Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Sonntag, 5. Mai 2013

Haltet den Dieb, er hat mein Messer im Rücken! Diesem ...

Haltet den Dieb, er hat mein Messer im Rücken! Diesem Kredo folgt zumindest die heutige Überschrift „Todesurteil für Bar 2.0“ in der MZ, zu einem Beitrag zur Kündigung des Pachtvertrages des Kneipers im Kulturzentrum Reichenstraße in Quedlinburg durch den Dachverein. Der Kneiper hatte, nachdem ihm der Pachtvertrag gekündigt wurde, auf Facebook eine Kampagne gegen das Kulturzentrum, den Trägerverein, dessen Ratsversammlung, dem Vorstand und dem Geschäftsführer gestartet. 
Lange wurden die Weiten des Internets, in ihrer beschränkten und manipulierbaren Facebookform nicht verlassen, doch nun haben sich Pächter und Unterstützer entschieden eine breitere Öffentlichkeit mit den Vorgängen um die Kündigung eines Geschäftsvertrages zu beglücken. Das sich in diesem Zusammenhang auch einige wenige Politiker für die Interessen des Gekündigten vereinnahmen lassen, steht außer Frage, soll hier aber nicht weiter hinterfragt werden. Zum Vorgang selbst gäbe es einiges zu schreiben, was allerdings in die Irre führt, wenn die Verhältnismäßigkeit von Verein und Kneipe nicht berücksichtigt wird.  
In diesem Zusammenhang sollte berücksichtigt werden, auf welchem Fundament der gastronomische „Erfolg“ des gekündigten Betreibers der Gaststätte im Kulturzentrum beruht. So wurde durch dem Pächter ein Kundenstamm übernommen, wobei in Folge des Betreiberwechsels Gäste aus verschiedenen Gründen fern blieben und neue hinzugewonnen wurden. Was allerdings in solchen Fällen nicht ungewöhnlich ist.
Bei Neuabschluss des Pachtvertrages wurde die Pacht um 50,-€ im Monat erhöht und belief sich seitdem auf 550,-€. Diese Pacht enthält nicht nur die Raummiete, sondern auch die Kosten für Gas, Wasser, Strom, Heizung, übernommene Einrichtung usw. usf. Denn alles was die Einrichtung einer Kneipe teuer werden lässt, (Kücheneinrichtung, Tische, Stühle, Tresentechnik, aber auch Geschirr, Gläser, usw. waren vorhanden und wurden in Nutzung übernommen. Letztlich hat der gekündigte Betreiber die Kneipe „nur“ renoviert und damit ein anderes Aussehen, seinen Vorstellungen entsprechend, gegeben.
Und einmal davon abgesehen, dass Gegenstände sowie Technik sich verbrauchen, repariert oder ersetzt werden müssen, waren seinerseits keine weiteren Investitionen nötig. Was die Einrichtung und Übernahme einer Gaststätte kosten kann, wird er wohl erst nach der Kündigung, auf der Suche nach einer Alternative, erfahren haben, woraus sich wiederum seine unrealistischen Forderungen ergeben, von welchen die Vertreter des Vereins allerdings aus der Presse erfuhren.
Nebenbei bemerkt, deckt die Pacht nicht einmal die Kosten für Energie, Gas, Wasser und anderer beständig anfallenden Aufwendungen. Wenn zu Veranstaltungen im Haus auf die Getränke des Kneipers zurückgegriffen wurde, so wurden diese für ihn von Mitarbeitern und Ehrenamtlichen des Hauses verkauft. Sein Aufwand beschränkte sich darauf die erforderlichen Getränke zu bestellen und bereit zu stellen. Nach Abrechnung erhielt der Verein einen Anteil, welcher zur Finanzierung kultureller Veranstaltungen genutzt wurde.
Eigentlich ideale Voraussetzungen für das Betreiben einer Kneipe, vom Trägerverein nicht nur subventioniert, sondern auch befördert, war der gekündigte Kneiper nicht bereit im Interesse des Vereins zu kooperieren und verletzte zudem wiederholt die Hausordnung. Diese Verletzungen waren vielschichtiger Natur und basierten in erster Linie darauf, dass der gekündigte Pächter der Ansicht war, dass sein Verantwortungsbereich an der Kneipentür endete. So wurde z. B. gegen das allgemeine Rauchverbot verstoßen, nach Kneipennächten oft nicht saubergemacht, so das auf der Straße, im Foyer, sowie im Hof und Treppenturm sich nicht nur Zigarettenkippen und Scherben von Bierflaschen fanden, sondern auch anderes, was so liegen und fallen gelassen werden kann, wenn es nicht mehr benötigt wird. Diese Hinterlassenschaften wurden dann meistens von Mitarbeitern des Hauses beseitigt.
Weiter war zu beobachten, dass im Laufe der Zeit die Kneipe immer weniger von Besuchern der Veranstaltungen im Haus wahrgenommen wurde. So ließen Besucher von Veranstaltungen im Kulturzentrum immer seltener den Abend nach einer Veranstaltung in der Kneipe ausklingen. Das Publikum der Kneipe wandelte sich und von 19:00 bis 22/23:00 Uhr waren oft nur einige wenige Stammgäste anzutreffen. Ich hatte Gelegenheit dieses über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Kulturelle Veranstaltungen fanden in der Kneipe immer seltener statt, es sei denn, Veranstalter war das Kulturzentrum im Rahmen des Schülercafes am Nachmittag. Das Interesse des Kneipers lag letztlich nur noch im Bierverkauf, was das Entgegenkommen von Seitens des Dachvereines nicht mehr rechtfertigte. Die auf Facebook vom Kneiper losgetretene Kampagne, welche der Öffentlichkeit nur unter bestimmten Voraussetzungen zugänglich ist, zeugt somit in erster Linie von der tiefen Zerrüttetheit des Verhältnis von Verein und Pächter, was die Kündigung im Nachhinein noch unter einen etwas anderem Blickwinkeln rechtfertigt. Auch in diesem Fall vermeint der Pächter alles unternehmen zu müssen, um seine wirtschaftlichen Interessen (und um etwas anderes geht es hierbei nicht) auf Kosten des Verseins durchzusetzen, ohne die objektiven Befindlichkeiten zu berücksichtigen. Wie in vielen Fällen vordem, suchte er, trotz verbaler Verkündigung, nicht das Gespräch mit dem Vorstand, sondern hielt seine konfrontierende Position bei. Wenn es in der Vergangenheit Gespräche gegeben hat, so ging die Initiative vom Geschäftsführer, dem Vorstand und/oder Vorstandsmitgliedern aus.
Da Geschäftsführer und Vorstand bedauerlicher Weise vom Instrument der schriftlichen Abmahnung gegenüber dem Pächter keinen Gebrauch gemacht haben, wurde sich im Januar für eine vertragsgerechte und fristgemäße Kündigung entschieden, welche letztlich auch nicht gesondert begründet werden muss.
Abschließend wäre noch festzustellen, genauso wie dem Pächter seine konfrontative Haltung zum Verein in diese Situation gebracht hat, er oft nicht einmal der Verantwortung als Betreiber der Kneipe gerecht wurde und wiederholt gegen die Hausordnung verstoßen hat, genauso wird diese Vorgehensweise einen Neustart in der Gastronomie für ihn erschweren.
Als der Geschäftsführer mit dem Vorstand gemeinsam dem Pächter die Kündigung übergab, beendete dieser, auf Grund ausgesprochener Drohungen gegen den Vorstand, (auf Nachfrage relativierend gegen den Verein), das Gespräch relativ schnell. Auch in diesem Fall entschied er sich nicht für eine kooperative Vorgehensweise, sondern wie sooft in der Vergangenheit für Konfrontation.  Dabei scheut der gekündigte Pächter nicht vor Falschaussagen, Lügen und Halbwahrheiten zurückt. Im Zuge der von Ihm gestarteten Unterschriftensammlung wird von Sammlern sogar von einer Schließung des Kulturzentrums orakelt. Letztlich zeigt aber auch diese Auseinandersetzung, dass die Kneipe eigentlich das Schaufenster des Kulturzentrums sein sollte, als solches zum Teil zwar noch wahrgenommen wird, dieser Funktion seit längerem aber nicht mehr gerecht wird. Fest steht, dass es weiter geht, vor allem auch mit einem reichhaltigeren kulturellen Angebot in den frühen Abendstunden.    

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