In den neuen Bundesländern wurde diese Tradition nach 1990 zum Teil übernommen, regional angebunden und wie dieses Jahr in Haldensleben mit einem regionalen Thema verknüpft.
„Kapitalismus, Waffen und Krieg sind das Problem und nicht die Lösung!“* war der Aufruf zum Ostermarsch in Haldensleben überschrieben. Wobei die Probleme gut erkannt, die Ursache ist letztlich das kapitalistische System, in seiner höchsten Ausprägung dem Imperialismus.
Interessant am Ostermarsch in Haldensleben waren die Teilnehmer, es waren Vertreter der verschiedensten Gruppen vor Ort, es reichte vom rechten Flügel der Partei die Linke, über die linke Linke, wenn wir schon bei einfachen Schemen des bürgerlichen Ver(Zer)treterparlamentarismus sind, Initiativen innerhalb dieser Partei, deren kommunistische Plattform und Vertretern der Bewegung Aufstehen, weitere bürgerliche Friedensinitiativen, kommunistisch motivierte Parteien, sozialdemokratisch situierte Bewegungen, ökologisch determinierten Akteuren, mit leckeren Bratwürsten vom Rind, bis hin zu den Freidenkern. Es gab Infostände und an diesen nicht nur Informationsmaterial, sondern auch interessante Gespräche.
Die Veranstaltung zeigte die Widersprüchlichkeit innerhalb unserer Gesellschaft zum Thema Krieg und Frieden und vor allem zu den Ursachen des aktuellen Kriegs in der Ukraine. Einigkeit schien darin zu bestehen, dass Waffenlieferungen keinen Frieden schaffen und Friede nur mittels Verhandlungen zu erreichen ist. Aber allein schon bei den Ursachen für diesen Krieg gingen die Meinungen auseinander. Dementsprechend unterschiedlich waren auch genannte Voraussetzungen für eine Beendigung des Krieges. Der rechte Flügel der Linken und dessen Rednerin vertrat im Grunde die Position der NATO, wie medial verbreitet, mit den einen und anderen relativierenden Aspekt und in dem auf andere Kriege in jüngerer Vergangenheit verwiesen wurde. Allerdings hatte der Generalsekretär der NATO längst bestätigt, dass dieser Krieg nicht erst im Februar 2022, sondern 2014 begonnen hatte und manch politischer Akteur in führenden Positionen westlicher Politik lässt Ambitionen erkennen, auf der Suche nach einen Ausweg aus dem selbst verschuldeten Dilemma.
Von Quedlinburg, über Halberstadt fuhren wir zu viert in einem Auto nach Haldensleben, im Kofferraum einen Tisch und Informationsmaterial. Die Fahrt dauerte nicht solange wie wir gedacht hatten, so blieb genügend Zeit sich mit den Tisch zu positionieren, diesen zu bestücken und die ersten Gespräche zu führen. In der Runde fanden sich Menschen mit denen wir in der Vergangenheit schon gemeinsame Veranstaltungen realisiert haben und es fanden sich auch eine ganze Reihe neue Gesprächsteilnehmer. Einige wussten mit den Freidenkern etwas anzufangen, andere wiederum nicht, so dass es genügend Gelegenheit gab den Verband vorzustellen. In einem Gespräch wurden die Querdenker angesprochen, „böses Völkchen“ wurde festgestellt, allerdings nicht unbedingt Freidenker, wobei ein jeder Freidenker auch ein Querdenker sein sollte, stellte ich fest und Querdenken alles andere, nur nicht negativ zu betrachtet sei. Wie schon geschrieben, die Teilnehmerschaft war breit gefächert, was nicht nur an den Redebeiträgen zu erkennen war.
Es war interessant, hat aber auch gezeigt, wie Komplex das Thema Krieg und Frieden in unserer Zeit betrachtet wird und wie es selbst Politikern, ob männlichen oder weiblichen Geschlechts, oft an progressiver, politischer Bildung mangelt und dieses durch Folgsamkeit ersetzen. So wird nachgebetet, was vorgebetet, nicht selten von den Medien, ohne nachzudenken, ohne zu hinterfragen, oder gar in Frage zu stellen. So muss es auch nicht wundern, dass diese traditionellen Veranstaltungen an Bedeutung verlieren. Die Teilnehmerzahl soll irgendwo zwischen 250 und über 350 gelegen haben, je nachdem wer berichtet und berichtet wurde sogar im MDR mit Filmchen, wohl selektierend wem das Mikrophon vor die Nase gehalten wurde, aktuell war es der „Frauenversteher“ der Partei die Linke, welcher sich etwas ausführlicher äußern durfte.
Allerdings ein Vogel mit zwei ungleich starken Flügeln wird maximal im Kreis fliegen, wenn es ihm gelingt abzuheben.
Es bleibt viel zu tun, im Kampf um Frieden und gesellschaftlichen Fortschritt, welcher in einem deindustrialisierten, unter Umständen zerstörten Land schwer zu verwirklichen ist. Nur wie in den letzten zwei großen Kriegen wird versucht die Krisen kapitalistischen Seins mittels Krieg zu lösen, um damit die Kapitalakkumulation am Laufen zu halten. Es geht um Produktivkraftvernichtung und Zerstörung allgemein, die Anarchie kapitalistischen Wirtschaften wird auf die Spitze getrieben und mittels irrationalistischen Theorien begründet.
In der Betrachtung spielt die Ökonomie als Basis gesellschaftlichen Seins heute kaum eine Rolle, obwohl sie nach wie vor die Hauptrolle inne hat. Sentimental wird mit vielen Themen, so auch mit dem Thema Krieg umgegangen, wobei die Tränen in den Augen nur dazu taugen den Blick auf das Wesentliche zu trüben und zu verschleiern. Den Medien ist die Sentimentalisierung der Gesellschaft in den letzten Jahren mit enormen Auffand gelungen und die etablierten Parteien haben keinen unerheblichen Anteil, was letztlich in beiden Fällen zu enormen Vertrauensverlust führte.
Unabhängig davon, aber durch diese Vorgehensweise bedingt, entwickelte sich in Teilen der Gesellschaft eine neue Sensibilisierung im Umgang mit der aktuell, praktizierten, herrschenden Politik. Alte Strukturen werden in Frage gestellt, auch in dem sie immer seltener genutzt werden, neue Strukturen sind im entstehen, der Boden ist bereitet, die Saat gelegt und es beginnt zu keimen. Gut war dieses in den letzten Jahren im Zusammenhang mit der Entwicklung des Widerstandes gegen die Politik der Pandemie zu sehen. Leider konnte dieser Widerstand, diese Bewegung in ihrer Qualität nicht nahtlos in den notwendigen Widerstand gegen die Kriegspolitik, welche mit der Politik der Pandemie vorbereitet wurde, übergehen. Es ist an der Zeit neue Formen der Organisation, zum Zwecke der Interessenvertretung der breiten Masse der Bevölkerung zu schaffen, es geht um elementare Interessen, es geht im Fall der Kriegspolitik der Bundesregierung ums Leben selbst und nicht nur um qualitative Veränderungen im Leben der Menschen. Diese Probleme sind nur zu lösen, wenn es gelingt, auch unter Nutzung einfacher Schemen und Gegengensätze, die von den herrschenden Kräften gezeugte Spaltung in der Gesellschaft zu überwinden, miteinander zu reden, sich auszutauschen und gemeinsam nach Lösungen zu suchen. Dazu ist es Sinnvoll die verschiedensten Veranstaltungen zu nutzen, ob nun im traditionellen Rahmen, oder neu entstandene Bewegungen, wie zum Beispiel die Montagsproteste, oder andere Proteste gegen die gegenwärtige herrschende Politik in diesem Land.
Der Ostermarsch in Haldensleben bot eine Möglichkeit zum Austausch, zudem war das Wetter schön, die Temperatur stieg auf 18°C und der Marsch erinnerte mich an die Rute von 2016, als der Ostermarsch ebenfalls in Haldensleben stattfand.
Ein Gedanke: Frieden schaffen ohne Waffen! Eine berechtigte Losung, wenn die gegenwärtige Entwicklung in der Ukraine betrachtet, vor allen die Folgen der Waffenlieferungen aus dem Westen. Dazu die Ausrichtung westlicher Politik, welche Verhandlungen mit Russland im allgemeinen ablehnt, diese sogar verhindert, nicht nur im März 2022 und mit immer neuen Sanktionen gegen Russland aufwartet. Allerdings berücksichtigen westliche Politiker (ob männlich, weiblich oder sächlich) der herrschenden Politik nicht, dass sich die Welt in den letzten Jahrzehnten verändert hat. Das westlich zentrierte Weltbild bröckelt, es kann sich in der Welt nur schwerlich halten, auch wenn es in den Ländern des regelbasierten Wertewestens mit immer mehr Aufwand aufrecht erhalten wird. Der westliche Imperialismus schaffte selbst die Voraussetzungen, ob er es wollte oder nicht. Ein Merkmal für den Imperialismus ist der zunehmende Kapitalexport, allerdings wird mit dem Kapital in der Regel auch die Wertschöpfung exportiert, was solange kein Problem für die Kapitalexporteure darstellt, solange die Profite den Weg zu den Exporteuren finden. Nur geht mit dem Verlust der Wertschöpfung, die entsprechende ökonomische Basis den Weg allen irdischen und in dem Maße, wie die ökonomische Macht schwindet, schwindet zeitversetzt auch die politische Macht. Aktuell gut in der internationalen Politik zu sehen, speziell an den Entwicklungen außerhalb der westlichen, regelbasierten, von den USA dominierten Ordnung.
Ein zweiter Gedanke: Frieden schaffen ohne Waffen! Ein entscheidender Einschnitt in der Geschichte war der Untergang des sozialistischen Lagers, er schuf die Voraussetzungen für die gegenwärtigen Entwicklungen. Das sozialistische Lager hatte über Jahrzehnte dafür gesorgt, dass aus dem kalten Krieg kein heißer wurde und das war ohne Waffen nicht möglich. Aber nicht nur die Waffen spielten eine Rolle, viel wichtiger sind die Menschen, welche in der Lage diese entsprechend zu bedienen. Zum Erhalt des Frieden sind Waffen in unserer Zeit noch notwendig, ein aktuelles Beispiel ist Nordkorea, welches US-amerikanische Interessen durchaus auf Distanz hält und dank seiner Armee nicht das Schicksal des Irak, oder Libyens teilen musste. Auch ist der Krieg in der Ukraine für den Westen sehr lehrreich, selbst wenn die führenden Politiker in diesem Land gegen Erkenntnisse mancher Art resistent zu sein scheinen.
In einer Rede auf dem Ostermarsch wurde vom misslungenen Blitzkrieg der Russen geschwafelt, welcher als Ziel die Eroberung der Ukraine und die Installation einer Marionettenregierung hatte. Damit wurde nicht nur der allgemeinen Propaganda gefolgt, sondern die eigentlichen Ziele, welche von Russland verkündet, ignoriert. Nun ist es in Kriegen so, dass nicht unbedingt jedes Ziel der militärischen Handlung offen gelegt wird, die militärischen Handlungen und ihre Ergebnisse jedoch selbst einiges verraten. Ursache, Handlung, Wirkung, wieso, weshalb, warum, wem nutzt es, was ist das Mittel, was der Zweck und was wird erreicht? Das Erreichte muss nicht immer mit dem vorgegebenen Ziel übereinstimmen, nur wer möchte sagen, dass es nicht Ziel gewesen? Und Blitzkriege sind eher Sache des Westens, der USA mit ihrem Militärbündnis NATO, darauf sind sie vorbereitet und entsprechend auf – und ausgerüstet. Der Krieg in der Ukraine verläuft anders, letztlich konfrontieren die Russen den Westen mit seinen Schwächen in der konventionellen Kriegsführung.
In diesem Zusammenhang sollte nicht vergessen werden, dass die NATO sich bis an die Grenzen Russlands ausgedehnt hat und immer mehr Truppen in der Nähe der russischen Grenze konzentriert und stationiert. Das die NATO längst im Krieg in der Ukraine involviert und direkt beteiligt, steht außer Frage und die Beteiligung geht weit über die Lieferung von Waffen hinaus. Zwar kämpfen keine regulären NATO-Truppen in der Ukraine, aber ohne westliche Unterstützung und Einmischung wäre der Krieg längst vorüber und die Ukraine mit einem blauen Auge davon gekommen. So aber werden ukrainische Soldaten vom Westen ausgebildet und ausgerüstet, Söldner aus den verschiedensten Ländern kämpfen in der Ukraine und längst wurde von der westlichen Wertegemeinschaft verkündet, dass bis zum letzten Ukrainer gekämpft werden soll. Der Krieg in der Ukraine ist ein Strudel, alles in sich aufsaugend was der Westen liefert und in diesen Strudel wirft, ungeachtet dessen, was noch so alles in diesen Strudel verschwinden wird.
Über die Ursachen dieses Krieges wird viel orakelt, die Russen sollen schuld sein, weil sie ein Land überfallen, obwohl sie in einen bestehenden Krieg eingegriffen. Warum sie eingegriffen haben spielt keine Rolle, genauso wie die Opfer, welche der Krieg in der Ostukraine bis zum Eingreifen der Russen schon gefordert hatte.
Letztlich handelt es sich bei diesem Krieg um einen Stellvertreterkrieg der NATO gegen Russland, die Ukraine stellt das Territorium und das Kanonenfutter und somit sind es immer mehr Menschen, auch hierzulande, welche sich die Frage stellen, befindet sich die Welt schon im dritten Weltkrieg, oder steht dieser noch bevor?
Übernommen: klick.
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