|
Bildschirmfoto 2017-02-15-15:26 |
|
Die
herrschende Konzeption der „Zivilgesellschaft“ dient
manipulativen Zwecken, und zwar nicht nur im Sinne ideologischer
Indoktrination, sondern mit dem praktischen Ziel einer totalitären
Formierung der Gesellschaft. „Zivilgesellschaft“ ist in der
Kultur der Herrschenden nur ein Modewort.
Als
wissenschaftlicher Begriff wurde das Konzept der Zivilgesellschaft
von dem italienischen Marxisten Antonio Gramsci entwickelt. An Marx
und Lenin anschließend, charakterisiert er die Gesellschaft mit
ihrer ökonomischen Basis und dem sich darüber erhebenden „Überbau“.
Gramsci unterscheidet beim Überbau zwei verschiedene Ebenen von
Überbauten, welche die Funktion haben, die gesellschaftliche
Hegemonie der herrschenden Klassen abzusichern.
Die
Funktion der Zivilgesellschaft besteht darin, den spontanen Konsens
der Beherrschten zu organisieren. Sie umfasst die Gesamtheit der
nicht dem staatlichen Zwangsapparat angehörenden gesellschaftlichen
Strukturen, welche die öffentliche Meinung und damit den
„Alltagsverstand“ prägen. Dazu zählen die Kirchen, die
Gewerkschaften, die Medien, aber auch die Schulen, die Bibliotheken,
die Vereine und sozialen Bewegungen bis hin zur Architektur, zur
Anlage der Straßen und die Straßennamen.
Auf
einer zweiten Ebene fungiert der staatliche Zwangsapparat, um mit
rechtsförmigen Mitteln die Disziplin derjenigen Gruppen zu sichern,
die sich weder aktiv noch passiv dem‚Konsens’ anschließen. Die
Zivilgesellschaft steht also zwischen der ökonomischen Basis der
kapitalistischen Produktionsweise und dem bürgerlichen Staat mit
seiner Gesetzgebung und seinem Zwangsapparat. Zivilgesellschaft ist
die gesellschaftliche Ebene, auf der die ideologische Hegemonie der
herrschenden Kultur erzeugt wird.
Sie
ist aber zugleich die Arena des Ringens um den Einfluss auf das
öffentliche Bewusstsein, in der auch die fortschrittlichen Elemente
der Kultur von unten in Erscheinung treten. Zivilgesellschaft in
wissenschaftlicher Begrifflichkeit ist also weder mit einem positiven
noch negativen Vorzeichen versehen, sondern als ein Kampfplatz der
Ideen und Meinungen aufzufassen.
Die
Verfälschung des Begriffs zu einem manipulativen Schlagwort beginnt
mit der Doktrin des Liberalismus, dass Staat und Gesellschaft
einander schematisch gegenüberstehen. Die herrschende Kultur
suggeriert: Zivilgesellschaft ist etwas Gutes. Dort geht es
pluralistisch, offen, zwangsfrei, tolerant zu, die Bürger haben
vielfältige organisierte Möglichkeiten der Mitsprache und Teilhabe
in öffentlichen Angelegenheiten.
Ausgeblendet
bleibt, dass Zivilgesellschaft auf tausend Kanälen sowohl mit dem
bürgerlichen Staat als auch mit der kapitalistischen Ökonomie
verzahnt ist und keineswegs einen streng abgetrennten Bereich bildet.
Das Missverständnis bei diesem Begriff ist gewollt und soll die
Menschen in die Falle einer durch die Machthaber organisierten
Zivilgesellschaft locken.
Dagegen
gilt es, die reale Zivilgesellschaft als Arena zu erkennen, in der
sich die Kultur der Beherrschten als Gegenentwurf gegen die
bestehenden Verhältnisse zu behaupten hat, und zwar im Sinne
Gramscis im „Geist des Bruchs“ mit der Kultur von oben. Für eine
freidenkerische Kultur bietet sich in der Arena der Zivilgesellschaft
ein weites Betätigungsfeld, z.B. in der Auseinandersetzung mit
antisozialistischer und militaristischer Indoktrination im
Bildungswesen, Trivialisierung der Massenkultur, Manipulation der
Medien, Einflussnahme von staatlichen „Diensten“ und
wirtschaftlichen „Sponsoren“ auf so genannte
„Nichtregierungsorganisationen“ etc.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen