Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Donnerstag, 31. Oktober 2013

Gedenken an einen großen Reformator – Thomas Müntzer –

Heute (31.10.13) ist Feiertag, Reformationstag und die Reformationsbewegungen an der Schwelle zur Neuzeit haben ihre Spuren hinterlassen. Dabei wird bei der Spurensuche durchaus sondiert und die Spuren in den Vordergrund gestellt, welche dem eignem Interesse dienlich sind. Da passt es heutzutage nicht unbedingt einen Reformator wie Thomas Müntzer zu ehren, eher wird bei Martin Luther stehen geblieben, mit welchem dessen Zeitgenosse Hieronymus Höltzel in seiner Schrift „Hoch verursachte Schutzrede und antwwort wider das Gaistlose Sanfftlebende fleysch zu Wittenberg“ abrechnete. Wie anderes auch, ist diese Streitschrift im Kontext ihrer Zeit zu sehen, sie ist auf dem Höhepunkt der Reformation, am Vorabend der Bauernkriege verfasst worden. Müntzer und seine Mitstreiter gingen mit ihren Vorstellungen von der Reformation weit über die Luthers hinaus, sie strebten die Befreiung des Volkes von seiner Knechtschaft an. Müntzer gehört zu den radikalen Kräften, welche nach 1521 weit über die Reformation Luthers hinausgingen und „sie stießen bis zu den revolutionären Konsequenzen einer Veränderung auch der weltlichen Herrschaft vor. In nur knapp fünf Jahren wurden neue Ideen hervorgebracht und zahlreiche Kräfte für den Kampf gegen die geistlichen und weltlichen Feudalgewallten mobilisiert. In dieser Zeit reifte auch Thomas Müntzer zum Prediger, Theologen und Streiter für die Revolution, für die Sache des „gemeinen Mannes“.“
In keinem Fall ist die historische Leistung Luthers zu schmälern, an der Schwelle zu einer neuen Zeit hat er Bahnbrechendes geleistet, nur sind Müntzer und seine Mitstreiter weit über dieses hinausgegangen und haben den Weg in eine neue Gesellschaft gewiesen. Am Rande sei aber auch daran erinnert, das Müntzer vor Luther in deutscher Sprache gepredigt hat. Somit gedenke ich heute am Reformationstag dem großen deutschen Reformator und Revolutionär Thomas Müntzer! 

Nachgedanke (01.11.2013):

Sonntag, 20. Oktober 2013

Hinweis: KONFERENZ

Am 09.11.2013 findet in Frankfurt am Main eine Konferenz zum Thema „Realität und Ideologie, -Heimat, Volk, Nationalstaat, Supranationalität, Nationalismus, Patriotismus, Internationalismus- zwischen Fortschritt und Reaktion“ statt. Weiter Informationen finden sich auf der Seite des Bundesverbandes und im als PDF hinterlegten Informationshandzettel. 
Im Handzettel heißt es unter anderem: „Mit unserer Konferenz wollen wir einen Beitrag zur „Richtigstellung der Begriffe“ leisten, Geschichtsklitterung, Mythenbildung und vergifteten Ideologien entgegentreten.“ 

Dienstag, 15. Oktober 2013

Spiel mit Ängsten u. manipulierten Gefühlen - DIE Mittel der Politik

In der Mailingliste der Freidenker fand ich heute folgenden Text:

Spiel mit Ängsten u. manipulierten Gefühlen - DIE Mittel der Politik

Hallo,
nach längeren Einsichten in den Ablauf von "Bildungsmaßnahmen" sowie in die aktuelle "große" und die lokale Politik, komme ich zu folgenden Schlussfolgerungen:
Es ist ein durchgängiges Programm in diesem Land Menschen zu manipulieren und zu "orientieren" über das Schüren von Ängsten:
·        Angst vor Veränderungen,
·        Angst vor Existenzverlusten,
·        Angst vor Abstieg in der sozialen Stellung,
·        Verlustängsten der verschiedensten Art,
·        Angst vor dem Tode  u.ä.
Damit verbunden ist das Verdrängen / Abwerten von Vernunft / Verstand / Wissen und das Betonen irrationaler Annahmen / Unterstellungen / Vorurteilen z.B. mit Esoterik, Astrologie, Religion, " Heimat ", " heile Welt ", " gute alte Zeit " usw.
Das beginnt von frühester Kindheit an mit einer (vielleicht unbewussten) Konditionierung durch die Ängste der Eltern, Mutter / Vater / Verwandtschaft, die sich so schon auf die Kinder überträgt.
Setzt sich fort in der Schule und in der Ausbildung mit der klaren Maßgabe
" Bildung muss als erstes meine soziale Stellung erhalten und festigen / ausbauen "
dem folgen krampfhaft Kultusminister, Schulbehörden und angepasste Lehrer.
Das Bildungsziel (wenn man das auch nicht so offen darlegt) dient nicht zuerst dem Ziel eigenständiges Wissen und selbständiges Denken, sondern dem "artigen" Nachsprechen von vorgekauten und passenden Bildungshäppchen.
(V. Ebert z.B. meinte: "Bei Mathe und Physik muss man etwas VERSTEHEN bzw. verstanden haben, in den übrigen Fächern kann man sich mit auswendig - lernen durchmogeln.") Und das Schlimme ist, viele Lehrer werten das so nur nachgesprochene Wort als Beleg für erreichtes und verstandenes Wissen!!
Weiter unterliegen wir alle konzertierten, abgestimmten Aktionen durch die Medien (viele überregionale und lokale Zeitungen, tendenziöse Zeitschriften, das Privatfernsehen, aber auch zunehmend die öffentlich - rechtlichen Sender, die Bertelsmann - Gesellschaft, ....) durch Vorgabe von gewünschten Argumentationsmustern, und genehmen Schlussfolgerungen / Slogans, griffige einfache Losungen
o       ("Wachstum schafft Arbeitsplätze",
o       "Leistung muss sich lohnen",
o       "das Boot ist voll",
o       "Sozialschmarotzer",
o       "die faulen Griechen",
o       "Es muss sich rechnen",
o       "Leistung aus Leidenschaft",
o       "Ich bin doch nicht blöd!"
o       "BILD dir (d)eine Meinung!"  usw.)
Wissenschaft und Fachkenntnisse werden abgewertet bis lächerlich ("Eierköpfe", "Spinner", "Fachidioten") gemacht, letztes Beispiel die Diskussionen um den Klimawandel ("die Wissenschaftler sind sich selbst nicht sicher, die korrigieren ja ständig ihre eigenen Aussagen!" Es zeigt sich ein Unverständnis des unendlichen Erkenntnisprozesses (weil auch viele "Philosophen" damit nicht einverstanden sind und undialektische Positionen propagieren), dagegen wird nicht der Wert von relativen Wahrheiten erkannt und gewürdigt für relativ gesicherte Erkenntnisse.
Bestes Beispiel sind auch viele Wirtschafts- "Wissenschaftler" (zum x - ten Male mit einem Wirtschafts- "Nobelpreis" fälschlicherweise dekoriert), da wird trotz der vielen falschen Prognosen und den katastrophalen Wirtschaftskrisen und Pleiten unbeirrt an der neoliberalen reinen Wirtschaftslehre (eher auch eine Form von Glaubensbekenntnis!) festgehalten.
Tausenden Studenten der BWL und VWL werden nach wie vor mit diesem Blödsinn dauerhaft vergiftet und ihre Gehirne mit diesem falschen, Existenz bedrohendem Gewinn - Denken verkleistert.
Es zeigte sich aus der letzten Wahl, wie wirksam das Spiel mit den Ängsten funktionierte.
Viele Menschen können und wollen nicht bei ihrer Wahlentscheidung nachdenken, man macht sein Kreuzchen aus einem Bauchgefühl heraus. (Erhalt meiner sozialen Stellung, welche Person / Partei verspricht das am ehesten?)
"keine Experimente!", "weniger Ausländer", "was man hat, das hat man!"
Viele Frauen haben Frau Merkel gewählt, weil, "sie ist doch eine Frau und schon deshalb steht sie uns nahe!"

Montag, 14. Oktober 2013

Die Welt, ein Komplex von Prozessen!

Der große Grundgedanke, dass die Welt nicht als ein Komplex von fertigen Dingen zu fassen ist, sondern als ein Komplex von Prozessen, worin die scheinbar stabilen Dinge nicht minder wie ihre Gedankenabbilder in unserm Kopf, die Begriffe, eine ununterbrochene Veränderung des Werdens und Vergehens durchmachen, in der bei aller scheinbaren Zufälligkeit und trotz aller momentanen Rückläufigkeit schließlich eine fortschreitende Entwicklung sich durchsetzt – dieser große Grundgedanke ist, namentlich seit Hegel, so sehr in das gewöhnliche Bewusstsein übergegangen, dass er in dieser Allgemeinheit wohl kaum noch Widerspruch findet. Aber ihn in der Phrase anerkennen und ihn in der Wirklichkeit im einzelnen auf jedem zur Untersuchung kommenden Gebiet durchzuführen, ist zweierlei. Geht man aber bei der Untersuchung stets von diesem Gesichtspunkt aus, so hört die Forderung endgültiger Lösungen und ewiger Wahrheiten ein für allemal auf; man ist sich der notwendigen Beschränktheit aller gewonnenen Erkenntnis stets bewusst, ihrer Bedingtheit durch die Umstände, unter denen sie gewonnen wurde; aber man lässt sich auch nicht mehr imponieren durch die der noch stets landläufigen alten Metaphysik unüberwindlichen Gegensätze von Wahr und Falsch, Gut und Schlecht, Identisch und Verschieden, Notwendig und Zufällig; man weiß, dass diese Gegensätze nur relative Gültigkeit haben, dass das jetzt für wahr Erkannte seine verborgene, später hervortretende falsche Seite ebensogut hat wie das jetzt als falsch Erkannte seine wahre Seite, kraft deren es früher für wahr gelten konnte; dass das behauptete Notwendige sich aus lauter Zufälligkeiten zusammensetzt und das angeblich Zufällige die Form ist, hinter der die Notwendigkeit sich birgt – und so weiter.
Quelle:

Donnerstag, 10. Oktober 2013

Die Welten der Unterordnung – Gedanken zu einer Ausstellung – zwei

2.)        In der Blasiikirche in Quedlinburg findet sich eine Ausstellung von Josefh Delleg, sie ist Überschrieben mit „Unter Ordnung“! Die Blasiikirche, eigentlich geprägt von schlichten norddeutschen Barock, insbesondere durch das Kirchengestühl aus dem beginnenden 18 Jahrhundert, wird nun auch noch geprägt von schlichtem neuzeitlichen und von Vorurteilen geprägten, Kleesches bedienenden Denken!
Lautsprecher sollen Unterordnung unter das gesprochene Wort symbolisieren, Zettel die Unterordnung unter das geschriebene Wort und wortwörtlich wird die Gegenwart in diesem, unserem Land ausgeklammert, ... nein sie findet sich zum Teil zwischen den Exponaten. Das eine Medium findet sich maximal auf Augenhöhe, bei näherer Betrachtung im Bereich der Füße, das andere Medium über den Häuptern der Besucher, sofern diese nicht die Emporen erklimmen. Das Wort soll stehen für Unterordnung, nur wird der Mensch, wenn er denn geordnet, wenn er untergeordnet wird, dem Worte untergeordnet? Nein, das Wort ist Mittel zum Zweck, die Sprache ist Instrument zur Verständigung, sie ist ein verbindendes Glied, welches dem Austausch dient.
Die Ausstellung wird diesem allerdings nicht gerecht, die Vielschichtigkeit und Einsatzmöglichkeiten von Sprache werden beschränkt auf das Unterordnen von Menschen unter Menschen. Dabei hat sie zu jeder Zeit nicht nur unterordnende Bedeutung, sondern in erster Linie ordnende Bedeutung. Die Sprache ein Instrument der Ordnung und Verständigung! Um aber auch diesem Ansatz gerecht zu werden, bleibt zu fragen, in wessen Interesse geordnet wird? Denn letztlich stehen hinter jeder Ordnung, auch unterordnende Bestrebungen gehören dazu, praktische menschliche Interessen und keine ideell motivierten, wie oft suggeriert. Es sind nicht irgendwelche „Weltdeutungsmodelle“ -(diesen Begriff habe ich der Schrift „zur Eröffnung der Ausstellung“ entnommen)- welche animieren zur Tat, sondern es ist die Tat, menschlichem Interesse geschuldet, welche sich „Weltdeutungsmodelle“ schafft um sich selbst zu legitimieren. Gesellschaftliche Veränderungen werden nicht mittels „Weltdeutungsmodellen“ gezeugt, sondern mittels der praktischen, die Gesellschaft verändernden Tat, „Weltdeutungsmodelle“ taugen maximal dem Erhalt bestehender Verhältnisse, sie sind dem Glauben näher, als dem Wissen und so schwebt der in Schrift manifestierte Glaube in der Ausstellung über den Köpfen der Menschen.
Sich nun „alte“ Kommunikationsmittel zu nehmen, diese in einen Raum zu platzieren, ist letztlich nur der hilflose Versuch ein Thema zu greifen, welches selbst in seiner Einfachheit wesentlich komplexer ist, als in der Ausstellung gegenübergestellt. Dabei ist die Anordnung durchaus bezeichnend, sind die Lautsprecher doch konkret und in Funktion auf Augenhöhe und in greifbarer Nähe des Menschen, findet sich die Schrift in einem Abstand zu diesem, welcher es unmöglich macht sie zu lesen. So hat der Künstler, unterstellter Weise unbewusst, für unterschiedliche Lebensnähe gesorgt. Mit dem einen kann umgegangen, dass andere praktischerweise aber nicht genutzt werden. Was ist Menschen wohl näher? Das eine, in der Ferne, abgehoben, dem Zugriff des Menschen entrückt, den Blick auf das darüber befindliche verschleiernd und so Illusionen nährend, dass andere allgegenwärtig und greifbar! Zwischen diesen beiden Polen findet sich der Mensch des jetzt und heute, die Vergangenheit entrückt, nicht greifbar, nicht lesbar, eine andere Vergangenheit, greifbar, hörbar, der Modernität nicht entsprechend,  verfremdet, entstellt, ursächlich aber in die Zukunft weisend, weil dem Menschen nicht entrückt.
Unterordnung, Manipulation, wie sieht es heute damit aus? Und hatten diese alten Lautsprecher nicht schon in der DDR ausgedient, so dienten sie nicht der Verkündigung, aber der Information, der Nachrichtenverbreitung, wobei die Adressaten Lesen und Schreiben konnten, ja ihnen sogar ein beispielhaftes Bildungssystem zur Verfügung stand! Und wie verhält es sich mit der Schrift, mussten die Menschen nicht erst lesen können, was eine bestimmte Bildung voraussetzte, um sich ihren Inhalt zu erschließen? Wurde diese Schrift nicht gepredigt, von Menschen und warum und das lange gegenüber Menschen, welche nicht selbst lesen und schreiben konnten?

Die Welten der Unterordnung – Gedanken zu einer Ausstellung -

Zwei Versuche sich mit einer Ausstellung auseinanderzusetzen. Der erste Versuch wurde gestern geschrieben, der zweite heute:
1.)        Die Welten der Unterordnung, beschränkt und altbacken kommt sie daher, in einer Ausstellung, welche sich zurzeit in der Blasiikirche in Quedlinburg findet und unter dem Titel „Unter Ordnung“ zu sehen ist. Die MZ wartet mit einem Bericht auf und die Reaktionen im Gästebuch der Kirche zeugen von einem gespaltenen Verhältnis der Besucher zur Ausstellung. Letzteres ist nicht schlecht, sorgt diese Ausstellung doch für Pollarisierung, wobei die Gründe des für und wieder sehr verschieden sein können und es auch sind. In der Kirche liegen einige Materialien zur Ausstellung aus, wobei diese Ausstellung durchaus erklärungsbedürftig ist.
Über dem Kirchengestühl hängen an Leinen Seiten aus der Bibel, festgeklammert mit Wäscheklammern und im Chorraum vor dem Altar stehen alte Trichterlautsprecher aus der DDR, aus welchen Marschschritte und ein Lied zu hören sind. Flieg Maikäfer flieg, was schon allein aus dem Grund nicht angebracht ist, weil die DDR der bis jetzt einzige Stadt auf deutschem Boden war, welcher keinen Krieg geführt hat, keine anderen Völker überfallen und eine offensive Friedenspolitik betrieb.
Zur Ausstellung findet sich eine Schrift, vier DinA4 Seiten, überschrieben mit „Zur Eröffnung der Ausstellung“, welche mitgenommen werden kann, letztlich sich aber als ein Werk ausgeprägten Irrationalismus entpuppt. Schwarz und Weiß, Gut und Böse als die Antipoden nicht nur vergangenen Seins wird hofiert und führen zu mittelalterlichen Denkansätzen zurück. Der Hexenhammer wird zwar nicht zitiert, dafür aber der Fernseh- und Modephilosoph Sloderdijk. Der Anspruch wird hoch gedeutet und so ist zu lesen: „Die Doppelinstallation formuliert also nichts Geringeres als eine Metapher auf die allgemeine Existenzbedingung – sind doch auch wir (das Ausstellungspublikum) gleichfalls eingespannt zwischen Oben und Unten, zwischen Himmel und Hölle, zwischen die konkurrierenden Weltdeutungsmodelle und sonstige Versprechungen von Politik und Religion.“ Wo allerdings das praktische Leben der Menschen zwischen den verschiedensten „Weltdeutungsmodellen“ bleibt, bleibt offen und so ziehe ich dann doch Marx mit seiner 11 Feuerbachthese „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern, “ vor. 
Ja die Lautsprecher als Verkündungsorgan, die festgeklammerten Blätter an der Decke kommen da schon etwas ruhiger daher, setzen aber die Fähigkeit des Lesens voraus, ohne allerdings gelesen werden zu können, suggerieren Bildung als Gegenpol zum beschalt werden. Illusionen verinnerlichend, wird die Gegenwart ausgeklammert, der Schein erweckt, dass Massenmanipulation der Vergangenheit angehört und es diese nur in der vor- und nachbürgerlichen Gesellschaft gab. Aber nicht nur hier werden die eigentlichen Verhältnisse auf den Kopf gestellt, in dem den Adressaten der Bibeltexte unterstellt wird, der Schriftsprache mächtig zu sein und den Beschalten in der DDR diese Fähigkeit indirekt abgesprochen wird, obwohl bekannt sein dürfte, dass die DDR über ein beispielhaftes Bildungssystem verfügte und die Menschen auf eine hohe Allgemeinbildung zurückgreifen konnten. Die Texte der Bibel hingegen wurden in erster Linie gepredigt, wobei die Zuhörer im ausgehenden Mittelalter und zum Beginn der Neuzeit meistens Analphabeten waren. 
Dem Schreiber des Textes stört, dass die Erinnerung an die DDR bei vielen Menschen wach ist, unterstellt dieses aber einem Sein unter Manipulation und nicht den realen Lebensbedingungen der Menschen, den Erfahrungen welche gemacht und den Erkenntnissen welche im Nachhinein gewonnen wurden. Selbst Brecht wird bemüht, versucht gegen Brecht zu verwenden und aus dem Zusammenhang gerissen zitiert.

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Thesen über Feuerbach

1.) Der Hauptmangel alles bisherigen Materialismus – den Feuerbachschen mit eingerechnet – ist, daß der Gegenstand, die Wirklichkeit, Sinnlichkeit, nur unter der Form des Objekts oder der Anschauung gefaßt wird; nicht aber als menschliche sinnliche Tätigkeit, Praxis, nicht subjektiv. Daher geschah es, daß die tätige Seite, im Gegensatz zum Materialismus, vom Idealismus entwickelt wurde – aber nur abstrakt, da der Idealismus natürlich die wirkliche, sinnliche Tätigkeit als solche nicht kennt. Feuerbach will sinnliche, von den Gedankenobjekten wirklich unterschiedene Objekte; aber er faßt die menschliche Tätigkeit selbst nicht als gegenständliche Tätigkeit. Er betrachtet daher im “Wesen des Christenthums” nur das theoretische Verhalten als das echt menschliche, während die Praxis nur in ihrer schmutzig-jüdischen Erscheinungsform gefaßt und fixiert wird. Er begreift daher nicht die Bedeutung der “revolutionären”, der praktisch-kritischen Tätigkeit.
2.) Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme, ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, d. h. die Wirklichkeit und Macht, die Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit eines Denkens, das sich von der Praxis isoliert, ist eine rein scholastische Frage.
3.) Die materialistische Lehre, daß die Menschen Produkte der Umstände und der Erziehung, veränderte Menschen also Produkte anderer Umstände und geänderter Erziehung sind, vergißt, daß die Umstände eben von den Menschen verändert werden und daß der Erzieher selbst erzogen werden muß. Sie kommt daher mit Notwendigkeit dahin, die Gesellschaft in zwei Teile zu sondern, von denen der eine über der Gesellschaft erhaben ist. (Z. B. bei Robert Owen.)
Das Zusammenfallen des Änderns der Umstände und der menschlichen Tätigkeit kann nur als umwälzende Praxis gefaßt und rationell verstanden werden.
4.) Feuerbach geht aus von dem Faktum der religiösen Selbstentfremdung, der Verdopplung der Welt in eine religiöse, vorgestellte und eine wirkliche Welt. Seine Arbeit besteht darin, die religiöse Welt in ihre weltliche Grundlage aufzulösen. Er übersieht, daß nach Vollbringung dieser Arbeit die Hauptsache noch zu tun bleibt. Die Tatsache nämlich, daß die weltliche Grundlage sich von sich selbst abhebt und sich, ein selbständiges Reich, in den Wolken fixiert, ist eben nur aus der Selbstzerrissenheit und dem Sich-selbst-widersprechen dieser weltlichen Grundlage zu erklären. Diese selbst muß also erstens in ihrem Widerspruch verstanden und sodann durch Beseitigung des Widerspruchs praktisch revolutioniert werden. Also z. B., nachdem die irdische Familie als das Geheimnis der heiligen Familie entdeckt ist, muß nun erstere selbst theoretisch kritisiert und praktisch umgewälzt werden.
5.) Feuerbach, mit dem abstrakten Denken nicht zufrieden, appelliert an die sinnliche Anschauung; aber er faßt die Sinnlichkeit nicht als praktische menschlich-sinnliche Tätigkeit.
6.) Feuerbach löst das religiöse Wesen in das menschliche Wesen auf. Aber das menschliche Wesen ist kein dem einzelnen Individuum innewohnendes Abstraktum. In seiner Wirklichkeit ist es das Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse.
Feuerbach, der auf die Kritik dieses wirklichen Wesens nicht eingeht, ist daher gezwungen:
1. von dem geschichtlichen Verlauf zu abstrahieren und das religiöse Gemüt für sich zu fixieren und ein abstrakt – isoliert - menschliches Individuum vorauszusetzen;
2. kann bei ihm daher das menschliche Wesen nur als “Gattung”, als innere, stumme, die vielen Individuen bloß natürlich verbindende Allgemeinheit gefaßt werden.
7.) Feuerbach sieht daher nicht, daß das “religiöse Gemüt” selbst ein gesellschaftliches Produkt ist und daß das abstrakte Individuum, das er analysiert, in Wirklichkeit einer bestimmten Gesellschaftsform angehört.
8.) Das gesellschaftliche Leben ist wesentlich praktisch. Alle Mysterien, welche die Theorie zum Mystizismus verleiten, finden ihre rationelle Lösung in der menschlichen Praxis und im Begreifen dieser Praxis.
9.) Das Höchste, wozu der anschauende Materialismus es bringt, d. h. der Materialismus, der die Sinnlichkeit nicht als praktische Tätigkeit begreift, ist die Anschauung der einzelnen Individuen in der “bürgerlichen Gesellschaft”.
10.) Der Standpunkt des alten Materialismus ist die “bürgerliche” Gesellschaft; der Standpunkt des neuen die menschliche Gesellschaft, oder die vergesellschaftete Menschheit.
11.) Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert; es kommt aber darauf an, sie zu verändern.

Das Anonyme Ich!

Nun kommt es gelegentlich vor, dass Kommentare zu Beiträgen geschrieben werden, nicht oft, aber immerhin. Ein öfter anzutreffender Kommentator ist das Anonyme Ich, wobei dessen Kommentare sich meistens in kurzen Sätzen erschöpfen. Jüngst erhielt ich einen solchen Kommentar zu einem Beitrag, welcher eine Auseinandersetzung spiegelt, von der Art, in deren Ergebnis sich das Anonyme Ich weiter entwickelt. Dem Anonymen Ich ist dieses allerdings fremd, unter Umständen dem Umstand geschuldet, dass es sich der Tragweite und Vaterschaft solcher Auseinandersetzungen für sich selbst nicht bewusst ist.
So schrieb das Anonyme Ich zum oben verlinkten Beitrag: „Ich find es gut, was da passierte, denn Ihr Geschreibsel hat nun endlich mal Konsequenzen. Bleibt zu hoffen, dass es bald auch andere ihrer Sorte trifft.“
Das Anonyme Ich frohlockt also über die Tatsache, dass Menschen ihr Recht auf freie Meinungsäußerung genommen werden soll.
Das Anonyme Ich vermeint Konsequenzen zu erkennen, wenn die Autoritätskeule geschwungen und so eine Form der Auseinandersetzung mit nicht genehmer Meinung praktiziert wird, welche es propagierter Weise eigentlich nicht geben sollte.
Das Anonyme Ich hat Recht mit den erkannten Konsequenzen, frohlockt darüber und ist sich der Tragweite dieser für sich selbst nicht bewusst.
Das Anonyme Ich verkennt, dass es solche Konsequenzen sind, welche das Anonyme Ich hervorbringen und damit ein konkretes Wir verhindern. Denn Wir ist nicht anonym!
Das Anonyme Ich, ist ein Ausdruck für allgemeine geistige Verarmung in der Gesellschaft!
Das Anonyme Ich muss deshalb nicht geistig arm sein, es lässt sich jedoch von seinen Ängsten leiten.
Das Anonyme Ich im obigen Fall ist sicher ein anständiger Bürger, welcher kritiklos alles schluckt und verteidigt, was ihm vorgesetzt wird.  
So ist es fast zwangsläufig, dass das Anonyme Ich meistens dann erscheint, wenn Menschen sich nicht von ihren Ängsten leiten lassen und sich mit den Problemen unserer Zeit offen und ehrlich auseinandersetzen.

Montag, 7. Oktober 2013

Materialismus


Materialismus: die dem Idealismus entgegengesetzte Grundrichtung der Philosophie. Der Materialismus umfasst alle Weltanschauungen und philosophische Auffassungen, die das Primat der Materie gegenüber dem Bewusstsein anerkennen und das Bewusstsein als Sekundäres, von der Materie Abgeleitetes auffassen (Grundfrage der Philosophie). Materialismus bedeutet, die Natur und die Gesellschaft so aufzufassen, wie sie wirklich sind; die Tatsachen in ihrem eigenen, gesetzmäßigen und in keinem erdachten Zusammenhang zu untersuchen. Der Materialismus besitzt ausgeprägt antispekulativen, atheistischen und erkenntnisoptimistischen Charakter. Der konsequente Materialismus ist der dialektisch und historische Materialismus, in dem der Materialismus mit der Dialektik zu einer untrennbaren organischen Einheit verbunden ist, der nicht nur die Natur, sondern auch die Gesellschaft, das Denken eingeschlossen, dialektisch-materialistisch begreift und somit vollendeter Materialismus ist.
Der Materialismus entstand mit dem philosophischen Denken, das versuchte, die Welt auf natürliche Weise zu erklären, im Gegensatz zum religiös-mythologischen Denken, das die Welt auf das Wirken übernatürlicher Kräfte zurückführte. Daher ist der Materialismus seit seiner Entstehung eng mit der Naturerkenntnis und der Wissenschaft insgesamt verbunden und befindest sich in entschiedenem Gegensatz zu allen Formen des philosophischen Idealismus und religiösen Denkens. In der Regel ist der Materialismus geistiger Ausdruck der Bestrebungen fortschrittlicher sozialer Klassen, Schichten und Bewegungen. Die ersten materialistischen Anschauungen entwickelten sich lange vor unserer Zeitrechnung in Indien, China und Griechenland. Den Höhepunkt des antiken Materialismus bildete die Philosophie des Demokrit, der mit seiner Auffassung, dass die Welt aus Atomen, aus letzten unteilbaren Bausteinen, bestehe, die Atomistik begründete. Während des Feudalismus beherrschte Europa zwar Religion und Theologie das geistige Leben, doch gingen die Ideen des Materialismus nicht unter. Eine neue Blüte des Materialismus entwickelte sich auf der Grundlage der entstehenden kapitalistischen Gesellschaftsformation als geistiger Ausdruck der Klasseninteressen der aufstrebenden Bourgeoisie in ihrem Kampf gegen die feudale Gesellschaft und deren Ideologie. Dementsprechend war die von den bürgerlichen Philosophen geschaffene materialistische Weltanschauung eng mit der Naturwissenschaft verbunden und gegen Theologie und Religion gerichtet. Von den englischen Materialisten F. Bacon, T. Hobbes und J. Locke wurden Erfahrung, Beobachtung und Experiment als die wichtigsten Erkenntnismittel zur Erforschung der Natur angesehen. Die auf den Lehren der englischen Materialisten aufbauenden französischen Materialisten J. O. de La Mettrie, P. H. D. Holbach, C. A. Helvétius und D. Diderot entwickelten den Materialismus als philosophisches System weiter. Dieser Materialismus war vor allem an der Mechanik, der fortgeschrittensten Wissenschaft jener Zeit, orientiert. Die Welt wurde als ein zusammenhängendes System materieller Körper betrachtet, das sich in Raum und Zeit gemäß den Gesetzen der Mechanik bewegt und weder zu seiner Existenz noch zu seiner Bewegung irgendwelche übernatürlichen Mächte benötigt. Der atheistische Charakter des Materialismus kam bei den französischen Philosophen besonders klar zum Ausdruck. Die höchste Entwicklungsstufe des vormarxistischen Materialismus bildete die Philosophie L. Feuerbach und, daran anknüpfend, die der russischen revolutionären Demokraten W. G. Belinski, A. I. Herzer, N. G. Tschernyschewski u. a. Feuerbach erneuerte den Materialismus in Auseinandersetzung mir dem Idealismus der klassischen deutschen Philosophie, erweiterte und vertiefte sein naturwissenschaftliches und erkenntnistheoretisches Fundament.

Dienstag, 1. Oktober 2013

Der Freidenker Nr. 2-13 Juni 2013 ist ...

Der Freidenker Nr. 2-13 Juni 2013 ist mir leider erst heute zugegangen, das Thema ist interessant, „Kunst, Anpassung – Widerstand“, wobei ich erst den ersten Beitrag gelesen haben. Dieser Beitrag ist im Internet als PDF hinterlegt und mit „Was ist gute / fortschrittliche Kunst?“ überschrieben. Es hat Spaß gemacht ihn zu lesen, er gibt nachdenkenswerte Anregungen.
Ein interessantes und das Nachdenken anregendes aus dem Text:
… „Aus den Erledigungen des Alltags kann Selbstbewusstsein nicht entstehen, denn hier ist das Bewusstsein des einzelnen Menschen ausreichend. Er muss wissen wie was funktioniert, wer angesprochen werden muss, wann er wo wie erscheinen muss, welche Studien, Menschen und Fakten er kennen muss, um, wo auch immer, erfolgreich zu sein. Dieses Bewusstsein, das Eliten und Karrieren fördert, wird im Zeitalter des Solipsismus mit Selbstbewusstsein verwechselt, ist aber oft nur ein Wahn von Intellektuellen, die vom Ehrgeiz zerfressen werden und die ihren Intelligenzquotienten genauso bestaunen wie Fußballer ihre kräftigen Waden.
Wirkliches Selbstbewusstsein oder anders ausgedrückt, ein gattungsmäßiges Individuum
entsteht so nicht. Selbstbewusstsein braucht das homogene Medium der Kunst. Es benötigt die gattungsmäßig bewusste Perspektive. Philosophie und Kunst sind für den sogenannten subjektiven Faktor jeder revolutionären Bewegung tragende Säulen. …“