Totalitarismus: in den
20er Jahren entstandene, an Platons Staatslehre anknüpfende
Kennzeichnung der faschistischen Staatsauffassung und später der
faschistischen Diktaturen in Italien und Deutschland. Diese Diktaturen
wurden als totalitäre Staaten bezeichnet, die mit Hilfe eines
spezifischen Machtmechanismus die totale Gleichschaltung und
Beherrschung des gesamten gesellschaftlichen und persönlichen Lebens
ihrer Bürger herbeiführen. Die Schwäche dieser Anschauung bestand darin,
dass sie auf eine exakte Wesensbestimmung des Faschismus an der Macht
als offene Diktatur der reaktionärsten, am meisten chauvinistischen und
aggressiven Teile des Finanzkapitals verzichtete.
Am
Vorabend und im Verlauf des zweiten Weltkrieges übernahmen Anhänger
eines militanten Antikommunismus die Lehre vom Totalitarismus zur
Verleumdung der sozialistischen Staatsmacht in der Sowjetunion. Nach
1945 zu einem antikommunistisch orientierten pseudowissenschaftlichen
System ausgebaut, wurde diese Lehre in zunehmendem Maße zu einer
Hauptwaffe des Antikommunismus. Unter Entstellung aller historischen
Tatsachen und Erfahrungen wurde eine Wesensgleichheit zwischen
Faschismus einerseits sowie Sozialismus und Kommunismus andererseits
konstruiert. Danach wird behauptet, dass Faschismus und Sozialismus bzw.
Kommunismus gleichen gesellschaftlichen Ursachen entspringen,
wesensgleiche Staats- und Gesellschaftsformen darstellen und in gleicher
Weise mit ähnlichen brutalen Unterdrückungsmaßnahmen die Menschen ihrer
persönlichen Freiheit und Würde berauben.
Zu den wichtigsten
Grundlagen der Doktrin vom Totalitarismus zählen neben der Entstellung
der Geschichte nach 1789 und vor allem nach 1917 die Auffassung der
bürgerlichen Soziologie von der „modernen Industrie- und
Massengesellschaft“ sowie der bürgerlichen Philosophie von der Freiheit.
Die Lehre vom Totalitarismus ist gegenwärtig in den kapitalistischen
Hauptländern die am weitesten verbreitete Form des Antikommunismus. In
der BRD bildet sie eine regierungsamtliche Grundlage des gesamten
Bildungs- und Erziehungswesen.
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