in der früheren
Verhaltenswissenschaft allgemein die Fähigkeit der Tiere und des
Menschen (Humanethologie), bestimmte innere und äußere
Reizkonstellationen aufgrund angeborener Handlungsbereitschaften und
Handlungsprogrammen mit im Sinne der Systemerhaltung zweckmäßigem
Verhalten zu beantworten. Derartige ererbte Verhaltensprogramme werden
primär erfahrungslos und ohne Einsicht in den Zweck der Handlung
vollzogen. Sie sind arttypisch und können wie anatomische und
physiologische Merkmale zur Charakterisierung einer systematischen
Einheit herangezogen werden. Nicht nur Bewegungsweisen, sondern auch
Lagen und Stellungen bei Schlaf und Ruhe sowie mimische Äußerungen
(speziell bei Säugetieren) können instinktive Verhaltenselemente sein.
Der
Begriff tauchte wahrscheinlich zum ersten Mal bei den Stoikern auf, die
den Antrieb als hormè (lat.:instinctus) bezeichneten. Bis zum Beginn
objektiv exakter biologischer Forschung verselbstständigte sich der
Begriff besonders in subjektiv-idealistischen philosophischen
Richtungen, die ihn mit entelechalen und teleologischen Vorstellungen
verbanden (Teleologie). Es wurde der Instinkt an sich betrachtet und in
philosophische Vorstellungen eingebaut, ohne dass man seine
naturwissenschaftliche Realität untersuchte. Damit war, abgesehen von
einzelnen, sich auf Naturbeobachtungen stützende Darstellungen über die
Instinkte, die schon heutigen Vorstellungen nahe kommende Gedanken
enthielten, lange Zeit einem wissenschaftlichen Erfassen des
Instinktproblems der Weg versperrt. Bis in unserer Zeit haben sich
jedoch der hormischen Psychologie W. McDougalls und der Zweckpsychologie
E. Tolmans entspringende subjektivistische Auffassungen erhalten
(Bierens de Haan: Wir betrachten den Instinkt, aber wir erklären ihn
nicht). Die objektive, auf kausaler biologischer Forschung beruhende
Instinktforschung hat hingegen bewiesen, dass es einen Instinkt als
solchen nicht gibt und die Komplexität tierischen und menschlichen
Verhaltens eine weit differenziertere Terminologie erfordert, um zu
einer kausalen Erklärung zu kommen. So gibt es zwar starre ererbte
Verhaltensprogramme und innere Handlungsbereitschaften sowie auslösend
wirkende spezifische Reize (Schlüsselreize), doch sind die Ursachen
eines jeden Verhaltens so komplex, dass von einer generellen
Disposition, wie sie der Instinktbegriff fordert, nicht gesprochen
werden kann. In der modernen Verhaltenswissenschaft verzichtet man daher
auf diesen Begriff weitestgehend.
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