Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Dienstag, 28. Mai 2013

Nun wurde auf der Seite des Dachvereins, ...

Nun wurde auf der Seite des Dachvereins, nach dem der gekündigte Kneiper es vermochte sein Anliegen zum Thema einer Stadtratsitzung zu machen, folgende Stellungnahme veröffentlicht:

Als erstes: In der Reichenstrasse gab es schon immer eine Kneipe. War es zu DDR-Zeiten ein Jugendclub, in den 90er Jahren eine städtische Einrichtung oder heute ein von einem Verein betriebenes Jugendkulturzentrum, immer war die Kneipe zentraler und wichtiger Anlaufpunkt. Daran wird sich ab 01. Juli 2013 auch nichts ändern!
Die Ratsversammlung des Dachvereins Reichenstrasse e.V. hat am 15.01.2013 nach ausführlicher Diskussion beschlossen, den Vertrag über das Betreiben der Gastronomie im Kulturzentrum Reichenstrasse mit Ralph Albrecht fristgemäß zum 30. Juni 2013 zu beenden. Dies ist laut dem Vertrag ohne Angabe von Gründen möglich. Der Vorstand des Dachvereins wurde damit beauftragt, die Kündigung auszusprechen.
In der Ratsversammlung sitzen je zwei stimmberechtigte VertreterInnen der im Haus arbeitenden Vereine sowie zwei VertreterInnen der Stadt Quedlinburg.
Der Vorstand hatte für die Sitzung am 15.01.2013 das Thema Kneipe auf die Tagesordnung gesetzt, um zum wiederholten Mal über aufgelaufene Probleme in der Zusammenarbeit mit dem Betreiber und seinen Verstößen gegen die Hausordnung, sowie den Betreibervertrag zu reden. Es gab in der Vergangenheit etliche vom Verein ausgehende Klärungsversuche. Viele werden sich noch an die große Versammlung im August 2011 erinnern. Geändert hat sich nie etwas. Sei es die Duldung des Rauchens in den offenen Bereichen des KuZ, die Duldung von Gästen, die andere rassistisch beleidigten oder einschlägige Marken wie Thor Steinar tragen aber auch die Reinigung an den Wochenenden.
Wer trotz Einladung nicht erschien, war Ralph Albrecht. Es wäre durchaus möglich gewesen, das Thema Kneipe im Verhinderungsfall von Ralph Albrecht zu vertagen und auf die Tagesordnung der nächste Sitzung zu setzen. Dafür hätte es allerdings auch einer begründeten Absage im Vorfeld der Sitzung bedurft.
Die Kündigung wurde dann am 11. März 2013 persönlich durch den Vorstand übergeben. Ralph Albrecht kommentierte diese Kündigung mit den Worten „Das werdet ihr nicht überleben“. Damit hatte sich eigentlich auch jede sachliche Diskussion in Folge erübrigt. Trotzdem nahm der Vorstand nach Gesprächen mit Herrn Thomas (MdL CDU) und dem Bürgermeister Herrn Dr. Brecht das von Herrn Thomas angeregte moderierte Gespräch mit dem Bürgermeister an. Das Gespräch machte deutlich, dass es von beiden Seiten keine Einigungsmöglichkeiten gibt. Dem Vorschlag des Bürgermeisters (nach ca. einstündiger Diskussion), dass sich die Ratsversammlung nochmals in nichtöffentlicher Sitzung mit dem Thema befasst, wurde seitens des Vorstandes zugestimmt. Diese nichtöffentliche Sitzung fand am 24. April unter Anwesendheit von 8 stimmberechtigten Mitgliedern, sowie als beratende Mitglieder der Vorsitzende des Kultur-, Tourismus- und Sozialausschusses und einem Vertreter der Stadtverwaltung Quedlinburg, statt. Seitens des Geschäftsführers wurden zwei Varianten vorgestellt. Zum einen die Aufrechterhaltung der Kündigung, zum anderen die Möglichkeit, den Vertrag mit Ralph Albrecht neu zu verhandeln. Die Kündigung wurde mit 7 Ja- und 1er Nein-Stimme, nach einer ausführlichen Diskussion, bestätigt.
Soviel zum demokratischen Werdegang der Kündigung.
Das Kulturzentrum Reichenstrasse arbeitet seit mehr als 15 Jahren in Quedlinburg. Neben vielfältigsten kulturellen Angeboten sind die Kinder- und Jugendarbeit Schwerpunkt der Arbeit. Und das sind nicht nur der Kinderladen und das Schülercafe. Mehr als 180 Workshops im Bereich des globalen Lernens pro Jahr, Projektwochen zu den Themen Sucht und Sexualität, Organisation des Netzwerkes Schule ohne Rassismus im Harz und viele andere kleinere Projekte werden Jahr für Jahr durch den Verein realisiert.* Und dafür erhält der Verein auch 120.000,00 € pro Jahr von der Stadt Quedlinburg. Das macht rund ein Drittel der jährlichen Ausgaben aus. Verwendet werden diese 120.000,00 € ausschließlich für die 1997 von der Stadt Quedlinburg übernommenen Personalstellen und für Teile der Betriebskosten. Die Mittel für zusätzliche ProjektmitarbeiterInnen, für Honorare oder Material, für einen großen Teil der Betriebskosten und nicht zuletzt für die kulturellen Angebote werden durch den Verein zusätzlich aufgebracht.
Diese Vielzahl an Angeboten ist aber auch nur mit vielen Partnern möglich. Vereine der Region, das Kinder- und Jugendbüro der Stadt Quedlinburg, das Jugendamt des Landkreises Harz, Institutionen der Region und nicht zuletzt viele ehrenamtliche HelferInnen machen diese reichhaltigen Angeboten erst möglich. Und das zeigt auch, dass der Dachverein ein verlässlicher Partner ist, der gemeinsam mit Anderen diese Projekte verwirklicht.
So eine Partnerschaft war mit Ralph Albrecht nicht mehr möglich. Wer sich aufmerksam die seit dem 12. März auf Facebook von Ralph Albrecht verbreiteten Lügen und Halbwahrheiten durchliest, wird sicherlich verstehen, dass eine weitere Zusammenarbeit nicht mehr denkbar ist. Auch wenn mehr als 700 Unterstützungsunterschriften durch die Bar gesammelt wurden. In persönlichen Gesprächen mit UnterstützerInnen dieser Aktion konnten wir erfahren, dass sie zum Teil von falschen Tatsachen, wie zum Beispiel der Schließung der Kneipe, ausgegangen sind. Ein Titel dieser Kampagne war „Für Toleranz und gegen kulturellen Kahlschlag“. Und genau dafür steht der Dachverein und nicht die Bar. In der Bar werden Getränke verkauft. Das macht sie sicherlich erfolgreich. Für die Jugendarbeit, für kulturelle Angebote im Haus, für die Arbeit gegen Rassismus und Neofaschismus steht aber der Verein.
Die Gastronomie wird in Zukunft in Eigenregie durch den Verein geführt werden. Das Konzept dafür wurde in der Ratsversammlung am 24. April den VertreterInnen der Vereine vorgestellt und von allen für gut befunden. Die Eigenbewirtschaftung soll sicherstellen, mindestens die nun entfallenden Pachtbeiträge und Bewirtschaftungskosten einzuspielen.

In Zukunft soll und muss die Gastronomie und der Verein wieder eine Einheit bilden. Das ist der wichtigste Punkt. Die Kneipe soll, insbesondere an den Wochenenden wieder um 20:00 Uhr voll sein und nicht erst nach 22.00 Uhr. Regelmäßige Veranstaltungen wie Lesungen, kleine Unplugged-Konzerte, Couchmusik, Ausstellungen und auch weiterhin DJ`s werden dafür sorgen. Es wird auch wieder ein regelmäßiges Essensangebot mittags und abends geben.
Kurz gesagt: Für uns als Verein ist die Kneipe ein wichtiger Raum im Kulturzentrum Reichenstrasse, der mit kulturellem Leben gefüllt werden muss. Dazu gehört eine Partnerschaft mit der Kneipe, die unter dem jetzigen Betreiber der Gastronomie nicht mehr gegeben ist. Das Haus des Kulturzentrums Reichenstrasse wird von allen Gästen und Partnern als eine Einheit gesehen - und diese gilt es wieder herzustellen. Die 700 Unterschriften beweisen, dass die Kneipe ein wesentlicher Bestandteil des Hauses ist und wir die Chance nutzen müssen, ein perfektes Zusammenspiel wieder zu erreichen. 

*von mir herausgehoben
Nachsatz: Nun möge der gekündigte Pächter ein Interesse haben, die Kneipe als eine Existenzgrundlage weiter zu betreiben, das sich aber ein Stadtrat und Landtagsabgeordneter der CDU aus diesem Grund vereinnahmen lässt, die gesamte Arbeit des Dachvereins in Frage zu stelle, ist durchaus bezeichnet.   

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