Nun wurde auf der Seite des Dachvereins,
nach dem der gekündigte Kneiper es vermochte sein Anliegen zum Thema einer Stadtratsitzung
zu machen, folgende Stellungnahme veröffentlicht:
Als erstes: In der Reichenstrasse
gab es schon immer eine Kneipe. War es zu DDR-Zeiten ein Jugendclub, in den
90er Jahren eine städtische Einrichtung oder heute ein von einem Verein
betriebenes Jugendkulturzentrum, immer war die Kneipe zentraler und wichtiger
Anlaufpunkt. Daran wird sich ab 01. Juli 2013 auch nichts ändern!
Die Ratsversammlung des
Dachvereins Reichenstrasse e.V. hat am 15.01.2013 nach ausführlicher Diskussion
beschlossen, den Vertrag über das Betreiben der Gastronomie im Kulturzentrum
Reichenstrasse mit Ralph Albrecht fristgemäß zum 30. Juni 2013 zu beenden. Dies
ist laut dem Vertrag ohne Angabe von Gründen möglich. Der Vorstand des
Dachvereins wurde damit beauftragt, die Kündigung auszusprechen.
In der Ratsversammlung sitzen je
zwei stimmberechtigte VertreterInnen der im Haus arbeitenden Vereine sowie zwei
VertreterInnen der Stadt Quedlinburg.
Der Vorstand hatte für die
Sitzung am 15.01.2013 das Thema Kneipe auf die Tagesordnung gesetzt, um zum
wiederholten Mal über aufgelaufene Probleme in der Zusammenarbeit mit dem
Betreiber und seinen Verstößen gegen die Hausordnung, sowie den
Betreibervertrag zu reden. Es gab in der Vergangenheit etliche vom Verein
ausgehende Klärungsversuche. Viele werden sich noch an die große Versammlung im
August 2011 erinnern. Geändert hat sich nie etwas. Sei es die Duldung des
Rauchens in den offenen Bereichen des KuZ, die Duldung von Gästen, die andere
rassistisch beleidigten oder einschlägige Marken wie Thor Steinar tragen aber
auch die Reinigung an den Wochenenden.
Wer trotz Einladung nicht
erschien, war Ralph Albrecht. Es wäre durchaus möglich gewesen, das Thema
Kneipe im Verhinderungsfall von Ralph Albrecht zu vertagen und auf die
Tagesordnung der nächste Sitzung zu setzen. Dafür hätte es allerdings auch
einer begründeten Absage im Vorfeld der Sitzung bedurft.
Die Kündigung wurde dann am 11.
März 2013 persönlich durch den Vorstand übergeben. Ralph Albrecht kommentierte
diese Kündigung mit den Worten „Das werdet ihr nicht überleben“. Damit hatte
sich eigentlich auch jede sachliche Diskussion in Folge erübrigt. Trotzdem nahm
der Vorstand nach Gesprächen mit Herrn Thomas (MdL CDU) und dem Bürgermeister
Herrn Dr. Brecht das von Herrn Thomas angeregte moderierte Gespräch mit dem
Bürgermeister an. Das Gespräch machte deutlich, dass es von beiden Seiten keine
Einigungsmöglichkeiten gibt. Dem Vorschlag des Bürgermeisters (nach ca.
einstündiger Diskussion), dass sich die Ratsversammlung nochmals in
nichtöffentlicher Sitzung mit dem Thema befasst, wurde seitens des Vorstandes zugestimmt.
Diese nichtöffentliche Sitzung fand am 24. April unter Anwesendheit von 8
stimmberechtigten Mitgliedern, sowie als beratende Mitglieder der Vorsitzende
des Kultur-, Tourismus- und Sozialausschusses und einem Vertreter der
Stadtverwaltung Quedlinburg, statt. Seitens des Geschäftsführers wurden zwei
Varianten vorgestellt. Zum einen die Aufrechterhaltung der Kündigung, zum
anderen die Möglichkeit, den Vertrag mit Ralph Albrecht neu zu verhandeln. Die
Kündigung wurde mit 7 Ja- und 1er Nein-Stimme, nach einer ausführlichen
Diskussion, bestätigt.
Soviel zum demokratischen Werdegang der Kündigung.
Das Kulturzentrum Reichenstrasse arbeitet seit mehr als 15 Jahren in
Quedlinburg. Neben vielfältigsten kulturellen Angeboten sind die Kinder- und
Jugendarbeit Schwerpunkt der Arbeit. Und das sind nicht nur der Kinderladen und
das Schülercafe. Mehr als 180 Workshops im Bereich des globalen Lernens pro
Jahr, Projektwochen zu den Themen Sucht und Sexualität, Organisation des
Netzwerkes Schule ohne Rassismus im Harz und viele andere kleinere Projekte
werden Jahr für Jahr durch den Verein realisiert.* Und dafür erhält der
Verein auch 120.000,00 € pro Jahr von der Stadt Quedlinburg. Das macht rund ein
Drittel der jährlichen Ausgaben aus. Verwendet werden diese 120.000,00 €
ausschließlich für die 1997 von der Stadt Quedlinburg übernommenen
Personalstellen und für Teile der Betriebskosten. Die Mittel für zusätzliche
ProjektmitarbeiterInnen, für Honorare oder Material, für einen großen Teil der
Betriebskosten und nicht zuletzt für die kulturellen Angebote werden durch den
Verein zusätzlich aufgebracht.
Diese Vielzahl an Angeboten ist
aber auch nur mit vielen Partnern möglich. Vereine der Region, das Kinder- und
Jugendbüro der Stadt Quedlinburg, das Jugendamt des Landkreises Harz,
Institutionen der Region und nicht zuletzt viele ehrenamtliche HelferInnen
machen diese reichhaltigen Angeboten erst möglich. Und das zeigt auch, dass der
Dachverein ein verlässlicher Partner ist, der gemeinsam mit Anderen diese
Projekte verwirklicht.
So eine Partnerschaft war mit
Ralph Albrecht nicht mehr möglich. Wer sich aufmerksam die seit dem 12. März
auf Facebook von Ralph Albrecht verbreiteten Lügen und Halbwahrheiten
durchliest, wird sicherlich verstehen, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht
mehr denkbar ist. Auch wenn mehr als 700 Unterstützungsunterschriften durch die
Bar gesammelt wurden. In persönlichen Gesprächen mit UnterstützerInnen dieser
Aktion konnten wir erfahren, dass sie zum Teil von falschen Tatsachen, wie zum
Beispiel der Schließung der Kneipe, ausgegangen sind. Ein Titel dieser Kampagne
war „Für Toleranz und gegen kulturellen Kahlschlag“. Und genau dafür steht der
Dachverein und nicht die Bar. In der Bar werden Getränke verkauft. Das macht
sie sicherlich erfolgreich. Für die Jugendarbeit, für kulturelle Angebote im
Haus, für die Arbeit gegen Rassismus und Neofaschismus steht aber der Verein.
Die Gastronomie wird in Zukunft
in Eigenregie durch den Verein geführt werden. Das Konzept dafür wurde in der
Ratsversammlung am 24. April den VertreterInnen der Vereine vorgestellt und von
allen für gut befunden. Die Eigenbewirtschaftung soll sicherstellen, mindestens
die nun entfallenden Pachtbeiträge und Bewirtschaftungskosten einzuspielen.
In Zukunft soll und muss die
Gastronomie und der Verein wieder eine Einheit bilden. Das ist der wichtigste
Punkt. Die Kneipe soll, insbesondere an den Wochenenden wieder um 20:00 Uhr
voll sein und nicht erst nach 22.00 Uhr. Regelmäßige Veranstaltungen wie
Lesungen, kleine Unplugged-Konzerte, Couchmusik, Ausstellungen und auch
weiterhin DJ`s werden dafür sorgen. Es wird auch wieder ein regelmäßiges
Essensangebot mittags und abends geben.
Kurz gesagt: Für uns als Verein
ist die Kneipe ein wichtiger Raum im Kulturzentrum Reichenstrasse, der mit
kulturellem Leben gefüllt werden muss. Dazu gehört eine Partnerschaft mit der
Kneipe, die unter dem jetzigen Betreiber der Gastronomie nicht mehr gegeben
ist. Das Haus des Kulturzentrums Reichenstrasse wird von allen Gästen und
Partnern als eine Einheit gesehen - und diese gilt es wieder herzustellen. Die
700 Unterschriften beweisen, dass die Kneipe ein wesentlicher Bestandteil des
Hauses ist und wir die Chance nutzen müssen, ein perfektes Zusammenspiel wieder
zu erreichen.
*von mir herausgehoben
Nachsatz: Nun möge der gekündigte Pächter ein Interesse haben, die
Kneipe als eine Existenzgrundlage weiter zu betreiben, das sich aber ein
Stadtrat und Landtagsabgeordneter der CDU aus diesem Grund vereinnahmen lässt,
die gesamte Arbeit des Dachvereins in Frage zu stelle, ist durchaus bezeichnet.
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