Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Donnerstag, 2. August 2012

Zum geplanten Verkauf des Kurzentrums Bad Suderode

Am 01.08.2012 fand sich ein Leserbrief in der MZ welcher sich mit dem Privatisierungsvorhaben Kurzentrum Bad Suderode beschäftigt. Auf Grund dieses Leserbriefs schrieb ich folgenden Leserbrief an die MZ und sendete ihn per E-Mail ab. Nun bin ich gespannt, ob er Veröffentlichung finden wird. Hier der Gegenstand und mein Leerbrief:
Zum Leserbrief von Thomas Poost in der MZ vom 01.08.2012 Seite 14
Zum geplanten Verkauf des Kurzentrums Bad Suderode
Der letzte Satz ist treffend, ohne „sollte“, „ist das ganze Gerede von Freiheit und Demokratie keinen Pfifferling wert!“ Worte werden viel gewechselt, allein Taten sprechen für sich! Und so ist der Rat der Stadt Quedlinburg, jedenfalls eine Mehrzahl seiner Mitglieder, dem naiven Glauben von der alternativlosen Alternativlosigkeit gefolgt. Dabei müsste eigentlich jedem klar sein, dass Alternativlosigkeit immer bemüht wird, um politisch etwas durchzusetzen, was für die Bevölkerung im allgemeinen nicht gut ist! Zum anderen soll Alternativlosigkeit implizieren, das es keinen Sinn macht nach anderen Alternativen zu suchen. Einseitige Betrachtungsweise wird gleich mitgeliefert und dem naiven Volksglauben an die Allmacht des Geldes untergejubelt. Das im Falle des Kurzentrums gerade auch davon Gebrauch gemacht wird, die Schuldenglocke zu läuten, ohne die Ursachen zu benennen, ist genauso typisch für solche Fälle, wie das Wecken der Illusion, das sich mit einen Verkauf das Schuldenproblem lösen würde. Nicht zu verstehen das Herr Poost vermeint Investitionen am Schlossberg ins Spiel bringen zu müssen. Äpfel mit Birnen zu vergleichen ist wenig Hilfreich, genau sowenig wie die dahinterstehende Illusion, diese Mittel könnten in Richtung Kurzentrum umgeleitet werden. Zurecht hingegen wird die Bedingungslosigkeit des Verkaufs kritisiert, über deren Folgen die zustimmenden Ratsherren nicht nachgedacht haben. Aber auch diese Kritik greift zu kurz, denn das Vorhaben ist ganz abzulehnen! Denn wie sich das Kurzentrum auch immer darstellt und vor allen wie es dargestellt wird, gesamtwirtschaftlich betrachtet ist das Ergebnis seines Bestehens alles andere als Verlustträchtig. Unterm Strich erfüllt es seinen Zweck, denn wurde es nicht gebaut um die Wirtschaft vor Ort anzukurbeln? Letztlich wurde damals doch nur aus diesem Grund auf den Bau eigener Übernachtungsmöglichkeiten verzichtet! Dieser Verzicht hatte entsprechende Investitionen zur Folge, welche mit einen Verkauf übrigens genauso in Frage gestellt werden, wie es im Falle einer Schließung ist. Dabei ist nicht einmal Sicher ob der Verkauf keine Schließung zur Folge hat, da er immerhin bedingungslos erfolgen soll, was im Extremfall nichts anderes bedeutet, dass der Investor das nimmt, was er gewinnträchtig ohne viel Aufwand verwerten kann, zum Beispiel die Quelle. Immerhin geht es Investoren darum von der Investition zu profitieren, also keine Verluste zu machen, was gerade auch an der Therme in Thale zu sehen ist, wo die Hälfte der Investition vom Land getragen wurde und sich die Kommune verpflichtet dreißig Jahre lang jedes Jahr den Betrieb der Terme mit fast einer halben Millionen Euro zu bezuschussen. Übrigens hatte der jetzige Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt in der Diskussion um diese Terme schon zugesagt, dass das Land eine Privatisierung des Kurzentrums unterstützen würde. Vielleicht auch mit der Hälfte der vom Projektentwickler veranschlagten Investitionssumme und wenn sich die Stadt dann noch verpflichtet einen jährlichen Zuschuss zu zahlen, … wer würde unter diesen Bedingungen nicht investieren? Aber wie schon geschrieben, das Kurzentrum ist gesamtwirtschaftlich betrachtet ein Erfolgsmodel für regionale Wirtschaftsförderung, allein die Stadt Quedlinburg kann sich eine solche Förderung allerdings nicht leisten, nach dem sich das Land im Vorfeld der Gemeindegebietsreform zurückgezogen hat. In einer gesamtwirtschaftlichen Betrachtung ist vor allen auch die Einbindung des Kurzentrum in der Region, die Folgeinvestitionen und die daraus resultierenden Steuereinnahmen, von denen der geringst Teil der Stadt Quedlinburg zugute kommt, zu berücksichtigen. Und was spricht dagegen, wenn von den so generierten Steuereinnahmen ein Teil wie in den Jahren vor dem Rückzug des Landes an die Quelle zurückfließt? Übrigens würden auch diese Einnahmen in Folge einer Privatisierung rückläufig sein und das liegt in erster Linie nicht an den Abschreibungen des Investors, sondern eher an rückläufigen Umsätzen der Übernachtungsbetriebe. Was der Fall sein wird, wenn eigene Übernachtungsmöglichkeiten für das Kurzentrum gebaut werden, da kaum davon auszugehen ist, dass ein Investor für die neuerrichteten Kapazitäten die Gäste gleich mitbringt. Traurig eigentlich, dass es nur einige Mitarbeiter des Kurzentrum vors Rathaus geschafft hat und nicht auch ein Teil der über 700 Beschäftigten welche in gewissem Maße vom Kurzentrum abhängig sind. Von den Geschäftsleuten ganz zu schweigen, welche mittels Kurzentrumsbetrieb über Jahre subventioniert wurden und werden. Wenn Privatisierungsvorhaben wie dieses genau betrachtet werden, so geht es hier um Subventionsverteilung, was über Jahre hinweg regionalen Unternehmen zugute kam, soll nun einem überregionalem Investor zugute kommen, welcher im seltensten Falle einen Bezug zu unserer Region hat.
Eine Alternative zur alternativlosen Alternative könnte somit sein, dass das Land Sachsen-Anhalt in seine ursprüngliche Verantwortung zurückkehrt, die notwendigen Sanierungen am Objekt durchführt, das Kurzentrum wie gehabt weiter betrieben und die Stadt Quedlinburg entlastet wird. Dabei war es durchaus ein geschickter politischer Schachzug der Landesregierung, um eine Privatisierung des Kurzentrums voranzubringen, sich aus ihrer Verantwortung zu ziehen und der Stadt Quedlinburg den schwarzen Peter zuzuschieben. Das eine solche Vorgehensweise verfängt und so mancher leichtgläubige Zeitgenosse ins entsprechende Horn stößt, ist dann doch etwas traurig, aber nicht ungewöhnlich. Dabei sollte auch nicht vergessen werden, dass Parteien und ihre Kandidaten in Parlamente gewählt werden, was letztlich mit Sachkompetenz wenig zu tun hat!

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