Arbeit und Menschwerdung.
Nun geht die Diskussion in der Mailingliste weiter und das Thema Bedingungsloses Grundeinkommen überschneidet sich mit dem Thema Entfremdung. Wobei ich gerade mit „Arbeit“ konfrontiert werden und mit einen sehr eingeschränkten Arbeitsbegriff. In diesem Zusammenhang musste ich wieder feststellen, dass Diskussionen in dieser Mailingliste zwar produktiv sind, aber keine „Historie“ haben. Sie sind schwer zurück zu verfolgen, selbst wenn man alle Nachrichten aufhebt.
Im Beitrag habe ich die Aussagen meines Gegenüber übernommen und Kommentiert, war in der Kürze der Zeit die günstigste Methode.
Hallo Willi;
nun werde ich es mir etwas einfacher machen, Deine Aussagen übernehmen und meine Meine Meinung anhängen, ist so vielleicht auch besser nachzuvollziehen.
„hallo thomas,
die problematik unserer diskussion liegt in der reduktion der menschwerdung auf arbeit. physikalisch leistung in der zeit. ob diese betrachtung hier weiter führt, bin ich mir nicht ganz sicher. aber es hat was mit tätigkeit und zeit zu tun, weil sie nicht nur das potential zur arbeit beschreibt.“
Nun sollte der Anteil der Arbeit an der Menschwerdung nicht unterschätzt werden und dieser Anteil verdient es durchaus herausgestellt zu werden. Andererseits, was hat Deiner Meinung nach die Menschwerdung begründet? Ich bin gern gewillt zu lernen und mich aufklären zu lassen.
Aber vielleicht solltest Du den Begriff „Arbeit“ für dich wirklich neu klären und in diesem Zusammenhang praktizierte, beschränkte Betrachtungsweise adakta legen, erspart zum Beispiel solche Zwangskonstruktionen wie Arbeit als Tätigkeit auszudrücken. Und wenn Du schon einen Unterschied feststellst, nun ja, vielleicht kannst Du mir ja den Unterschied zwischen Arbeit und Tätigkeit erklären und warum letztere mehr beschreibst als erstere?
„in unserer diskussion wird nun die arbeit, egal wie ich sie im einzelnen definiere, zum vehikel zur menschwerdung. so war übrigens auch der spruch ‘arbeit macht frei’ gedacht und begründet. das ist jetzt keine herstellung von nähe, schließlich haben sich diese leute auch der naturwissenschaften bedient.“
Die Arbeit als Vehikel der Menschwerdung, Halleluja und der Mensch Produkt göttlichen Schöpfungsaktes! Aber was soll es, ich würde dich bitten, mir doch einmal den Akt der Menschwerdung zu beschreiben, warum ist der Mensch, Mensch geworden, was unterscheidet ihm vom Tier und wie ist er auf das Vehikel Arbeit gekommen?
Das die deutschen Faschisten in Menschen verachtender Manier ihre KZ-Tore mit dem Spruch „Arbeit macht frei“ versahen, war an Zynismus und Menschenverachtung nicht zu überbieten, mit Arbeit im allgemeinem Sinne hatte dieses relativ wenig zu tun, genauso wenig wie die NSDAP eine sozialistische Arbeiterpartei war. Aber nicht nur die deutschen Faschisten haben Begriffe genommen und diese im Interesse ihrer Herren instrumentalisiert. Und sich nun auf den Missbrauch einer Aussage zu berufen, um seinen eigenen, beschränkten Arbeitsbegriff zu verteidigen, ist alles andere als wissenschaftlich, von einer wissenschaftlichen Weltanschauung ganz zu schweigen.
„nur diesem aspekt trete ich entgegen und in dieser reduktion ist meine analogie begründet. berthild hat hier ein viel tieferes verständnis dessen, was sie zum menschlichen zählt. und auch ich sage, daß mir die reflektion der arbeit und seiner bedingungen in diesem zusammenhang wichtiger ist als die arbeit selbst, obwohl die reflektion der arbeit die arbeit selbst vorraussetzt.“
Was heute so alles zum menschlichen gezählt wird, ja, so spielen wir sogar mit Computern und schreiben Texte im Internet, alles menschlich, es werden Kriege geführt, auch menschlich, Menschen werden ausgebeutet und beuten aus, ebenfalls menschlich und genauso menschlich wie Fahrradfahren. Und selbst wenn es Menschen gelingt, Hunde und Bären zu animieren dieses zu tun, Fahrrad fahren, werden aus diesen noch lange keine Menschen. So könnte die Aufzählung alles Menschlichen beliebig fortgesetzt werden.
Gegen eine solche Aufzählung kann eine andere gestellt werden, als Ergänzung so zu sagen. Ja, was ist nicht menschlich? Da wären zum Beispiel essen, trinken, atmen, Sexualität, schlafen. Sicher müssen wir Menschen auch diese elementaren Bedürfnisse befriedigen, nur haben wir diese mit den Tieren gemein.
Und bei allen Unterschieden, bei aller Menschlichkeit, was beleibt übrig, wenn von der Erscheinung zum Wesen vorgedrungen wird, wenn vom speziellen Menschsein, auf das allgemeine Menschsein abstrahiert wird? Aber was soll es, wenn Dir „die Reflexion der Arbeit und seiner Bedingungen in diesem Zusammenhang wichtiger ist als die Arbeit selbst,“ so stellt sich nur die Frage, ist Dir Dein Spiegelbild wichtiger, als Deine Person an sich? Dabei sei unbestritten, dass auch Dein Spiegelbild Deine reale Existenz voraussetzt und wenn Du Dein Spiegelbild verändern möchtest, musst entweder Du Dich verändern, oder du musst den Spiegel verändern. Wobei Du mit Letzteren nur dein Bild veränderst, aber Dich nicht selbst. So lässt sich die Frage von dem Verhältnis der Reflexion eines Gegenstandes zum Gegenstand, in die Grundfrage der Philosophie überführen. Sein oder Bewusstsein, dass ist hier die Frage und welchen Idealismus Du vertrittst, ob einen objektiven oder subjektiven möchte ich so nicht sagen, aber das Du ein Vertreter des Weltanschaulichen Idealismus bist, steht wenigstens für mich fest.
„in der reflektion konkretisieren sich unsere werthaltungen, visionen, träume,ideen, sozialen interaktionen und kommunikationen. daß ist der raum, wo wir unsere orientierungen entfalten und weiter entwickeln. deshalb ist für mich dieser schritt der mit den höchsten anforderungen.“
Nun gut, wir spiegeln wieder, aber was spiegeln wir wieder? Wo nehmen wir das Bild her, die Reflexion, was reflektieren wir? Doch nichts anderes als die objektive Realität, sie ist die Ursache unserer Bilder, wie klar oder unklar diese Bilder erscheinen, hängt sehr von der Qualität der Spiegel ab. In diesem Zusammenhang ist es nicht unwichtig, was für einen Spiegel wir verwenden, nehmen wir uns zum Beispiel die Freiheit und verwenden einen eigenen, oder nutzen wir einen uns angebotenen Spiegel? Die bürgerliche Ideologie hält viele bereit und eines solchen Spiegels scheinst Du Dich zu bedienen, da ist es kaum verwunderlich, dass auch nur das gesehen wird, was diese Spiegel zeigen sollen. Dabei wäre es durchaus besser, sich Vordergründig nicht dem Spiegel, als der Reflexion zuzuwenden, sondern dem Gegenstand der Betrachtung selbt. Somit geht es weniger um Arbeit in ihrer Reflexion, sondern um Arbeit an sich, ja, es ist wichtig zu Erkennen was Arbeit ist und nicht als was sie gerade daherkommt.
„dieses denken in verläufen trifft sofort positiv auf deine frage: was unterscheidet den menschen vom tier. und da sage ich, das sind die grautöne, nur graduelles, nur punktuelles erweitern, was dann in seinen inneren wechselbeziehungen sich auf alle felder ausbreitet. der mensch ist eine tierart mit besonderen ausgeprägten fähigkeiten.“
Danke, das Du diese Frage beantwortet hast, nur welche Grautöne sollen das sein, welche Mensch und Tier trennen? Wobei so gesehen ein jedes Tier den Bereich der Grautöne verlassen oder überspringen und Mensch werden könnte, nur warum machen die Tiere dieses nicht?
Nein, es sind nicht irgendwelche Grautöne, es gibt einen entscheidenden Unterschied, nämlich das uns Menschen eigene Bewusstsein! Eine Bezeichnung des Menschen als „eine Tierart mit besonderen ausgeprägten Fähigkeiten“ greift zu Kurz, da über besonders ausgeprägte Fähigkeiten eigentlich alle Tiere verfügen und eine jede Art passt sich ihrem Lebensraum an, oder stirbt aus. Der Mensch hingegen ist in der Lage bewusst seine Umwelt, seinen Lebensraum zu gestalten, ein Tier ist dazu nicht in der Lage.
„daß er sich, trotz seiner eingeschränkten möglichkeiten im natürlichen umfeld, so stark ausbreiten konnte, führen viele forscher auf die entwicklung von distanzwaffen zurück, die ihm half, seiner totalen unterlegenheit etwas entgegen zu setzen. vielleicht war auch dies bereits ergebnis der reflektion seines seins. letztlich wissen wir nicht, in welchen nischen sich ein derartiges lebenssystem entwickeln konnte, ohne zum frühstück anderer arten verwandt zu werden.“
Nun hat der Mensch die Fähigkeit entwickelt sich über die gesamte „Erdscheibe“ auszubreiten, ja er hat den Planten selbst schon verlassen, ist zwar noch nicht weit gekommen, aber immerhin, die ersten Schritte wurden getan. Das es nun Forscher gibt, welche die Ursache dafür in irgendwelchen Distanzwaffen sehen, möge sein. Nur was sind diese Distanzwaffen und war der Mensch vor dem wirklich total unterlegen? Und einmal davon abgesehen, dass es dem Menschen durchaus gelungen ist seinen Platz in der Nahrungskette zu seinem Gunsten erheblich zu verbessern, stellt sich doch die Frage, wieso, weshalb, warum? Übrigens sind unsere nächsten Verwandten auch noch nicht in der Nahrungskette aufgegangen, und das ohne diese ominös entscheidenden Distanzwaffen? Aber ein Gutes(?) hat diese Distanzwaffentheorie, sie legt die Waffe als Wesensmerkmal der Menschwerdung und des Menschsein fest, wem das wohl nutzt?
„die reduktive betrachtung von arbeit lässt sich auf viele tierarten anwenden. auch die reflektion kommt vor. oder wie sind die beobachtungen von tierfreunden zu verstehen, die zusahen, wie krähen mit wahlnüssen an eine kreuzung flogen und sie dann auf die fahrbahn fallen ließen. wenn die straße frei war, begannen sie mit dem einsammeln der nussinnereien. oder ebenfalls mit krähen, die sich gezielt spezielle stöcke suchten, um larven aus baumschlitzen zu zerren. derlei geschichten gibt es viele.“
Ja, derlei Geschichten gibt es viele, und was beweisen dieses, dass Tiere durchaus in der Lage sind Hilfsmittel zu nutzen, um so besser an ihre Nahrung zu kommen? Das ist nichts neues, aber Arbeit ist es deswegen noch lange nicht. Selbst wenn die Geschicklichkeit mancher Tiere die des Menschen übertreffen, so bleibt doch ein entscheidender Unterschied, der Mensch beginnt seine Tat bewusst.
„wir machen es uns zu einfach, wenn wir nach den trennungsmerkmalen umsehen, um die reinen formen, oder schubladen, wie rainer es so anschaulich beschrieb, zu finden. das ist das ergebnis der fraktionierung der wirklichkeit und die ganzen wissenschaften leiden auch heute noch so sehr darunter. wo beginnt die intelligenz, wo endet der instinkt? eine ziemlich hohle frage.“
Es kann sogar sein, dass wir uns manches zu einfach machen, im Gegenzug machen wir aber auch vieles zu kompliziert und die meisten Dinge sind oft einfacher als sie scheinen, oder uns auch vorgegaukelt wird. Zudem haben allgemeine Feststellungen nichts mit Schubladen zu tun, und schon gar nicht wenn es um die Feststellung von Inhalten bestimmter Begriffe geht. Und selbst Du müsstest erkennen, auch wenn es Dir unangenehm zu sein scheint, das es durchaus Trennungsmerkmale zwischen Mensch und Tier gibt, genauso wie Gemeinsamkeiten. Leider ist oft zu beobachten, dass gerade jenes als menschlich angesehen wird, was eigentlich unserer tierischen Seite entspricht, ist aber ein anders Thema.
Nun möge auch die Wissenschaft unter dem „Ergebnis der Fraktionierung“ (was immer darunter auch zu verstehen ist) „der Wirklichkeit“ leiden, die Begriffe Intelligenz und Instinkt sind hingegen geklärt. Wobei es auch dabei, je nach weltanschaulicher Grundlage, durchaus Unterschiede geben mag. Und wen Du schon selbst feststellst, dass es eine ziemlich hohle Frage ist, warum stellst Du sie? Um eine ziemlich hole Antwort zu bekommen?
„katastrophal wird die fraktionierung in der schule, wenn wir die kinder in zwangshaltung auch noch ihrer wahrnehmung abstrakte kategorien entgegenhalten, welches eher der selbstinszenierung pathologer lehrerpersönlichkeiten dient als der aufgabe, den jungen menschen zu helfen, die welt zu verstehen. was natürlich sowieso nur geht, wenn wir selbst ein interesse am verständnis haben.“
Diese Aussage, … ja die hat es in sich, um deren Sinn zu erfassen, wenn sie denn einen hat, ist es von nöten seine Gehirnwindungen kreisen zu lassen, andererseits ist es aber auch nicht notwendig, in jeder verklausulierten Aussage einen Sinn zu erkennen, zumindest keinen tieferen. Wobei, es ist mir durchaus bewusst, dass eine jede Äußerung auch einen Sinn hat, sonst würden keine gemacht werden, den Sinn zu erkennen, dass Ziel zu benennen, ist schon interessant.
Nun das soll es erst einmal gewesen sein!
Gruß Thomas
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