Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Dienstag, 4. April 2023

Kunst

Kunst: eine spezifische Art und Weise der Widerspiegelung, der Erkenntnis, Aneignung, Gestaltung und Formung der Wirklichkeit durch den Menschen. Die Kunst ist ihrem Wesen nach ästhetische Form des gesellschaftlichen Bewusstsein. Sie spiegelt nicht spezielle Einzelbereiche und Seiten des gesellschaftlichen Seins wieder (wie zum Beispiel die Gesellschaftswissenschaften mit ihren spezifischen Untersuchungsergebnissen), sondern vermittelt – entsprechend ihren jeweiligen Gattungsgesetzen – vielfältige gesellschaftliche Beziehungen in ihrem Bezug auf den Menschen, auf seine Entwicklung als „Ensemble gesellschaftlicher Verhältnisse“. (Marx, MEW, 3, S. 6) Gegenstand der Kunst ist der Mensch mit seinen mannigfaltigen Lebensinteressen, mit seinen praktischen, intellektuellen, sittlichen und ästhetischen Fähigkeiten und Bedürfnissen, mit seinen vielfältigen Beziehungen zu den Objekten, Situationen, Handlungen in Natur und Gesellschaft, wie sie sich auf Grund seiner schöpferischen Tätigkeit in allen Lebensbereichen innerhalb einer historisch-konkreten Gesellschaftsordnung ergeben. Die Kunst ist wesentlicher Bestandteil der Kultur.

Als besondere Form der geistigen Tätigkeit hat sich die Kunst bereits in frühen Stadien der Urgesellschaft herausgebildet. Ihre ideelle und formale Entwicklung ist auf das engste mit dem Arbeitsprozess des Menschen verbunden und wurde auf der Grundlage zunehmender gesellschaftlicher Arbeitsteilung möglich. Dadurch „hat die Menschenhand jenen hohen Grad von Vollkommenheit erhalten, auf dem sie Raffaelsche Gemälde, Thorvaldsensche Statuen, Paganinische Musik hervorzaubern konnte“ (Engels, MEW, 20, S.446) Die Einzelnen Kunstgattungen prägen sich im Verlauf eines langen historischen Prozesses der Menschheitsentwicklung aus. Man unterscheidet die einzelnen Künste, wie z. B. Tanz, Musik, Malerei, Plastik, Architektur, Literatur, Theater, Film und innerhalb der Künste verschiedene Gattungen und Genres. In der Klassengesellschaft trägt die Kunst als Teil des ideologischen Überbaus Klassencharakter. Ihre Entwicklung ist letzten Endes von der jeweiligen Produktionsweise der Gesellschaft abhängig und wird durch die ihr entsprechenden Klassenverhältnisse maßgeblich bestimmt. Mit zunehmender gesellschaftlicher Arbeitsteilung wird die künstlerische Betätigung in der antagonistischen Klassengesellschaft mehr und mehr zur Angelegenheit einer besonderen Schicht, die entweder direkt der herrschenden Klasse angehört bzw. von ihr abhängig ist. Zum anderen wird die Kunst in der antagonistischen Klassengesellschaft selbst zum Kampffeld der verschiedenen Klasseninteressen. In ihr äußern sich die ideologischen Auffassungen, Lebensnormen, Schönheitsvorstellungen der sich feindlich gegenüberstehenden Klassenkräfte. Während die Kunst niedergehender Ausbeuterklassen von reaktionären Zügen, vom Verfall des Menschenbildes und von Fortschrittsfeindlichkeit gekennzeichnet ist, bringt die Kunst aufsteigender Gesellschaftsklassen deren revolutionären Kampf zum Ausdruck, gestaltet sie bedeutsame Ideen des gesellschaftlichen Fortschritts und ein humanistisches, vorwärtsweisendes Menschenbild. Ihren sichtbaren Niederschlag findet die aus der antagonistischen Klassengesellschaft resultierende Widersprüchlichkeit der Kunst im Imperialismus in dem Gegensatz zwischen der herrschenden imperialistischen Kultur und den Elementen einer demokratischen und sozialistischen Kultur. Die herrschende Klasse im Imperialismus bemüht, die geistigen Bedürfnisse der ausgebeuteten Klassen mit Pseudokunst und Kitsch zu befriedigen und progressive künstlerische Leistungen zu unterdrücken, was zu einer tiefen Kluft zwischen Kunst und Volk führt. Im Klassenkampf der Arbeiterbewegung gegen den Kapitalismus entstand in der zweiten Hälfte des 19. Jh., insbesondere auf seit Beginn des 20. Jh., die Kunst des sozialistischen Realismus. Damit trat die Kunst in eine Epoche steter, von den werktätigen Massen getragener Aufwärtsentwicklung.

Beim Aufbau des Sozialismus wird die vom Imperialismus hinterlassene Kluft zwischen Kunst und Leben, zwischen Künstler und Volk unter Führung der marxistisch-leninistischen Partei kontinuierlich überwunden. Sowohl die Aneignung des künstlerischen Erbes als auch das Entstehen parteilicher Kunstwerke sind wesentlicher Bestandteil der sozialistischen Kulturrevolution. In der entwickelten sozialistischen Gesellschaft entsteht eine neue Stufe vertrauensvoller und prinzipienfester Verbundenheit der Arbeiterklasse und ihrer marxistisch-leninistischen Partei mit den künstlerisch-schöpferischen Kräften und ihrer Leistungen. Die Kunst leistet als Teil des geistigen Lebens der Arbeiterklasse und aller Werktätigen einen wesentlichen Beitrag zur Festigung sozialistischer Überzeugungen, Wertorientierungen, Lebenseinstellungen und -beziehungen und kommunistischer Ideale. Bei der weiteren Gestaltung der entwickelten sozialistischen Gesellschaft wird die Kunst vor allem durch die Festigkeit der sozialistischen Position und Tiefe der weltanschaulichen und politischen Überzeugung ihrer künstlerischen Verantwortung gerecht. Verstärkte ideologische und künstlerische Wirksamkeit stellt eine wesentliche Voraussetzung dar, um die unterschiedlichen kulturellen Bedürfnisse aller Klassen und Schichten der Bevölkerung immer besser zu befriedigen, ihre ästhetischen Ansprüche weiterzuentwickeln und ihre politisch-moralischen Haltung zu beeinflussen.


Quelle: kleines politische Wörterbuch, Dietz Verlag, Berlin 1986, Seite 545-47

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