Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Donnerstag, 24. Oktober 2019

Es wurde revolutioniert, sich gewendet und eine Menge Potenzial verschwendet … um heute zu halluzinieren was gesellschaftlicher Fortschritt sein sollte …

Die Ereignisse vor 30 Jahren geben Aktören Grund sich zu erinnern und zu verinnerlichen was geschehen. Da wird gedacht der Veränderungen, die Folgen oft allerdings ignoriert, so das die Ursachen für die heutigen gesellschaftlichen Erscheinungen, welche zwar beklagt, aber meist von den Ereignissen 1989/90 abgekoppelt werden. Und so wurde sich auch in Quedlinburg erinnert und diskutiert, ein Podium hat es gegeben und eine Diskussion vielleicht auch, vielleicht wurde sich auch nur gegenseitig beweihräuchert, ich kann es nicht sagen, war nicht dabei gewesen, habe allerdings darüber einen Beitrag in der MZ gelesen, welchen ich auf Facebook wie folgt kommentierte:
Gloria, Halleluja, … geheiligt sei die Einfalt und die Einfältigen, welche sich vor lauter Wenden heute nur noch im Kreise drehen und nicht mitbekommen wohin das alles geführt hat …! Und wenn ein Professor dann noch verkündet, dass das Bildungssystem in der DDR eine „Erziehungsdiktatur“, dann verkennt er völlig gegenwärtige Entwicklungen, welche dank der damaligen Ereignissen auch im Osten vorangetrieben wurden. Heute ist das Bildungssystem eher eine Verziehungsdiktatur, und es gibt nicht wenige Absolventen der 10ten Klasse, welche nach zehn Jahren Schule nicht die Voraussetzungen mitbringen eine Lehre aufzunehmen. Letztlich auch kein Wunder, wenn es in der Bildungshierarchie solche Professoren gibt, welche elementare Zusammenhänge nicht erkennen …, nun ja, kommt dabei raus, wenn „Blitzlichter auf verschiedene Ereignisse“ geworfen werden!
Bevor ich diesen Kommentar verfasste, hatte ich folgendes niedergeschrieben, was allerdings für ein Kommentar etwas lang gewesen wäre:
Es ist schon interessant, 30 Jahre Wende, offizielle wird gern von einer friedlichen Revolution gesäuselt, was die Ereignisse ab 1989 in der DDR gewesen sein sollen. Genau genommen fehlen aber weitestgehend die meisten Merkmale einer Revolution und die meisten der Revolutionäre hatte auch nichts eiligeres zu tun, als den neuen Machthabern in die dunkle Öffnung ihres Hinterteils zu kriechen und so auf Vorteile für sich zu hoffen. Das sie seit dem keinen Lichtblick mehr hatten ist gut nachzuvollziehen, als Folge der selbst gewählten geistigen Umnachtung und so werden einfache Zusammenhänge schlicht und einfach ignoriert. 
Ja die sogenannte friedliche Revolution, wohin hat sie geführt? In eine Zeit, in welcher es alles andere als friedlich ist, die Bundesrepublik führt in den verschiedensten Ländern der Welt wieder Kriege, oder ist zumindest daran beteiligt, von friedlich kann keine Rede sein! Und im Land, Halle lässt grüßen, spielte bei der Veranstaltung auch eine Rolle, dass allerdings die Ereignisse von 1989/90 dahin geführt haben, wird gern vergessen. Die Menschen reden zu wenig miteinander, da ist durchaus etwas dran, aber das ist nicht die Ursache unserer gegenwärtigen Probleme, sonder die Verelendung immer breiterer Bevölkerungsschichten im Land. Dank der sogenannten friedlichen Revolution gibt es auch im Osten wieder Arbeitslosigkeit, prekäre Beschäftigung, erstarkende faschistische Gruppierungen, Almosenverteilstationen, welche als Tafeln bezeichnet werden, eine Zweiklassen Medizin, ein selektives Bildungssystem und vieles andere mehr.
Den Vogel allerdings schießt ein Professor ab, so ist zu lesen: „heute Professor in Wien, wirft er „Blitzlichter auf verschiedene Ereignisse“ und spannt so den Bogen von der Vorwendezeit in der Haltestelle – in der „Erziehungsdiktatur“ DDR „ein Ort von Freiheit und Bildung“ – bis ins Heute, wo die AfD angetreten sei, sich als „Vollender der Wende“ darzustellen.“Und so mögen Geistesblitze in Hohlkörpern zwar am hellsten leuchten, Strohköpfe sollten sich allerdings vor diesen in acht nehmen, so das auch nur von Blitzlichtern die Rede ist. Aber was blitzt so ein Professor heute, oder fabuliert er nur, von der „Erziehungsdiktatur“, der Fantasie sind ja kaum Grenzen zu setzen und lässt sich gut durch Glauben ersetzen, mit Lügen allerdings sollte wir uns schon auseinandersetzen. Zum einen kann getrost behauptet werden, dass die AfD durchaus auch ein Produkt der Wende ist, nämlich der gesellschaftlichen Verhältnisse in welchen wir heute leben, im Osten im Zuge der Wende errungen. Und die Bildung, nun ja, in der DDR haben die meisten Menschen die 10te Klasse abgeschlossen, ein Teil hat sogar Abitur abgelegt und nach der Schule wurde weiter gelernt, entweder ein Beruf, oder es wurde studiert, gelegentlich auch beides und wer einen Beruf erlernt hatte, konnte später auch noch studieren. Wer die 10te Klasse abgeschlossen hatte, war auf eine Lehrausbildung gut vorbereitet. Heute sieht es anders aus, heute werden die Kinder oft weniger erzogen, sondern eher verzogen, wenn sie es dann geschafft haben und zehn Jahre zur Schule gegangen, sind viele nicht in der Lage eine Berufsausbildung aufzunehmen, beherrschen die Grundrechenarten z. B. nicht und/oder haben Schwierigkeit mit lesen und schreiben. Die Krone des diesbezüglichen Irrationalismus zeigt sich darin, dass jungen Menschen welche das Abitur abgelegt haben zum Vorwurf gemacht wird, dass sie anschließend ein Studium anstreben und keine Lehre in Industrie, Handwerk oder Dienstleistungsgewerbe. Was ist das für ein System, in welchem man am besten Abitur benötigt um die Voraussetzungen für eine Lehrausbildung zu erfüllen? Es wird Fachkräftemangel allgemein verkündet, gejammert wird kräftig, letztlich über die eigene Unzulänglichkeit, haben viele Unternehmen es doch schlicht und einfach versäumt Fachkräfte auszubilden. In der DDR war das nicht der Fall, es gab einen Arbeitskräftemangel, aber Fachkräfte wurden immer gut ausgebildet. Wenn ein Professor heute solche Lichtblicke hat, in kirchlichen Kreisen einen Hort der Freiheit und Bildung sieht und das Bildungssystem in der DDR verurteilt, dann hat er anscheint selbst nicht verstanden was Freiheit ist und welche Voraussetzungen für diese notwendig sind.
Nun gut, oder auch nicht, die möchte-gern Revolutionäre sind marschiert, haben Widerstand geleistet, haben gehandelt, allerdings ohne die Freiheit zu nutzen über die Konsequenzen ihres Tuns nachzudenken. Ihnen fehlte es unter Umständen nicht an der Einsicht in die Notwendigkeit und es war durchaus notwendig, dass sich in der DDR etwas ändert, sondern ihnen fehlte die Fähigkeit entsprechende Konsequenzen ihres Handels zu erkennen. Zu gute sei ihnen zu halten, dass ihr religiöses Sein ihnen den Blick für die wirklichen Probleme damals verwehrte, sie handelten aus dem Glauben heraus, nicht auf Grundlage von Wissen. Heute klagen diese Leute zum Beispiel über ein Erstarken rechter Parteien, erkenne aber selbst ihre Verantwortung in diesem Zusammenhang nicht. Sie predigen Nächstenliebe, aber sind für die Ursachen gesellschaftlichen Elends blind, sie erkennen neue Probleme und ihnen fällt nichts besseres ein als in christlicher Tradition die Apokalypse zu beschwören!
Nein, solche Veranstaltungen sind es nicht wert besucht zu werden und selbst wenn Kant mit der Aussage: „Wir sind in einem Zeitalter, in dem die Aufklärung immer noch weitergehen muss.“ bemüht wird, bedeutet das noch lange nicht, dass diese Akteure dies auch verstanden hätten, allein schon wenn berücksichtigt wird in welcher Zeit Kant lebte und welchen Zweck die damalige Aufklärung zu dienen hatte. So gesehen wird in diesem Zusammenhang sogar Kant gegen Kant genutzt, denn mit Aufklärung hatte die Wende nichts zu tun, eher mit dem Gegenteil und so wird heute auch nicht aufgeklärt, sonder verklärt, insbesondere die Geschichte, was in der Geschichte allerdings nicht neu ist. Geschichte wird zum Zwecke geschrieben, nicht um den tatsächlichen Verlauf und dessen Ursachen zu ergründen. Mittels offizieller Geschichtsschreibung gilt es gesellschaftliche Verhältnisse zu begründen und zu bewahren, Veränderungen sind so nur im eigenem Interesse zu begründen, bestehende gesellschaftliche Verhältnisse gilt es zu begründen und sie nicht in Frage zu stellen. Die Verkünder der friedlichen Revolution sind billiges Werkzeug im Sinne bürgerlicher Geschichtsschreibung, sie dienen der praktischen Unterlegung gesellschaftlicher Veränderung, ihrer Begründung und Verherrlichung.

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