Kategorien des
historischen Materialismus, welche den gesetzmäßigen Zusammenhang und
die Wechselwirkung zwischen den ökonomischen Verhältnissen und allen
anderen Verhältnissen einer ökonomischen Gesellschaftsformation
widerspiegeln. Sie gestatten, in der Vielfalt der gesellschaftlichen
Verhältnisse und Beziehungen primäre und sekundäre zu unterscheiden. Die
Gesellschaft stellt auf jeder Entwicklungsstufe eine Gesamtheit
gesellschaftlicher Verhältnisse zwischen den Menschen dar, die in
materielle und ideologische eingeteilt werden können. Die wichtigsten
materiellen Verhältnisse sind die Produktionsverhältnisse, die die
Grundlage, die reale Basis einer Gesellschaft, bilden; die ideologischen
Verhältnisse stellen den Überbau über dieser Basis dar. „In der
gesellschaftlichen Produktion ihres Lebens gehen die Menschen bestimmte,
notwendige, von ihrem Willen unabhängige Verhältnisse ein,
Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten Entwicklungsstufe ihrer
materiellen Produktivkräfte entsprechen. Die Gesamtheit dieser
Produktionsverhältnisse bildet die ökonomische Struktur der
Gesellschaft, die reale Basis, worauf sich ein juristischer und
politischer Überbau erhebt, und welcher bestimmte gesellschaftliche
Bewusstseinsformen entsprechen.“ (Marx, MEW, Band 13, S. 8 )
Die
Basis ist demnach die ökonomische Struktur der Gesellschaft, die
Gesamtheit der Produktionsverhältnisse, die einer bestimmten
Entwicklungsstufe der Produktivkräfte entspricht. Der Überbau ist die
Gesamtheit der dieser Basis entsprechenden politischen, juristischen,
moralischen, weltanschaulichen Anschauungen sowie der dieser Basis
entsprechenden politischen, juristischen und sonstigen Institutionen
(Staat, politische Parteien, gesellschaftliche Organisationen,
kulturelle Einrichtungen, Bildungswesen usw.). In jeder
Gesellschaftsformation bringt eine gegebene Basis den ihr entsprechenden
Überbau hervor, der seinerseits auf die Basis zurückwirkt. F. Engels
schrieb, dass „die jedesmalige ökonomische Struktur der Gesellschaft die
reale Grundlage bildet, aus der der gesamte Überbau der rechtlichen und
politischen Einrichtungen sowie der religiösen, philosophischen, und
sonstigen Vorstellungsweise eines jeden geschichtlichen Zeitabschnittes
in letzter Instanz zu erklären sind“. (MEW, Band 19, S. 208)
Der Überbau wird in seinem
Inhalt durch die Basis bestimmt, hat in seiner Entwicklung jedoch eine
relative Selbstständigkeit. Der institutionelle und ideelle Inhalt des
Überbaus ist nicht ausschließlich eine Widerspiegelung der jeweiligen
Basis, aber sein gesamter Inhalt ist in diesem oder jenem Grad durch die
Basis geformt, auch wenn er Bereiche widerspiegelt, die über die
ökonomischen Verhältnisse hinausgehen, oder wenn er Gedankengut
vergangener Gesellschaftsformationen weiterführt. Da ein jeweiliges
System materieller Produktionsverhältnisse der Menschen zugleich deren
soziale Gliederung in antagonistische oder in miteinander verbündete
Klassen darstellt, zeigen sich diese Klassenbeziehungen auch im Überbau.
Der Überbau widerspiegelt den Charakter der jeweiligen Basis und bringt
auch deren Widersprüche in entsprechender Weise zum Ausdruck. In der
antagonistischen Gesellschaft ist das z. B. In den Widersprüchen
zwischen Ausbeuterstaat und revolutionären Massenbewegungen, zwischen
den verschiedenen politischen Parteien, im Kampf der Ideologien
verschiedener Klassen usw. sichtbar. Die Begriffe Basis und Überbau
bringen zum Ausdruck, dass die politischen und ideologischen
Auseinandersetzungen, auf die man bei der Betrachtung des
gesellschaftlichen Lebens stößt, letztlich der mehr oder weniger genaue
Ausdruck der realen Interessen bestimmter Klassen und sozialer Gruppen
sind. Die Entstehung von Widersprüchen zwischen Basis und Überbau, die
in der Zuspitzung des Widerspruchs zwischen Produktivkräften und
Produktionsverhältnissen ihre Ursache haben, sind eine entscheidende
Quelle der Entwickelung und Ablösung ökonomischer
Gesellschaftsformationen. Das war z. B. In der zweiten Hälfte des 18.
Jahrhundert in Frankreich der Fall, wo sich scharfe Widersprüche
zwischen den sich in der ökonomischen Basis herausgebildeten, zu jener
Zeit fortschrittlichen kapitalistischen Produktionsverhältnissen und dem
feudalem Überbau zeigten. In unserer Zeit entstehen in der
kapitalistischen Gesellschaft die materiellen Voraussetzungen für den
Übergang zum Sozialismus. „Die Vergesellschaftung der Arbeit, die in
tausendfältiger Form mit ständig zunehmender Geschwindigkeit
vorwärtsschreitet und in dem halben Jahrhundert seit dem Tode von Marx
besonders sinnfällig in Erscheinung tritt im Wachstum des Großbetriebes,
der kapitalistischen Kartelle, Syndikate und Trusts, ebenso aber im
gigantischen Anwachsen des Umfanges und der Macht des Finanzkapitals –
das ist die hauptsächliche materielle Grundlage für das unvermeidliche
Kommen des Sozialismus.“ (Lenin, Band 21, S. 60)
Die sozialistischen
Produktionsverhältnisse können sich jedoch nicht im Schoße der alten
Gesellschaft entwickeln, da ihre Grundlage das gesellschaftliche
Eigentum an den Produktionsmitteln ist, das zu seiner Konstituierung der
proletarischen Revolution bedarf. Deshalb muss die Arbeiterklasse mit
ihren Verbündeten erst die politische Macht ergreifen und mit der
Errichtung der Diktatur des Proletariats die politischen Voraussetzungen
für den sozialistischen Überbau schaffen. Diese Diktatur ist zugleich
das Hauptinstrument für die Umgestaltung der ökonomischen Verhältnisse,
für die Schaffung sozialistischer Produktionsverhältnisse, der
sozialistischen Basis der Gesellschaft. Der Überbau der sozialistischen
Gesellschaft besitzt eine weitaus größere Bedeutung als in allen
vorangegangenen Gesellschaftsordnungen. Die Elemente des sozialistischen
Überbaus gewinnen deshalb eine so überragende Bedeutung, weil der
Aufbau des Sozialismus ein planmäßiger, bewusster Prozess ist. Die
aktive Rolle des Überbaus bedeutet jedoch nicht, dass die ökonomische
Basis eine sekundäre Rolle spielt. Sie ist und bleibt in der
Wechselwirkung von Basis und Überbau letzten Endes bestimmend. Die
wachsende Rolle des Überbaus hat ihre primäre Ursache gerade in der
zunehmenden Reife der sozialistischen Basis. Zugleich hängt der
Fortschritt in der Entwicklung der Basis von einer wissenschaftlich
begründeten Politik des sozialistischen Staates ab.
Die Weiterentwicklung der
ökonomischen Basis im Sozialismus, die Erfordernisse der bewussten
Auseinandersetzung der gesellschaftlichen Gesetze führen zu einem
größerem Gewicht der sozialistischen Ideologie und der Bewusstheit der
Menschen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen