Bildungssystem in Sachsen-Anhalt, eine beachtenswerte Leistung …?

Interessant ist es schon, wie es um Bildung, speziell Schulbildung in Sachsen-Anhalt bestellt ist. Die MZ berichtet heute und überschreibt den Beitrag mit: „Rekordzahl an Schulabbrechern Sachsen-Anhalt bleibt das Land des Scheiterns“! Also wieder mal Schlusslicht, was so selten nicht ist und so wird verkündet das die Ursachen gefunden und untersucht werden müssen, es soll analysiert werden. Sollte dieses Ergebnis, in welchem Sachsen-Anhalt eigentlich nur seine Position verteidigt hat, für die Politik so überraschend sein? In jedem Fall kann ja so getan werden.

In der Internetausgabe ist der Beitrag leider nicht komplett ohne Anmeldung nachzulesen, trotzdem, oder gerade darum, wurde er auf Facebook geteilt und ausgiebig kommentiert. Ich habe folgenden Kommentar geschrieben und dort veröffentlicht:

- Nun ja, es wird gesucht nach Schuldigen und sie werden auch gefunden, mal sind es die Schüler selbst, mal ist es das Elternhaus, gelegentlich die Schulen, wesentlich häufiger die Lehrer, vielleicht ist es auch das Wetter, ... wer kann das schon sagen, der Irrationalismus scheint heute keine Grenzen mehr zu kennen.

Allerdings an Lehrern mangelt es, nur warum? Weil die Lehrer nicht wollen? Nein, weil über Jahre, Jahrzehnte gespart wurde und nun ist das Gejammer groß und nicht die Lehrkräfte zu finden, welche benötigt werden. Die vorhandenen Lehrkräfte somit weiter verschlissen. Und das Elternhaus, nun ja, es zeigt unter Umständen wie es geht, die Medien tun ihr übriges dazu und so manch Illusion gaukelt den jungen Menschen vor, dass sie auch etwas werden können, wenn sie nur ein bisschen Talent haben und vielleicht eine zündende Geschäftsidee. (Das Märchen, dass man es schaffen kann vom Tellerwäscher zum Millionär kennt viele moderne Variationen, dabei wird allerdings nicht vermittelt, dass niemand durch Tellerwaschen zum Millionär geworden ist.) Und machen wir uns nichts vor, der gesellschaftliche Umbruch vor 30 Jahren hat seine Spuren hinterlassen, vielen Jugendlichen wurde damals die Perspektive geraubt, Jugendliche welche heute Eltern und deren Erfahrungen nicht spurlos an die nachfolgende Generation vorüber gegangen sind. Dazu wurde das Bildungssystem beständig geschleift, es wird selektiert und privilegiert, das Leistungsniveau kontinuierlich abgesenkt. Und wer braucht schon gut gebildete Menschen, mit einer breiten Allgemeinbildung, welche es gelernt haben zu hinterfragen, hinter die Kulissen zu schauen und Zusammenhänge zu erkennen? Die sind schlecht regierbar, sind unbequem, also ist Bestreben eine ehemals breite Bildung auf eine immer schmalere Spur zu bringen und immer mehr junge Menschen erkennen oft nicht den Sinn darin das eine oder andere zu lernen.

Nein, die Probleme sind vielschichtig und auch wenn heute Fachkräftemangel beklagt wird, diesem ging eine lange Zeit des Niedergangs voraus, es wurde gelernt, nach der Lehre war für viele Schluss und gelegentlich wurde sich von Umschulung zu Umschulung gehangelt. Andererseits gab es auch genügend junge Leute, welche erfolgreich einen Lehrberuf abgeschlossen, anschließend das Land aber verlassen haben, konnten sie doch anderen Ortes ihre Arbeitskraft besser verkaufen. Deren Kinder werden heute nicht in Sachsen-Anhalt groß. Letztendlich kann die Politik jammern soviel sie will, sie hat es selbst verschuldet, durch Sparpolitik in der Bildung und anderer sozialer Bereiche, durch ungleiche Bezahlung, durch die Zerstörung der wirtschaftlichen Infrastruktur nach 1990, durch die Einführung und das Beharren auf ein völlig veraltetes und zergliedertes Bildungssystem.