Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

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Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

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Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Dienstag, 28. Juli 2009

Subvention, Heilmittel vieler Problem?

Subvention, Heilmittel vieler Problem?
Unter dem reißerischen Titel „Ohne Subventionen geht bei vielen das Licht aus“ findet sich in der MZ ein Beitrag zu einen Brief des Bauernbundpräsidenten an dem Bundesminister für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz. In erste Linie geht es um Subventionen für die Landwirtschaft, eigentlich ein Irrläufer, wenn sich den Problemen der Bauern zu gewannt wird.
Hier meine Gedanken zu oben verlinkten Beitrag:
Geld, Geld, Geld und wenn es in Form von Subventionen daherkommt, anders scheinen Probleme nicht mehr zu lösen sein. Irgendwie schon irrwitzig diese Herangehensweise des Bauernbundpräsidenten! Denkt dieser Mensch wirklich das mit Geld, in Form von Subventionen, die Probleme der Bauern zu lösen sind?
Und welche Ursachen haben diese Probleme hervorgebracht? An diese Frage wird nicht einmal gedacht, sondern es wird in das übliche, neoliberale Horn gestoßen, Probleme mit den Mitteln zu lösen, welche diese hervorgebracht haben. Trottel möge ein zu hartes Wort sein, aber glaubt der Mann wirklich an den Klapperstorch? Auch die Lösungen, welche von Ihm favorisiert werden stammen eigentlich aus der Mottenkiste, wenn sie sich nicht gerade in Verteilung von Subventionen erschöpfen.
Sicher ist es ein Problem, dass in diesem Land „täglich etwa 120 Hektar Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen“ werden, nur wie ist dem zu begegnen? Mit der gerechteren Verteilung und Umverteilung von Subventionen? Was unternehmen die Bauern gegen diesen Landraub? Denn die Zahl ist wirklich erschreckend! Wäre es nicht sinnvoller darüber nachzudenken wie diesem Prozess entgegen getreten werden kann, als über die mit dem Land verloren gehenden Zahlungsansprüche zu jammern? Ist es nicht angebracht darüber nachzudenken wie es gelingen kann, dass Bauern wieder von ihrer Hände Arbeit leben können, also ohne Subventionen? Auf diesen Gedanken scheint der Bauernpräsident nicht einmal zu kommen. Wo ist sie hin, die Bauernschläue? Nein, es wird gejammert und sich um Fleischtöpfe gestritten, welche von anderen zu füllen sind.
Sind die Bauern wirklich, wie dem Beitrag zu entnehmen ist, die „Schmarotzer“ der Nation, weil sie von ihrer eigenen Arbeit nicht mehr Leben können und wie jeder Hartz-IV-Empfänger auf Transferzahlungen angewiesen ist? Nun wären sie sicher nicht die einzigen, welche auf Transferleistungen angewiesen sind und das trotz Arbeit. Gedacht sei da im Besonderen an die wachsende Zahl prekärer Beschäftigungsverhältnisse.
Für den Bauernpräsidenten ist alles nur ein Verteilungsproblem, welches sich sogar noch auf Verteilung und Umverteilung von Subventionen zu beschränken scheint.
Aber wenn unzureichende Preise für landwirtschaftliche Produkte am Markt gezahlt werden, ist es ein Problem von Subventionen, wenn die Handelsketten Preise drücken, ist es ein Problem von Subventionen, wenn in veralteten landwirtschaftlichen Strukturen gearbeitet wird, ist es ein Problem von Subventionen, wenn hauptsächlich Monokulturen angebaut werden, ist es ein Problem von Subventionen, wenn die Landwirtschaft einer Region diese nicht mehr ausreichend mit Nahrungsmitteln versorgen kann, ist es ein Problem von Subventionen, wenn Äpfel aus aller Welt im Supermarkt zu haben sind, ist es ein Problem der Subventionen? Es gibt scheinbar nur Subventionsprobleme, jedenfalls für den Präsidenten der Bauern!
Und wie sieht es mit den Straßen aus? Den Bauern wird das Land genommen, entschädigt werden sie und so mancher Feldweg befestigt, aber sind die Straßen wirklich notwendig? Für Quedlinburg ist eine Umgehungsstraße geplant, welche bald gebaut werden soll, aber ist diese wirklich notwendig? Was unternehmen die betroffenen Bauern dagegen, sie fügen sich in ihr Schicksal, den der Bauernpräsident erhebt alles zu einen Subventionsproblem. Denn es sind die Zahlungsansprüche, welche mit dem Straßenbau verloren gehen, dass eigentliche Problem.
Aus was für einen Arsch aber der konservative Furz geschossen kommt ist an dieser Äußerung zu erkenne: „"Gerade in den neuen Ländern wird sich der Strukturwandel laut Agrarberichten weiter von uneffizienten agrarindustriellen Großbetriebsstrukturen hin zu leistungsfähigen bäuerlichen Betrieben vollziehen".“ Es lebe der Kleinbauer, welcher mit Hacke und Spaten den Acker bestellt, er ist die Zukunft einer modernen Landwirtschaft! Nur schaut man sich in der Welt um so sind es gerade jene Betriebe welche industrielle Landwirtschaft betreiben, die noch einiger Maßen über die Runden kommen, wenn sie nicht gar die Kleinen aus dem Rennen schicken. Eher scheint hier dem Präsidenten der Bauern das genossenschaftliche Eigentum ein Dorn im Auge zu sein und die Flächen welche von solchen Betrieben, oder deren Nachfolgern bewirtschafte werden. Einmal davon abgesehen das hier wahrscheinlich traditionell aufs ostdeutsche Erbe geschimpft wird, dürften dem Herren die Entwicklungen der letzten Jahrzehnte eigentlich nicht entgangen sein. Wenn die Ursachen aber an einer falschen Stelle gesucht und gesehen werden, wird eine Lösung der Problem der Bauern schwerlich möglich sein. Da ist es auch nicht verwunderlich wenn sich in Subventionen verkrampft wird.
Sicher sind die Bauern auch bestrebt Flächenverluste auszugleichen, nur warum gehen sie nicht gegen diese vor? Wem nützt die fortschreitende Zersiedlung unserer Kulturlandschaft? Gibt es nicht in Städten und Gemeinden genügend Flächen? Gerade im Osten des Landes, welcher durch erhebliche Bevölkerungsabwanderungen gekennzeichnet ist, sollte dieses doch kein Problem sein. Immerhin haben nach der Wende weit über drei Millionen Menschen den Osten verlassen, da sind einige Lücken entstanden.
Dem Präsidenten der Bauern geht es scheinbar nicht um die Bauern und deren Aufgabe als Nahrungsmittelproduzenten, Landschaftspfleger und Rohstofflieferant, sondern um die Bauern als Subventionsempfänger.
Es ist traurig wenn zu lesen ist: „"Ohne Subventionen geht in der Landwirtschaft das Licht aus", betonte der DBB-Präsident. Dies sei Folge der aktuellen Agrarpolitik. "Wir würden lieber kostendeckend produzieren, aber dann würden die Lebensmittelpreise in die Höhe gehen", sagte der Westerhäuser Landwirt weiter. Doch dies sei gerade in Wahlkampfzeiten politisch nicht gewollt. Die sachsen-anhaltischen Betriebe erwirtschafteten je Hektar etwa 200 Euro Gewinn. Darin sind aber neben den Erlösen aus dem Verkauf, so der Bauernbundpräsident, auch schon 300 Euro pro Hektar so genannte Subventionen enthalten.“
Was will der Mann eigentlich? Wahlkampf machen, um Subventionen buhlen, oder die Lage der Bauern verbessern? Die Frage warum in der Landwirtschaft das Licht ausgeht, wenn es keine Subventionen gibt, scheint sich der Bauernpräsident nicht einmal gestellt zu haben, genauso wenig wird er darüber nachgedacht haben wie es gelingen könnte, dass Bauern wieder ohne Subventionen leben könnten.
Und weil es so schön klingt, vielsagend, aussagefähig und die Bedeutung der Subventionen gut hervorhebt, noch einmal diese Aussage: „Die sachsen-anhaltischen Betriebe erwirtschafteten je Hektar etwa 200 Euro Gewinn. Darin sind aber neben den Erlösen aus dem Verkauf, so der Bauernbundpräsident, auch schon 300 Euro pro Hektar so genannte Subventionen enthalten.“
Das muss man sich einmal auf der Zunge zergehen lassen, 200 Euro Gewinn pro Hektar, in denen sind 300 Euro Subventionen pro Hektar enthalten und da behaupte noch mal einer Hartz-IV-Empfänger würden allein auf Kosten der Gesellschaft leben! Wie der Mensch da noch von Gewinn sprechen kann, wo es sich eigentlich nur um einen Verlust handelt, welcher von der Allgemeinheit mehr als ausgeglichen wird. Damit sich diese Situation nicht ändert und die Bauern weiter ihre Subventionen bekommen, dafür kämpft der Bauernpräsident! Wenn die Situation aber so ist, warum nehmen die Bauern nicht das Geld und lassen ihre Felder brach liegen? Einen jeden Bauern wird sein Verlust ausgezahlt, im obigem Fall 100 Euro pro Hektar und die restlichen 200 Euro Subventionen könnten gespart werden!
Das ist doch der reinste Irrsinn und der hat ja bekanntlich Methode, hier wird nicht um eine sicher Zukunft der Bauern gerungen, sondern nur um Subventionen gekämpft. Hier geht es nicht um gerechte Preise für Milch, sondern um die Sicherung eines Verlustausgleichs. Hier geht es nicht um die Rolle der Bauern als Ernährer einer Region, sonder um die Rolle des Bauern als Subventionsempfänger zu sichern, hier geht es nicht um den Schutz der Natur und den Erhalt landwirtschaftlicher Nutzflächen, sondern um die mit diesen Flächen schwindenden Subventionen!
Hier stimmt jemand einen Jammergesang um Transferleistungen an, obwohl die Bauern zu klagen hätten. Aber des Ergebnisses ihre Arbeit wegen. Subventionen können Ungerechtigkeiten nicht kompensieren, sie schaffen höchstens neue. Ein Nachdenken darüber täte Not und wer nur nach Subventionen schreit, sich hauptsächlich um deren Verteilung sorgt, verliert eigentlich nur die wirklichen Problem aus dem Auge. Warum können Bauern von ihre Arbeit ohne Subventionen heute nicht leben, warum ist die Landwirtschaft einer Region nicht in der Lage diese mit allem Notwendigen zu versorgen? Warum ist die ja so effiziente Landwirtschaft der Bundesrepublik nicht in der Lage zu vollbringen, was die „marode“ Landwirtschaft der DDR fertig gebracht hat, nämlich die Selbstversorgung zu sicher. Sicher nicht mit Bananen oder anderen Südfrüchten, die wachsen in diesen Breiten nun wirklich nicht, aber was nicht ist, kann ja noch werden, dank der Klimaerwärmung! Nach Vorstellung des Bauernpräsidenten sicher auch ein Problem, welches sich mit Subventionen lösen ließe.
Subventionen lösen keine Probleme und wenn sie nicht gar neue Problem schaffen, so sind sie bestenfalls ein Trostpflaster!

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