Haltet den Dieb, er hat mein
Messer im Rücken! Diesem Kredo folgt zumindest die heutige Überschrift „
Todesurteil für Bar 2.0“ in der MZ, zu einem Beitrag zur Kündigung des Pachtvertrages des Kneipers im Kulturzentrum Reichenstraße in Quedlinburg durch
den Dachverein. Der Kneiper hatte, nachdem ihm der Pachtvertrag gekündigt
wurde, auf Facebook eine Kampagne gegen das Kulturzentrum, den Trägerverein,
dessen Ratsversammlung, dem Vorstand und dem Geschäftsführer gestartet.
Lange wurden die Weiten des
Internets, in ihrer beschränkten und manipulierbaren Facebookform nicht
verlassen, doch nun haben sich Pächter und Unterstützer entschieden
eine breitere Öffentlichkeit mit den Vorgängen um die Kündigung eines
Geschäftsvertrages zu beglücken. Das sich in diesem Zusammenhang auch einige
wenige
Politiker für die Interessen des Gekündigten vereinnahmen lassen, steht
außer
Frage, soll hier aber nicht weiter hinterfragt werden. Zum Vorgang selbst
gäbe es einiges zu schreiben, was allerdings in die Irre führt, wenn die
Verhältnismäßigkeit von Verein und Kneipe nicht berücksichtigt wird.
In diesem Zusammenhang sollte
berücksichtigt werden, auf welchem Fundament der gastronomische „Erfolg“ des
gekündigten Betreibers der Gaststätte im Kulturzentrum beruht. So wurde durch dem
Pächter ein Kundenstamm übernommen, wobei in Folge des Betreiberwechsels Gäste
aus verschiedenen Gründen fern blieben und neue hinzugewonnen wurden. Was
allerdings in solchen Fällen nicht ungewöhnlich ist.
Bei Neuabschluss des
Pachtvertrages wurde die Pacht um 50,-€ im Monat erhöht und belief sich seitdem
auf 550,-€. Diese Pacht enthält nicht nur die Raummiete, sondern auch die
Kosten für Gas, Wasser, Strom, Heizung, übernommene Einrichtung usw. usf. Denn
alles was die Einrichtung einer Kneipe teuer werden lässt, (Kücheneinrichtung,
Tische, Stühle, Tresentechnik, aber auch Geschirr, Gläser, usw. waren vorhanden
und wurden in Nutzung übernommen. Letztlich hat der gekündigte Betreiber die
Kneipe „nur“ renoviert und damit ein anderes Aussehen, seinen Vorstellungen
entsprechend, gegeben.
Und einmal davon abgesehen, dass
Gegenstände sowie Technik sich verbrauchen, repariert oder ersetzt werden
müssen, waren seinerseits keine weiteren Investitionen nötig. Was die
Einrichtung und Übernahme einer Gaststätte kosten kann, wird er wohl erst nach
der Kündigung, auf der Suche nach einer Alternative, erfahren haben, woraus sich
wiederum seine unrealistischen Forderungen ergeben, von welchen die Vertreter
des Vereins allerdings aus der Presse erfuhren.
Nebenbei bemerkt, deckt die Pacht
nicht einmal die Kosten für Energie, Gas, Wasser und anderer beständig
anfallenden Aufwendungen. Wenn zu Veranstaltungen im Haus auf die Getränke des
Kneipers zurückgegriffen wurde, so wurden diese für ihn von Mitarbeitern und
Ehrenamtlichen des Hauses verkauft. Sein Aufwand beschränkte sich darauf die
erforderlichen Getränke zu bestellen und bereit zu stellen. Nach Abrechnung
erhielt der Verein einen Anteil, welcher zur Finanzierung kultureller
Veranstaltungen genutzt wurde.
Eigentlich ideale Voraussetzungen
für das Betreiben einer Kneipe, vom Trägerverein nicht nur subventioniert,
sondern auch befördert, war der gekündigte Kneiper nicht bereit im Interesse
des Vereins zu kooperieren und verletzte zudem wiederholt die Hausordnung. Diese
Verletzungen waren vielschichtiger Natur und basierten in erster Linie darauf,
dass der gekündigte Pächter der Ansicht war, dass sein Verantwortungsbereich an
der Kneipentür endete. So wurde z. B. gegen das allgemeine Rauchverbot
verstoßen, nach Kneipennächten oft nicht saubergemacht, so das auf der Straße,
im Foyer, sowie im Hof und Treppenturm sich nicht nur Zigarettenkippen und
Scherben von Bierflaschen fanden, sondern auch anderes, was so liegen und fallen
gelassen werden kann, wenn es nicht mehr benötigt wird. Diese
Hinterlassenschaften wurden dann meistens von Mitarbeitern des Hauses
beseitigt.
Weiter war zu beobachten, dass im
Laufe der Zeit die Kneipe immer weniger von Besuchern der Veranstaltungen im
Haus wahrgenommen wurde. So ließen Besucher von Veranstaltungen im
Kulturzentrum immer seltener den Abend nach einer Veranstaltung in der Kneipe
ausklingen. Das Publikum der Kneipe wandelte sich und von 19:00 bis 22/23:00
Uhr waren oft nur einige wenige Stammgäste anzutreffen. Ich hatte Gelegenheit
dieses über einen längeren Zeitraum zu verfolgen. Kulturelle Veranstaltungen
fanden in der Kneipe immer seltener statt, es sei denn, Veranstalter war das
Kulturzentrum im Rahmen des Schülercafes am Nachmittag. Das Interesse des
Kneipers lag letztlich nur noch im Bierverkauf, was das Entgegenkommen von
Seitens des Dachvereines nicht mehr rechtfertigte. Die auf Facebook vom Kneiper
losgetretene Kampagne, welche der Öffentlichkeit nur unter bestimmten
Voraussetzungen zugänglich ist, zeugt somit in erster Linie von der tiefen
Zerrüttetheit des Verhältnis von Verein und Pächter, was die Kündigung im
Nachhinein noch unter einen etwas anderem Blickwinkeln rechtfertigt. Auch in diesem
Fall vermeint der Pächter alles unternehmen zu müssen, um seine
wirtschaftlichen Interessen (und um etwas anderes geht es hierbei nicht) auf
Kosten des Verseins durchzusetzen, ohne die objektiven Befindlichkeiten zu
berücksichtigen. Wie in vielen Fällen vordem, suchte er, trotz verbaler
Verkündigung, nicht das Gespräch mit dem Vorstand, sondern hielt seine
konfrontierende Position bei. Wenn es in der Vergangenheit Gespräche gegeben
hat, so ging die Initiative vom Geschäftsführer, dem Vorstand und/oder
Vorstandsmitgliedern aus.
Da Geschäftsführer und Vorstand bedauerlicher
Weise vom Instrument der schriftlichen Abmahnung gegenüber dem Pächter keinen
Gebrauch gemacht haben, wurde sich im Januar für eine vertragsgerechte und
fristgemäße Kündigung entschieden, welche letztlich auch nicht gesondert
begründet werden muss.