Gestern tagte der Quedlinburger Stadtrat,
ums Kurzentrum sollte es gehen und ging es letztlich auch, die meisten Interessierten
werden dieses heute der
MZ
entnommen haben. Dabei waren die Besucherplätze zum Beginn der Sitzung gut
besetzt, eine Reihe Interessierter hatte sich eingefunden um die Entscheidung
des Rates zur Schließung des Kurzentrums Bad Suderode zu begeleiten. Doch zu
Beginn der Sitzung wurden mehrere Anträge zur Änderung der Tagesordnung
eingebracht, einer betraf den Beschluss zum Kurzentrum Bad Suderode. Der Beschluss
sollte ausgesetzt werden, weil noch einmal der Ministerpräsident des Landes
konsultiert werden sollte, am nächsten Montag. Nach dem der Rat beschlossen
hatte, diesen Punkt zu verschieben, verließen die meisten Besucher die Sitzung.
Ich bin bis zur Pause geblieben, welche etwas zeitiger, mit der Begründung, dass
etwas (ein wichtiger Sachverhalt) zu klären sei, begonnen wurde. Vor der Pause
waren einige Abgeordnete besonders aktiv, warum …, ist dem Beitrag in der MZ zu
entnehmen. So wurde im Ergebnis der Klärung der gestrichene Punkt zum
Kurzentrum wieder auf die Tagesordnung gesetzt und beschlossen das Kurzentrum
wie beantragt zu schließen.
Im Nachhinein kann ich mich nicht
des Gefühls erwehren, dass es sich bei dieser Vorgehensweise um eine Show für
die Besucher gehandelt hat, damit der Rat in aller Ruhe und ohne gestört zu
werden, beschließen kann. Unter Umständen wäre es dem einen oder anderem
Abgeordneten vor Publikum mit seiner Entscheidung nicht so leicht gefallen.
Andererseits gibt es für die Privatisierung sicher einen Zeitplan, welcher nicht zu halten gewesen, wenn der Punkt nicht entschieden,
sondern verschoben worden wäre. Dieser Gedanke drängt sich einen auf, wenn die
letzten Ereignisse um die Privatisierung des Kurzentrums herum und deren
Spiegelung in der Presse berücksichtigt werden. Der Oberbürgermeister selbst,
der MZ zu entnehmen, verkündete das potenzielle Investoren bereit stünden und
nur auf den Startschuss warten. Ohne diese Investoren im Hintergrund wäre die
Privatisierung des Kurzentrums sicher nicht auf die Tagesordnung gesetzt worden
und erfolgreich mit der finanziellen Situation der Stadt begründet. Darum ist
es in letzter Zeit auch nicht mehr um die Privatisierung an sich gegangen,
sondern um die Schließung zum 30. Juni 2013. Mit der Privatisierung hatten sich
die meisten Akteure abgefunden, sehen in einem herannahenden
Investor
wahrscheinlich sogar den Retter in der Not. Das in diesem Zusammenhang nicht
berücksichtigt wird, dass ein Investor, „diese scheuen Rehe am Kapitalmarkt“, nicht
investiert auf Grund humanistischer Beweggründe, sondern um Profit zu
erwirtschaften, entspricht gegenwärtig weit verbreiteter neoliberaler Logik. Wie
und über welchen Weg dieses geschieht ist hingegen egal, solange schwarze
Zahlen in entsprechender Höhe zu erwarten sind, wird sich auch ein Investor
finden. Damit dieses der Fall ist, wird der Weg bereitet, der erste Schritt auf
dem Weg zur Privatisierung war der Rückzug des Landes aus der Finanzierung,
genau zu dem Zeitpunkt als die Stadt Quedlinburg auf Grund der
Gemeindegebietsreform die Verantwortung für das Kurzentrum übertragen bekommen
hat. Somit wurde der Druck auf die Stadt Quedlinburg in einem Maße erhöht, wie
es im Falle der kleinen Kommune Bad Suderode nicht möglich gewesen wäre. Die Stadt
mit dieser Aufgabe überfordert, kann allein schon aus diesem Grund zumindest oberflächlich
die Privatisierung plausibel begründen. Nach dem die Privatisierung beschlossen
wurde, geht es jetzt darum das Paket für den Investor zu schnüren. Zum einen
wurde ein Konzept erarbeitet, welches die Perspektive des Kurzentrum
herausarbeitet und nachweist, dass das Kurzentrum gewinnbringend bewirtschaftet
werden kann, wenn der anstehende Reparaturbedarf beseitigt und das Haus um ein
Bettenhaus mit ausreichender Kapazität ergänzt wird. Von Seiten des Landes
wurde signalisiert, das ein Erfolg versprechendes Vorhaben unterstützt wird,
welchen Preis die Stadt dabei noch zu zahlen hat, ist bis jetzt nicht
offensichtlich, aber es ist kaum wahrscheinlich das sie ungeschoren davon
kommt, auch sie wird ihren Beitrag zu den schwarzen Zahlen des Investors zu leisten
haben.
Was hingegen die Belegschaft
betrifft, ihr Anteil wurde gestern festgeschrieben! Auf Grund des Beschlusses
werden die Mitarbeiter entlassen, haben unter Umständen die Möglichkeit wieder
angestellt zu werden, nur werden die Konditionen andere sein. Über ihre Lohneinbußen
werden sie ihren Beitrag zur Gewinnoptimierung leisten müssen, da Neuanstellungen
anders gehandhabt werden als Übernahmen. Letzteres wahrscheinlich der
eigentliche Grund des gestrigen Beschlusses. Sagen wird dieses sicher keiner,
Schulden taugen wesentlich besser zur Begründung, allein die Praxis des
Vorgehens taugt als Beleg.
Leider lassen sich Menschen heute
eher durch Verlustängste, dem Prinzip Hoffnung folgend, leiten, als durch ihre
eigenen Interessen und so war der Protest vor dem Rathaus auch sehr verhalten,
es wurden Karten mit dem Bild eines alten Mannes und eines Mädchens, welches mit „The
Kur must go on“ überschrieben war, auf der Rückseite findet sich ein Text, in welchem der Heilquelle das Wort erteilt wird. Nur wird die Quelle weiter sprudeln
und damit der Profit des Investors sprudeln kann, schaffen die Landesregierung
und der Rat der Stadt Quedlinburg die Voraussetzungen. Wie so etwas geht, wurde
jüngst im Zusammenhang mit der Terme in Thale gezeigt, die Hälfte der Investition hat das Land Sachsen-Anhalt, der Bund, die EU
gezahlt und die Stadt Thale verpflichtete sich jedes Jahr und das 30 Jahre lang,
mit fast einer halben Millionen die dortige Terme zu bezuschussen. Letztlich
stellt sich die Frage, was eigentlich der Investor dazugegeben hat, … außer seiner Funktion? Vermutlicherweise verdienen die Angestellten der Terme in Thale
weniger als die derzeitigen Mitarbeiter des Kurzentrums in Bad Suderode, von
anderen Errungenschaften auf Grund langjähriger Beschäftigung und ähnlichen
einmal abgesehen.
Die MZ hat ihren Beitrag dazu mit
„57 Millionen Euro in Kurzentrum verbrannt“ reißerisch überschrieben, die
Allgemeinheit soll froh sein, dass sie das „Millionengrab“ los wird und nicht
weiter darüber nachdenken zu welchem Preis! Unterschlagen werden in dieser Rechnung aber nicht
nur die Folgeinvestitionen, welche der Bau und Betrieb des Kurzentrums
ermöglicht hat, sondern auch die in der Folge erzielten Gewinne der vom
Kurzentrum abhängigen Unternehmen, mit den daraus resultierenden Steuereinnahmen.
Aber auch diese Unternehmen werden ihren Beitrag zur Privatisierung leisten
müssen. Andererseits, als die eigentlichen …
Ergänzung:
Nun,
es gibt auch andere Stimmen aus dem Rat, hier
wird sich klar gegen die Vorgehensweise des Rates im
Zusammenhang mit dem Beschluss zum Kurzentrum Bad Suderode
ausgesprochen. Das Bürgerforum war übrigens auch die treibende
Kraft, als es vor Jahren um die Verhinderung der Privatisierung der
Stadtwerke gegangen ist.
Hier wird das Kurzentrum angepriesen, nur wozu braucht es einen
privaten Investor, wenn nach Umbau unterm Strich schwarze Zahlen
stehen?
Nun, es gibt auch andere Stimmen aus dem Rat, hier ( http://www.buergerforum-qlb.de/index.php?id=63&tx_ttnews[tt_news]=76&tx_ttnews[backPid]=21&cHash=903890b68b ) wird sich klar gegen die Vorgehensweise des Rates im Zusammenhang mit dem Beschluss zum Kurzentrum Bad Suderode ausgesprochen. Das Bürgerforum war übrigens auch die treibende Kraft, als es vor Jahren um die Verhinderung der Privatisierung der Stadtwerke gegangen ist.
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