auf dem Privateigentum
an den Produktionsmitteln beruhende gesellschaftliches Verhältnis, durch
das die von den Menschen geschaffene Produkte, Verhältnisse und
Institutionen ihren als fremde, über ihnen stehende Mächte
gegenübertreten; sie werden von diesen beherrscht, sie sind deren
blindem bzw. willkürlichem Wirken unterworfen. Die Entfremdung existiert
in allen vorsozialistischen Gesellschaftsordnungen und erreicht ihren
Höhepunkt im Kapitalismus, in der kapitalistischen Warenproduktion
(Warenfetischismus). K. Marx und F. Engels führten die Entfremdung auf
ihre gesellschaftlichen Ursachen zurück und erkannten den historischen
Charakter der Entfremdung. Grundlage der Entfremdung in den
antagonistischen Gesellschaftsformationen ist im allgemeinsten Sinne die
Spontaneität der gesellschaftlichen Entwicklung, die Tatsache, dass die
Menschen den gesellschaftlichen Prozess auf Grund des Privateigentums
an den Produktionsmitteln und der daraus folgenden Klassenantagonismen
nicht bewusst und planmäßig regulieren können, dass sie nicht die Herren
ihres Produkts und der Folgen ihrer eigenen gesellschaftlichen
Tätigkeit sind, dass sie nicht die „Gesetze ihres eigenen
gesellschaftlichen Tuns“, ihrer „Vergesellschaftung“ (Engels, MEW, Bd.
20, S. 264) beherrschen können, sondern von ihnen beherrscht werden.
Entscheidende
Grundlage der Entfremdung sind die Verhältnisse der Ausbeutung und
Unterdrückung des Menschen in der Klassengesellschaft. Im Imperialismus
nimmt die Entfremdung umfassende Formen an, indem das Monopolkapital und
der staatsmonopolistischen Kapitalismus zu alles beherrschenden Mächten
des gesellschaftlichen Lebens werden. Auf dem Gebiet der Politik zeigt
sich das im Abbau der bürgerlichen Demokratie, in der Schaffung einer
allmächtigen bürokratischen und militarisierten Staatsmaschine. Es
vertieft sich der Zerfall sozialer Beziehungen, traditioneller
bürgerlicher Werte, die Unberechenbarkeit der Politik kapitalistischer
Regierungen nimmt zu, Existenzangst, Isolierung und Ohnmacht des
Menschen sowie das Streben nach alternativen Lebensweisen verstärkt
sich.
Die Arbeiterklasse wendet
sich in ihrem Kampf gegen die Ausbeutung auch gegen die Entfremdung.
Die Grundlage zur Beseitigung der Entfremdung wird erst mit der
sozialistischen Revolution, der Diktatur des Proletariats und im Prozess
des Aufbaus der sozialistischen Gesellschaft geschaffen. Die
Spontaneität der gesellschaftlichen Entwicklung wird durch die
Bewusstheit und Planmäßigkeit abgelöst; an die Stelle des
Privateigentums an den Produktionsmitteln und des ihm entsprechenden
Klassenantagonismus tritt das sozialistischen Eigentum und, darauf
beruhend, das enge Bündnis zwischen der Arbeiterklasse, der Klasse der
Genossenschaftsbauern, der Intelligenz und den anderen Werktätigen. Die
Aufhebung aller Formen der Ausbeutung und Unterdrückung ist begleitet
von der Aufhebung der Entfremdung. Aber die Entfremdung verschwindet
nicht automatisch. Für ihre Überwindung ist der bewusste Kampf der
Volksmassen notwendig, die Verwandlung der Menschen der sozialistischen
Gesellschaft in wirkliche Herren ihres eigenen Lebensprozesses, der
gesellschaftlichen Entwicklung auf der Grundlage der ständige steigenden
Teilnahme der Volksmassen an der Leitung der sozialistischen Wirtschaft
und des sozialistischen Staates und die Überwindung des bürgerlichen
Individualismus und Egoismus. Die bürgerlichen und revisionistischen
Marx-Kritiker benutzen die Theorie der Entfremdung, um den
Marxismus-Leninismus seines klassenmäßigen Inhalts, seiner Parteinahme
für die Arbeiterklasse und ihrer historischen Mission zu berauben. Man
versucht, die Frühschriften von Marx seinen nachfolgenden Werken
entgegenzustellen und auf diese Weise die Entfremdungstheorie ohne die
marxistische Analyse der bürgerlichen Gesellschaft und die Begründung
der historischen Rolle des Proletariats zu interpretieren und auf diesem
Wege den Marxismus zu verfälschen.