Nur ist dem wirklich so? Wird den Menschen hierzulande nicht seit Jahrzehnten eingeredet, dass Arbeit in Form von abhängiger Beschäftigung eine Gnade ist, welche sogenannte Arbeitgeber (Unternehmen) den sogenannten Arbeitnehmern (ihre Arbeitskraft verkaufen müssenden) zukommen lassen, damit diese nicht darben müssen und ihre Existenz mehr oder weniger schlecht sichern können? Und nun gibt es zu wenig Menschen, welche diese Gnade erlangen wollen? Hoppla, da stimmt doch was nicht, wird gar festgestellt, dass nicht die Menschen die Unternehmen brauchen, sondern umgekehrt, die Unternehmen die Menschen um ihre Existenz zu sichern? Dabei ist die Tätigkeit einer Reinigungskraft, sie soll in keiner Weise unterschätzt werden, nicht gerade eine Tätigkeit, welche ein hohes Qualifikationsniveau erfordert, eigentlich fast jeder und jede ist nach kurzer Einarbeitung in der Lage diese Tätigkeit auszuüben.
Aber der Arbeitskräftemangel scheint allgemein und so jammern die Unternehmer, dass nicht genügend Menschen da sind, welche sich streiten um die Gnade für sie arbeiten zu dürfen. Und „zu viele junge Leute würden gut ausgebildet die Region verlassen“, ist ebenfalls zu lesen, allerdings sollte die Frage nach dem warum gestellt werden. Zudem „stehe der Landkreis Harz mit täglich 22 000 Pendlern an der Spitze des Landes,“ und das sind nicht gerade wenige. Allerdings grenzt im Harz das Land Sachsen-Anhalt an das Land Niedersachsen und letzteres ist nach 1990 nicht deindustrialisiert worden und so fanden damals schon viele gut qualifizierte Arbeitskräfte dort Arbeit. Sie konnten nicht nur ihre Arbeitskraft dort verkaufen, sondern sie erzielten auch einen besseren Preis! An letzterem hat sich bis heute nichts geändert, das Lohngefälle zwischen Ost und West ist nach wie vor enorm und das ist gerade im ehemaligen Grenzgebiet am besten spürbar. Da den Menschen dazu über Jahre hinweg eingeredet wurde, dass sie doch flexibel sein müssten und der Weg zur Arbeit auch über weite Strecken zumutbar ist, muss sich nicht gewundert werden, wenn die Menschen diese Flexibilität auch in ihrem Interesse nutzen. Das in Niedersachsen mehr verdient wird, als in Sachsen-Anhalt, stellt die Chefin der Arbeitsagentur durchaus fest, genauso das es „zweieinhalbmal soviel Auspendler wie Einpendler“ gibt, aber auch das „die Arbeitslosenquote im Landkreis Harz im September bei nur 5,8 Prozent“ lag. In der Politik wird ein solcher Zustand ja schon fast als Vollbeschäftigung betrachtet, was für die Arbeitskräfte suchenden Unternehmen allerdings nicht gut ist und so wird festgestellt, das „Personalengpässe in den Unternehmen … langfristig nur gemeinsam von Betrieben, der Agentur für Arbeit, Verbänden oder Kammern gemindert werden“ können! Das Objekt der Begierde (die ihre Arbeitskraft verkaufen müssenden) allerdings hat kein Mitspracherecht, es hat nach wie vor zur Verfügung zu stehen und zu funktionieren!
Weiter ist zu lesen: „Unternehmen müssten sich und ihre Branche für Bewerber so attraktiv wie möglich machen und diese anständig bezahlen.“ Was aber unter anständiger Bezahlung zu verstehen ist, ist nicht zu erfahren und es gibt genügend Beispiele für Unternehmen, welche der Meinung sind, ihre Mitarbeiter anständig zu entlohnen, wenn sie Mindestlohn zahlen, einen Mindestlohn, welcher zur Zeit seiner Einführung schon nicht mehr ausreichend war, den Lebensunterhalt zu bestreiten. Dazu kommt, das bestimmte Arbeitsplätze nicht freiwillig besetzt werden, sondern unter zwang, was für die Arbeitskraft besitzenden auch nicht gerade motivierend ist.
Viele Arbeiterinnen werden von den Agenturen der Elendsverwaltung von einem Unternehmen zum anderen getrieben, wenn das nicht funktioniert gibt es zwischendurch eine Qualifizierungsmaßnahme, damit der Zirkus weiter gehen kann. Die Realeinkommen wurden mittels dieser Praxis kontinuierlich gesenkt, so das bei immer mehr Arbeiterinnen das Einkommen zum Bestreiten des Lebensunterhaltes nicht mehr ausreicht, eine zweite Tätigkeit aufgenommen und wenn das nicht möglich, bei den entsprechenden Behörden um Almosen gebettelt werden muss. Prekäre Beschäftigung nennt sich dieses und da wundern sich die Damen und Herren am Brockenstammtisch über die Konsequenzen ihres eigenen Tuns. Die Unternehmen übrigens, welche ihre Arbeiterinnen einigermaßen fair behandeln, haben die geschilderten Probleme nicht, oder in einem geringerem Umfang!
Und erkenne deine Macht!
Alle Räder stehen still.
Wenn dein starker Arm es will.
Deiner Dränger Schar erblaßt,
Wenn du, müde deiner Last,
In die Ecke stellst den Pflug.
Wenn du rufst: Es ist genug!
Brecht das Doppeljoch entzwei!
Brecht die Not der Sklaverei!
Brecht die Sklaverei der Not!
Brot ist Freiheit, Freiheit Brot!
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