Auf den Spuren Rosa Luxemburgs: Paul Levi, der vergessene KPD-Vorsitzende
mit Dr. Jörn Schütrumpf
Ort: Saal des Kulturzentrum Reichenstraße,
Reichenstraße 1, 06484 Quedlinburg
Im Ankündigungstext zur Veranstaltung ist zu lesen: „Paul Levi (1883–1930) gehörte neben Rosa Luxemburg, Franz Mehring, Karl Liebknecht und Leo Jogiches – die alle vier zwischen Januar und März 1919 ermordet wurden bzw. starben – zu den Gründern der KPD. Von März 1919 bis Februar 1921 war er ihr Vorsitzender. Da Levi sich weigerte, die KPD der Moskauer Vormacht-Politik unterzuordnen, wurde er im April 1921 aus der Partei ausgeschlossen. Dieser »Sieg« der Bolschewiki war der erste Schritt, um die revolutionäre Bewegung des Westens in eine Spielmasse der sowjetischen Außenpolitik zu verwandeln.“
Dazu eine Anmerkung, die Rolle von Paul Levi in der Frühphase der KPD wurde zum Ende der DDR revidiert behandelt, ohne jedoch den Entwicklungsprozess dieser Partei zu negieren. Nicht vergessen werden sollte, dass die KPD sich mit dem linken Flügel der USPD vereinigte, Paul Levi wurde nach dem Zusammenschluss einer der zwei Vorsitzenden, er wurde also zweimal zum Vorsitzenden der Partei gewählt. Es war eine junge Partei und der Formirrungsprozess war lange noch nicht abgeschlossen und in Bezug auf konkret historische Ereignisse, insbesondere die Märzkämpfe 2021, entwickelte sich die Partei weiter, sammelte Erfahrungen.
Der Aussage, wie sie oben in den letzten zwei Sätzen der Ankündigung formuliert, ist meines Erachtens so nicht zuzustimmen, und wohl eher aktuellen Beweggründen geschuldet, kommt als Geschichtsrevisionismus daher.
„Levi trat unmittelbar nach dem Ende der Märzkämpfe öffentlich gegen die Partei und die Kommunistische Internationale auf.“ Die Märzkämpfe und die diesen vorausgehende Entwicklung in der Partei sind in diesem Zusammenhang wichtig und konkret, historisch zu betrachten. „Die Partei zog die Lehren aus den Märzkämpfen in mehrmonatigen harten Auseinandersetzungen, in denen marxistisch-leninistische und dogmatisch-sektiererische Auffassungen miteinander rangen.“ Es handelt sich um eine Zeit der Formirrung, in welcher verschiedene Kräfte wirken, Erfahrungen gesammelt und Schlussfolgerungen für die zukünftige Arbeit gezogen wurden. In diesem Zusammenhang sich mit der Schrift von Lenin: „Der ,linke Radikalismus’, die Kinderkrankheit im Kommunismus“, zu beschäftigen, wäre durchaus Sinnvoll.
Ich wünsche der Veranstaltung eine rege Teilnehmerschaft und befruchtende Diskussionen, es steckt ein durchaus aktuelles Thema drin und das ist nicht nur der Umgang mit der Geschichte.
Veranstalter: Rosa-Luxemburg-Club Harz und Deutsche Freidenker-Verband Quedlinburg
Informationen und Anmeldung über E-Mail: t.loch@freidenker.org
Eintritt: frei, um eine Spende zur Förderung der Literaturprojektes Locale Lesung in Quedlinburg wird gebeten
Übernommen: klick.
Ein interessantes Thema, allerdings ist die Veranstaltung ausgefallen, da dieses Thema keinen zu interessieren scheint. Nur kann der Schein auch trügen, in jedem Fall konnten keine Gäste begrüßt werden.
AntwortenLöschenEs ist ein spezielles Thema für historisch interessierte, die Formulierung in der ursprünglichen Ankündigung ließ manches erahnen, so zum Beispiel eine bestimmte Form und heute populären Umgangs mit der Geschichte. Ich hatte mich auf eine interessante Diskussion gefreut, mich sogar etwas vorbereitet, dem im Thema steckenden Revisionismus entgegenzuwirken.
Es ist auch nicht unbedingt ein Thema, was gegenwärtig von allgemeinem Interesse, die Menschen haben andere Probleme, wie und was sich nach Gründung der KPD, im Formirrungsprozess dieser Partei ereignete, ist nicht vordergründig von Interesse, obwohl Organisation heute notwendiger den je und neu entstehende Organisationen immer einen entsprechenden, organisatorischen Prozess durchlaufen. Widersprüche entstehen, streben einer Lösung entgegen, es wird gehandelt, es wird gelernt, Erkenntnisse werden gesammelt, Strategien geändert, neue Taktiken ersonnen. In diesem Sinne sicher ein gutes Beispiel, nur darum ist es nicht gegangen, sondern um vermeidliche Einflüsse von außen, um Entwicklungen welche zu vermeiden sind, ohne mit diesen Erfahrungen zu sammeln und war der äußere Einfluss damals wirklich so groß, sind äußer Einflüsse in Form von gesammelten Erfahrungen schädlich?
Der Ankündigung zur Veranstaltung entsprechend, waren die Russen schuld, oder die gerade entstehende Sowjetunion, welche Parallelen zu heute bieten sich an? Ja geht es nur um eine Person und wurde diese historische Persönlichkeit wirklich vergessen? Welche Parteivorsitzenden, egal welche Partei aus der Vergangenheit genommen, sind heute noch bekannt, haben ihre Spuren so hinterlassen, dass sie nicht mit ihrem Ausscheiden der Vergessenheit anheim gefallen?
Aber es war eine kommunistische Partei, damals und auch später der konsequenteste Gegner imperialistischen Seins, wie er heute in den Hauptmächten des Kapitals nicht zu finden ist, oder maximal in der Bedeutungslosigkeit agiert. Damit das so bleibt, ja …, was war nochmal das Thema?