Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Dienstag, 4. März 2025

Das Recht des Stärkeren? - Gedanken zu einem Leserbrief.

Das Recht des Stärkeren? Ein Leserbrief in der Mitteldeutschen Zeitung gefunden, weil dort veröffentlicht am 04. März 2025 auf Seite 8., er wurde von einer Frau und einem Mann gleichem Nachnamens geschrieben. Im Leserbrief geht es um den „Rausschmiss“ des ukrainischen Präsidenten aus dem Amtssitz des US-amerikanischen Präsidenten, welcher in der westeuropäischen Medienlandeschaft einen Aufschrei der Empörung auslöste, zumindest in der deutschen. Sollten die Vasallen etwa gegen ihre Hegemonialmacht opponieren, ist gar mit einem Wirbelsturm im Wasserglas zu rechnen?

Nun geisterte dieser „Rausschmiss“ nicht nur durch die das gesellschaftliche Meinungsbild dominierenden Medien, sondern auch durch andere, welche unter Umständen etwas anders berichten, weniger dichten und in welchen Aufnahmen vom Treffen der beiden Präsidenten zu sehen sind, die in den öffentlichen Medien zum Beispiel so nicht erscheinen, weil dort selektiv, dem zu dienenden Interesse entsprechend, bearbeitet. Und so wird im Leserbrief der US-amerikanische Präsident und dessen Tat verurteilt, wie es in EU-Europa seit vielen Jahren im Zusammenhang mit dessen Person, ob als Präsident, oder auch nicht, üblich, (und wie üblich, bestätigen auch in diesem Fall die Ausnahmen die Regel, ohne Regel zu sein).

Sicher möge die praktizierte Vorgehensweise im Amtssitz des US-amerikanischen Präsidenten würdig der Kritik sein, nur wie war es wirklich? Im Leserbrief ist vom „rechtmäßig gewählten Präsidenten“ der Ukraine zu lesen, was er einmal war, nur sind Neuwahlen in der Ukraine längst überfällig, wurden auf Grund des Krieges verschoben. Trotzdem ist diese Vorgehensweise des ukrainischen Präsidenten kritikwürdig  und wenn diese Kritik von einem der bisherigen Hauptsponsoren des Krieges kommt, sollte sie durchaus ernsthaft berücksichtigt werden und unterm Sticht hat der US-amerikanische Präsident eigentlich nur gesagt, dass es Zeit für den ukrainischen Präsidenten ist zu gehen. Der Moor hat seine Schuldigkeit getan, Zeiten ändern sich und ob der ukrainische Präsident mittels Neuwahlen, oder anderes seinen Abtritt bewerkstelligt, liegt vielleicht sogar noch in seinem Ermessen und im Interessen US-amerikanischer Politik, aber auch im Interesse des ukrainischen Volkes. Diesbezügliche Naivität der Verfasser des Leserbriefes möge zwar erschreckend sein, aber nicht verwunderlich, wird doch das nachgeplappert, was die hoch offiziellen Medien vorgeben und das der Präsident der USA mittels Verunglimpfung unterschätzt wird. Der Glaube an die Unabhängigkeit der Politik sitzt tief und so sind es menschliche Eigenschaften, welche herhalten müssen um eigentliche politische Zusammenhänge zu negieren.

Der Präsident der USA hat jüngst erst sein Amt übernommen und damit hat die Kapitalfraktion in der Machtausübung in den USA gewechselt. Aber nicht nur das, Kräfte des Kapitals üben die Macht direkt aus, haben sich zum Teil ihrer Marionetten entledigt, in dem sie selbst deren Aufgaben übernommen und sich dem tiefen Staat zugewendet.

Die nun in den USA regierende Fraktion schätzt nicht nur ein, sondern ist sich dessen bewusst, dass der Krieg in der Ukraine militärisch nicht zu gewinnen und es Zeit ist eigene Interessen anders zu sichern. So wurde mit Russland gesprochen, um die diplomatischen Beziehungen wieder zu normalisieren. Also zu retten, was im US-amerikanischen Interesse noch zu retten ist. Dabei waren die USA mittels Krieg in der Ukraine durchaus erfolgreich, sie haben ihre Machtposition im westlichen Wertebündnis mit seiner regelbasierten Ordnung gefestigt und ausgebaut, sind in EU-Europa fester verankert als je zuvor und haben die EU-europäische Wirtschaft als Konkurrenten erheblich geschwächt. Das es nicht gelungen ist mit dem Krieg in der Ukraine Russland zu schwächen, es zu besiegen, es zu spalten, ist einer sich verändernden Weltlage geschuldet, was von der aktuellen Regierung in den USA erkannt und dem trägt deren Politik Rechnung. Es wird der Tatsache entsprochen, das egal wie viel in die Ukraine, welche von westlichen Zahlungen abhängig ist, gesteckt wird, eine Fortsetzung des Krieges nicht mehr im Interessen der USA ist, ganz im Gegenteil, der Einfluss wird schwinden und die gemachte „Beute“ sich verringern. Den meisten EU-europäischen Ländern ist das nicht bewusst, weil sie nicht nur geographisch, sondern auch in ihrer Stellung zu den USA der Ukraine sehr nahe sind.

Die Schreiber des Leserbriefes allerdings emotionalisieren lieber, wurden die Menschen im Westen doch seit Jahrzehnten auf emotionale Verhaltensweisen abgerichtet. Ihr Fühlen soll sie lenken, ohne über Zusammenhänge nachzudenken, sollen sie in die vorgegebene Richtung schwenken. Und so erschreckt die Schreiberlinge: „er wurde vor den versammelten Medien behandelt wie ein unartiges Kind.“ ohne allerdings zu berücksichtigen, dass er sich auch "wie ein unartiges Kind" benommen hat. Sollte es sein, dass man dem "Kind" seinen Dauerlutscher in Form von Rüstungsgütern und Zahlungen wegnimmt und das Tal der Tränen, in welche die Ukraine, dank westlicher Politik und mit tatkräftiger Unterstützung ihres Präsidenten verwandelt wurde, nicht mehr zu übersehen, so das offensichtlich, das die Gefahr besteht, in diesen Tränen zu ertrinken.

Das Schicksal des ukrainischen Präsidenten ist untrennbar mit dem Krieg in der Ukraine verbunden, das weiß der Präsident der USA, das weiß der Präsident der Ukraine und die meisten EU-europäischen Politiker versuchen dieses wieder besseren Wissens zu ignorieren, weil es ihr eigenes Schicksal betrifft. EU-Europa und die Ukraine sind Werkzeuge des US-amerikanischen Imperiums, desto schwächer sie sind, desto besser dienen sie diesem Interesse. Mit dem wirtschaftlichen Niedergang gehen die Fähigkeiten eigene politische Schwerpunkte zu setzen und zu verfolgen verloren. Aus diesem Grund ist das Gejammer groß, eigene Fähigkeiten und Fertigkeiten wurden geopfert, es wurde sich der Hegemonie der USA bedingungslos untergeordnet und nun ändert die Führungsmacht ihre Politik, trägt mit dieser aktuellen Entwicklungen Rechnung und schafft für die Vasallen eine Situation, welche substanziell an deren oberste Glaubenssätze rüttelt.

Vieles wurde in den letzten Jahren beschlossen, die Wirtschaft wird umgebaut, Hochrüstung ist angesagt, muss nicht nur bezahlt, sondern den Völkern gegenüber auch begründet werden, was mit Krieg wesentlich einfacher, als ohne ist. Wenn nun die Führungsmacht ihr Verhältnis zum Erzfeind normalisiert, in der Folge wirtschaftliche Beziehungen ausgebaut werden und Zusammenarbeit vertieft, ist das nicht unbedingt im Interesse ihrer EU-europäischen Vasallen. Diese sind bis jetzt treu gefolgt, haben ihrer Führungsmacht blindlings gehorcht, den Erzfeind mit Sanktionen überzogen, welche wie ein Bumerang sie selbst trafen und nun werden sie Abserviert, nach dem sie wirtschaftlich ruiniert?!

Solche Zusammenhänge sehen die Schreiber des Leserbriefes nicht, genauso wenig wie die eigentlichen Ursachen des Krieges in der Ukraine. Allerdings wird festgestellt, „recht hat Trump mit der Aussage, die Ukraine könne diesen Krieg nicht gewinnen.“. Das der, oder die Sieger?, mitbestimmen wie der Friede geschlossen, welche Bedingungen zu erfüllen, wird weiter geleugnet. Die Bedingungen für einen Frieden in der Ukraine sind von russischer Seite aus bekannt und sie werden für die Ukraine, desto länger der Krieg dauert, nicht besser.

Liegt vielleicht auch daran, das heutzutage von Krieg als etwas schicksalhaftes geredet, was einfach so geschieht, wenn dem einen, oder der anderen danach ist. Es wird erobert, es wird verteidigt, es wird gelogen, es wird betrogen, es wird gerüstet, ausgebildet und marschiert für einen Sieg im Krieg. Dabei wird vergessen, das "Krieg die Fortsetzung der Politik von Klassen, Völkern, Nationen, Staaten oder Koalitionen mittels organisierter bewaffneter Gewalt zur Durchsetzung politischer Ziele und ökonomischer Interessen ist." Zu fragen bleibt, wessen Interessen dient dieses Mittel der Politik und warum? Die gern genutzte verkürzte Aussage von westlichen Politikern, Russland hätte ohne Grund die friedliche Ukraine überfallen, ist als Propaganda anzusehen, vor allem wenn die Vorbereitung des Krieges Berücksichtigung findet. Zum Beispiel die Ausdehnung der NATO bis an die russische Grenze und die Vorbereitung der Ukraine als Aufmarschgebiet für die NATO nach dem Putsch 2014 in der Ukraine. Vergessen wird der Bürgerkrieg in der Ostukraine, welcher seit 2014 gegen die dortige Bevölkerung geführt und bis zur Intervention Russlands mehr als 14.000 Ostukrainern das Leben gekostet hat. In der westlichen Propaganda spielt so etwas keine Rolle, auch nicht die Verkündigungen westlicher Politiker Russland zu ruinieren, wofür alles mögliche getan wurde. Es wurden Waffen in die Ukraine geschafft, die ukrainische Armee aufgerüstet und das schon sehr intensiv vor der Intervention Russlands, es wurden Sanktionen bis dahin unbekannten Ausmaßes gegen Russland verhängt und es wurde in der Ukraine von westlichen Investoren alles aufgekauft, was aufzukaufen war.

Wenn die Schreiber des Leserbriefes nun klagen, „Trump könnte anschließend mit seinem guten Freund Putin beliebige Deals machen unter Einbeziehung der Ukraine als Ware.“, verkennen diese, dass vieles längst von US-amerikanischen und anderen westlichen Investoren aufgekauft wurde. Nutzen können diese ihr neues Eigentum allerdings nur in Gebieten, welche für sie zugänglich. Zudem sind die neuen Eigentumsrechte zu sichern, wozu für den ukrainischen Präsidenten ein Vertrag vorbereitet war. Begründet wird dieses mit den Lieferungen an Waffen und Material durch die USA an die Ukraine. War zu Beginn des Krieges doch zu erfahren, dass die USA ihre Waffen der Ukraine nur leihweise zur Verfügung stellt, wenn der Krieg beendet, werden sie zurückgegeben. Nur was wenn nichts mehr zum zurückgeben da ist?

Und was haben die Schreiber des Leserbriefes von der Führung eines Krieges erwartet, wenn sie schreiben: „wir fragen uns, was sind Verträge und Abkommen noch wert? Heute gilt nach Ansicht der USA wieder das Recht des Stärkeren mit der Einladung an Interessierte, es gleich zu tun.“ In was für einer Welt leben die Schreiberlinge, wenn sie von „wieder“ im Zusammenhang mit dem „Recht des Stärkeren“ schreiben? Wird es ihnen erst jetzt bewusst, nach dem sich die Stärke offen gegen EU-europäische Interessen richtet? Was übrigens nicht neu und auch schon in der alten Regierung der USA praktische Realität war, gut zu sehen, wenn die Folgen dieses Krieges für die EU-europäischen Volkswirtschaften betrachtet werden. Und wenn die Schreiberlinge zum Schluss feststellen, „wir fürchten, der Schmusekurs mit den USA und Russland wird Europa noch teuer zu stehen kommen.“, kann nur noch gefragt werden, in welcher Welt sie leben, da sie von den Folgen des Krieges in der Ukraine für EU-Europa, speziell auch für die Bundesrepublik Deutschland, bis jetzt nichts mitbekommen haben. Aber bekanntlich, schlimmer geht immer!



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