine Kritik, jedenfalls nicht das vorgegebene und das eigentliche Ziel hinter dem Ziel wurde nicht erkannt, oder sollte nicht erkannt werden, … konnte nicht erkannt werden? Letzteres wäre verheerend für eine solche Bewegung, denn es ist schon schlimm genug, wenn sich auf die Argumentationsschiene der Aggressoren begeben wird, wenn aber die eigentlichen Zusammenhänge welche zum Krieg führten nicht erkannt werden, steht es nicht gut für die Sache des Friedens in diesem Lande!
Dabei können die Geister durchaus gespalten sein, wenn es um die politischen Verhältnisse in Libyen vor der Invasion geht, nur bestimmt der Geist nicht das Sein, sondern umgekehrt. Und auch die Friedensbewegung müsste im Laufe der Zeit gelernt haben, dass es nicht im Interesse eines Volkes ist, von außen mittel Aggression die Probleme dieses Volkes lösen zu wollen. Die andauernden Kriege in Irak, Afghanistan, Somalia und anderswo auf der Welt zeigen dieses eigentlich sehr gut. Warum sollte das in Libyen anders sein?
Auch ist die kriegsvorbereitende und kriegsführende Argumentation durchaus kritisch zu hinterfragen und das historische Umfeld zu beachten. So werden die Verhältnisse in einem Land nie durch eine Person bestimmt, sondern durch Interessen welche diese vertritt. In dieser Beziehung gibt es keinen Unterscheid Gaddafis zu anderen Politikern, wie z. B. dem amerikanischen Präsidenten, der deutschen Bundeskanzlerin oder jedem anderen Staatslenker dieser Welt. Andererseits haben solche Ansichten durchaus Tradition in der BRD, gern wurde nach dem zweiten Weltkrieg darauf verwiesen, dass Hitler an allem schuld sei, er war der Diktator, welcher das Volk ins Unglück stürzte. Natürlich hat er auch Helfer gehabt, diese standen aber meistens unter “Befehlszwang” und gehörten dem engeren Kreis seiner Partei an. Wie einfach diese Logik, entschuldigt sie doch nicht nur so manches Verhalten, manches Deutschen vor, wären und nach dem zweiten Weltkrieg, sondern verschleiert auch die eigentlichen Verhältnisse und Zusammenhänge.
Diese Argumentation war in der BRD durchaus erfolgreich und Persilscheine wurde reichhaltig verteilt, zwischenzeitlich wurde etwas davon abgewichen, um diese Argumentation in den letzten Jahren wieder aufzunehmen. Verantwortlichkeit wird auf eine Person projiziert, sie wird in ihrer Widersprüchlichkeit (wie z. B. auch bei Gaddafi) als der große Bösewicht aufgebaut und in ein Gut- und Böseschema gepresst. Dabei steht von Anfang an fest, wer die Guten sind und wer der Böse ist! So auf den Bösen, manchmal auch das Böse, konzentriert, wird versucht von eigentlichen Hintergründen für Kriege und die sie bedingenden gesellschaftlichen Verhältnissen abzulenken. Es spielt keine Rolle mehr, in welchen Verhältnissen ein Volk lebt, es spielt keine Rolle mehr, welche Gelüste es gibt, welche Begehrlichkeiten bestehen, es spielen keine Interessen eine Rolle, es ist der Kampf gut gegen böse welcher zählt. Und um das Böse zu besiegen, welches sich in der Regel immer mit Menschen umgibt, sozusagen schützt, ist es eben auch notwendig Menschen zu töten, ein Land zu zerstören, Menschen ihre Existenzgrundlage zu nehmen. Mit dem Kampf gut gegen böse vermeint man alles begründen zu können, wenn das nicht gelingt, so taugt es um die eigentlichen Gründe für den Krieg wenigstens eine Zeitlang zu verschleiern. Wie geschrieben, in der BRD hat solches Vorgehen Tradition und wie am Verhalten vieler Deutscher und sogar Friedensbewegter im Zusammenhang mit dem Krieg in Libyen zu beobachten, durchaus heute noch Wirkung und Erfolg.
Nun soll hier keine Lanze für Gaddafi gebrochen werden, das ist Sache des libyschen Volkes, es ist aber keiner davon befreit gegen diesen Krieg, welcher sich eindeutig gegen das libysche Volk richtet, Einspruch zu erheben, eigentliche Zusammenhänge aufzudecken und den Krieg seinem Wesen nach als Aggression, als einen Raubkrieg zu verurteilen. Hinter diesem Krieg stecken letztendlich die selben Kräfte, welche Faschismus ermöglichten, die Welt immer wieder mit Krieg überziehen, um ihre eigenen Interessen, gegen die Interessen der Völker, durchzusetzen.
Nun hatte ich kurz in einem früheren Beitrag die Frage „Friedensbewegung hierzulande gescheitert?“ gestellt, und auf zwei Seiten verwiesen. Gestern nun fand sich auf der Seite Kritische Massen ein Beitrag mit dem Titel: „Eine Friedensbewegung, die sich nicht bewegt“, welcher mich zu obige Gedanken, aber auch zu den zwei folgenden Kommentaren veranlasste. Dabei ist über das Thema weiter nachzudenken, gerade auch unter dem Gesichtpunkt, was getan werden kann und muss, um eine solche Situation im Falle des nächsten Kriegs zu vermeiden und den notwendigen Widerstand zu organisieren. Das die nächsten Kriege in Vorbereitung sind, steht eigentlich außer Frage, dazu reicht ein Blick in die Meinungsmachemedien. In diesem Zusammenhang macht es aber auch Sinn über den Krieg, über die Summe gegenwärtiger Kriege und der Beteiligten nachzudenken. Der Gedanke liegt nahe, dass der III. Weltkrieg schon seit Jahren im Gang ist. Er entspricht dem Entwicklungstand der Produktivkräfte unserer Zeit und trotz aller Beteuerungen der Kriegstreiber, trotz aller Verschleierungsversuche, es liegen ihm dieselben Ziele zu Grunde, er folgt denselben Interessen wie seine zwei Vorgänger!

Hier die beiden erwähnten Kommentare:
1.)
Ja Sepp,
so ist es und die Illusion von einer unabhängigen Friedensbewegung in diesem Land ist erst einmal geplatzt. Es wäre auch schwerlich anzunehmen, dass in Zeiten sich verschärfender Widerspruche und damit verbundener Auseinandersetzungen, die Kräfte des Kapitals zusehen würden, wie sich ein wirkungsvolles Instrument gegen ihre Interessen entwickelt. Dabei steht es einem Staat wie der Bundesrepublik gut zu Gesicht, wenn es so etwas wie eine Friedensbewegung gibt, dieses bedeutet aber lange noch nicht, dass nicht versucht wird Einfluss auf die Entwicklung einer solchen Bewegung zu nehmen. Das sich diese Friedensbewegung gerade in einem Krieg wie den gegen Libyen entzaubert, verwundert zwar etwas, aber ist auch nicht schlecht, da es taugt die Hoffnungen zu zerstört, welche sich mit dieser Bewegung verbinden. Letztlich wird zerstörte Hoffnung neues Suchen zeugen, um Interessen zu Artikulieren, um Friedenswillen den nötigen Nachdruck zu verleihen.

Und machen wir uns doch nichts vor, sicher gab es genügend Menschen, welche auf ein klares Wort, verbunden mit den Aufruf zu entsprechenden Aktionen, von dieser Bewegung, gewartet haben. Aber es war keiner da, es war keine politische Kraft da, welche sich den Hut aufgesetzt hätte und die notwendigen Proteste organisiert. Jene, welche zu Proteste aufgerufen haben sind zu unbedeutend und jene, welche durchaus bedeutend genug gewesen wären, haben sich zurückgehalten, gar kontraproduktiv agiert.

Dabei liegt es auch an uns, Zusammenhänge aufzuzeigen, das Versagen anzuprangern und Hintergründe aufzudecken. Das System des Kapitals entzaubert sich selbst, wie dieses ins Bewusstsein der Menschen dringt und ihr bewusstes Sein beeinflusst, liegt letztlich auch an uns! Wobei zu bemerken wäre, erfolgreich kann ... nur eine Friedensbewegung sein, welche die Ursachen von Kriegen bekämpft und sich nicht nur mit zu führenden und geführten Kriegen und deren Folgen befasst, so wichtig letzteres auch ist! 

Gruß

Die von Dir kritisierte Friedensbewegung hat bewiesen, dass sie ein integraler Bestandteil im Funktionsmechanismus des Systems des Kapitals in seiner höchsten Ausprägung, welches beständig Auseinandersetzungen bedingt und Kriege hervorbringt, ist! Und den Beweis dafür hat sie selbst erbracht! 

2.)        -geschrieben auf eine Antwort zum ersten Kommentar-

„AG Friedensforschung, Veranstalter des Friedenspolitischen Ratschlags“ und so wurde eben ein Ratschlag gegeben, welcher letztlich nicht gegen den Krieg war, ihn relativierte und in seinem Ausmaß kritisierte. Ja Sepp, ich gebe zu, dass ich falsch liegen kann, aber nicht muss, vielleicht habe ich meine Aussage auch etwas zu absolut formuliert, kann sein, muss aber nicht. In jedem Fall gab es keine wirkungsvolle Friedensbewegung welche gegen den Krieg in Libyen angetreten ist!

Und so sind sie orientierungslos und irren umher, nicht wissend was sie tun sollen, weil Zweifel tief verankert wurden, weil ihnen beigebracht wurde in Schemen zu denken, schwarz und weiß, gut und böse, Diktator und Demokrat etc. hatten wir an anderer Stelle schon. Ja, auf einmal passt nicht mehr alles zusammen, da tauchen Widersprüche auf, da gibt es doch einen bösen Staatslenker, den gilt es zu vertreiben, das Volk zu befreien, es mit Demokratie zu segnen! Dann kommt noch dazu, das eine gewisse Gewohnheit eingesetzt hat, an das führen von Kriegen, die Gesellschaft seit Jahren militarisiert wird, allmählich, nicht alles auf einmal, so nach und nach, damit es nicht so auffällt, wird die Dosis allmählich erhöht und auf einmal hat man eine Waffe in der Hand und marschiert!

Nun, es lohnt sich schon über die Ursachen des Versagens der Friedensbewegung im Zusammenhang mit dem NATO Krieg in Libyen nachzudenken, ich werde es weiter tun!

Nächtlichen Gruß

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