Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Montag, 31. August 2009

Ethik:

Sittenlehre; philosophische Wissenschaft, die das Sittliche oder die Moral, d. h. die sittlichen Beziehungen, Verhaltensweisen, Werte, Normen und Anschauungen der Menschen, untersucht. Die Moral ist mit der Ethik als philosophischer Disziplin nicht identisch. Die Ethik ist die Wissenschaft von der Moral. Die ethischen Systeme tragen wie die Moral in der Klassengesellschaft Klassencharakter und sind historisch bedingt. In den vormarxschen ethischen Lehren wurden die moralischen Werte, Normen und Anschauungen gewöhnlich von Gott, von einer absoluten Idee, vom Selbstbewusstsein oder von der sich als ewig und unveränderlich betrachteten Natur des Menschen abgeleitet. Solche Auffassungen liegen den verschiedenen Moraltheorien idealistischer Philosophien zugrunde. Auch die materialistischen Philosophien, die in der Begründung ihrer ethischen Auffassungen von der Natur des Menschen ausgingen, blieben in ihren Lehren über die Moral letztlich ebenfalls im Idealismus befangen.
Ein grundsätzlicher Wandel konnte erst mit der marxistischen Ethik geschaffen werden, die auf dem Fundament des dialektischen und historischen Materialismus beruht. Hier werden die Werte, Normen, Prinzipien und Kategorien der Moral aus den objektiven Bedingungen des materiellen gesellschaftlichen Lebens abgeleitet und als ein spezifisch ideologischer Ausdruck objektiver Erfordernisse des Zusammenlebens der Menschen, als Widerspiegelung gemeinsamer Interessen der Gesellschaft oder bestimmter Klassen, Gruppen usw. betrachtet.
Damit hört die Ethik auf, eine Sammlung a priori aufgestellter, mehr oder weniger erfüllbarer Forderungen zu sein, und wird zur Wissenschaft von der Moral. In der marxistischen Ethik, in der die moralischen Werte und Normen aus den objektiven Bedingungen der gesellschaftlichen Entwicklung abgeleitete werden, stimmen die moralischen Forderungen mit der historischen Notwendigkeit überein. Die moralischen Werte, Normen, Anschauungen, Beziehungen und Verhaltensweisen haben in der gesellschaftlichen Entwicklung eine relative Selbstständigkeit. Die Macht der Gewohnheit und die Kraft der Tradition können moralische Normen und Anschauungen über lange Zeit hin lebendig erhalten, selbst wenn die objektiven sozialökonomischen und politischen Grundlagen, aus denen sie hervorgegangen sind, sich wesentlich verändert haben oder völlig verschwunden sind.
Die letztlich bestimmende Grundlage der moralischen Werte, Normen, Anschauungen, Beziehungen und Verhaltensweisen sind die ökonomischen Verhältnisse und Bedürfnisse der Gesellschaft. Sie bestimmen den Inhalt und die Entwicklungsrichtung der moralischen Werte und Normen, jedoch weitergehend vermittelt über die Interessen der Klassen und die Politik. Die Ethik war stets besonders eng mit der Politik der jeweiligen Klassen verbunden und diente immer ihnen vor allem als ideologische Waffe zur Durchsetzung ihrer politischen und ökonomischen Ziele. Das gilt auch für die sozialistische Gesellschaft.
Die marxistisch-leninistische Ethik ist in zwei Teilbereiche gegliedert. Der erste Bereich umfasst ihre wesentlichen philosophisch-theoretischen Probleme, wie Wesen und Funktion der Moral, Struktur des gesellschaftlichen und des individuellen Moralbewusstseins, Persönlichkeit und Gemeinschaft als sittliche Werte, das Verhältnis von Determinismus und Freiheit der Entscheidung, Funktion und Struktur moralischer Wertungen, das Verhältnis von Tatsachen und Werturteilen, das Wesen und die Rolle der moralischen Grundbegriffe sowie die Spezifik der Kategorien der Ethik als Wissenschaft. Der zweite Bereich umfasst die spezifisch normativen Teile der Ethik, d. h. jene Elemente der Moralentwicklung und ihrer realen Wirkung, durch die das menschliche Handeln, Denken und Fühlen unmittelbar Impuls, Gerichtetheit und praktische Wirkungskraft erhält. Dazu gehören inhaltliche Orientierung über Gut und Böse, über Verantwortung und Pflicht, Ehre, Gewissen sowie andere moralische Grundbegriffe. Weiterhin sind hier Werte, Prinzipien und Normen der Moral, wie sie in geschriebenen oder mündlich überlieferten Moralkodizes bestehen, theoretische Aussagen über die Tugenden und moralischen Charaktereigenschaften der Persönlichkeit bezogen.

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