Entfremdung II.
Entfremdung ist ein weitreichendes Thema, welches in der Mailingliste immer noch diskutiert wird. Wobei sich die Schwerpunkte etwas verlagert haben und ein Unterschied in der Betrachtungsweisen zu sehen ist. Nun wurde in den letzten Beiträgen Bildung mit ins Spiel gebracht, nur was ist Bildung? Am Ende des folgenden Beitrages hatte ich den Anfang eine Definition abgetippt und dem ist zu entnehmen, dass Bildung eine Form der Einflussnahme ist und somit Interessen entsprechend eingesetzt wird. In der heutigen Gesellschaft, in welcher das Bildungsprivileg allgegenwärtig ist, kommt es eigentlich darauf an, Wissensvermittlung außerhalb bestehender Bildungsstrukturen. So hat Bildung auch etwas mit Ideologie, Weltanschauung etc. zu tun. Gegenwärtig ist zu beobachten, das Bildung als universelles Lösungsmittel für System-eminente Probleme gesehen wird. Dabei werden auch Problemursachen am Grad der Bildung festgemacht. Das aber gerade Probleme wie Arbeitslosigkeit, Krisen, Massenverelendung etc. nicht der Bildung, oder dem Grad der Bildung geschuldet sind, dürfte eigentlich jedem realistisch denkenden Menschen bewusst sein.
wenn es darum geht Entfremdung zu klassifizieren, wäre meines Erachtens wichtig die Grundlagen, die Ursachen für Entfremdung zu klären und wenn ich mich nicht irre, hatte ich meinem Beitrag eine Definition mit angehängt. Diese Beginnt folgender Maßen:
"Entfremdung: auf dem Privateigentum an den Produktionsmitteln beruhende gesellschaftliches Verhältnis, durch das die von den Menschen geschaffene Produkte, Verhältnisse und Institutionen ihren als fremde, über ihnen stehende Mächte gegenübertreten; sie werden von diesen beherrscht, sie sind deren blindem bzw. willkürlichem Wirken unterworfen.“ So ist es zwar richtig, dass jedes menschliche System aus Menschen besteht, sie haben es hervorgebracht, nur welches sind die bestimmenden Elemente, welches ist die Basis einer jeden Gesellschaft? Letztlich wird Entfremdung durch die ökonomischen Verhältnisse hervorgebracht und bestimmt, ist der Mensch z. B. im eigenem Interesse wirtschaftlich tätig, oder hat er sein Interesse anderem Interesse unterzuordnen und wird somit dem Produkt seiner Arbeit entfremdet? Dem Menschen ist alles Fremd, oder Entfremdet, welches seinem Interesse nicht mittelbar entspricht, so entäußert der Lohnarbeiter seine Arbeitskraft, nicht um Produkte zur eigenen Bedürfnisbefriedigung zu erzeugen. Dabei ist es übrigens von untergeordneter Bedeutung, welche Form der Machtausübung im Gemeinwesen gerade dominiert, auch diese Entspricht den ökonomischen Grundlagen. Als Materialist, welcher ich vermeine zu sein, gehe ich davon aus, dass das Sein das Bewusstsein bestimmt, also auch das gesellschaftliche Sein, das gesellschaftliche Bewusstsein. Die Anforderungen und Ansprüche an Bildung, Bewusstheit, Persönlichkeitsentwicklung, Verhaltensweisen, Moral, Ethik etc. können noch so hoch sein, sie werden letztlich nicht über den Stand hinaus gereichen, welchen die gesellschaftlichen Verhältnisse hervorbringen und zu lassen.
Freiheit und Demokratie, was immer auch darunter verstanden wird, kann es nie aus sich selbst heraus geben, sie sind den gesellschaftlichen Verhältnissen geschuldet, diese bringen sie hervor, und sind immer Konkret, sie können sich nur in den Grenzen des jeweiligen Systems entfalten. Allein der Wille ist des Menschen Himmelreich und wollen kann er wahrlich viel, besonders mit dem Kopf in den Wolken. Auf dem Boden der Realität, wo er seine Existenz muss sichern, sieht es da oft ganz anders aus und er wird schnell an seine Grenzen stoßen. Da kann er wollen, so viel er will, die Verhältnisse werden ihn zwingen, solange er die Verhältnisse nicht zwingt. Wieso, weshalb, warum sind wir und sind wir so, wie wir sind? Es gibt viele Ideale, Idealbilder, vieles ist erstrebenswert, und „alles, was die Menschen in Bewegung setzt, muss durch ihren Kopf hindurch; aber welche Gestalt es in diesem Kopf annimmt, hängt sehr von den Umständen ab.“ (MEW Bd. 21 s. 298) Ja, auf die Umstände kommt es an!
Da Bildung in dieser Diskussion an Bedeutung gewonnen hat, sei darauf verwiesen, dass sie ein „einheitlicher Prozess der Einwirkung von Menschen auf Menschen, durch die Aneignung ausgewählter und für wertvoll erachteter gesellschaftlicher Wesenskräfte – eines in einem sozialen Entscheidungsprozess selektierten Teils der Kultur – zielgerichtet beeinflusst wird oder soll, ist. ...“
solidarischen Gruß
Thomas
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