Es geht um Streitkultur!
Gedanken zu einem interessanten Thema und einer Diskussion.
Eigentlich eine interessante Diskussion und wenn bedacht wird das alles seine Zeit und alles eine Zeit hat, so erfordern die sich derzeit verschärfenden Widersprüche und die Mediendominanz schon neue Formen der Zusammenarbeit. Es ist das eine, Missstände offen anzuprangern, was anderes ist es gegen diese erfolgreich vorzugehen. Dazu braucht es nämlich einen gewissen Rückenhalt, wenn man nicht als einsamer Rufer im Sturm enden möchte. Friedrich Engels schrieb einmal: „Alles, was die Menschen in Bewegung setzt, muss durch ihren Kopf hindurch; aber welche Gestalt es in diesem Kopf annimmt, hängt sehr von den Umständen ab.“ MEW Band 21, Seite 298, Dietz Verlag Berlin 1984. Dieses Zitat ist der Schrift „Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie“ entnommen, welche an Aktualität eigentlich nichts eingebüßt hat.
Dem Thema entsprechend sind es die Umstände, welche sich gegenwärtig in einem enormen Tempo verändern, wie dieses Wahrgenommen wird hängt von den Informationen ab, welche Menschen konsumieren und die Aufnahmebereitschaft steigt mit dem Grad der Betroffenheit, die Fähigkeit diese zu verarbeiten dagegen kaum. Womit wieder die Entwicklung der Streitkultur ins Spiel kommt. Aber eine entwickelte Streitkultur wird es nie erfolgreich geben ohne dem entsprechendem Rüstzeug, dem Wissen um die Sache, gegen welche und für welche man angetreten ist. Der Weg ist mühsam und steinig und nimmt seinen Beginn im kleinen, konkreten, betreffenden. Es ist nicht die große Politik, welche für die meisten Menschen greifbar ist, wo sie heute Möglichkeiten von Veränderungen sehen, ohne Illusionen nach zuhängen, sondern das klein in klein, die kleine Politik in den Kommunen, Kreisen, Ländern. Und eigentlich gibt es immer eine interne Streitkultur und eine externe, beides möchte gelernt sein und verknüpft.
Nun mögen die Bedingungen in den Großstädten andere sein als in einer Kleinstadt, oder gar auf dem Lande, ob daher aber weniger erreicht werden kann ist fraglich, die Wege werden andere Sein, die Mittel und Methoden sich unterscheiden und die Gefahr als „einsamer Rufer“ zu enden, ist in der Großstadt sicher geringer. Vom kleinen zu großen, der Bezug ist gegeben, was leider nicht bedeutet das er damit auch erkannt ist.
Nur was kann Erkenntnis bringen und welche Erkenntnis? Es ist schwer gegen die Massenmedien anzukommen. Dieser Kampf gleicht dem einer Wettfahrt eines Porsches gegen ein Fahrrad und keiner weiß wie lang die Strecke ist! Was bleibt da weiter übrig als zu versuchen mit möglichst vielen Fahrrädern die Stecke zu verstopfen? Gegenwärtig ist die Situation aber noch so, das viele Fahrradfahrer noch der Illusion anhänglich sind irgendwann mal Porsche zu fahren. Es ist die Kunst des Streits den Radfahrern bewusst zu machen, was die meisten selbst schon ahnen, aber nicht wahrhaben möchten, das sie nie Porsche fahren werden und die Wahrscheinlichkeit höher ist, das ihnen sogar die Räder genommen werden.
Als Beispiel möchte ich hier den Kampf gegen den Verkauf der Quedlinburger Stadtwerke anbringen. Ein Problem von welchen ein jeder Quedlinburger betroffen war (ist), aber in welcher Form? Die Verkaufsgegner predigten die Segnungen des Verkaufes, malten ein Horrorszenario an die Wand welches eintreten würde, wenn es nicht zu Verkauf kommt, ja sie scheuten sich nicht einmal davor den Untergang der Stadt zu prophezeien.
Widerstand war angebracht und dieser formierte sich, ein harter, aktiver Kern bildete sich heraus, welchem zu Gute kam, dass dieses Thema die Gesellschaft durch alle Lager hindurch spaltetet. Kurz gesagt, der Kampf wurde gewonnen, aber nur weil es gelungen ist ein jedes Argument der Befürworter in mühevoller Kleinarbeit zu entkräften, ja zu widerlegen. Es wurden Veranstaltungen durchgeführt, die Diskussionskultur war gut, wobei bekanntere Verkaufsgegner durchaus auch persönlich angegriffen wurden, wenn Argumente nicht mehr zogen! Wogegen dieses bei relativ Unbekannten, welche ansonsten wenig im öffentlichen Leben wahrgenommen wurden, nicht gelingen konnte.
Letztendlich geht es in solchen Auseinandersetzungen, egal ob auf der „großen“ politischen Bühne, oder auf der „kleinen“ politischen Bühne immer um Interessen, welche es gilt zu erkennen und zu benennen und dieses scheint im kleinen zur Zeit eher möglich, als im großen. Hauptsächlich weil der direkte Bezug gegeben ist und Verschleierungstaktiken eher zu entlarven sind und das auch noch mit weniger Aufwand. Entscheiden für den Sieg waren auch die gewonnenen „Multiplikatoren“, jene Bürger, welche die Veranstaltungen besuchten und die Ergebnisse weiter trugen.
Ja, Streitkultur ist wichtig, aber ohne das entsprechende Wissen und die Möglichkeiten dieses möglichst breit kundzutun, wird sie maximal Sektierertum generieren. Eine Grundvoraussetzung für den Sieg war die Offenheit und Transparenz, von Seiten der Gegner, so wurden Gesprächsangebote im kleinen Kreis abgelehnt und immer auch ein Publikum gesucht.
Wie kurzlebig solche Erfolge sein können, zeigt das Ergebnis der Kommunalwahlen im Juni, in diesen spiegelte sich das Ergebnis des Bürgerentscheides vom Januar diesen Jahres in keiner Weise wieder. Es wurde zu wenig mit Hilfe dieses Themas versucht zu polarisieren.
Nun, aus Erfahrungen soll man ja bekanntlich lernen und die sind sicher nicht von der Hand zu weisen, wobei sich zu anderen Themen durchaus auch andere Konstellationen bilden werden. Aber ohne eine entsprechende Streitkultur, intern, wie auch extern, verbunden mit der Erlangung des notwendigen Wissens, wäre der Erfolg kaum möglich gewesen, zumindest wäre er nicht so überragend gewesen.
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