Geschichte, Interpretation und Suche.
Gegenstand dieser Betrachtung ist die Antwort von Angela auf diesen Beitrag. Ist nur schon etwas her, das Thema hat aber zwischenzeitlich nicht an Aktualität eingebüßt. Auf Grund der Länge meiner Antwort werden ich diesen Beitrag wieder separat veröffentlichen.
Hallo Angela,
auch die bedeutenderen Demokratien England, Belgien, Niederlande sind nicht aus dem Nichts heraus entstanden, sie hatte ihre Ursachen und waren nach erfolgter Revolution erst einmal alles andere als Demokratisch.
In Europa, besonders auf dem Gebiet des heiligen römischen Reiches tobte noch der dreißigjährige Krieg, da fand in England die bürgerliche Revolution (1640 - 1649) unter Cromwell ihr erfolgreiches Ende. Vor dem war schon die bürgerliche Revolution in Holland (1566 – 1579) erfolgreich zu Ende gebracht worden und damit der erste bürgerliche Staat errichtet. Zu den erfolgreichen bürgerlichen Revolutionen gehört noch der Nordamerikanische Unabhängigkeitskrieg (1775 – 1783). Der Auslöser der einzelnen Revolutionen war verschieden, die Ursachen hatte sie gemeinsam und waren der wirtschaftlichen Entwicklung geschuldet. Die demokratischen Traditionen hingegen nahmen ihren Anfang mit der Französischen Revolution von 1789, welche die erste bürgerlich, demokratische Revolution war. Insgesamt ein umfassendes Thema, welches verdient behandelt zu werden, gerade auch worin sich die erstgenannten Revolutionen von der letztgenannten unterscheiden, aber hier den Rahmen sprengen würde.
Aber was soll es und selbst wenn es den Rahmen sprengt, hier findet sich ein Zitat von Friedrich Engels aus der „Einleitung [zur englischen Ausgabe (1892) „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“]“ MEW Band 19, Seite 533 -534 und Seite 537. Der gesamte Text ist hier nachzulesen, das Zitat befindet sich etwa in der Mitte des Textes.
Der Ablasshandel war sicher nicht Ursache der frühbürgerlichen Revolution in Deutschland, aber als Anlass taugte er allemal, es war der Tropfen, welcher das Fass zum überlaufen brachte. Zum Ablass selbst: „Ablass; Lehre der römisch-katholischen Kirche vom Nachlass in der Beichte auferlegter Bußen durch die Ableistung von Werken der Barmherzigkeit (>>gute Werke<<) oder Geldzahlung. Der Ablass beruhte auf der Lehre von der Sünde, das heißt den Übertretungen göttlicher und kirchliche Gebote. Während die Sündenschuld durch das Bekenntnis in der Beichte und durch Absolution durch den Priester getilgt werden konnte, waren zur Abbüßung der Sündenstrafe Sühneleistungen im Leben und nach dem Tod (im Fegefeuer) erforderlich. An die Stelle von Bußleistungen (Gebete, Wallfahrten u.a.) traten bald Geldzahlungen. Der Ablass wurde zu einer wichtigen Einnahmequelle der römischen Kurie, deren wachsendes Geldbedürfnis zur Ausschreibung ständig neuer Ablasse führte, die seit 1477 auch für Verstorbene erworben werden konnten. Als 1506 (erneuert 1514) ein Ablass ausgeschrieben wurde, mit dessen Ertrag die neue Peterskirche in Rom errichtet werden sollte, ließ sich Albrecht von Brandenburg (seit 1513 Erzbischof von Magdeburg, seit 1514 auch von Mainz) 1515 den Vertrieb in seinem Kirchensprengel übertragen, um den Fuggern die Gelder zurückzahlen zu können, die er für den Erwerb der Stifter Magdeburg, Mainz und Halberstadt geborgt hatte. Der Dominikanermönch Johann Tetzel verkaufte im Auftrage Albrechts die Ablassbriefe. Durch dieses schmutzige Geschäft wurde Martin Luther zu seinen 95 Thesen gegen den Missbrauch des Ablass veranlasst. Die Kritik am Ablasshandel wurde zum Anlass der Reformation.
Mit dem Ablasshandel war es schon ein Problem und wir sollten unsere Maßstäbe, unsere Sicht der Dinge nicht auf vergangene Zeiten übertragen. So einfach war es nicht und die damaligen Bedingungen sollten nicht unberücksichtigt bleiben. Vieles was wir heute wissen, wussten die Menschen damals nicht, und schon gar nicht das einfache Volk. Dieses wurde bewusst in Unwissenheit und Armut gehalten und das Bildungsmonopol der Kirche war noch allgemein. Zudem sei auch bedacht, was damals alles schon Sünde war, von der Erbsünde einmal abgesehen. Dazu kam noch, dass es einen regelrechten Handel mit Ablassbriefen gab, wie heute mit Versicherungen und da wurde den einfachen Menschen, den einfachen Gemütern, verfangen in tiefer Religiosität, so manches Eingeredet. Und wer hatte den das Monopol der Interpretation von Sünde? Das heute mit vielen Problemen anders umgegangen wird, ist auch Ergebnis der Aufklärung und vor allen fortschreitender Bildung, selbst wenn diese viel zu wünschen übrig lässt und das Menschenrecht auf Bildung bei weiten noch nicht gewährleistet ist.
Die Prachtbauten und deren Bezahlung überspringe ich einfach mal, um beim eigentlichem Thema zu bleiben und auf Luther zurückzukommen. Er hatte seine Aufgabe zu erfüllen, was er auch getan hat, das er da an seine Grenzen gestoßen ist, hatte seine Ursachen, aber in diesem Zusammenhang verweise ich gern nochmals auf Friedrich Engels.
Was wiederum die Gründung der DDR (7. Oktober 1949) anbelangt, so war diese weniger auf Bestreben der Sowjetunion entstanden, sonder ursächlich Spaltungsbestrebungen westlicher Prägung geschuldet. Der Sowjetunion wäre es sicher lieber gewesen, einen neutralen, deutschen Staat, als Puffer zu den westlichen Mächten in Mitteleuropa zu haben. Du hast natürlich Recht, das der Sieg über den Faschismus, an welchen die Sowjetunion die Hauptlast zu tragen hatte, die Nachkriegsordnung hervorbrachte. Bevor aber die DDR gegründet wurde, entstand die BRD im Ergebnis imperialer Spaltungspolitik aus den ehemaligen westlichen Besatzungszonen Deutschlands (7.Sept. 1949) unter Bruch des Potsdamer Abkommens. Dieses Allein wäre ein weiteres, umfassendes Thema, welches verdient bearbeitet, aber nicht verklärt zu werden. Selbiges trifft natürlich auch für den Untergang der DDR zu! Die Geschichte der DDR, von ihrer Gründung, bis zu ihrem Untergang gilt es kritisch zu betrachten und dabei sollte nicht dem Verriss der einen Seite, eine Verklärung der anderen Seite entgegengesetzt werden. Die SED ist zwar aus SPD und KPD hervorgegangen, hat natürlich auch die Vielfalt und Verschiedenheit an Traditionen übernommen, konnte aber letztendlich nicht über ihren Schatten springen. Ich kann nun nicht sagen, ob es einen speziellen sozialdemokratischen Flügel gab, aber ich weiß das sich viele Karrieristen in ihr Tummelten. In der DDR spitzten sich die verschiedensten Widersprüche zu und letztendlich ging sie getreu der Lehre von Marx an der Entwicklung der Produktivkräfte zu Grunde, welche nicht beherrscht wurden und das auch auf Grund der Unfähigkeit der SED die entstandenen Widersprüche im Sinnen des Sozialismus zu lösen. Nach abrupter Öffnung der Grenze konnte das Imperium dann ungehindert verlorenes Gebiet wieder zurück erobern. So vielschichtig die Ursachen des Untergangs der DDR heute auch immer dargestellt werden, letztendlich war es die Produktivkraftentwicklung, für welche der Rahmen, die gesellschaftlichen Verhältnisse, zu eng geworden war und welche nach neuen Entfaltungsmöglichkeiten suchten. Das diese Suche nicht erfolgreich war, war auch dem sich selbst lähmenden Parteiapparat, mit seiner unsäglichen, als Disziplin ausgegebenen, Anpassung geschuldet. Allein wenn die Größe der SED im Verhältnis zur DDR Bevölkerung gesehen wird, werfen sich viele Fragen auf. Von einer führenden Rolle kann in einer Herde keine Rede mehr sein. Den Marxismus-Leninismus hatte man weniger verraten, als seine konsequente Anwendung verlernt. Ja, nichts menschliches sollte uns fremd sein, so waren die Einflüsse verschieden und man liebte die großen Zahlen. Nach Öffnung der Grenze waren es gerade jene, welche eigentlich die Hauptakteure des Sozialismus sein sollten, die ihre all zu selbstverständliche soziale Sicherheit gegen ein Handvoll Glasperlen und einen Sack voller Illusionen tauschten. Es beleibt zu hinterfragen, welche Ursachen diese bedingten, oder zumindest beförderten. Nach dem die DDR abgewickelt war, wurde das Sozialsystem mit beschleunigtem Tempo weiter abgebaut. Das nun aber das Sozialsystem in seiner Gesamtheit unter Kohl hinter Bismarck zurückgefallen ist, vernachlässigt den Umstand, dass dieses sich im laufe der Zeit weiterentwickelt hatte, aber auch die jeweils konkret, historischen Umstände. Das solche Formulierungen gebraucht werden, um auf die Brisanz dieses Themas zu verweisen, ist dahingehend durchaus üblich, Argumentation lebt sicher auch von Übersitzungen und bildlichem Sprachgebrauch. Zudem sollte der Bezugspunkt nicht vernachlässigt werden, im besagtem Fall (Verschiebung des Verhältnis des „Arbeitnehmeranteils“ zum „Arbeitgeberanteil“ zu Ungunsten der Arbeiter), handelt es sich schlicht weg um Umverteilung zu Gunsten der Unternehmen. Wesentlich schlimmer ist die Endsolidarisierung der Versorgungssystem mittelt Riesterrente und ähnlichem, oder das zwei Klassen Gesundheitssystems, über welches nicht unerhebliche Mittel der Solidargemeinschaft entzogen und der Versicherungswirtschaft zugeführt werden. Aber auch dieses ist schon wieder ein Thema für sich und nicht einfach abzuhandeln.
Ich würde auch nicht von den „sich permanent verschärfenden Folgen der schrecklichen Konterrevolution“, sonder von den entsprechenden Folgen der allgemeinen Krise des Kapitals. Aber wie schon gesagt, ein weites Feld und die Ergebnisse der Wende in der DDR sollten entsprechend differenziert betrachtet werden, genau wie ihre Ursachen (von der Gründung bis zum Untergang).
Soweit meine Meinung dazu, es gibt noch viel nachzudenken, über die Geschichte und auch manche Geschichte.
Gruß
Thomas
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