Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Montag, 14. Mai 2012

Gestalten in Raum und Zeit, ein Versuch!

Raum und Zeit: „Existenzform der Materie“ (MEW Bd. 20, Seite 503) objektiv-reale Formel des Seins (LW Bd. 14, Seite 171). Während der Raumbegriff das „Nebeneinander“ der materiellen Erscheinungen, d. h. ihre Lage zueinander, ihre Entfernung und Ausdehnung widerspiegelt, erfasst der Zeitbegriff das „Nacheinander“ der materiellen Erscheinungen, d. h. die Reihenfolge der materiellen Ereignisse, den Abstand verschiedener Prozesse. „In der Welt existiert nichts als die sich bewegende Materie, und die sich bewegende Materie kann sich nicht anders bewegen als im Raum und in der Zeit“ LW Bd. 14, Seite 171). Raum und Zeit bilden ebenfalls untereinander eine untrennbare Einheit.

Raum und Zeit, mehr Zeit als Raum, oder die Bewegung unseres Daseins. Wobei es eigentlich um Demokratie gegangen ist, so habe ich auf einen Beitrag geantwortet und Reaktion erfahren, besonders auf meine Aussage: „Grundsätzlich sind wir nicht in der Lage Zukunft zu gestalten“. Vielleicht sehe ich es ja auch zu eng, das Gestallten, als Ergebnis praktischer Tat und die Möglichkeit dieser im gegenwärtigen Sein. Und so habe ich mir Gedanken gemacht, welche sicher noch nicht abgeschlossen sind, eher besteht weiterer Diskussionsbedarf. Folgenden Text hatte ich als Antwort geschrieben, wobei ich ihn etwas überarbeitet habe, dem Adressaten entsprechend:
Manchmal lese ich einen Text, wie geschehen und formuliere eine Antwort, schreibe diese nieder und lasse sie liegen, im Zweifel ihrer Richtigkeit. Also um sie weiter zu durchdenken und so denke ich, bewusst aber auch unterbewusst arbeitet der Denkapparat, schiebt das Gedachte in eine Ecke und da bleibt es oft auch. In diesem Fall ist es etwas anderes, da das schon Niedergeschriebene mir wieder in die Hände gefallen ist, in dem es auf dem Bildschirm meines Rechners erschien, nutzte ich die Gelegenheit und Antwortete. Dabei ist das Thema lang noch nicht abgeschlossen für mich, ich möchte aber trotzdem meine Gedanken weitergeben.
Es ist nicht so einfach und es ist durchaus von Nachteil wenn Aussagen gemacht werden, ohne diese etwas tiefer zu erläutern. Entschuldigung und es stimmt, es gilt sich über Begriffe zu verständigen. Nun ist es für mich aber auch wichtig politische Verhältnisse zu erkennen und auf ihre Ursachen zurückzuführen. So entspringt der Mangel in der Demokratie, wie er oft konstatiert wird, nicht den demokratischen Verhältnissen selbst, sondern den sie bedingenden Ursachen, welche im wirtschaftlichen System des Kapitals zu sehen sind, also in den grundlegenden gesellschaftlichen Verhältnissen. Die demokratischen Verhältnisse in der BRD entsprechen genau den sie bedingenden sozialökonomischen Verhältnissen. Gegenwärtiger Demokratieabbau ist eine Folge einer Verschiebung der Machtkonstellationen innerhalb der Klasse der Kapitalisten zu Gunsten einer Fraktion. Demokratie dient in erster Linie dem Interessenausgleich innerhalb der Klasse der Herrschenden und der Verschleierung der eigentlichen Machtverhältnisse, nicht dem Interessenausgleich zwischen den Einzelnen gesellschaftlichen Gruppierungen, oder auch Klassen.
Nun habe ich so auch meine Probleme mit „echten“ Sinnen, da dieses zumindest die Frage nach einem „falschen“ Sinn, oder zumindest einen „unechten“ Sinn aufwirft, was wiederum auch Sinn machen würde. Zu bedenken wäre, dass es wenig Sinn macht, oder eher einer Illusion von Demokratie entspricht, den Einfluss von Lobby – Gruppen bekämpfen zu wollen. Dieses ist in der Regel Forderung von jenen, welche keine Lobby haben, oder sich durch eine solche nicht oder unzureichend vertreten fühlen. Egal auch wie demokratische Verhältnisse sich äußern, in ihnen spiegelt sich der konzentrierte Ausdruck von Lobbyismus. Letztlich treten Parteien zu Wahlen an, um gemeinsame Interessen durchzusetzen, um Lobby ihrer eigenen und der von ihnen zu vertretenen Interessen zu sein. Da nun das Kapital die Eigenschaft hat alles in eine Ware zu verwandeln, bis hin zu den einfachsten sozialen Verhältnissen, braucht sich nicht gewundert werden, dass auch die Stimme eines Abgeordneten ihren Wert hat und es nur eine Frage des Preises ist, sie für sich zu vereinnahmen.


„> Grundsätzlich sind wir nicht in der Lage Zukunft zu gestalten“ habe ich geschrieben und Du antwortest: „Wie kannst Du so eine Aussage machen? Sicher muss präzisiert werden, wer ist hier “wir”? Und was bedeutet “gestalten “?“
So wird diese Aussage sicher überspitzt sein, denn sollten wir in der Zukunft noch leben, wird diese zwar Gegenwart sein, welche wir dann allerdings gestallten können. Nicht einfach, nur ist es nicht so, dass Gestalten die Tätigkeit (Tätigkeit – das aktive Verhalten der Menschen als Subjekt in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens) voraussetzt und praktisch sind wir eben nur in der Gegenwart? Das hindert nicht daran, dass unsere Tat Einfluss auf zukünftiges Tun hat, nur Gegenstand unserer Tätigkeit kann nur gegenwärtiges sein, durchaus beflügelt durch mache Vision. Sicher kann ich mich irren, nur persönlich ist es mir noch nicht gelungen Einfluss auf mein vergangenes Sein zu nehmen, eventuelle Entscheidungen z. B. zu korrigieren, vielleicht in der Schule fleißiger zu lernen, einen anderen Beruf nach dem Schulabschluss zu wählen, oder, oder, oder. Und auch wenn ich den morgigen Tag, die nächste Woche, den nächsten Monat, das nächste Jahr, das nächste Jahrzehnt etc. plane, so kann ich den morgigen Tag doch erst morgen gestalten, wenn er heute geworden ist.
Aber gut, versuchen wir vergangenes zu korrigieren, versuchen wir morgige Entscheidungen heute zu treffen und ihnen entsprechend zu handeln, versuchen wir es, … es wird uns nicht gelingen, einziges erreichbare Ziel ist Ablenkung von den gegenwärtigen Problemen, welche wir heute beeinflussen, auf welche wir einwirken können, auf Gestaltung welche im Bereich unserer Möglichkeiten liegt, da es sich um Elemente unseres gegenwärtigen Seins handelt.
In diesem Sinne lebe ich zwar nicht in den Tag hinein und ich denke durchaus an die Zukunft und zukünftiges Sein, oft mit Grauen, wenn ich daran denke wohin die Menschheit gegenwärtig steuert. Nur ist das einzige was wir können, zumindest versuchen können zu tun, den Steuernden ins Ruder zu greifen! Nur kann ich dieses genauso wenig gestern wie morgen, sondern nur heute! Ja und von meinem Zeitverständnis einmal abgesehen, ich kann Zukunft planen, aber ich kann nur in der Gegenwart gestalten! Und so ist auch nicht jede Art von Planung sinnlos, sondern nur der Versuch außerhalb meiner zeitlichen Möglichkeiten Tätig zu sein. Zeit, was immer sie auch ist, sie ist eindimensional und verläuft aus der Vergangenheit kommend, über die Gegenwart, in die Zukunft! Wenn es Zeitreisen geben würde, also die Möglichkeit verändernd in Zukunft und/oder Vergangenheit wirksam zu werden, hätten wir schon lange Besuch aus der Zukunft erhalten!
Wenn ich also schreibe: „Grundsätzlich sind wir nicht in der Lage Zukunft zu gestalten“ dann setze ich Gestalten als das Ergebnis praktischen Handelns und dazu sind wir nur in der Gegenwart in der Lage, das schließt in keinem Fall aus, dass unser Handeln Folgen für zukünftige Entwicklungen haben wird. Wir können aber nur gegenwärtige Probleme lösen, dieses sicher nicht ohne Ziel, aber selbst dieses ist in der Gegenwart begründet, findet seinen Adressaten nur dort!
Ohne im Kaffeegrund zu lesen, ist es mit dem Vorhersehen nicht so einfach, einfacher ist es mit der Erkenntnis objektiv wirkender Gesetzmäßigkeiten in der Gesellschaft. Solche erkennend können durchaus Schlüsse gezogen werden, kann sogar vorausgesagt werden, was die Folgen menschlichen Handelns sind und sein werden, zum Beispiel kapitalistisch motivierten Handelns. Dabei kann in die Zukunft gedacht werden, nur was wird Mensch feststellen, dass es zum Beispiel nicht möglich sein wird, gegenwärtige gesellschaftliche Probleme im System des Kapitals im Interesse der Menschheit zu lösen, ohne dieses System selbst in Frag zu stellen. Allein ein Blick ins wirtschaftliche Sein dürfte ausreichen, allerdings ein Vorwurf kann dem Kapitalismus nicht gemacht werden, nämlich das er mit all den damit verbundenen Folgen Kapitalismus ist.
Wenn nun Gestalten ein Ergebnis menschlicher Tat ist, so sind wir nur in der Lage zu gestalten, wenn wir tätig sein können. So auch Denken in seiner Entäußerung Tat sein kann, so wird es eigene praktische Tat in der Gegenwart, wohl wahr es praktische Tat in der Zukunft beeinflusst, sie dort aber nicht selbst vollbringt! Denken kann Mensch in alle Richtungen, in die Vergangenheit, in die Gegenwart und in die Zukunft, wie nah wir zukünftigen Sein dabei sein können, hängt sehr von den Umständen ab, welchen unser Denken entspringt und entspricht.
Somit bin ich fest der Meinung, die Gegenwart kann von uns im Rahmen unserer Möglichkeiten gestaltet werden, die Zukunft können wir erst gestalten, wenn sie Gegenwart ist und so wie wir es nach unseren Möglichkeiten in der Gegenwart vorbereitet haben.
Zukunft wird sein, solange Menschen sein werden, die Gegenwart, sie ist, solange Menschen sind, die Vergangenheit, sie war, solange Menschen waren, solange Menschen gewesen sind. So können wir Zukunftsvorstellungen entwickeln, Visionen für eine andere und bessere Welt und letztlich geht es nur darum, wessen Interessen wir in den Mittelpunkt unseres Strebens stellen und ohne Egoist zu sein, werden es meine Interessen sein, werden es Deine Interessen sein, werden es die Interessen der Menschen sein, welche im Interesse geeint sind und das oberste Interesse heute ist die Zukunft in ihrem Bestand zu erhalten, also das Überleben der Menschheit zu sichern, in dem wir gegenwärtigen Gefahren entgegentreten! Was letztlich nicht nur die Erkenntnis dieser Gefahren voraussetzt, sondern auch die Erkenntnis der Ursachen!  
Gruß

Zum Ursprünglichen Gegenstand der Betrachtung, in welchen es um notwendige Nachhaltigkeit im Interesse zukünftigen Lebens geht, welche mittels einer Reform demokratischer Verhältnisse (Zweikammersystem – Zukunftskammer mit Vetorecht) erreicht werden sollte,  hatte ich folgende Anmerkung:
Dazu hätte ich ein bis zwei, vielleicht auch drei (weiter kann ich nicht zählen) Gedanken:
Mehrkammerndemokratie, das ist doch was, aber nicht neu! Letztens konnte ich jemanden kennen lernen, welcher mir auf einer Veranstaltung sogar ein Büchlein zukommen ließ, welches sich mit einer Vierkammerndemokratie beschäftigt. So gibt es die verschiedensten Vorstellungen, ein System zu reformieren, welches als unzureichend, gar als schädlich für allgemeinmenschliches Interesse angesehen wird. Der Ruf nach „Kompetenzdemokratie“ ist in diesem Zusammenhang immer öfter zu hören, nur welche Kompetenzen sind gemeint? Und sind die Ursachen gesellschaftlicher Verwerfungen im politischen System zu sehen, oder entspricht dieses politische System nur dem gesellschaftlichen System in dem wir leben?
Meines Erachtens liegen solchen Ambitionen meistens Vorstellungen von Demokratie, oder eben ein Demokratieverständnis zugrunde, welches allgemein vermittelt wird und vom eigentlichem Wesen der Demokratie*, als „Form der Machtausübung, deren Inhalt und Funktion stets durch die in der jeweiligen Gesellschaftsordnung herrschenden Produktionsverhältnisse und den diesen Verhältnissen entsprechenden Klassencharakter des Staates bestimmt wird“, abzulenken.
Kann dieses System reformiert werden, in dem der politische Überbau reformiert wird? Ist dieser überhaupt zu reformieren, ohne die ökonomische Basis zu reformieren? Was sind die Ursache für Raubbau an Natur und Gesellschaft, für die massenhafte Vernichtung von Produktivkräften, für die fortschreitende Verwandlung von Produktiv- in Destruktivkräfte, für sich ausweitende Krisen und Kriege, für Umweltzerstörung in bisher ungekanntem Ausmaß?
Kann dem begegnet werden, wenn eine zusätzliche Kammer geschaffen wird? Und was heißt Zukunftskammer?
Zukunftskammer, eine Kammer welche sich mit der Zukunft beschäftigt und zukünftige Interessen gegen gegenwärtige Interessen durchzusetzen hat, ohne zu wissen wie diese sich in der Zukunft gestalten werden? Wie auch, selbst eine solche Kammer, speziell deren Mitglieder, werden wohl kaum über hellseherische Fähigkeiten verfügen. Grundsätzlich sind wir nicht in der Lage Zukunft zu gestalten, genauso wenig wie wir Vergangenheit verändern können, wir können einzig und allein unser gegenwärtiges Sein gestalten, was wir im Übrigen auch tun. Dass dieses Tun sicher auch Einfluss auf zukünftige Entwicklungen hat steht außer Frage, nur mit welchen Folgen können wir heute nur bedingt voraussagen!
Letztlich und so schön manche Illusion auch sein möge, stellt sich die Frage, ob mittels Beschlüssen und parlamentarischen Mehrheiten in der Gesellschaft objektiv wirkende Gesetzmäßigkeiten verändert werden können? Würde diese Frage im Zusammenhang mit Naturgesetzen gestellt werden, wäre die Antwort sicher nein! Im Zusammenhang mit gesellschaftlichen Gesetzmäßigkeiten sieht dieses etwas anders aus, wenn diese nicht von vornherein geleugnet werden, so wird oft vermeint dieses zu können, ohne die grundsätzlichen Bedingungen ihres Wirkens zu verändern.
Ein Gedanke zur Nachhaltigkeit: Was soll nachhallen und wie soll dieses geschehen? Dabei ist gegenwärtige Politik und das sie bedingende ökonomische Treiben, durchaus nachhaltig, denn ihre Folgen werden lange nachhallen und sind gegebenenfalls nicht einmal mehr reparabel. Oder ist mit Nachhaltigkeit gemeint, dass es noch lange Nachhallen soll, in dem Sinne, dass die Menschheit überlebt und nicht vom Widerhall, vom Überschall ökonomischen Treiben, zerplatzt?

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