Weltanschauung: Die in ein System gebrachte
Gesamtauffassung von Natur und Gesellschaft, einschließlich der
Formulierung von Regeln für das Verhalten des Menschen in der
gesellschaftlichen Praxis. Unter Weltanschauung ist die Gesamtauffassung
(Theorie) vom Weltganzen, vom Ursprung, von der Natur und der
Entwicklung des Weltalls, von der Entstehung und der Entwicklung der
Menschheit und ihrer Zukunft, vom Wesen und Sinn des menschlichen
Lebens, vom gesellschaftlichen Verhalten des Menschen, von den
Fähigkeiten des menschlichen Denkens und den Werten der menschlichen
Kultur und von ähnlichen grundsätzlichen Problemen zu verstehen. Dazu
gehört in der Gegenwart auch die weltanschauliche Orientierung des
Friedenskampfes. Daraus ergibt sich, dass in die Weltanschauung die
philosophischen, sozialökonomischen, ethischen, ästhetischen und die
naturwissenschaftlichen Anschauungen in bestimmter Weise einfließen. Der
Charakter und der Inhalt einer Weltanschauung wird durch die Rolle, die
der Wissenschaft in ihr zukommt, wesentlich geprägt. Die Aufgabe der
Weltanschauung besteht darin, dem Menschen eine umfassende Orientierung
für sein gesamtes Denken, Verhalten und praktisches Handeln zu geben.
Die Hauptaufgabe der Weltanschauung ist identisch mit der Grundfrage der
Philosophie, von deren jeweiliger Lösung die Grundauffassung in allen
anderen Fragenkomplexen der Weltanschauung beeinflusst werden.
Unter dem Gesichtspunkt der
Fragestellung nach dem Verhältnis von Materie und Bewusstsein in einer
Weltanschauung lassen sich erstens zwei Grundformen der Weltanschauung
voneinander abheben: die materialistischen und die idealistischen bzw.
idealistisch-religiösen (Materialismus, Idealismus). Zweitens wird je
nach dem Grad der Anwendung philosophischer (rationaler) Methoden, wobei
die Anwendung der Methoden der philosophischen Verallgemeinerung eine
vorrangige Stellung innehat, unterschieden zwischen philosophischen und
religiösen Weltanschauung. Unter dem Gesichtspunkt der Rolle, die der
Wissenschaft in der Weltanschauung zukommt, und des wissenschaftlichen
Charakters der in ihr angewandten philosophischen Methoden sind drittens
Aussagen über den wissenschaftlichen Charakter einer Weltanschauung
möglich. Nach Auffassung der marxistisch-leninistischen Philosophie ist
jede Weltanschauung keineswegs zufällig. Ihr Inhalt drückt in
allgemein-theoretischer Form Interessen und Bestrebungen
gesellschaftlicher Klassen und Kräfte aus und wird weitgehend bestimmt
vom jeweiligen Charakter der Gesellschaftsordnung, vom allgemeinen Stand
der Entwicklung der Wissenschaft einer historischen Epoche und von der
sozialökonomischen Stellung ihrer Träger. Die Weltanschauungen sind
historische Erscheinungen; in der Klassengesellschaft tragen sie
Klassencharakter, wobei die Weltanschauung der jeweilig herrschenden
Klasse in einer Gesellschaft auch die herrschende Weltanschauung ist.
Die heute in der bürgerlichen philosophischen Weltanschauung zu
beobachtende Geringschätzung der Wissenschaft, die Trennung von
Naturwissenschaft und Gesellschaftsphilosophie in den Fragen der
Weltanschauung sind ein Ausdruck des Interesses der imperialistischen
Bourgeoisie an der Verschleierung der tatsächlichen, durch die
marxistisch-leninistischen Gesellschaftswissenschaften erforschten
Gesetze der modernen kapitalistischen Gesellschaft. Die gegenwärtige
bürgerliche Weltanschauung verbreitet stärker den ja – als ideologischen
Reflex des Niedergangs der kapitalistischen Gesellschaft im Weltmaßstab
– Dekadenz, Irrationalismus, Antihumanismus, Weltuntergangsstimmung und
Flucht in mystische und religiöse Auffassungen. Dem gegenüber war die
Weltanschauung des aufsteigenden Bürgertums die Zusammenfassung aller
fortschrittlichen Ideen, naturwissenschaftlichen und
gesellschaftspolitischen Auffassungen der Zeit des Kampfes gegen den
Feudalismus und die diese Gesellschaftsordnung stützende und verklärende
religiös-idealistische Weltanschauung der weltlichen und geistlichen
Großgrundbesitzer. Die Weltanschauung der Arbeiterklasse ist der
Marxismus-Leninismus in der Einheit seiner Bestandteile: des
dialektischen und historischen Materialismus, der politischen Ökonomie
und des wissenschaftlichen Kommunismus. Sie ist theoretischer Ausdruck
der grundlegenden Klasseninteressen der Arbeiterklasse. Sie zeichnet
sich durch die Einheit von Theorie und Praxis, von Denken und Handeln,
von Objektivität und Parteilichkeit und durch ihren
internationalistischen Charakter aus. Die Erkenntnisse und Normen der
Weltanschauung der Arbeiterklasse geben dieser eine umfassende
Orientierung für das Denken, Verhalten und praktische Handeln, die mit
den objektiven Gesetzmäßigkeiten der Welt übereinstimmt und die
Arbeiterklasse befähigt, ihre historische Mission als Befreier der
Menschheit von Ausbeutung und Unterdrückung und als Schöpfer der
kommunistischen Gesellschaftsformation zu erfüllen. In dem die
Weltanschauung eine allgemeine Anschauung über die Welt im ganzen
vermittelt, beeinflusst sie das Verhältnis der Menschen zur Umwelt und
ihr Verhalten. Während die reaktionären, antiwissenschaftlichen
Weltanschauungen den historisch überlebten Klassen zur Aufrechterhaltung
ihrer Machtposition und zur Niederhaltung und Täuschung der Volksmassen
dienen, lenkt die wissenschaftliche, revolutionäre Weltanschauung des
Marxismus-Leninismus die Tätigkeit der Arbeiterklasse und der
Volksmassen insgesamt auf den Kampf für ihre Befreiung und für die
Errichtung des sozialistischen und kommunistischen Gesellschaft, die
frei von Ausbeutung und Unterdrückung ist und Glück, Wohlstand und ein
sinnvolles Leben für alle Menschen garantiert. In völliger
Übereinstimmung mit der progressiven Entwicklung der menschlichen
Gesellschaft hilft die marxistisch-leninistische Weltanschauung, den
gesellschaftlichen Fortschritt zu realisieren und die Menschen für die
selbstbewusste, schöpferische gesellschaftliche Tätigkeit auch geistig
zu befreien. Unter sozialistischen Bedingungen entwickelt sich der
Marxismus-Leninismus zur vorherrschenden Weltanschauung; er trägt seinen
völligen Sieg als wissenschaftliche Weltanschauung in dem Maße davon,
wie sich die Volksmassen im Prozess ihrer eigenen gesellschaftlichen
Tätigkeit beim Aufbau des neuen Gesellschaft nach allen
weltanschaulichen Aspekten hin von der Überlegenheit der
marxistisch-leninistischen Weltanschauung überzeugen.