Raum
und Zeit: „Existenzform der Materie“ (MEW Bd. 20, Seite 503)
objektiv-reale Formel des Seins (LW Bd. 14, Seite 171). Während der
Raumbegriff das „Nebeneinander“ der materiellen Erscheinungen, d. h.
ihre Lage zueinander, ihre Entfernung und Ausdehnung widerspiegelt,
erfasst der Zeitbegriff das „Nacheinander“ der materiellen
Erscheinungen, d. h. die Reihenfolge der materiellen Ereignisse, den
Abstand verschiedener Prozesse. „In der Welt existiert nichts als die
sich bewegende Materie, und die sich bewegende Materie kann sich nicht
anders bewegen als im Raum und in der Zeit“ LW Bd. 14, Seite 171). Raum
und Zeit bilden ebenfalls untereinander eine untrennbare Einheit.
Raum
und Zeit, mehr Zeit als Raum, oder die Bewegung unseres Daseins. Wobei
es eigentlich um Demokratie gegangen ist, so habe ich auf einen Beitrag
geantwortet und Reaktion erfahren, besonders auf meine Aussage: „Grundsätzlich
sind wir nicht in der Lage Zukunft zu gestalten“. Vielleicht sehe ich
es ja auch zu eng, das Gestallten, als Ergebnis praktischer Tat und die
Möglichkeit dieser im gegenwärtigen Sein. Und so habe ich mir Gedanken
gemacht, welche sicher noch nicht abgeschlossen sind, eher besteht
weiterer Diskussionsbedarf. Folgenden Text hatte ich als Antwort
geschrieben, wobei ich ihn etwas überarbeitet habe, dem Adressaten
entsprechend:
Manchmal
lese ich einen Text, wie geschehen und formuliere eine Antwort,
schreibe diese nieder und lasse sie liegen, im Zweifel ihrer
Richtigkeit. Also um sie weiter zu durchdenken und so denke ich, bewusst
aber auch unterbewusst arbeitet der Denkapparat, schiebt das Gedachte
in eine Ecke und da bleibt es oft auch. In diesem Fall ist es etwas
anderes, da das schon Niedergeschriebene mir wieder in die Hände
gefallen ist, in dem es auf dem Bildschirm meines Rechners erschien,
nutzte ich die Gelegenheit und Antwortete. Dabei ist das Thema lang noch
nicht abgeschlossen für mich, ich möchte aber trotzdem meine Gedanken
weitergeben.
Es
ist nicht so einfach und es ist durchaus von Nachteil wenn Aussagen
gemacht werden, ohne diese etwas tiefer zu erläutern. Entschuldigung und
es stimmt, es gilt sich über Begriffe zu verständigen. Nun ist es für
mich aber auch wichtig politische Verhältnisse zu erkennen und auf ihre
Ursachen zurückzuführen. So entspringt der Mangel in der Demokratie, wie
er oft konstatiert wird, nicht den demokratischen Verhältnissen selbst,
sondern den sie bedingenden Ursachen, welche im wirtschaftlichen System
des Kapitals zu sehen sind, also in den grundlegenden
gesellschaftlichen Verhältnissen. Die demokratischen Verhältnisse in der
BRD entsprechen genau den sie bedingenden sozialökonomischen
Verhältnissen. Gegenwärtiger Demokratieabbau ist eine Folge einer
Verschiebung der Machtkonstellationen innerhalb der Klasse der
Kapitalisten zu Gunsten einer Fraktion. Demokratie dient in erster Linie
dem Interessenausgleich innerhalb der Klasse der Herrschenden und der
Verschleierung der eigentlichen Machtverhältnisse, nicht dem
Interessenausgleich zwischen den Einzelnen gesellschaftlichen
Gruppierungen, oder auch Klassen.
Nun
habe ich so auch meine Probleme mit „echten“ Sinnen, da dieses
zumindest die Frage nach einem „falschen“ Sinn, oder zumindest einen
„unechten“ Sinn aufwirft, was wiederum auch Sinn machen würde. Zu
bedenken wäre, dass es wenig Sinn macht, oder eher einer Illusion von
Demokratie entspricht, den Einfluss von Lobby – Gruppen bekämpfen zu
wollen. Dieses ist in der Regel Forderung von jenen, welche keine Lobby
haben, oder sich durch eine solche nicht oder unzureichend vertreten
fühlen. Egal auch wie demokratische Verhältnisse sich äußern, in ihnen
spiegelt sich der konzentrierte Ausdruck von Lobbyismus. Letztlich
treten Parteien zu Wahlen an, um gemeinsame Interessen durchzusetzen, um
Lobby ihrer eigenen und der von ihnen zu vertretenen Interessen zu
sein. Da nun das Kapital die Eigenschaft hat alles in eine Ware zu
verwandeln, bis hin zu den einfachsten sozialen Verhältnissen, braucht
sich nicht gewundert werden, dass auch die Stimme eines Abgeordneten
ihren Wert hat und es nur eine Frage des Preises ist, sie für sich zu
vereinnahmen.
„> Grundsätzlich sind wir nicht in der Lage Zukunft zu gestalten“ habe ich geschrieben und Du antwortest: „Wie kannst Du so eine Aussage machen? Sicher muss präzisiert werden, wer ist hier “wir”? Und was bedeutet “gestalten “?“
So
wird diese Aussage sicher überspitzt sein, denn sollten wir in der
Zukunft noch leben, wird diese zwar Gegenwart sein, welche wir dann
allerdings gestallten können. Nicht einfach, nur ist es nicht so, dass
Gestalten die Tätigkeit (Tätigkeit – das aktive Verhalten der Menschen
als Subjekt in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens)
voraussetzt und praktisch sind wir eben nur in der Gegenwart? Das
hindert nicht daran, dass unsere Tat Einfluss auf zukünftiges Tun hat,
nur Gegenstand unserer Tätigkeit kann nur gegenwärtiges sein, durchaus
beflügelt durch mache Vision. Sicher kann ich mich irren, nur persönlich
ist es mir noch nicht gelungen Einfluss auf mein vergangenes Sein zu
nehmen, eventuelle Entscheidungen z. B. zu korrigieren, vielleicht in
der Schule fleißiger zu lernen, einen anderen Beruf nach dem
Schulabschluss zu wählen, oder, oder, oder. Und auch wenn ich den
morgigen Tag, die nächste Woche, den nächsten Monat, das nächste Jahr,
das nächste Jahrzehnt etc. plane, so kann ich den morgigen Tag doch erst
morgen gestalten, wenn er heute geworden ist.
Aber gut, versuchen wir vergangenes zu korrigieren, versuchen wir morgige Entscheidungen heute
zu treffen und ihnen entsprechend zu handeln, versuchen wir es, … es
wird uns nicht gelingen, einziges erreichbare Ziel ist Ablenkung von den
gegenwärtigen Problemen, welche wir heute
beeinflussen, auf welche wir einwirken können, auf Gestaltung welche im
Bereich unserer Möglichkeiten liegt, da es sich um Elemente unseres
gegenwärtigen Seins handelt.
In
diesem Sinne lebe ich zwar nicht in den Tag hinein und ich denke
durchaus an die Zukunft und zukünftiges Sein, oft mit Grauen, wenn ich
daran denke wohin die Menschheit gegenwärtig steuert. Nur ist das
einzige was wir können, zumindest versuchen können zu tun, den
Steuernden ins Ruder zu greifen! Nur kann ich dieses genauso wenig gestern wie morgen, sondern nur heute!
Ja und von meinem Zeitverständnis einmal abgesehen, ich kann Zukunft
planen, aber ich kann nur in der Gegenwart gestalten! Und so ist auch
nicht jede Art von Planung sinnlos, sondern nur der Versuch außerhalb
meiner zeitlichen Möglichkeiten Tätig zu sein. Zeit, was immer sie auch
ist, sie ist eindimensional und verläuft aus der Vergangenheit kommend,
über die Gegenwart, in die Zukunft! Wenn es Zeitreisen geben würde, also
die Möglichkeit verändernd in Zukunft und/oder Vergangenheit wirksam zu
werden, hätten wir schon lange Besuch aus der Zukunft erhalten!
Wenn
ich also schreibe: „Grundsätzlich sind wir nicht in der Lage Zukunft zu
gestalten“ dann setze ich Gestalten als das Ergebnis praktischen
Handelns und dazu sind wir nur in der Gegenwart in der Lage, das
schließt in keinem Fall aus, dass unser Handeln Folgen für zukünftige
Entwicklungen haben wird. Wir können aber nur gegenwärtige Probleme
lösen, dieses sicher nicht ohne Ziel, aber selbst dieses ist in der
Gegenwart begründet, findet seinen Adressaten nur dort!
Ohne
im Kaffeegrund zu lesen, ist es mit dem Vorhersehen nicht so einfach,
einfacher ist es mit der Erkenntnis objektiv wirkender Gesetzmäßigkeiten
in der Gesellschaft. Solche erkennend können durchaus Schlüsse gezogen
werden, kann sogar vorausgesagt werden, was die Folgen menschlichen
Handelns sind und sein werden, zum Beispiel kapitalistisch motivierten
Handelns. Dabei kann in die Zukunft gedacht werden, nur was wird Mensch
feststellen, dass es zum Beispiel nicht möglich sein wird, gegenwärtige
gesellschaftliche Probleme im System des Kapitals im Interesse der
Menschheit zu lösen, ohne dieses System selbst in Frag zu stellen.
Allein ein Blick ins wirtschaftliche Sein dürfte ausreichen, allerdings
ein Vorwurf kann dem Kapitalismus nicht gemacht werden, nämlich das er
mit all den damit verbundenen Folgen Kapitalismus ist.
Wenn
nun Gestalten ein Ergebnis menschlicher Tat ist, so sind wir nur in der
Lage zu gestalten, wenn wir tätig sein können. So auch Denken in seiner
Entäußerung Tat sein kann, so wird es eigene praktische Tat in der
Gegenwart, wohl wahr es praktische Tat in der Zukunft beeinflusst, sie
dort aber nicht selbst vollbringt! Denken kann Mensch in alle
Richtungen, in die Vergangenheit, in die Gegenwart und in die Zukunft,
wie nah wir zukünftigen Sein dabei sein können, hängt sehr von den
Umständen ab, welchen unser Denken entspringt und entspricht.
Somit
bin ich fest der Meinung, die Gegenwart kann von uns im Rahmen unserer
Möglichkeiten gestaltet werden, die Zukunft können wir erst gestalten,
wenn sie Gegenwart ist und so wie wir es nach unseren Möglichkeiten in
der Gegenwart vorbereitet haben.
Zukunft
wird sein, solange Menschen sein werden, die Gegenwart, sie ist,
solange Menschen sind, die Vergangenheit, sie war, solange Menschen
waren, solange Menschen gewesen sind. So können wir
Zukunftsvorstellungen entwickeln, Visionen für eine andere und bessere
Welt und letztlich geht es nur darum, wessen Interessen wir in den
Mittelpunkt unseres Strebens stellen und ohne Egoist zu sein, werden es
meine Interessen sein, werden es Deine Interessen sein, werden es die
Interessen der Menschen sein, welche im Interesse geeint sind und das
oberste Interesse heute ist
die Zukunft in ihrem Bestand zu erhalten, also das Überleben der
Menschheit zu sichern, in dem wir gegenwärtigen Gefahren entgegentreten!
Was letztlich nicht nur die Erkenntnis dieser Gefahren voraussetzt,
sondern auch die Erkenntnis der Ursachen!
Gruß
Zum Ursprünglichen
Gegenstand der Betrachtung, in welchen es um notwendige Nachhaltigkeit
im Interesse zukünftigen Lebens geht, welche mittels einer Reform
demokratischer Verhältnisse (Zweikammersystem – Zukunftskammer mit
Vetorecht) erreicht werden sollte, hatte ich folgende Anmerkung:
Dazu hätte ich ein bis zwei, vielleicht auch drei (weiter kann ich nicht zählen) Gedanken:
Mehrkammerndemokratie,
das ist doch was, aber nicht neu! Letztens konnte ich jemanden kennen
lernen, welcher mir auf einer Veranstaltung sogar ein Büchlein zukommen
ließ, welches sich mit einer Vierkammerndemokratie beschäftigt. So gibt
es die verschiedensten Vorstellungen, ein System zu reformieren, welches
als unzureichend, gar als schädlich für allgemeinmenschliches Interesse
angesehen wird. Der Ruf nach „Kompetenzdemokratie“ ist in diesem
Zusammenhang immer öfter zu hören, nur welche Kompetenzen sind gemeint?
Und sind die Ursachen gesellschaftlicher Verwerfungen im politischen
System zu sehen, oder entspricht dieses politische System nur dem
gesellschaftlichen System in dem wir leben?
Meines Erachtens liegen
solchen Ambitionen meistens Vorstellungen von Demokratie, oder eben ein
Demokratieverständnis zugrunde, welches allgemein vermittelt wird und
vom eigentlichem Wesen der
Demokratie*,
als „Form der Machtausübung, deren Inhalt und Funktion stets durch die
in der jeweiligen Gesellschaftsordnung herrschenden
Produktionsverhältnisse und den diesen Verhältnissen entsprechenden
Klassencharakter des Staates bestimmt wird“, abzulenken.
Kann dieses System
reformiert werden, in dem der politische Überbau reformiert wird? Ist
dieser überhaupt zu reformieren, ohne die ökonomische Basis zu
reformieren? Was sind die Ursache für Raubbau an Natur und Gesellschaft,
für die massenhafte Vernichtung von Produktivkräften, für die
fortschreitende Verwandlung von Produktiv- in Destruktivkräfte, für sich
ausweitende Krisen und Kriege, für Umweltzerstörung in bisher
ungekanntem Ausmaß?
Kann dem begegnet werden, wenn eine zusätzliche Kammer geschaffen wird? Und was heißt Zukunftskammer?
Zukunftskammer, eine
Kammer welche sich mit der Zukunft beschäftigt und zukünftige Interessen
gegen gegenwärtige Interessen durchzusetzen hat, ohne zu wissen wie
diese sich in der Zukunft gestalten werden? Wie auch, selbst eine solche
Kammer, speziell deren Mitglieder, werden wohl kaum über hellseherische
Fähigkeiten verfügen. Grundsätzlich sind wir nicht in der Lage Zukunft
zu gestalten, genauso wenig wie wir Vergangenheit verändern können, wir
können einzig und allein unser gegenwärtiges Sein gestalten, was wir im
Übrigen auch tun. Dass dieses Tun sicher auch Einfluss auf zukünftige
Entwicklungen hat steht außer Frage, nur mit welchen Folgen können wir
heute nur bedingt voraussagen!
Letztlich und so schön
manche Illusion auch sein möge, stellt sich die Frage, ob mittels
Beschlüssen und parlamentarischen Mehrheiten in der Gesellschaft
objektiv wirkende Gesetzmäßigkeiten verändert werden können? Würde diese
Frage im Zusammenhang mit Naturgesetzen gestellt werden, wäre die
Antwort sicher nein! Im Zusammenhang mit gesellschaftlichen
Gesetzmäßigkeiten sieht dieses etwas anders aus, wenn diese nicht von
vornherein geleugnet werden, so wird oft vermeint dieses zu können, ohne
die grundsätzlichen Bedingungen ihres Wirkens zu verändern.
Ein Gedanke zur
Nachhaltigkeit: Was soll nachhallen und wie soll dieses geschehen? Dabei
ist gegenwärtige Politik und das sie bedingende ökonomische Treiben,
durchaus nachhaltig, denn ihre Folgen werden lange nachhallen und sind
gegebenenfalls nicht einmal mehr reparabel. Oder ist mit Nachhaltigkeit
gemeint, dass es noch lange Nachhallen soll, in dem Sinne, dass die
Menschheit überlebt und nicht vom Widerhall, vom Überschall ökonomischen
Treiben, zerplatzt?
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