Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Freitag, 23. März 2012

Lohndumpingmesse in Quedlinburg!

300 waren geladen, 295 sind gekommen, davon 209 umsonst!
So die „positive“ Bilanz der letzten Arbeitskräfteschau in Quedlinburg! Genau genommen waren es acht Teilnehmer, dieser Ware Arbeitskraftbeschauung, welche erfolgreich eine Arbeit aufnehmen konnten, da noch zu führende Gespräche maximal als Weg zum notwendigen Verkauf der eignen Arbeitskraft gesehen werden können. Das auf der Arbeitskräftebeschauung, über welche in der MZ (Quedlinburger Harzbote) vom 23.03.12 auf Seite 9 berichtet wird, vorwiegend Zeitarbeitsfirmen präsent waren, ist wenig verwunderlich und liegt wohl im Trennt der Vermarktung von Arbeitskräften. Veranstaltet wurde das Ganze von der Kommunalen Beschäftigungsagentur (Regionaler Hartz IV-Verwalter) schon öfter und es wird den Geladenen wohl schwerlich möglich gewesen sein, sich diesem rituellen Akt der Arbeitskraftbeschauung zu entziehen. So nahm dann auch die überwiegende Zahl der Geladenen teil.
Die Plätze an den „Tischen der elf Zeitarbeitsfirmen“ waren gut besetzt und auch wenn die Gespräche für die überwiegende Zahl der Arbeitskraftverkaufenwollenden ohne Erfolg waren, wird doch von Erfolg gesprochen. Denn „„wenn 80 Prozent unserer Kunden wirklich klare Vorstellungen haben und auch motiviert sind, dann ist das für uns ein Erfolg“, sagt die Teamleiterin Arbeitgeber-Service bei der Kommunalen Beschäftigungsagentur (Koba) des Landkreises Harz.“ Nicht die Vermittelten Tätigkeiten zeugen vom Erfolg, dazu sind es letztlich auch zu wenig, sondern die Gefügigkeit der Arbeitskraftverkaufenden, deren klare Vorstellungen und Motivation! Und so kamen über 80% der Geladenen, gut motiviert, von Vorstellungen getrieben, der Angst vor Sanktionen gehorchend, „vorbereitet“ mit „Lebenslauf oder Bewerbungsmappen“ zum Gespräch. Die meisten der Arbeitskraftverkaufenmüssenden allerdings erfolglos, eventuelle Hoffnungen zerstört, Illusionen vernichtet, den Zwängen letztlich gehorchend!
Dass im MZ-Beitrag „Hilfe bei der Jobsuche“ Beispiele für „Arbeitssuchende“ angeführt werden, welche hoch motiviert sind, versteht sich von selbst, genauso wie der Verweis auf die verschiedensten Qualifikationen, welche manch einer oder eine im Laufe der Zeit erworben hat und zu erwerben bereit ist. Das dabei die Bereitschaft besteht, fast jede Arbeit auszuführen, muss eigentlich nicht gesondert erwähnt werden, trägt aber auch nicht unbedingt zum Erfolg bei.

Erfolgreich hingegen scheinen Zeitarbeitsfirmen zu sein, welche ihr Reservoir an zu verleihenden Arbeitskräften beständig auffüllen und erweitern müssen. Letzteres liegt sicher nicht daran, dass viele der Zeitarbeiter in reguläre, normale Arbeitsverhältnisse gewechselt sind, sondern eher daran, das die Fluktuation entsprechend hoch ist. Das kann daran liegen, dass die Bezahlung weit unter dem anderer Beschäftigter in den mietenden Betrieben liegt, die Arbeitsbedingungen oft schlechter sind, der Aufwand dafür höher und die Möglichkeit entlassen zu werden größer. Aber Zeitarbeit liegt im Trend und so mancher reguläre Arbeitsplatz ist schon lange Zeitarbeitsplatz, gelegentlich mit denselben Beschäftigten. Das sich Zeitarbeitsfirmen dabei spezialisieren und auf bestimmte Berufsgruppen und Industriezweige konzentrieren, ist nicht verwunderlich, kann so doch die Effizienz eigenen wirtschaftlichen Treibens (Handel mit der Ware Arbeitskraft) erhöht werden. Wenn solche Firmen dann noch in „einen Umkreis von 50, 60 Kilometern“ agieren, bleiben sie im „Tagespendlerbereich“ und es fallen keine zusätzlichen Kosten für die Unternehmen an. Für die Bewerber ist wichtig, dass sie Auskunft erteilen können, über welche Qualifikationen sie verfügen, aber vor allen ob sie mobil sind, denn „Mobilität ist schon ein entscheidender Faktor“. Für die Arbeitskraftverkaufenmüssenden (allgemein und fälschlicherweise als Arbeitnehmer bezeichnet) ein nicht unerheblicher Kostenfaktor, welcher in der Regel mit niedrigeren Löhnen vergolten wird. Gleicher Lohn für gleiche Arbeit, ist ein lang gehegter Traum in diesem Lande und gerade ein System von Zeitarbeitsfirmen sorgt dafür, dass die Löhne weiter gedrückt werden und so das Realeinkommen immer weiter sinkt.
Da die Zahl der Teilnehmer, ob nun freiwillig, illusionär der Hoffnung auf Arbeitskraftverkauf, oder zwangsweise der Angst vor Sanktionen folgend, hoch war, wird von Erfolg gesprochen, auch wenn gerade einmal acht (in Zahlen 8) eine „Arbeitsaufnahme“ vermelden konnten. 86 weiterführende Gespräche wurden vereinbart, wie erfolgreich diese sein werden, kann noch nicht gesagt werden, wobei eine Bilanz „in der kommenden Woche gezogen werden“ soll, denn „dann lädt die Koba in Halberstadt zur Zeitarbeitsmesse ein.“
Für die meisten Teilnehmer hingegen war diese Veranstaltung ohne Erfolg, oder der Erfolg beschränkt sich darauf, nicht von eventuellen Sanktionen fürs Nichterscheinen betroffen zu sein. Erfolgreich war diese Veranstaltung sicher für die Koba, deren Druck auf ihre „Kunden“ erfolgreich war, in dem viele zur Messe erschienen und natürlich für die Zeitarbeitsfirmen, welche durch solche Aktionen gefördert werden. Gefördert werden aber auch der Abbau klassischer Beschäftigungsverhältnisse und deren Ersatz durch Zeitarbeitsverhältnisse und die damit verbundene Lohndrückerei! Unterm Streich werden mit solchen Aktionen nicht Menschen gefördert, welche auf Hartz IV angewiesen sind, sondern Unternehmen, welche Leiharbeit nutzen, um eigenes Personal abzubauen und Lohnkosten zu sparen. Billiglohnland Deutschland, die Konsequenzen solcher Bestrebungen sind den meisten Aktöhren und deren Helfern, auf Grund ihrer Kurzsichtigkeit, fremd und spielen somit auch keine Rolle.  
Leider ist der gegenständliche Beitrag nicht auf der Internetseite der MZ zu finden. 

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