Interessanter
Beitrag zu antikapitalistischer Organisiertheit, welcher durchaus berechtigten Widerspruch erntet.
Im Beitrag wird
historisch aufgearbeitet, ohne jedoch z. B. die konkrethistorischen
Bedingungen in Russland nach der Oktoberrevolution entsprechend zu
berücksichtigen, wird sich auf die Suche nach neuen antikapitalistischen
Organisationsformen begeben. Die Einschätzungen zum demokratischen
Zentralismus, von seinem ursprünglichen Anliegen, zur praktischen
Umsetzung nach der russischen Revolution, sind meines Erachtens
treffend. Allein die Ursachen einer solchen Entwicklung werden negiert.
Nun möchte ich hier nicht Ereignisse während der russischen Revolution,
sowie des folgenden Bürgerkrieges und der Interventionskriege gegen den
jungen Sowjetstaat, beurteilen, aber ich kann sie auch nicht
verurteilen, ohne die konkret historischen Bedingungen in betracht zu
ziehen. Es ist immer einfach vom heutigen Standpunkt, auf Grund unserer
heutigen Erkenntnisse, zu Urteil! Um aber einer Beurteilung der
Situation vor fast 100 Jahren in Russland gerecht zu werden, gilt es
damalige Umstände, insbesondere die Produktivkraftentwicklung in
Russland zu berücksichtigen. Gerade die Beitrag beschriebenen
Entwicklungen hatten konkrete Ursachen, sie kam nicht von irgendwoher,
sondern war Menschenwerk und der Akteure waren viele. In Russland wurde
eine sozialistische Revolution durchgeführt, obwohl entscheidende
Vorraussetzungen eigentlich fehlten, oder maximal in Ansätzen vorhanden
waren. Kapitalistische Produktionsverhältnisse gab es in Russland gerade
einmal im Ansatz, der überwiegende Teil des Landes wurde damals noch
von feudalen Verhältnissen geprägt. Somit war auch die Klasse, welche
entschiedener Träger einer sozialistischen Revolution ist, nur im
geringen Maß vorhanden. Und letztlich führten auch die Kriege dazu, dass
die Arbeiterklasse weiter dezimiert wurde, erst im ersten Weltkrieg,
anschließend in den Interventions- und Bürgerkriegen. Proletarisch,
demokratische Institutionen waren mit den verbliebenen Proletariern kaum
möglich und die Bauern, welche aus ihrer Leibeigenschaft befreit
wurden, waren noch weit entfernt revolutionäres Subjekt im Sinne einer
proletarischen Revolution zu sein.
Etwas anders verhält es
sich mit der fortschreitenden Entwicklung, die geschaffenen Strukturen,
welche in erster Linie dem Erhalt der Macht dienten, wurden
beibehalten, obwohl mit fortschreitender Entwicklung Veränderungen
möglich gewesen wäre, ohne das angestrebte System des Sozialismus in
Frage zu stellen. Das es also zu Beginne der Revolution zu den
beschriebenen Ereignissen gekommen ist, hatte konkret historische
Ursachen und gerade auch die zahlenmäßig geringe Arbeiterklasse war
nicht in der Lage eine Revolution allein zum Sieg zu führen, genauso
wenig wie sie in der Lage war, späteren Entwicklungen Einhalt zu
gebieten. So kam es auch im Falle der Oktoberrevolution dazu, das die
Revolution ihre Kinder gefressen hat, nicht neu in der Geschichte, aber
für eine sozialistische Revolution scheint dieses die Vorstellungswelt
manchen Zeitgenossen zu überfordern. Wenn dann noch die Forderung
aufgemacht wird, dass sich die Revolution nicht hätte verteidigen
dürfen, ist das revolutionäre Traumtänzereiland erreicht, auf welchen es
im Schmusekurs in eine neue, bessere Gesellschaftsordnung geht. Nur was
wäre wenn, was wäre wenn die Revolution sich nicht verteidigt und alle
in der Zeit durchaus üblichen Mittel der Auseinandersetzung eingesetzt
hätte? Hätten die Feinde innegehalten, den Bürgerkrieg und die
Intervention beendet? Oder wäre es den Revolutionären ergangen wie den
Pariser Kommunarden 1871, welche im Blutrausch der Sieger tausendfach
dahingeschlachtet wurden?
Wie schon geschrieben,
es ist nicht unbedingt hilfreich, vergangene Zeit, vergangene
Entwicklungen mit heutigem Wissen, auf Basis gegenwärtiger Erkenntnisse
zu verurteilen. Wenn sich dann noch der Illusion hingegeben wird, dass
revolutionäre Veränderungen ohne Widerstand zu haben wären, wird sich
nicht nur auf den Holzweg begeben, sondern selbst noch an diesen gesägt.
Dem Beitrag wurde eine
Überschrift gegeben, ein Gleichnis aus der Antike, jedoch ohne dieses
verstanden zu haben. Aus diesem Grund habe ich zum Beitrag folgenden
Kommentar hinterlassen:
Es gibt keinen Weg ohne Schaden zwischen Skylla und Charybdis hindurch!
Nun
ging es auch in der Antike nicht ohne Grund ohne Schaden zwischen
Skylla und Charybdis hindurch. Odysseus musste Besatzungsmitglieder
opfern, um das Schiff und den Rest der Besatzung zu retten! Es gab nur
die Möglichkeiten einem Ereignis durch die Annährung an das andere
auszuweichen und so entschied Odysseus sich vom Strudel zu entfernen,
welcher das ganze Schiff samt Besatzung verschlungen hätte. Dabei war er
sich durchaus der Tatsache bewusst, dass einige seiner Mitstreiter
sterben müssten.
Nun ja, selbst
Gleichnisse sind mit Versicht zu genießen, wobei dieses Gleichnis
durchaus treffend ist, gerade für die Anfänge sozialistischen Seins in
Russland!
Nachsatz: Es ist
durchaus wichtig einheitliche Organisiertheit zu erreichen, aber auch
Bündnisse verschiedenster Art sollten nicht vergessen werden.
Noch einmal zur
Oktoberrevolution: In Russland war es gelungen eine sozialistische
Revolution erfolgreich zu beginnen und über lange Jahre zu behaupten.
Welche Bedeutung diese Revolution für die Menschen weltweit hatte, wird
besonders in der Gegenwart sichtbar, in einer Zeit, in welcher es die
Sowjetunion und das sozialistische Lage nicht mehr gibt. Krisen
verschärfen sich in bisher ungekanntem Maß, Kriege werden unverholen
geführt, sowie die sozialen Errungenschaften in den Hauptländern des
Kapitals weitestgehend ungehindert abgebaut. Die Sowjetunion hatte die
Hauptlast am zweiten Weltkrieg getragen und war in Folge bis zu ihrem
Untergang der Hauptgarant für den Frieden in der Welt.
Und wie schon
geschrieben, heute sind Kriege an der Tagesordnung, immer mehr Völker
werden mit Krieg und Elend überzogen und es gibt keine Kraft, welche
sich den imperialen Bestrebungen konsequent und erfolgreich
entgegenstellt. Nun gilt es aus der Geschichte zu lernen, ohne diese
aber komplex zu betrachten, wird es keine zukunfttauglichen Schlüsse
geben. Sich in diesem Zusammenhang zu fragen, warum es bestimmten
Kräften notwendiger denn je scheint, den Sozialismus Jahre nach seinem
Untergang in Europa immer noch zu verunglimpfen, sollte nicht versäumt
werden. Die Antwort darauf finden wir übrigens in der Gegenwart.
05.11.2022 Heute wurde dieser Text nach von geholt, warum auch immer, ich habe ihn ein Bild gegeben und musste feststellen, das der oben angegebene Link nicht mehr dorthin führt, wo er hinführen sollte, zum gegenständlichen Text. Die Seite gibt es nicht mehr, was so ungewöhnlich auch nicht ist, aber schade um den Gegenstand.
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