Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Samstag, 28. Februar 2015

Wahlkampf in Quedlinburg - Veranstaltungen zur Oberbürgermeisterwahl

In den letzten Tage gab es zwei Veranstaltungen mit den Kandidaten für das Oberbürgermeisteramt in Quedlinburg. Am 25.02. stand die Kultur im Mittelpunkt und am 26.02. die historische Bausubstanz und das Weltkulturerbe. Beide Veranstaltungen waren gut besucht, wobei das Foyer der Lyonel-Feininger-Galerie auf Grund seiner Größe sehr gut gefüllt war und im Saal des Palais Salfeldt noch genügend Plätze frei waren. Die Veranstaltung in der Lyonel Feininger Galerie hatte die künstlerisch-kulturelle Entwicklung der Stadt zum Thema erhoben, im Palais Salfeldt ging es einen Tag später um das Baugeschehen, den Denkmalschutz und die weitere Entwicklung und Pflege des Welterbes.
Die Veranstaltung am 25.02. war vom Grunde her eine gelungene und aufschlussreiche, auch dank souveräner und unterhaltsamer Moderation. Selbiges trifft ebenfalls auf die Veranstaltung einen Tag später zu.
Von den Kandidaten waren Allgemeinplätze, Floskeln und gelegentlich etwas substanzielles zu vernehmen. Dazwischen manch fürs Kabarett reife Einlage eines Kandidaten, dabei wurde anfänglich noch mit dem Verursacher gelacht, später nahm die Häufigkeit des Kopfschüttelns zu und aus dem „mit“ wurde ein „über“ und „aus“. (Erstaunlich wie hier im Internet dieser vermeidliche, die Stadt mit Plakaten zuschütten wollende, Politiküberflieger im intellektuellen Tiefflug, hofiert wird.
Im allgemeinen konnte ich auf der den Politiküberflieger hofierenden Seite beobachten, dass zumindest im Anspruch wert auf gute stilistische Formulierungen und inhaltliche Substanz gelegt wird und nun wird jemand gepriesen, der Probleme hat einen längeren zusammenhängenden Satz freihändig, geradeaus hervorzubringen und mit jeder Aussage hervorragend seine Unwissenheit und Inkompetenz nicht nur für das Amt des Bürgermeisters belegt. Und auch wenn Floskeln und Allgemeinplätze von allen Teilnehmern geboten wurden, die drei anderen wussten wovon die Rede, beim Lachen verursachenden stellt sich zugespitzt die Frage, ob er überhaupt weiß was ein Theater ist! Credo, mit Wissen zu punkten scheint aus der Mode gekommen zu sein, desto platter die Floskel, desto fehlerhafter die Aussage (nicht nur stilistisch), desto naiver die Form, desto volksverbundener? … willkommen beim nachmittäglichen „Bildungsfernsehen“ von RTL, Pro 7, Sat 1, usw.)
Die vom Betreiber oben schon erwähnter Seite in der Veranstaltung gestellte Frage, nach dem Verhältnis von Staat/Stadt und Kirche in Quedlinburg, die Nutzung des Schlossberges betreffend, war ein Treffer ins Schwarze und wer möchte sich schon gern mit der Kirche anlegen, auch wenn die meisten Menschen in Quedlinburg nach wie vor konfessionell nicht gebunden sind, so sahen sich die Kandidaten zu den verschiedensten Ausweichmanövern genötigt! Es waren, wie in anderen Zusammenhängen auch, keine neuen Lösungsansätze zu erkennen, im allgemeinen wurde aus der politischen Mottenkiste gelabert, wir wollen, würden, könnten und wenn und aber! Einem allgemeinen Bekenntnis zum kulturell/künstlerischem Leben in Quedlinburg konnten sich die Kandidaten abringen, was wundert, es funktioniert auch ohne dieselben. In die Zukunft weisende Aussagen waren so auch dem Wissenstand und den parteilichen Dogmen geschuldet. So legen die Aussagen des CDU Kandidaten im Zusammenhang mit dem Schlossberg nahe, dass von Seiten der CDU an eine Privatisierung gedacht, in dem die Gesamtverantwortung der Kirche übertragen wird. Der SPD Kandidat, sowie die einzige Kandidatin, positionierten sich für einen Museumsdirektor im Schlossmuseum, was seit längerem schon eine allgemeine Forderung ist. Ähnlich verhält es sich mit dem Theater, der CDU Politiker favorisiert auch dort eine Teilprivatisierung und ein Wirtschaftskonzept, welches sich am Theater in Ballenstedt (kein eigenes Ansambel, Räumlichkeiten werden vermietet) orientiert.
Summa summarum stellt kein Kandidat eine Ideallösung für Quedlinburg dar, neue Ideen, Fehlanzeige, allgemein übliche Wirtschaftsdogmen, bis hin zu diversen platten Aussagen waren zu vernehmen. Die Kandidaten der Parteien folgen ihrer parteilichen Doktrin, welche so unterschiedlich nicht sind und sind beide in der Verwaltung tätig, diese Praxis bestimmt somit auch ihr Denken und Handeln. In Quedlinburg müsste aber weniger verwaltet, sonder vielmehr gestaltet werden, wobei die wenigsten Veränderungen, auch die Verwaltung betreffend, vom angestammten Ur-Quedlinburger und in der Stadtpolitik involvierten Kandidaten zu erwarten sind. Der dritte Kandidat glänzte mit Unwissenheit, welches er mit platten Sprüchen zu überspielen versuchte und somit sehr gut seine Defizite zu untermauern verstand. Die Kandidatin wiederum war die einzige, welche mit praktischen Erfahrungen im Quedlinburger Kulturleben aufwartete. Sie war übrigens auch diejenige, welche weitestgehend die vom Moderator gestellten Fragen zur Quedlinburger Geschichte beantwortet hat. Was für das bekundende Quedlinburger Urgestein von der CDU dann doch etwas blamabel war.
Nun werden die Kandidaten verschieden gestützt, interessanter allerdings ist die Frage nach den partizipieren wollenden Hintermännern. Letztlich wurden die Kandidaten der beiden Parteien, aus ein und verschiedenen Gründen von ortsansässigen Landtagsabgeordneten an den Start geschickt und bei den Einzelkandidaten sind geschäftliche Verquickungen sicher nicht außer acht zu lassen.
Die zweite Veranstaltung hatte zwar ein anderes Thema, der Verlauf, das Auftreten, sowie die Aussagen der Kandidaten waren ähnlich. Eine realistische Herangehensweise an Wirtschaftsprobleme im Interesse der Stadt hatte der Kandidat der SPD, welcher nicht in Metaphern großer Industrieansiedlungen dachte, sondern realistisch feststellte: „für Porsche und BMW haben wir nunmal keine Standortvoraussetzungen. Wir müssen uns an kleinteilige Industrie halten, Kunden- und Lieferanten-Ketten aufdecken und die näher an unser produktives Gewerbe heranholen.“ (Nachzulesen in der MZ, Lokales, 28. Feb./01. März 2015, Seite 14.)

P.s. Einer oben verlinkten Seite entsprechend, ist der Kandidat der SPD, unterstützt von einem breiten Bündnis, der erfolgversprechendste.
Keiner der Kandidaten erhält auf diesen Seiten mehr Aufmerksamkeit!

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