Gesamtheit der
subjektiven und gegenständlichen Faktoren des Produktionsprozesses sowie
deren Zusammenwirken bei der Produktion materieller Güter. Zu den
Produktivkräften gehören die Menschen, die über bestimmte
Produktionserfahrungen, Arbeitsfertigkeiten und Bildung verfügen, als
Hauptproduktivkraft und die Produktionsmittel, weiterhin die Leitung der
Produktion, die Technologie, die Organisation der Produktion sowie die
zur Produktivkraft gewordene Wissenschaft. Die Produktivkräfte bringen
das Verhältnis der Gesellschaft zur Natur zum Ausdruck und die
Entwicklung der Produktivkräfte die Veränderung dieses Verhältnisses.
Die Produktivkräfte existieren in untrennbarer Einheit mit den
jeweiligen Produktionsverhältnissen, mit denen sie die historisch
bestimmte Produktionsweise bilden. Mit den Arbeitsmitteln wirkt der
Mensch auf die Natur. „Das Arbeitsmittel ist ein Ding oder ein Komplex
von Dingen, die der Arbeiter zwischen sich und den Arbeitsgegenstand
schiebt und die ihm als Leiter seiner Tätigkeit auf diesen Gegenstand
dienen. Er benutzt die mechanischen, physikalischen, chemischen
Eigenschaften der Dinge, um sie als Machtmittel auf andere Dinge, seinem
Zweck gemäß, wirken zu lassen.“ Marx, MEW, Bd. 23, S. 194) Die
Produktionsinstrumente sind die Gradmesser für das Niveau der
Produktivkräfte und somit der Herrschaft des Menschen über die Natur.
„Nicht
was gemacht wird, sondern wie, mit welchen Arbeitsmitteln gemacht wird,
unterscheidet die ökonomischen Epochen.“ (Marx, Bd. 23, S. 194/195) Die
wichtigste, die erste Produktivkraft ist der Arbeiter, der Werktätige
mit seinen Kenntnissen und Erfahrungen (Lenin, Bd. 29, S. 352). Ohne ihn
kann kein Produktionsprozess – auch kein automatischer – vor sich
gehen. Das Funktionieren der Arbeitsmittel hängt vom Können des Menschen
ab, davon, in welchem Maße er die Möglichkeiten der Technik auszunutzen
versteht. Gleichzeitig aber hängen die Fähigkeiten, Kenntnisse und
Fertigkeiten des Menschen von den vorhandenen Arbeitsmitteln, vom Stand
der von den vorangegangenen Generationen vorgefundenen Produktivkräfte
ab. Die Entwicklung der Produktivkräfte ist vor allem die Entwicklung
der Arbeitsmittel und die entsprechende Entwicklung des Menschen selbst.
Gradmesser für das Entwicklungsniveau der Produktivkräfte ist die
Arbeitsproduktivität. Wichtigster Faktor für das Wachstum der
Arbeitsproduktivität ist die Weiterentwicklung aller Elemente des
Systems der Produktivkräfte, vor allem die Arbeitsmittel, oder, mit
anderen Worten, der wissenschaftlich-technische Fortschritt.
Die Produktivkräfte
sind das bestimmende, revolutionierende Element der Produktion. Da die
Produktion nur als gesellschaftliche Produktion existiert, erfordern die
Produktivkräfte Produktionsverhältnisse, die ihrem Charakter und ihren
Entwicklungsbedürfnissen entsprechen (Gesetz der Übereinstimmung der Produktionsverhältnisse mit dem Charakter der der Produktivkräfte).
Aus der Natur des Produktionsprozesses folgt die ständige Bewegung und
Veränderung der Produktivkräfte, die zunächst innerhalb der bestehenden
Produktionsverhältnisse vonstatten geht, schließlich jedoch mit diesen
in Konflikt gerät. Dieser Konflikt zwischen Produktivkräften und
Produktionsverhältnissen tritt in Klassenkämpfen und Krisen in
Erscheinung und erreicht seinen Höhepunkt in der sozialen Revolution, in
deren Verlauf die überlebten Produktionsverhältnisse beseitigt werden.
In den kapitalistischen Ländern hat die Entwicklung der Produktivkräfte
einen Stand erreicht, der den Übergang zum Sozialismus nicht nur
ermöglicht, sondern zu einer historischen Notwendigkeit macht. Der
Sozialismus ist die erste Gesellschaft in der Geschichte, die eine
planmäßige und ungehemmte Entwicklung der Produktivkräfte garantierten
kann und damit dem gesellschaftlichen Fortschritt sowie der Entfaltung
der Persönlichkeit große Möglichkeiten eröffnet.
Bei der Gestaltung der
entwickelten sozialistischen Gesellschaft vollziehen sich tiefgreifende
Wandlungen in Umfang und Qualität der Produktivkräfte. Im Zuge der
weiteren Ausgestaltung der materiell-technischen Basis des Sozialismus,
die auf dem Wege der Intensivierung als dem Hauptweg der erweiterten
Reproduktion und der Beschleunigung des wissenschaftlich-technischen
Fortschritts erfolgt, nehmen die Produktivkräfte nicht nur an Umfang zu,
sondern erreichen auch ein bedeutend höheres Niveau. Vor allem die
Vereinigung der Vorzüge des Sozialismus mit den Errungenschaften der
wissenschaftlich-technischen Revolution wird die Arbeitsproduktivität
kontinuierlich wachsen und den noch vorhandenen Vorsprung der
entwickelten Länder weiter verringern. Im Sozialismus werden die
Produktionsverhältnisse ständig vervollkommnet und Widersprüche zwischen
Produktivkräften und Produktionsverhältnissen durch die bewusste
Tätigkeit der Werktätigen unter Führung ihrer marxistisch-leninistischen
Partei gelöst. Die Menschen üben die entscheidende Funktion bei der
Entwicklung der Produktivkräfte und der Produktion aus, weil nur durch
ihre zweckmäßige und schöpferische Tätigkeit die materiellen Güter
geschaffen, die kulturelle Entwicklung und der
gesellschaftliche Fortschritt gewährleistet werden. Die Rolle des
Menschen im Produktionsprozess wächst. Er erhält dank der ständigen
Vervollkommnung der Produktivkräfte und der sozialistischen
Produktionsverhältnisse immer mehr die Möglichkeit, seine Hauptkräfte
auf die Entwicklung der Wissenschaft, auf die wissenschaftlich fundierte
Leitung des Produktionsprozesses und auf die wirksame Nutzung der
Produktionsfonds zu richten. Der wissenschaftlich-technische Fortschritt
führt zu grundlegenden Weiterentwicklungen der Arbeitsmittel. Die
Mechanisierung und Automatisierung der Produktionsprozesse stellen neue
Anforderungen an die Leistungsfähigkeit und Funktionstüchtigkeit der
Arbeitsmittel.
Charakteristisch für
die wissenschaftlich-technische Revolution ist, dass die Wissenschaft
und ihre technologische und ökonomische Anwendbarkeit immer mehr zur
unmittelbaren Produktivkraft werden. Auch die Rolle der
Arbeitsgegenstände verändert sich. Sie spielen im Produktionsprozess
keine passive Rolle. Die Entwicklung und der Einsatz neuer
Arbeitsgegenstände beeinflusst die Produktivität der gesellschaftlichen
Arbeit stark. Die Erfolge z. B. der Chemie bei der Entwicklung neuer
Arbeitsgegenstände führen zur Herausbildung neuer Industriezweige. Der
Aufschwung der Elektronik und anderer Bereiche wäre ohne Anwendung
neuer, synthetischer Stoffe undenkbar. Zu den Produktivkräften zählen
folglich viele Faktoren, die zusammen und in gegenseitiger Abhängigkeit
existieren und notwendige Bedingungen jedes Produktionsprozesses sind.
Die Leitung der Produktion ist eine notwendige und selbstständige
Funktion. Sie ist im Sozialismus sowohl Produktionsbedingung
(Produktivkraft) als auch Produktionsverhältnis und Überbauelement.
Aus: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seiten 762/64.
Anmerkung: Ich
hatte überlegt den Text so zu übernehmen, oder ihn entsprechend
abzuändern, im konkreten Fall hätte ich einiges weggelassen. Spezielle
die Aussagen zur entwickelten sozialistischen Gesellschaft. Andererseits
sind die Aussagen nicht verkehrt, auch wenn es das sozialistische Lager
nicht mehr gibt. So kann das nachlesen der betreffenden Stellen
durchaus auch Aufschluss über verschiedene Ursachen des Unterganges des
sozialistischen Lagers geben. Dabei sind Texte in Wörterbücher Theorie,
wie es mit der Praxis in diesem Zusammenhang z. B. in der DDR aussah,
verdient untersucht zu werden.
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