In der
Mitteldeutschen Zeitung vom Freitag 18.11.2011 fand sich ein Beitrag,
welcher sich mit Glanzlichtern bürokratischen Seins in Quedlinburg
auseinandersetzt. Ein kleiner
Buchladen,
welcher ein durchaus interessantes Angebot hat und in welchen ich schon
manches gute Gebrauchtbuch erworben, wollte mit einem Fahrrad werben.
Zwar findet sich der
Laden auf der Ost-West-Achse der historischen
Neustadt,
aber abseits der Null, in einem Teil der Straße, welcher nicht
besonders einladend daherkommt und wo noch so mancher Geschäftsraum
verweist ist. Nun wird die historische Neustadt bei weiten nicht so von
Touristen frequentiert wie die Altstadt und es erfordert schon einigen
Mut in einer von gewerblichen Leerstand geprägten Straße ein
Geschäft
zu eröffnen, wenn dann aber von Seitens der Stadtverwaltung einfache
und preiswerte Werbemaßnahmen untersagt werden, ist das alles andere als
verständlich. Wo auf der einen Seite um Investoren geworben wird, wird
auf der anderen Seite Engagement blockiert. Letztlich wird um eine
Bagatelle gestritten, wobei der Stadtverwaltung anscheint die Argumente
ausgehen, wenn zur Allealles-Keule gegriffen wird. Leider ist der
Beitrag auf der Internetseite der MZ nicht zu finden.
Zum
Beitrag selbst habe ich via Internet folgenden Leserbrief geschrieben:
Leserbrief zum Beitrag „Amtsschimmel mag keine Drahtesel“ vom 18.11.2011, Quedlinburger Harzbote:
Amtsschimmel für alle!?
Ja
„wenn alle auf diese Idee kommen würden“ und ein Geschäft in
leerstehenden Gewerberaum eröffnen, wäre von Seiten der Stadtverwaltung
eigentlich ein Luftsprung fällig. Aber wichtiger als die Eröffnung
eines Geschäftes und damit die Verringerung gewerblichen Leerstandes,
verbunden mit eventuellen Gewerbesteuereinnahmen, scheint der Ritt auf
dem Amtsschimmel zu sein. Ein Fahrrad als Werbeträger ist dabei alles
anderes als neu und meines Erachtens in Form und Gestaltung durchaus
passend für diesen Buchladen, aber es kann anscheint nicht sein, was
formell nicht sein darf.
Und wenn alle
auf diese Idee kommen, heißt das zwar noch lange nicht, dass alle diese
Idee in die Tat umsetzen und da auch ich zur Gruppe „alle“ gehöre, frage
ich mich ernsthaft warum, wieso und weshalb sollte ich ein Fahrrad als
Werbeträger aufstellen und für was damit werben? Zwar wird diese Frage
die wenigsten der Gruppe „alle“ quälen, aber immerhin, sie wurde
aufgeworfen!
Ernsthaft, wird
von der Pressesprecherin der Stadt überhaupt darüber nachgedacht, was
sie in diesem Zusammenhang sagt und was diese Aussage letztlich
bedeutet? Eines bedeute sie in jedem Fall, das mangels plausibler
Argumente gegen diese Art der Werbung in die irrationalistische
Mottenkiste gegriffen wird und etwas konstruiert werden muss, was fernab
jeglicher Realität in dieser Stadt ist.
Dabei könnte die
Stadt eigentlich doch froh sein, über jedes Geschäft welches eröffnet
wird, auch im Steinweg. Gerade diese Straße, immerhin die Ost-West-Achse
der historischen Neustadt, zeichnet sich durch erheblichen gewerblichen
Leerstand aus, die vielen leeren Schaufenster zeugen davon. Aber
Vorsicht, wenn nach Logik der Pressesprecherin der Stadt alle im
Steinweg ein Geschäft eröffnen möchten, um mit Fahrrädern werben zu
können, müsste der Steinweg wahrscheinlich bis Badeborn verlängert
werden. Zugegebenermaßen wäre dann für die vielen Fahrräder mit Werbung
auf dem Neustädter Markt wirklich kein Platz mehr!
Also, was soll
ein solches Argument und wer ist schon alle? Geht es nicht eigentlich um
einen konkreten Fall, welcher auch so entschieden werden sollte und
nicht mittels Alle-Keule, so macht sich höchstens die Stadtverwaltung
selbst alle! In jedem Falle sind wir doch alle alle, manchmal auch alle,
aber niemals alle!
Eine Anmerkung
noch, nun ist auch der kleinste Ladenbetreiber, dabei ist nicht die
körperliche Größe gemeint, ein Investor und wie buhlt die
Stadtverwaltung ansonsten um Investoren, ganze Industriegebiete ist man
bereit zu erschließen und günstig zur Verfügung zu stellen, für
eventuell in der „Karawane“ der Investoren vorbei reisende, in der
Hoffnung ihr Blick möge auf Quedlinburg fallen. Kommt aber ein solcher
ohne „Karawane“ aus Quedlinburger Gefilden, macht ein kleines Geschäft
auf, sieht die Sache ganz anders aus! Da wird nicht der Buckel gemacht
und umschmeichelnd mit Vorteilen geworben, sondern der Amtsschimmel
gesattelt und gegen einen Drahtesel Sturm geritten, einen Nachteil
manifestierend! Wie motivierend!
Es ist Geschichte, der Laden ist später umgezogen, in die Altstadt, der Standort hat sich zwar verbessert, vielleicht auch die Miete, die Einnahmen, nun ja, ich kann es nicht sagen, um eine Familie zu ernähren reichte es nicht und der Laden wurde später aufgegeben.
AntwortenLöschenMit dem Fahrrad wurde am neuen Standort geworben, die Stadt musste nicht gefragt werden, es stand auf einem Grundstück der Kirche. Wer da nicht vom Glauben abfällt ...