Nun
gibt es in der Bundesrepublik 12.000 Menschen welche auf eine Organspende
warten und denen angeblich durch die erzielte „
Einigkeit bei Organspende“ geholfen werden soll. Aber geht es wirklich in erster
Linie um diese 12.000 Menschen, oder nicht doch eher um den Menschen in seiner
Verwertbarkeit für ein Gesundheitssystem, welches in erster Linie der
Kapitallogik folgt und nicht dem Interessen der Kranken? Ich habe da so meine
Bedenken, gibt es in diesem Land doch eine Zweiklassenmedizin, wobei das
Gesundheitssystem nicht am allgemeinen Gesundheitszustand der Bevölkerung
gemessen wird, sondern an Kriterien marktwirtschaftlicher Effizienz. Bevorzugt
werden dabei meistens jene, welche den meisten Umsatz garantieren. Daran wird
auch die Werbepost nichts ändern, welche in Zukunft von den Krankennkassen
verschickt werden soll!
Und
wie ist zu lesen: „Gesundheitsminister Daniel Bahr (FDP) betonte im Parlament,
die neue Regelung akzeptiere, wenn sich Menschen zu einem bestimmten Zeitpunkt
nicht entscheiden könnten. „Aber wir sagen den Bürgerinnen und Bürgern auch:
Wir werden nicht lockerlassen und regelmäßig immer wieder informieren.“ Dies
sei die Gesellschaft den 12 000 Menschen schuldig, die in Deutschland auf ein
Spenderorgan warteten.“ So ist es um die Freiheit bestellt, welche gerade die
FDP vorgibt zu vertreten, aber so ist es eben auch mit der Freiheit bestellt,
welche gerade die FDP vertritt, nämlich die Freiheit auf freie und ungehinderte
Kapitalverwertung! Ja, es wird akzeptiert, „wenn sich Menschen zu einem
bestimmten Zeitpunkt nicht entscheiden können.“ Aber nur zu einem bestimmten
Zeitpunkt, ansonsten haben sie sich den Bedürfnissen gesundheitlicher
Kapitalverwertung unterzuordnen, zumindest zu fügen. Damit Mensch sich
letztlich dieser Logik fügt und seinen Körper der Verwertung preisgibt, sagt
man den Bürger auch, „Wir werden nicht lockerlassen und regelmäßig immer wieder
informieren.“ Also Psychoterror mittels Krankenkassenschreiben zum Zwecke
gesundheitlicher Kapitalverwertung und dieses soll „die Gesellschaft den 12 000
Menschen“ schulden, „die in Deutschland auf ein Spenderorgan warteten.“ Wo bei
die Zeitform des letzten Wortes zu denken gibt. Warten sie noch oder warteten
sie schon? Aber das ist nicht die Frage, denn was ist die Gesellschaft den
Millionen Menschen schuldig, welche in Armut in diesem reichen Lande leben
müssen, auch dank der Politik der FDP? Menschen, welche der
Kapitalverwertungsprozess einfach nicht mehr braucht, bietet sich nun die
Möglichkeit sich wenigstens Stückweise wieder in diesen Prozess einzubringen.
So wird es für Menschen entsprechende medizinische Versorgung und Nachsorge
geben, wenn sie sich zur Spende eines Organs entschließen und anschließend
weiter leben wollen.
Aber
was soll es, denn „die Botschaft an die Menschen laute: „Gebt Euch einen Ruck,
entscheidet Euch am besten für die Organspende.“ Dabei handele es sich
letztlich um einen Akt der Nächstenliebe, denn jeder Organspender sei ein
Lebensretter.“ Und zugegebenermaßen hört sich „Akt der Nächstenliebe“ besser an
als Akt der Kapitalverwertung, nur wie ist es um erster in der Gesellschaft des
Kapitals bestellt, wo ist sie anzutreffen, die Nächstenliebe? Prozesse der
Kapitalsverwertung hingegen sind überall zu beobachten, besonders oft auch da,
wo Nächstenliebe dran steht. Ja, ja, liebe Deinen nächsten wie dich selbst,
beim Übernächsten hört es aber schon auf und wer ist schon von Liebe satt
geworden, wenn es auch nur die Liebe zum Nächsten war?! Sicher ist auch, dass
Organspenden Leben retten und ich habe durchaus nichts gegen Organspenden, aber
ich habe etwas dagegen Objekt kapitalistischer Verwertung, wenn ich es nicht
unbedingt muss, zu sein. Gern fülle ich einen solchen Ausweis aus, wenn mir die
Garantie gegeben werden könnte, dass meine noch brauchbaren Organe nicht
meistbietend verschleudert werden, also bevorzugt dort genutzt werden, wo der
größere Gewinn wartet. Und kann garantiert werden, dass im Zweifelsfall sich
für mein Leben und nicht für meine Organe entschieden wird? Unter
kapitalistischen Bedingungen nicht, denn im Allgemeinen wie auch im Besonderen
zählt erst das Geld, zählt erst der Gewinn und irgendwann der Mensch, wenn er
nicht von vornherein Mittel zum Zweck ist. In der DDR gab es die
Widerspruchsregelung, wer nicht ausdrücklich zu Lebzeiten der Organentnahme
nach seinem Tod widersprochen hat, war automatisch Organspender! Damit hatte
ich keine Probleme, da das Gesundheitssystem an den Bedürfnissen der Menschen
orientierte und nicht der Kapitalverwertung unterlag. Das Gesundheitssystem war
zu dem kostenfrei und allen Menschen im gleichen Maße zugänglich, es gab
genauso wenig eine Zweiklassenmedizin, wie Zuzahlungen bei Arztbesuchen und Medikamenten. Meine Bedenken gelten nicht der Organspende an sich,
sie ist notwendig, gut und richtig, meine Bedenken gelten den Bedingungen unter
denen diese im gegenwärtigen System praktiziert wird. Die nun beschlossen
Maßnahmen taugen allerdings wenig, das vorgegebene Ziel zu erreichen, es
handelt sich dabei um Schreiben, welche getrost der gelben Tonne überantwortet werden
können und gelegentlich ein temporäres schlechtes Gewissen zeugen. Unter
Verwertungsbedingungen nicht neu, dabei wäre es durchaus nicht verwunderlich,
wenn sich die Mütter und Väter solcher Maßnahmen selbst von diesen Ausnehmen. Die
Maßnahmen selbst, so wirkungslos sie auch sein mögen, können sicher ein erster
Schritt zu einer anderen Reglung sein, welcher sich nicht so einfach zu
entziehen ist.
Ach
ja, die Briefe werden ja von den Krankenkassen verschickt, wie sieht es
eigentlich bei den Menschen aus, welche zum Beispiel die Möglichkeit der Freien
Heilfürsorge für sich in Anspruch nehmen können und auch jene welche privat
Kranken-versichert sind?
Wie
schon geschrieben, gern würde ich spenden, wenn das Gesundheitssystem es
zulassen würde und meine Organe nicht dem Kapitalverwertungsprozess durchlaufen
müssten. Solange dieses der Fall ist, werde ich zu Lebzeiten keine
Entscheidungen treffen, welche im Falle der Organspende über mein Leben hinaus
gehen und was nach meinen Tod ist, nahe mir die Sintflut, ist für mich ohnehin sinnlos! Soll da ein jeder den Sinn drin sehen, den er möchte und
entsprechend verfahren, ohne jedoch der Kapitalverwertung zu dienen, sondern
dem Menschen, … welchem auch immer!
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