In Facebook fand ich einen Verweiß auf einen Beitrag, welcher mit „
ein neues Weltuntergangszenario“ überschrieben ist. Im Studiokino des Kulturzentrums Reichenstraße in Quedlinburg läuft gerade der Film
„MELANCHOLIA“,
eine Weltuntergangsphantasie auf gehobenem Niveau und nicht unpassend
zur alljährlichen Geburtswehen-Mythologie der Weihnachtszeit, welche
einer Religion entspringt, die mythologisch am Ende des menschlichen
Seins den Tag des jüngsten Gerichts zelebriert haben möchte.
Der Erinnerung folgend,
blühen gerade die verschiedensten Weltuntergangsphantasien in Zeiten
sich zuspitzender gesellschaftlicher Widersprüche, welche sich in immer
kürzerer Folge in den verschiedensten gesellschaftlichen Krisen zu
entladen suchen. Nur warum sich um das Heute und Morgen sorgen, wenn
übermorgen ohnehin die Welt wie wir sie kennen den Bach runtergeht? Und
das wird sie durchaus, sie hat es verdient, die Welt die wir kennen. Das
bedeutet aber noch lange nicht den Untergang der Menschheit, selbst
wenn diese die Potenziale längst entwickelt hat, welche einen solchen
Untergang hervorrufen können. Übrigens und auch eine Frage des Filmes,
was tun wenn das Unabwendbare auf einen zukommt? Sich die Rübe zukippen,
noch mal die Sau raus lassen, oder sich ruhig hinsetzen und sehenden
Auges schauen was auf einen zukommt? Die Akteure im Film bauen sich eine
magische Höhle aus Ästen, setzen sich hinein und warten auf die
Kollision zweier Planeten, wobei die zwei Erwachsenen sich durchaus der
Konsequenzen des Kommenden bewusst sind und die Ablenkung dem Kinde
geschuldet ist.
Nun
ja, also warum sich um heute und jetzt kümmern, wenn die Welt eh bald
untergeht? Setzen wir uns hin und harren der Dinge die da kommen mögen,
wir können eh nichts dagegen tun, ist alles Schicksal, so die Intention!
Die Apokalypse, wie oft sie auch verkündet wurde, sie wird kommen, am
Ende der Zeit, oder mit ihr das Ende der Zeit? Nur am Ende welcher Zeit?
Von Ewigkeit zu Ewigkeit und selbst Unendlichkeit ist letztlich nur die
Summe unendlich vieler Endlichkeiten! Dabei ist alles was besteht
ohnehin wert das es zu Grunde geht! Und doch ist etwas dran, wie wir
heute wissen, denn zum einen wird die Sonne, um welcher unser Planet
sich bewegt, einmal sterben, was zugegebener Maßen noch eine Weilchen
hin ist und uns gegenwärtig nicht zu stören braucht, aber zum anderen
hat die Menschheit eben selbst die Potenziale entwickelt, um ihrem Sein
ein Ende zu bereiten. Letzteres bedeutet eigentlich nicht mehr aber auch
nicht weniger, dass selbst für ihren Untergang die Menschen nicht
einmal mehr eines Gottes oder mehrerer Götter bedarf. Selbst was den
Weltuntergang betrifft, zumindest den Untergang unserer Welt, um etwas
anderes geht es in keiner Weltuntergangsfantasie, braucht die Menschheit
heute keine Götter mehr, dass kann sie durchaus selbst vollbringen,
aber auch verhindern! Und da liegt der Unterschied, welcher gern
verwischt wird, auch indem die Natur als Untergangsverursacher meistens
herhalten muss, sei es eben wie im erwähnten Film ein anderer Plante,
welcher mit der Erde kollidiert, sein es Meteoriten, oder Erdbeben,
Vulkane, plötzlich und unerwartet eintretende Eiszeiten und was nicht
sonst so alles aus der Mottenkiste apokalyptischer Ablenkung. Die
eigentliche Gefahr, eine wirkliche Gefahr für den Fortbestand der
menschlichen Zivilisation wird hingegen gern unterschlagen. Die
eigentliche Gefahr für den Menschen ist der Mensch selbst, sind die von
ihn geschaffenen gesellschaftlichen Verhältnisse, in deren Kern die
bestimmenden Produktionsverhältnisse. Eigentliche Zusammenhänge,
Ursachen und Gefahren verschleiernd werden gern natürliche „Gefahren“ in
den Fordergrund gestellt und was können die Menschen schon gegen die
Kräfte der Natur ausrichten? Anders sieht es mit den Kräften innerhalb
der Gesellschaft aus, dort wirken Menschen, verschiedenen Interessen
folgend und es könnte geradezu verheerende Folgen haben, sich
hinzusetzen und der Dinge zu harren, welche über einen kommen, denn
diese sind alles andere als Unvermeidlich, oder wie in der Politik gern
bezeichnet, unabänderliche Sachzwänge.