Eine jede Tat ist auf das
Erreichen eines Zieles ausgerichtet. Dabei gilt:
„Die Zwecke der Handlungen sind gewollt, aber die Resultate, die
wirklich aus den Handlungen folgen, sind nicht gewollt, oder soweit
sie dem gewollten Zweck zunächst doch zu entsprechen scheinen, haben
sie schließlich ganz andere als die gewollten Folgen.“ Dieses
trifft auf den jüngsten Beschluss des Stadtrates Quedlinburg zur
Schließung des Kurzentrum Bad Suderode zu. Dieser Beschluss wurde
erst einmal von der aufsichtsführenden Behörde kassiert, wie heute
der
MZ
zu entnehmen ist.
„Es handelt sich um „formelle Gründe““,
ist zu erfahren,
„“Der Beschluss muss nun erneut gefasst
werden““. Die Einladungen für eine
„Sondersitzung des
Stadtrates am Montag, 3. Dezember, ab 17 Uhr“ sind raus, die
Zeit scheint zu drücken, was die Vorgehensweise im Zusammenhang mit
dem nun kassierten Beschluss schon gezeigt hat. Das dabei
demokratische Gepflogenheiten über den Haufen geschmissen werden,
spielt für die Akteure genau sowenig eine Rolle, wie die damit
verbundene Offenbarung der eigentlichen Verhältnisse und
Machtstrukturen.
Die Reaktion der Aufsichtsführenden Behörde folgte auf dem Fuße,
um den Schaden letztlich zu begrenzen. Offensichtlich nicht die
Schäden, welche mit der Privatisierung des Kurzentrums verbunden,
sondern eventuelle Schäden welche für die Privatisierung aus der
Art und Weise des Beschlusses resultieren könnten. Immerhin könnte
Mensch auf den Gedanken kommen, dass die Art und Weise des
Zustandekommens dieses Beschlusses elementare demokratische
Gepflogenheiten verletzt und dagegen klagen.
Nicht nur die
Glaubwürdigkeit des Rates steht auf dem Spiel, wenn eben gefällte
Beschlüsse Hals über Kopf geändert werden können, sondern auch
das allgemeine Ansehen demokratischer Verhältnisse. Was sollen die
Bürger denken, welche extra im Sitzungssaal erschienen sind, um der
Abstimmung beizuwohnen, unter Umständen allein schon mit ihrer
Anwesenheit Einfluss auf die Entscheidung nehmen könnten und darauf
vertrauten das Beschlüsse des Rates bestand haben? Auf letzteres
haben sie sich verlassen, als sie die Sitzung verließen. Die
Glaubwürdigkeit des Rates dürfte nicht unerheblich gelitten haben,
wobei es durchaus auch kritische Stimmen aus dem Rat gibt, so hat
sich die Fraktion des Bürgerforums Quedlinburg e.V. gegen diese
Vorgehensweise gestellt. Welches in einem entsprechenden Beitrag auf
der Seite des Bürgerforums berechtigterweise mit
„Schwarzer Donnerstag für den Quedlinburger Stadtrat“ überschrieben
ist.
Bevor nun dieser
Beschluss dem Stadtrat zu einem späteren Zeitpunkt auf die Füße
fällt, hat die Kommunalaufsicht ihr Veto eingelegt, damit der
Stadtrat noch rechtzeitig die Entscheidung zur Schließung des
Kurzentrums im Rahmen dessen Privatisierung treffen kann. Da den
Akteuren die Zeit im Nacken zu sitzen scheint, ist der MZ die Ansicht
des Oberbürgermeisters zu entnehmen: „Zwar habe die Verwaltung
eine andere Rechtstauffassung als die Kommunalaufsicht, aber Brecht
will auf die Anfechtung des Bescheides verzichten. „Das ist alles
etwas anstrengend, aber ich will Rechtssicherheit herstellen“,
sagte er.“
Nur warum so eilig? Was
ist der eigentliche Grund der Eile, warum fingen Abgeordnete auf der
Sitzung am 22.11.2012, ins besondere der im Stadtrat sitzende
Landtagsabgeordnete der CDU, regelrecht an zu rotieren, verließen
des öfteren den Sitzungsaal und sorgten dafür das die Sitzungspause
früher begann, als ursprünglich geplant? Warum sie es taten steht
fest, Ziel war eine Entscheidung zur Schließung des Kurzentrums an
diesem Tag noch zu erzwingen. Aber welches eigentliche Ziel steht
hinter der Schließung, vorgegeben werden die Belastungen, welche der
Stadt aus dem Betrieb des Kurzentrums heraus entstehen und deren
Lösung mit
alternativloser Alternativlosigkeit zur Privatisierung begründet wird?
Letztlich wendet sich
dieser Beschluss aber hauptsächlich gegen die Beschäftigten des
Kurzentrums, und deswegen auch die Eile, die Kündigungen müssen bis
Ende des Jahres raus und auf Grund langjähriger Beschäftigung so
manchen Mitarbeiters gibt es auch entsprechende Kündigungsfristen.
Ich kann mich des Eindrucks nicht erwehren, mit dem Beschluss wird
das Kurzentrum
für einen Investor schöner gemacht! Der MZ zu entnehmenden Aussagen
zum Thema des Bürgermeisters, im Zusammenhang mit der Sitzung am
22.11. stehen Investoren bereit. Um die Investoren zufrieden zu
stellen, wird das Kurzentrum möglichst von allen Altlasten befreit.
Nun sind die Mitarbeiter sicher keine Altlasten, auch ein weiter zu
betreibendes Kurzentrum braucht Mitarbeiter, aber diese bitte zu
neuen Konditionen und nicht mit der „Last“ zu übernehmender
langfristiger Arbeitsverträge! Somit entpuppt sich diese ganze
Aktion unterm Strich als ein „
Kreuzzug für niedrigere Löhne“! Aber nicht nur der Beschluss zu
Schließung des Kurzentrums gehört negiert, sondern das gesamte
Vorhaben der Privatisierung des Kurzentrums.
Unterm Strich verdient an
Privatisierungen nur der Investor, Probleme wie vorgegeben werden
nicht gelöst, eher entstehen in Folge neue Probleme! Und warum
sollte es nicht möglich sein, das eine Stadt wie Quedlinburg, unter
Umständen mittels Nutzung eigener Unternehmen, das selbe zu
erreichen, was angeblich nur einem privatwirtschaftlich orientierten
Investor möglich ist? Unter gleichen Voraussetzungen sollte dieses
möglich sein. Was in diesem Fall bedeutet, dass das Land der Stadt
die selben Zuschüsse gewährt, wie sie im Falle einer Privatisierung
an einen Investor fließen würden. Es ist sicher und wie an anderer
Stelle schon bemerkt, dass die Stadt Quedlinburg nicht allein in der
Lage ist die Subventionen für regionale Wirtschaftsstrukturen,
welche mittels Kurzentrum gefördert und erhalten wurden, weiter
fließen zu lassen, sie ist aber in der Lage diese Strukturen über
andere Wege, entsprechend vorgelegter Konzeption für den Investor,
zu erhalten.
Dieses würde ein
privatwirtschaftlicher Investor übrigens auch nicht tun, ganz im
Gegenteil, würde er bemüht sein nach Möglichkeiten diese
wirtschaftlichen Strukturen für sich zu nutzen. Verlieren kann im
Falle einer Privatisierung nur die Stadt Quedlinburg und ihre Bürger
und warum soll eine Stadt nicht das leisten können, was
vermeidlicher Weise ein Investor leisten soll? Am Geld kann es nicht
liegen, die meisten Investoren, besonders institutionelle, arbeiten
unter Umständen auch nicht mit eigenem Geld, im Falle von
Privatisierungen eher mit dem Geld von Kommunen oder anderen
öffentlichen Institutionen, Beispiele gibt es zur Genüge, erinnert
sei an das vor Jahren propagierte Plant Harz Projekt, welches
letztlich an einer im Verhältnis zur Gesamtinvestition lapidaren
Summe Eigenkapitals gescheitert ist. Oder schauen wir nach Thale, zur
dortigen Terme, das Land hat 50% der Investition gezahlt, die Stadt
gibt 30 Jahre lang jedes Jahr fast eine halbe Millionen Zuschuss ins
Unternehmen, … was ist eigentlich der Anteil des Investors? Die
Menschen sollten langsam aufhören sich illusionär an
Investoren
als Retter der Gesellschaft zu klammern, sonder diese als das zu
erkennen was sie sind, nämlich Akteure im wirtschaftlichen Sein,
deren Ziel es ist Gewinne zu erwirtschaften und zu maximieren, egal
was es der Gesellschaft kostet!
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