In
der Mailingliste der Freidenker gibt es einen Meinungsaustausch über
das Kölner Urteil zur rituellen Beschneidung von Knaben und dessen
Folgen. Genaugenommen ein komplexes Thema, da es in seiner Bedeutung
weit über den eigentlichen Gegenstand hinausgeht, was übrigens die
Reaktionen aus Regierungskreisen und dem Bundestag belegen. Folgende
Gedanken zum Thema meinerseits:
Ein
hartnäckiges Thema, das Thema der Beschneidung kleiner Knaben aus
religiösen Gründen und sicher handelt es sich dabei wie behauptet
um ein nebensächliches Thema, wie viele andere Themen auch, mit
denen die Menschen Tag für Tag zugemüllt werden. Oberflächlich
zumindest, denn was ist schon die Vorhaut eines Knaben, gegen den Tod
von Menschen im Krieg? Und trotzdem wird dieses Thema zur Chefsache
erklärt, befasst sich gar der Bundestag damit und zelebriert
ansonsten nur für Kriege typische Geschlossenheit! Sicher hat auch
diese Geschlossenheit eine Lücke, nur bin ich mir nicht ganz sicher
ob die „außenstehende“ Partei dieses eigen motiviert, der Sache
wegen, oder fremd motiviert, zur Aufrechterhaltung ansonsten üblicher
parlamentarischer Rituale tut. Ganz ohne Opposition lässt sich das
politisch demokratische Spiel auf Dauer auch nicht verkaufen.
Nein,
so nebensächlich ist dieser Schauplatz nicht, besonders wenn die
Rolle religiösen Seins in unserer Gesellschaft betrachtet wird und
mit religiösem Sein meine ich nicht nur die oft und über ihre
gesellschaftliche Bedeutung hierzulande hinaus bemühten
Religionsgemeinschaften. Die meisten Menschen laufen nicht mehr in
die alten Tempel, sondern in die neuen Tempel, mit ihren neuen
Götzen! Das dabei alte Glaubensrichtungen noch ihren Dienst zu tun
haben, steht außer Frage, besonders auch wenn es um die Begründung
so manchen Krieges geht. Letztlich wissen wir, das die
gesellschaftlichen Verhältnisse den Unterschied machen, viele
Menschen hingegen lassen sich immer noch einreden, das Religionen und
Glaube dafür verantwortlich sind. Im Zusammenhang mit dem Urteil sei
auch daran erinnert, dass es um einen muslimischen Knaben gegangen
ist, in der Diskussion aber dieses Ritual in erster Linie mit Juden
in Verbindung gebracht wird. Zufall, oder politisch gewollt? Welche
Keule wird da wohl im Hintergrund geschwungen und warum?
Dieses
Urteil stellt ungewollt ein ganzes System von Riten und Mythen in
Frage und wo kommen wir den hin, wenn am Glauben der Menschen
gerüttelt wird, wenn sich Riten und deren unzeitgemäße Fortführung
als das erweisen was sie sind, ein Mittel zur Machterhaltung, in dem
Menschen sich diesen beugen müssen? Beschneidung ist nun ein Ritual
was für die wenigsten Menschen hierzulande aus religiösen Gründen
von Bedeutung ist, nur wie sieht es mit anderen Ritualen aus, welche
gern praktiziert werden? Dabei geht es nicht nur um klassisch
religiöse, sondern vor allen auch um moderne Rituale! Zum Beispiel
dem Ritus welcher im allgemeinen als Parlamentarismus bezeichnet
wird? Oder auch der Glaube an die alles-selig-machende bürgerliche
Demokratie? Vom Guten und vom Bösen, welches sich in der Welt einen
ewigen Kampf liefert, wobei die Guten „unvermeidlicherweise“
immer die uns beherrschenden Kräfte mit ihren politischen
Strukturen, zu welchen auch Kirchen gehören, sind.
Nicht
auszudenken, wenn Menschen Rituale als Rituale erkennen und ihnen
dann noch gezeigt wird, dass diese durchaus infrage gestellt werden
können, ihren historischen Bezug, ihre historischen Ursachen und
Notwendigkeiten längst verloren haben! Da wird an Grundfesten
religiösen Glaubens gerüttelt, nicht nur an den Grundfesten antiker
und mittelalterlicher Religionen, sondern auch moderner, da geht es
um Macht über Menschen! Mit dem Ritus wird zumindest ein Teil von
Religion in Frage gestellt, wobei wir wieder beim Krieg wären, da
moderne, wie althergebrachte Religionen taugen die eigentlichen
Ursachen von Kriegen zu verschleiern. Gedacht sei dabei an die
verschiedenen Auseinandersetzungen, so wurde und wird es nicht
versäumt unterschiedliche Stammes- und Religionszugehörigkeit der
am Krieg beteiligten Gruppen zu erwähnen und daraus resultierende
historische Unterschiede aufzuzeigen. Das übriges unabhängig davon,
ob die einzelnen Glaubensrichtungen und -gemeinschaften in Toleranz
vordem zusammenlebten oder nicht.
Beschneidung
ist ein Ritual, wenn dieses Ritual nun in Frage gestellt wird, wird
damit nicht nur dieses Ritual in Frage gestellt, sondern auch das
Nachdenken über Rituale überhaupt angeregt. Das Vorgehen gegen
dieses Urteil, zeigt wie wichtig für die Herrschenden Rituale sind,
das Opium des Volkes* hat seine Aufgabe auch heute noch zu erfüllen. Mit
dem Ritus wird auch der ihm zugrunde liegende Glaube in Frage
gestellt und wenn Glaube im Detail in Frage gestellt werden kann,
kann er auch insgesamt in Frage gestellt werden, auch der Glaube an
die Medien! Das Gericht hat unterstellter-weise ungewollt einen Kampf
aufgenommen, welcher Kinderrechte stärkt, aber auch Religion
kritisiert. In dieser Angelegenheit geht es meines Erachtens um mehr
als nur um die Vorhaut von Knaben!
„Der Kampf gegen die Religion ist also mittelbar der Kampf gegen
jene Welt, deren geistiges Aroma die Religion ist.“* so
Marx, nachzulesen den obigen Link folgend.
Soweit
meine Gedanken zum Thema mit sonntäglichen Gruß!
Ein weiterer Text zum Thema ...
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