Reformationsjubiläum,
1517 schlug Luther seine Thesen an das Tor der Wittenberger
Schlosskirche und 500 Jahre später wird das Reformationsjubiläum
mit nicht unerheblichen Pomp begangen. Ein Jahrmarkt der Eitelkeiten,
Gäste reichen sich die Klinke in die Hand, es wird jubiliert und
verklärt, gelegentlich auch erklärt, es wird gefeiert und
gepriesen, der Kritik gehuldigt und viel wurde geschrieben,
veröffentlicht und sicher auch gelesen.
Sich mit diesem Jubiläum
kritisch auseinanderzusetzen ist ein Gebot der Zeit, genauso wie
festzustellen, welche Bedeutung die Reformation für dieses Land, für
Europa und letztlich für die Welt hatte.
Um das große Jubelfest
zu begehen, wurde von offizieller Seite viel investiert, eine ganze
Dekade wurde zu diesem Zweck ins Leben gerufen und trotzdem sorgte so
manches Ergebnis für Ernüchterung. Die Kirchen hatten sich mehr
davon versprochen, gar mit einem Anwachsen ihrer Herde gerechnet,
Besucher strömten reichlich an die Orte der Reformation und an die
Orte in welchen Luther lebte, allein es wurde im Vorfeld mit mehr
gerechnet.
Das große Jubelfest zum
Reformationstag war schon Geschichte, als sich in Eisenach Menschen zusammen fanden um sich mit der Reformation und der Rolle Luther aus
einem weltanschaulich anderen Blickwinkel, als allgemein üblich,
auseinanderzusetzen. Der
Landesverband Thüringen des Deutschen
Freidenker-Verband hatte eingeladen und wurde unterstützt von der
LAG Laizismus der Partei DIE LINKE, dem
HVD Thüringen, der
Giordano-Bruno-Stiftung und dem
Landesverband Sachsen-Anhalt des
Deutschen Freidenker-Verband. Am 11.11.2017 um 11:00 Uhr war es soweit
und die Veranstaltung im „Augustiner Bräu“ wurde eröffnet und
bevor der erste Vortrag gehalten wurde, spielte die Sandra Peschke
Band einige Stücke zur Einleitung.
Der erste Referent war
Dr. Horst Groschopp und sein Vortrag überschrieben: „Mit Luther
alles in Butter“ – Anmerkungen zur deutschen Luther-Rezeption aus
humanistischer Perspektive.
Es wurde ein Überblick
über die vielfältige Auseinandersetzung mit dem Thema gegeben und
neuere Erkenntnisse aufgezeigt. Die Person Luthers spielte eine nicht
unbedeutende Rolle zu dieser Zeit, allerdings ist nicht alles so
gewesen, wie es heute dargestellt, manches wurde im Nachhinein,
insbesondere ab dem 18 Jahrhundert, dem Zwecke damaliger Erinnerung
entsprechend gestaltet. Luther wurde in der Geschichte gebraucht,
aber auch in den verschiedensten historischen Epochen missbraucht.
Der zweite Referent (ich) sprach über die „frühbürgerliche Entwicklung in Deutschland“,
insbesondere aber auch über die Vorgeschichte, welche letztlich zur
Reformationsbewegung zum Beginn des 16 Jahrhundert führte. Dabei
spielte das sich im Verlauf der Jahrhunderte verändernde Verhältnis
zwischen Papstkirche und Feudalstaat keine unbedeutende Rolle, war es
doch gerade dieses Verhältnis, welches die Reformationsbewegung hierzulande hervorbrachte. Letztlich wurde der Bogen vom Hochmittelalter bis in
die Gegenwart gespannt. Den Ausführungen war folgendes Zitat von
Friedrich Engels vorangestellt: „Die Bourgeoisie macht
alles zu einer Ware, also auch die Geschichtsschreibung. Es
gehört zu ihrem Wesen, zu ihren Existenzbedingungen, alle Waren zu
verfälschen: sie verfälscht die Geschichtsschreibung. Und diejenige
Geschichtsschreibung wird am besten bezahlt, die im Sinn der
Bourgeoisie am besten verfälscht ist.“*
Nach beiden Vorträgen
wurde diskutiert und nach Abschluss der Veranstaltung gab es die
Möglichkeit an einer Stadtführung durch Eisenach teilzunehmen.
Während der Veranstaltung gab es einen Tisch mit einer Auswahl von
Publikationen der beteiligten Organisationen.
*F. Engels,
Material for the History of Ireland, Aus den Fragmenten zur
„Geschichte Irlands“, 1870 – MEW Bd. 16, S. 49
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