Tanken und Rasten, am Puls der Zeit, den Infarkt in Kauf nehmend!
Tanken und Rasten soll in Quedlinburg auch bald jener Verkehr, welcher Quedlinburg ansonsten, dank der B6n, nur an der Peripherie tangiert. Damit dieses geschehen und Quedlinburg einen verweilenden Hauch vom Puls der Wirtschaft erhaschen kann, soll eine „Lkw-freundliche Tankstelle Quedlinburg an der B 79“ entstehen, wie der MZ von heute zu entnehmen ist. Die Total Deutschland GmbH möchte zu diesem Zweck rund 60.000 Quadratmeter landwirtschaftliches Areal versiegeln. Zum notwendigen herauslösen dieser Fläche aus dem Landschaftsschutzgebiet hat „die Kreisverwaltung ihre Bereitschaft signalisiert“ und so stimmte der Bauausschuss für dieses Vorhaben. Zwar gab es eine Gegenstimme, diese konnte aber gegen die Apologeten der reinen Marktlehre nichts ausrichten. Auch nicht unter dem Gesichtspunkt, dass eine weitere „Tank- und Raststätte an der B 6n unweit des Lehofs zwischen den beiden Anschlussstellen Quedlinburg-West und -Ost“ geplant ist. Letzteres hat noch Zeit und da erst noch einiges baurechtlich zu klären ist, wird geplanter Autohof schon funktionieren, wenn die Tank- und Raststätte erst gebaut wird. Das in beiden Fällen Landschaft zersiedelt, landwirtschaftliche Nutzfläche verloren geht und zu betoniert wird, scheint keine Rolle zu spielen, Hauptsache Wirtschaft, auch wenn es sich nur um einen Windzug der selben handelt.
Eine Gegenstimme hat es gegeben und diese kam vom Bürgerforum, berechtigterweise wurde kritisiert, dass Natur weiter zugebaut wird und das besagtes Naturschutzgebiet schon durch den Bau der B 6n geschädigt wurde. Vorgeschlagen wurde den Autohof „an der Anschlussstelle Quedlinburg-Ost“ zu errichten. Welches durchaus Sinn macht, denn dort befindet sich ein ausgewiesenes Gewerbegebiet. Dieses wurde von den Apologeten des Marktes nicht einmal berücksichtigt und darauf verwiesen das ja Quedlinburg nicht unbedingt als wirtschaftsfreundlich gelten könnte. Das dieses gerade von der Vertreterin der FDP kommt, ist nicht weiter verwunderlich, da diese Partei eher für wirtschaftlichen Kahlschlag, im Nahmen unternehmerischer Freiheiten steht, als für regionale Wirtschaftsförderung. Und wen es der Vertreterin der FDP wirklich nur um Lkw-Stellplätze gehen würde, da würde sich sicher auch ein anderer Ort finden lassen, zum Beispiel eben das Gewerbegebiet an der Magdeburger Straße. Das nun der Vertreter der CDU einen Kompromiss mit dem Naturschutz fordert, liegt in der Natur des Wirtschaftsverständnisses dieser Partei, wo der Gewinnoptimierung alles unterzuordnen ist und das koste es was es wolle. Der Vertreter des QfW bekundet das er keine großen Bedenken hat, kleine Bedenken kommen aber auch nicht zur Sprache, jedenfalls nicht im Zeitungsbericht. Aber ob nun gerade ein Autohof die Wirtschaft ankurbelt, ist genauso zu bezweifeln wie der Glaube an ewiges Wachstum. Die Konsequenzen solcher Entscheidungen werden letztendlich der Gemeinschaft aufgebürdet. Hauptsache Wirtschaft, selbst wenn diese nur simuliert wird, das landwirtschaftliche Flächen auch Wirtschaftsflächen sind, fällt nicht ins Gewicht, unsere Lebensmittel kommen sowieso aus dem Supermarkt und damit diese dahin kommen, braucht man Straßen und Autobahnen und damit die Fahrer nicht am Lenkrad einschlafen, werden eben Rastplätze gebraucht! Da nun Quedlinburg so ungefähr in der Mitte von Anfang B 6n und Ende B 6n liegt, bietet sich der Standort geradezu an, aber warum neue Flächen zersiedeln, wenn am anderem Ende der Stadt schon erschlossene und ausgewiesene Flächen zur Verfügung stehen? Der Irrsinn hat Methode und der Quadratmeter Ackerland wird wohl billiger sein, als der Quadratmeter erschlossenes Gewerbegebiet! In einem Jahr soll es an die Umsetzung gehen, bis dahin wird noch einiges Wasser die Bode hin abfließen und wer kann schon sagen, welche Auswirkungen die gegenwärtige Krise noch vorhält und schwarz-gelb im Bund wird schon sein übriges dazu tun. Auf dem besten Wege ist man ja schon, der breiten Masse wird weiter Kaufkraft entzogen, damit die regionale Wirtschaft geschwächt und mit Steuererleichterungen werden größere Vermögen weiter gefördert.
Hauptsache scheint zu sein, dass ein jeder Flecken ausreichend Gewerbegebiete vorhält und die der Autolobby geschuldeten Transportadern gut ausgebaut sind, selbst wenn sie immer weniger gebraucht werden sollten. Es wird gedacht im großen Still, das Einzelne, Kleine, Regionale spielt keine Rolle und in der Hoffnung, dass Steuern spendende Unternehmen sich ansiedeln, wird Unternehmen in der Region die Substanz entzogen. Es wird vor dem heiligem Investor zu kreuze gekrochen, ohne zu merken was dabei alles zerdrück wird. Der Illusion von Steuereinnahmen wird hinterher gehechelt und das in einer Zeit, wo schwarz-gelb gerade Unternehmenssteuern senken möchte. So ist es mit der Heiligkeit des Marktes, der ja bekanntlich alles richten soll und für alles Mögliche als Ausrede her hält. Nur stehen hinter all diesem Treiben immer auch Menschen, Menschen welche über wohl und wehe anderer Menschen entscheiden und in den seltensten Fällen in deren Interessen. Menschen, welche sich aber bei alle ihrer Willigkeit den Gesetzmäßigkeiten des Systems nicht entziehen können und sich so auch nicht zu wundern brauchen wenn ihre Vorstellungen wie Seifenblasen platzen. Eigentlich ist es nicht einmal mehr überraschend wie selbst regionale Politiker die Augen verschließen und zum Tempeldiener verkommen, um eine allgemeine Heilslehre, welche ihre Unrichtigkeit längst erwiesen und ihre Schädlichkeit für die Menschen längst bewiesen hat, ohne zu hinterfragen, einfach nach betten. Eigentlich müssten beide Vorhaben Ersatzlos gestrichen werden, da nur zusätzlich Landschaft zersiedelt, versiegelt und der Wert schöpfenden Wirtschaft entzogen wird, also der Wirtschaft, welche eigentlich Substanz schafft und für den Reichtum einer Gesellschaft verantwortlich zeichnet. Autohöfe sind alles andere als Produktiv!