Internationalismus
in seiner ursprünglichen Bedeutung erstrebt wahre
Völkerfreundschaft. Die Werktätigen aller Länder verstehen
Internationalismus als Verbundenheit mit den Freiheits- und
Fortschrittsbewegungen und praktizierte internationale Solidarität.
Die herrschenden Klassen deuten den Begriff des Internationalen um in
das illusionäre Ziel der Schaffung eines supranationalen globalen
Herrschaftssystems. Ihre neokolonialen Raubkriege geben sie als
„Internationalismus“ aus. Dieser imperialistisch pervertierte
„Internationalismus“ beschwört die Gefahr eines 3. Weltkrieges
herauf.
Das
Ringen um die Neuaufteilung der Welt hat seine Ursache in der
Expansion und Aggressivität der Monopole, der ungleichmäßigen
Entwicklung der imperialistischen Hauptländer, die ständiges
Kräftemessen und die Labilität des Friedens bewirkt. Imperialismus
geht mit Krieg schwanger, Krieg ist „seine Methode“ (Rosa
Luxemburg), Imperialismus bedeutet Weltkriegszustand in Permanenz,
die Epoche der Weltkriege. Der permanente Kampf der imperialistischen
Hauptmächte um die Aufteilung von Interessen - und Einflusssphären
findet gleichzeitig in Form von Kollaboration als auch von Kampf
statt.
Die
Protagonisten der „Neue Weltordnung“, der globalen Herrschaft
des internationalen Monopolkapitals, firmieren unter der
irreführenden Bezeichnung „internationale Gemeinschaft“. Sie
besteht faktisch als globales imperialistisches Bündnissystem unter
der Führung der USA und des Atlantikblocks.
Dieses
hegemoniale Regime bildet auch den Rahmen, in welchem die
imperialistischen Kräfte Deutschlands heute ihre schon seit dem
ersten Weltkrieg verfolgte Strategie der Vorherrschaft in Europa
durchzusetzen versuchen. Als „Mitteleuropa“ - Konzeption des
Kaiserreichs im ersten Weltkrieg gescheitert, als „Neuordnung
Europas“ der europäischen Herrenvölker unter deutsch -
germanischer Führung im zweiten Weltkrieg untergegangen, wird im
dritten Anlauf die Europäische Integration als supranationales
Projekt konzipiert.
Ein
Europa - Mythos wird geschaffen, der dazu dienen soll, die Völker,
die den mörderischen Nationalismus der herrschenden Klassen
überwinden wollen, vom internationalistischen Kampf abzulenken und
die Sehnsucht nach friedlichem Zusammenleben der Völker Europas in
den Dienst einer Konstruktion zur Durchsetzung imperialistischer
Interessen zu stellen.
Eine
Doktrin des Europa - Mythos, die europäische Einigung sei eine Frage
von Krieg und Frieden, wirkt bis in demokratische und linke Kreise,
und selbst die Mär, vom Zweiten Weltkrieg bis heute datiere die
längste Friedenszeit in Europa, wird von jenen widerspruchslos
akzeptiert, die die Schande der Aggression gegen Jugoslawien 1999
erfolgreich verdrängt haben.
Die
Europäische Union ist eine supranationale Struktur der
Finanzoligarchie. Sie beraubt die bürgerlich demokratischen Staaten
Europas zunehmend ihrer nationalen Souveränität. Statt die Völker
Europas zu einigen, spaltet sie den Kontinent und verstärkt die
Tendenz der ungleichen kapitalistischen Entwicklung. Die
Vorherrschaft über andere Nationen soll durch supranationale
Entscheidungsstrukturen legitimiert werden.
Die
Verteidigung der nationalen Selbstbestimmung wurde angesichts der
faschistischen imperialistischen Aggression Deutschlands zur
Überlebensfrage in den betroffenen Ländern. Heute haben die
Bourgeoisien der an die Peripherie gedrängten europäischen Länder
ihre Nationen durch die Auslieferung an die EU in eine unhaltbare
Lage gebracht. Als Perspektive bieten sie nur noch die Unterordnung
ihrer Länder unter die Macht Kerneuropas an. Die klassenbewussten
Kräfte haben sich der Verteidigung der Souveränität ihrer Länder
gegen diese Vormundschaft angenommen.
Bei
genauer Betrachtung wird dabei deutlich, dass sich alle
kapitalistisch entwickelten Nationen maßgeblich aus zwei Klassen
zusammen setzen, der Klasse der Herrschenden und der Klasse der
Unterworfenen. Diese zwei Klassen bilden zwei Nationen in einer
Gesamtnation, als eine dialektische widersprüchliche Einheit. Die
Auseinandersetzungen der beiden antagonistischen ‚inneren Nationen’
bestimmen das Wesen und die Erscheinungsform der Gesamtnation.
Wer
den politischen Begriff des Internationalismus darauf beschränkt,
einen Gegensatz zum Nationalismus zu bezeichnen, dem muss ein Rätsel
bleiben, wie es die Kultur der Herrschenden vermag, auf der Grundlage
ihres Klassennationalismus eine eigene imperialistische Abart, eine
pervertierte Form von „Internationalismus“ zu entwickeln und
dieser bei einem großen Teil der Bevölkerung Akzeptanz zu
verschaffen.
Ein
noch größeres Rätsel muss ihm die Dialektik von nationaler
Ausgangsposition und internationalem Ziel des Sozialismus bleiben.
Denn die Werktätigen müssen, wie Marx und Engels im Kommunistischen
Manifest erklären, nicht nur zuerst mit der „eigenen Bourgeoisie
fertig werden“ und „die politische Herrschaft erobern“. Sie
müssen sich auch „zur nationalen Klasse erheben, sich selbst als
Nation konstituieren.“ Damit ist die Klasse der Werktätigen, so
das Manifest, „selbst noch national, wenn auch keineswegs im Sinne
der Bourgeoisie“, während sie unter der Losung „Proletarier
aller Länder vereinigt euch!“ kämpft.
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