umfasst zum Unterschied vom Begriff Individuum vor
allem den bewusst und aktiv handelnden Menschen im Produktionsprozess
und im gesellschaftlichen Leben, d. h. Im Geschichtsprozess, den ein
bestimmtes produktives, politisches, geistig-kulturelles sowie
moralisches Verhalten und entsprechende Qualitäten auszeichnen, die ihn
zu dieser aktiven Rolle befähigen. Der historische Materialismus stellt
der idealistischen Auffassung, dass die Geschichte durch das Wirken
einzelner Persönlichkeiten bestimmt werde, die wissenschaftlich
begründete Anschauung entgegen, dass der gesetzmäßige Verlauf der
gesellschaftlichen Entwicklung in letzter Instanz durch die Tätigkeit
der Volksmassen bestimmt wird. Hervorragende Persönlichkeiten können auf
die gesellschaftliche Entwicklung bedeutenden Einfluss nehmen, wenn sie
die historischen Notwendigkeiten erkennen und es verstehen, die
Volksmassen in deren Sinn zu organisieren und zu führen. Vor allen in
Zeiten großer sozialer Umgestaltungen treten hervorragende
Persönlichkeiten auf … .
Wie das Wesen des Menschen
kein Abstraktum, nichts ein für allemal Gegebenes, sondern stets das
„Ensemble der gesellschaftlichen Verhältnisse“ (Marx, MEW, Bd. 3, S. 6)
ist, so kann jede Persönlichkeit nur im Zusammenhang mit den
sozialökonomischen, politischen, geistigen und kulturellen Bedingungen
verstanden werden, unter denen sie sich entwickelt. Das Antlitz der
Persönlichkeit wird weitgehend durch diese Bedingungen, vor allem durch
die Klasseninteressen und die psychische Eigenart der Klasse, geprägt,
der die Persönlichkeit angehört. In allen antagonistischen
Klassengesellschaften ist die Entwicklung von Persönlichkeit
klassenmäßig bedingt.
Durch die Verhältnisse der Ausbeutung und
Unterdrückung des Menschen durch den Menschen ist die Herausbildung von
Persönlichkeit zugleich mit der massenhaften Zerstörung der
Persönlichkeit der arbeitenden Menschen verbunden bis hin zu ihrer
massenweisen physischen Vernichtung in Kriegen für die Interessen der
herrschenden Ausbeuterklassen. Erst in der sozialistischen Gesellschaft
werden mit der Errichtung der politischen Macht der Arbeiterklasse, der
Herausbildung sozialistischer Produktionsverhältnisse, der Beseitigung
der Ausbeutung, der Aufhebung des Klassenantagonismus und der
Einbeziehung aller Werktätigen in die Leitung und Planung der
gesamtgesellschaftlichen Entwickelung die Voraussetzungen geschaffen,
dass alle Werktätigen sich zu sozialistischen Persönlichkeiten
entwickeln können, zu Menschen, die durch ihr produktives, politisches,
geistig-kulturelles und moralisches Verhalten nicht nur auf ihren
gesellschaftlichen Lebensprozess einwirken, sondern ihn in
sozialistischen Kollektiven immer bewusster beherrschen und ihren
Interessen gemäß gestalten. …
Entnommen: „Kleines politische Wörterbuch“ sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 730 -731.
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