Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Sonntag, 5. Februar 2017

Ein „Offener Brief ..." - eine Auseinandersetzung und Transparenz ...

Bildschirmfoto 30.01.2017 - 22:16Uhr
Ein „Offener Brief der Berliner FreidenkerInnen an alle, die sich für die Demo „Wir haben es satt“ engagiert haben ...“, wurde geschrieben und veröffentlicht. Verschiedene Reaktionen hat es gegeben, ein interessanter und weiterführender Beitrag findet sich z. B. auf der Seite von Barth-Engelbart, aber auch an anderer Stelle kann der Brief mit Vorwort nachgelesen werden. Der offene Brief, wie auch die Reaktionen und Verweise veranschaulichen sehr gut, wie sich grundlegende Widersprüche in unserer Gesellschaft verschärfen und die damit verbundenen Auseinandersetzungen an Härte gewinnen. Gut zu erkennen ist allerdings auch, dass es Sinnvoll ist verschiedenste Organisationen wie z. B. Compact zu hinterfragen und die eigentlichen Zielsetzungen zu erkennen. Von Compact erhalte ich übrigens auch regelmäßig E-Mail, hatte mich vor Jahren einmal für diese Organisation interessiert, bin aber zu dem Schluss gekommen, dass bestimmte Ansichten doch sehr verschieden zu den meinen sind. Besonders ist mir diese Organisation durch ihre Petitionen aufgefallen, also die moderne Form des Bettelbriefes, wobei auch da die Zielstellungen zumindest hinterfragt werden sollten. Meines Erachtens haben diese Petitionen in erster Linie die Aufgabe Menschen von effizienter Auseinandersetzung mit den verschiedensten behandelten Problemen abzuhalten und aufs Hoffen im Glauben an die seligmachende bürgerliche Demokratie auszurichten, zudem kann mit Petitionen auch getestet werden, wie die Stimmung zu den einzelnen Themen in der Bevölkerung ist. Das bei so mancher Forderung Objektivität verloren geht und durch populistischen Anstrich ersetzt, ist oft gewollt, genauso wie Ängste von Menschen gegen ihr eigenes Interesse zu manipulieren.
Im offenen Brief angesprochene Demo wendete sich gegen die Agrarindustrie und deren Folgen, allerdings sehr oberflächlich wie es den Anschein hat. Dabei ist es angebracht, wenn gegen etwas demonstriert wird, auch Alternativen aufzuzeigen, der Einzelbauernhof aus längst vergangenen Zeiten ist keine. So ist die Agrarindustrie nicht von ungefähr, oder willkürlich, sie ist ein Produkt kapitalistischen Seins, sie ist eine zwingende Folge der Konzentration und Zentralisation des Kapitals. Wie für jede andere Form der Industrie in dieser Gesellschaftsformation wird auch mit ihr Raubbau an der Natur und dem Menschen betrieben.
Wie schon geschrieben, auf der Demonstration gab es Probleme und mit diesen Problemen wird sich im oben erwähnten offenen Brief auseinandergesetzt. Im letzten Punkt des Briefes wird das Thema Transparenz aufgegriffen, welchem ein weiterer Beitrag auf der Seite der Berliner Freidenker gewidmet wird. Zu diesem Beitrag habe ich folgenden Kommentar geschrieben und hinterlassen:
Transparenz hin und Transparenz her, so wichtig sie auch ist, muss wirklich auf jeden Haken gesprungen werden, nur weil er schön glänzt? Dem offenen Brief ist zuzustimmen, treffend formuliert, interessante und aktuelle Auseinandersetzung, bis auf den letzten Punkt, die diskussionswürdige Organisation betreffend.
Erinnert sei auch daran, dass das Bemühen von Autoritäten zwar zweckmäßig ist und Aussagen so untermauert werden können, allerdings sollten die Bezüge auch epochal inhaltlich stimmen. Wann und in welchem Zusammenhang wurde zitierte Aussage gemacht, welcher Bezug wird hergestellt und was ist eigentlich Klassenkampf?
Eines der gebräuchlichsten und am häufigsten missbrauchten Zitate ist: „die Freiheit ist immer Freiheit des Andersdenkenden“, von Rosa Luxemburg, dabei wird der Kontext in der Zeit nicht berücksichtigt. Ähnlich mit den Zitaten von Lenin im Text, entnommen dem „Schlusswort zur Rede über den Frieden 26. Oktober (8. November)“, also während der Oktoberrevolution und vor Einsetzung einer Regierung durch den zweiten gesamtrussischen Kongress der Sowjets der Arbeiter- und Soldatendeputierten. Und so ist auf Seite 237 zu lesen: „Der Kongress beschließt: Die ganze Macht geht allerorts an die Sowjets der Arbeiter-, Soldaten- und Bauerndeputierten über, die eine wirkliche revolutionäre Ordnung zu gewährleisten haben.“ Was letztlich nichts anderes bedeutet, dass zu diesem Zwecke ein neuer Staat aufzubauen ist! Die Revolution galt es zu sichern und dazu gehörte nicht nur die Verteidigung gegenüber den Truppen, welche auf Petrograd marschierten, sondern auch die materiellen Voraussetzungen dafür zu schaffen. Es ging also darum eine neue Regierung aufzubauen, eine neue Staatsform zu schaffen und den Krieg zu beenden und gerade im Schlusswort geht es um das „Dekret über den Frieden“ und dessen Umsetzung.
In diesem Zusammenhang wird aber auch ein entscheidender Unterschied zwischen den neu zu errichtenden Staat und dem bürgerlichen Staatswesen aufgezeigt, wenn zu lesen ist: „Nach bürgerlichen Begriffen kann dann von Stärke gesprochen werden, wenn die Massen den Befehlen der imperialistischen Regierungen gehorchen und blindlings zur Schlachtbank gehen. Die Bourgeoisie hält nur dann einen Staat für stark, wenn er mit der ganzen Macht des Regierungsapparates die Massen dorthin zu dirigieren vermag, wohin es die bürgerlichen Machthaber wollen. Unser Begriff von Stärke ist ein anderer. Nach unseren Begriffen ist es die Bewusstheit der Massen, die den Staat stark macht. Er ist dann stark, wenn die Massen alles wissen, über alles urteilen können und alles bewusst tun.“
Lenin zu nehmen, ein Zitat zu nehmen, den Zusammenhang negieren, ist sicher möglich, im Gesamtzusammenhang, unter Berücksichtigung der konkret historischen Situation allerdings, wird sichtbar um was es eigentlich geht, nämlich um Offenheit des Staates gegenüber der Masse, nicht um die Offenlegung und Transparenz von Vereinen und Organisationen dem Staat gegenüber, wie im Text assoziiert und von der diskussionswürdigen Organisation angestrebt. In diesem Zusammenhang zu klären was der Staat eigentlich ist, macht Sinn!
Meinen Dank für die Zitate und den Verweis, welches mich veranlasste diese interessante Schrift nachzulesen.
Eine Anmerkung noch, welcher Sinn steckt hinter dem Anliegen das Vereine und andere Organisationen sich pauschal und ohne Notwendigkeit offenbaren? Wenn Menschen an bestimmter Organisiertheit interessiert sind, so werden sie Wege und Möglichkeiten finden sich entsprechend zu informieren. Und denken wir daran, wessen Brot ich esse, dessen Lied ich sing!
Soweit meine Standpunkt zum Thema, welcher nicht ohne Reaktion geblieben, allein eine Antwort bin ich bis jetzt schuldig, sie wird allerdings nicht ausbleiben.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen