Auf der Facebook-Seite der
Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt wird regelmäßig auf
Veranstaltungen verwiesen. Viele Veranstaltungen beschäftigen sich
mit der DDR, dem Leben in der DDR, besonderen Ereignissen und Gründen
ihres Untergangs. Das diese Landeszentrale ein Instrument des
ideologischen Kampfes ist, sollte eigentlich jedem klar sein, dabei
ist ein Hauptziel Alternativen zum gegenwärtigen gesellschaftlichen
System zu negieren, es als die einzige Möglichkeit menschlichen
Seins auf diesen Planeten darzustellen. Gut daran zu erkennen,
mit welcher Vehemenz und Inbrunst Geschichte diesen Zweck dienend
aufgearbeitet wird. Dabei geht es weniger um die DDR, diese gibt es schon lange nicht mehr, sondern sie ist ein Mittel zum Zweck, und
zwar um den Sozialismus als Alternative zum
Kapitalismus/Imperialismus zu negieren. Das zu diesem Zweck gern in
die Mottenkiste gegriffen wird, Geschichte eher verklärt, als
erklärt und Persönlichkeiten und ihre Taten überbetont werden, ist
nicht neu und so wurde auf eine Veranstaltung, welche am
16.08. diesen Jahres in Zeitz stattfinden soll, verwiesen. Der Titel
der Veranstaltung: „
1976. Die DDR in der Krise - Lesung mit Autor Karsten Krampitz.“
Zum
Beitrag hatte ich einen Text geschrieben, allerdings mich
entschlossen nur folgendes Zitat zu veröffentlichen:
„Die
Bourgeoisie macht alles zu einer Ware, also auch die
Geschichtsschreibung. Es gehört zu ihrem Wesen, zu ihren
Existenzbedingungen, alle Waren zu verfälschen: sie verfälscht die
Geschichtsschreibung. Und diejenige Geschichtsschreibung wird am
besten bezahlt, die im Sinn der Bourgeoisie am besten verfälscht
ist.“
F.
Engels, Material for the History of Ireland, Aus den Fragmenten zur
„Geschichte Irlands“, 1870 – MEW Bd. 16, S. 499 – 500.
Zum
Zitat gab es eine Diskussion, aber hier erst einmal die ursprünglich
niedergeschriebenen Gedanken:
Die
Macht des opponierenden, individuellen Seins, der Anfang vom Ende der
DDR? … das ein Asylant ausgewiesen, weil er den Anforderungen an
einem Asylanten nicht gerecht wurde, also sich nicht wunschgemäß an
die gesellschaftlichen Verhältnisse anpasste und sich diesen
unterordnete, ist so ungewöhnlich nicht und in der BRD heute an der
Tagesordnung. Zu unterstützen ist das nicht, auch hat sich die DDR
mit der sogenannten Ausbürgerung von Biermann keinen Gefallen getan,
das Problem nicht anders zu lösen, kann durchaus als Schwäche
angesehen werden. Allerdings Biermann war Asylant, er kam aus der BRD
in die DDR und wurde von der DDR einige Zeit später wieder in die
BRD zurückgeschickt. Das passiert heute sehr häufig, täglich
werden „Asylbewerber“ des Landes verwiesen, weil ihr Asylanspruch
abgelehnt wurde, aus welchem Grund auch immer. Wenn allerdings vom
lange praktizierten bundesdeutschen Alleinvertretungsanspruch
ausgegangen wird, wurde Biermann auch nicht „ausgebürgert“
sondern nur umgesiedelt.
Dann
noch ein Prediger, dessen Herde schrumpfte und welcher sich als
Zeichen des Wiederstandes gegen die schrumpfende Herde anzündete,
den Freitod wählte. Da letzteres von der Kirche allerdings als
Selbstmord verunglimpft, wird diese Tat als Märtyrertum gepriesen.
Selbstverbrennungen waren in dieser Zeit allerdings nicht so selten,
in der DDR hat es nur eine gegeben, hätten sich 4 – 10 seiner
Amtskollegen zu selbigen entschlossen, … haben sich aber nicht,
wobei Stellung und Rolle der Kirche in der DDR bei der Betrachtung
nicht außer acht gelassen werden sollten. Und selbst wenn Biermann
nicht ausgebürgert worden wäre, diesen Jammersänger hat doch kaum
einer in der DDR außerhalb von Berlin gekannt und Brüsewitz hätte
sich trotzdem angezündet, zugute ist ihm zu halten, dass er nur sich
selbst in Mitleidenschaft gezogen hat, der Befehl eines
bundesdeutschen Oberst in fremdem Land kostet mit einem Schlag über
Hundert Eingeborenen das Leben, zum Lohn wurde er General!
Nun
ja, der Palast der Republik wurde als Symbol des Sozialismus in der
DDR nach deren Untergang abgerissen, Biermann lebt bis heute in der
BRD dank seiner kurzen DDR-Vergangenheit als Instrument der
ideologischen Kriegsführung gegen eine sozialistische Alternative,
welches ihm im Westen Lohn und Brot verschaffte und Brüsewitz wurde
ein Denkmal gesetzt, wozu eine später gesuchte Säule Verwendung
fand, an die sportlichen Erfolge der DDR konnte die BRD niemals
anknüpfen. Ab 1990 folgten den Helden des Widerstandes, die Helden
der Abwicklung einer ganzen Volkswirtschaft, welches die Vertreibung
vieler Ostdeutscher aus ihrer angestammten Heimat zur Folge hatte. Es
wurde das Billiglohnland Ost geschaffen, in dem heute über
zunehmenden Fachkräftemangel geklagt und die Verelendung immer
breiterer Bevölkerungsschichten befördert wird. Die neue Armut im
Osten, aus dem Westen importiert, befördert nun schon wieder die
alte Armut, die Schlangen an den Tafeln werden immer länger und auch
Suppenküchen, Kleiderkammern, Sozialkaufhäuser dienen der Linderung
der Auswirkungen wachsenden Elends. Das zu relativieren, die Helden
der Vergangenheit zu loben und ihre Opfer zu preisen, werden die
Lohnschreiber in Bewegung gesetzt und arbeiten Geschichte im Sinne
der Herrschenden auf, es kann nicht sein, was nicht sein darf und das
Böse ist ohnehin immer und überall in der DDR gewesen, glorreich
die neue Zeit … und die immer bessere Organisation des
gesellschaftlichen Elends, der Elendsverwaltung, der Elendsindustrie!
Wie
Elend – ein Elender!
Weitere
Beiträge von mir zur Diskussion zum Zitat:
-
… nun ja, gerade weil er von den "modernen"
Geschichtswissenschaften Ahnung hatte und erkannt, dass diese einem
Zweck zu dienen haben, hat er obiges geschrieben. ... Oder wollen Sie
ernsthaft behauten, das kritisch und objektiv heute im Hauptstrom mit
der Geschichte umgegangen wird? ... so gesehen wird sich auch nicht
um Geschichte gestritten, sondern um deren Interpretation ... und mal
ehrlich, wird in diesem System nicht alles zur Ware gemacht, selbst
für soziale Verhältnisse trifft dies zu und die Qualität einer
Ware zeigt sich im Nutzen, welchen sie für jene hat, die sie
erwerben …! Aber vielleicht sehe ich auch etwas nicht so richtig,
aus diesem Grund möchte ich Sie bitten, mir zu erklären, was Sie
unter "moderner Geschichtswissenschaft" verstehen! Danke!
-
… nun ja, Geschichtsliteratur aus dem 19. Jahrhundert,
Geschichtsliteratur aus dem 20. Jahrhundert, Geschichtsliteratur aus
dem 18. Jahrhundert, aus dem 17. 16. 15. 14. … usw. usf.
Geschichtsliteratur, oder besser Literatur welche sich mit Geschichte
beschäftigt, gibt es schon sehr lange und was ich kenne, oder nicht,
wissen Sie nicht, sie spekulieren nur, es kann nicht sein, was nicht
sein darf und so wird behauptet, wie in der Auseinandersetzung mit
historischen Ereignissen nicht unüblich. Dabei wird sich nicht mit
dem eigentlichen Gegenstand (Engelszitat) auseinandergesetzt, sondern
es wird der Umweg über vermeidliche Erkenntnis genommen, die
unterstellterweise nicht vorhanden sein kann. Und sicher habe ich
nicht all das gelesen was Engels gelesen hat, das ist übrigens auch
nicht relevant, es ist der Umgang mit der Geschichte, es ist die
Herangehensweise an historische Ereignisse.
Aber
wie schon geschrieben, woher Ihre Erkenntnis, was möglich und was
nicht? Und wo wurde ein Vergleich zur heutigen Geschichtsliteratur
gezogen, in dem ein Zitat gebracht? Das Zitat verweist eher auf den
praktizierten Umgang mit geschichtlichen Ereignissen. Mit der Aussage
des zitierten setzen Sie sich allerdings nicht auseinander, eher
versuchen Sie mittels Vermutungen und Behauptungen auf einen
Nebenschauplatz auszuweichen, auf den Sie vermeinen, vom zitierten
abzulenken und … ja und …!
Und
da Sie sich anders nicht zu helfen wissen, sehen Sie sich letztlich
gezwungen die Keule der „ideologischen Befangenheit“ zu
schwingen. Was wiederum die Richtigkeit des Zitierten bestätigt.
Allerdings wenn solches praktiziert wird, kann davon ausgegangen
werden, dass eine sehr beschränkte Ansicht von Ideologie vertreten
wird. Das macht aber nichts, Standpunkte können durchaus verschieden
sein und Auseinandersetzungen sind in der Regel immer
Interessensorientiert, und so noch einmal Engel und Marx: „Die
Gedanken der herrschenden Klasse sind in jeder Epoche die
herrschenden Gedanken, d. h. die Klasse, welche die herrschende
materielle Macht der Gesellschaft ist, ist zugleich ihre herrschende
geistige Macht. „ (MEW, 3, S. 46)
-
Nun ja, was so als Geschichtswissenschaft, mit dem Attribut modern,
gesehen wird, dass allerdings vordem nur Geschichtenerzähler
unterwegs waren, ist wohl eine reichlich naive Ansicht, auch in der
Vergangenheit wurde sich mit der Vergangenheit auseinandergesetzt und
es wurden sogar Lehren aus der Geschichte gezogen. In dem
Zusammenhang sei ebenfalls auf F. Engels verwiesen, er setzte sich
mit den verschiedensten Entwicklungen in der Vergangenheit
auseinander, so zum Beispiel mit dem deutschen Bauernkrieg und vieles
andere mehr. Aber was soll es, die moderne Welt hatte nach 1990 ja
schon das Ende der Geschichte verkündet, ... was ist schon
Geschichte?
-
… nun es wird ein Engelszitat genutzt, weil es treffend für die
Art und Weise der Geschichtsaufarbeitung ist. Sie ist manipulativ, es
kann nicht sein, was nicht sein darf und Helden werden ausgemacht, so
das Ende angedacht, oder der Anfang vom Ende bis zur Wende. Nur lag
es wirklich an den genannten Personen, die das Ende der DDR
einläuteten? Das ist a-historisch, allerdings ist das die
gegenwärtige Beschäftigung mit der Geschichte meistens. Engels
setzte sich erfrischend anders mit Geschichte auseinander, hat was
mit dialektischen und historischen Materialismus zu tun. Aber gut,
unsere weltanschaulichen Grundlagen sind durchaus verschieden, was
verschiedene Schlüsse zulässt, sie sind weltanschaulich sicher dem
Idealismus zuzuordnen, was in einer Zeit gepflegten und hofierten
Irrationalismus nichts besonderes darstellt. Und Max Weber, ein
führender Vertreter des Neopositivismus in der spätbürgerlichen
deutschen Ideologie. Seine wissenschaftlichen Auffassungen trugen
entscheidend zur Umwandlung der Gesellschaftstheorie in eine
„sozialtechnologische“ Ideologie bei. … Aber was soll es …
Geschichte.
-
… sehen Sie, dass ist der Unterschied, ich setze mich mit der
Geschichte auseinander, Sie folgen den Vorgaben und Ihrem Glauben,
danach kann nicht sein, was nicht sein darf und heute ist ohnehin
alles anders, wir leben in keiner kapitalistischen
Gesellschaftsformation, sonder in einer Gesellschaft des Friede,
Freude und Eierkuchen für alle. In einem Staat, welcher allerdings
wieder Krieg gegen andere Völker führt, wo psychische Krankheiten
zunehmen und die Schlangen an den Tafeln immer länger werden! Die
Unabhängigkeit der gleichgeschalteten Forschung auf
gesellschaftswissenschaftlichem Gebiet wird gepriesen und das
Grundgesetz ist voll voller formaler Rechte, welche für immer mehr
Menschen allerdings keine reale Bedeutung haben. ... Und Geschichte
... was soll es, wird von Deppen gemacht, welche anarchistisch
daherkommen, um am Rad des Schicksals zu drehen! ... Nein, Ihre
weltanschauliche Grundlage ist eine Andere als meine und so werden
wir auch verschiedene Ergebnisse erzielen, ... es möge viele
Meinungen geben, allerdings nur eine Wahrheit, welcher sich in
Unendlichkeit angenähert werden kann! Und so sei Brecht bemüht,
welcher feststellte: "Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch,
als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der
Vernünftigen sein." - „Leben des Galilei“
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