Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Dienstag, 7. Juni 2016

Führung im Rahmen des Quedlinburger Bücherfrühling


Nun ist es schon einige Tage her, als ich meine Stadtführung im Rahmen des Quedlinburger Bücherfrühlings unternahm. Thema war der Dreißigjährige Krieg, ein Thema welches interessant, durchaus aktuell und der Bücherfrühling eine Gelegenheit etwas neues auszuprobieren. Literarisch war das Ansinnen und im Vorfeld durchsuchte ich mein Bücherregal nach Literatur, welche sich mit dem dreißigjährigen Krieg beschäftigt. Einiges war zu finden, so dass ich nicht alles durchsucht, da allein das gefundene erst einmal Beachtung verdiente. So nahm ich mir als erstes Grimmelshausens Simplicissimus vor, dieser deutsche Prosaroman, „dieser Schelmenroman verbindet auf einzigartige Weise volkstümliche und gelehrte Tradition“, wobei die Sprache etwas gewöhnungsbedürftig ist. Das besondere an diesem Roman, dass er Zeitnah geschrieben wurde. Zeitnah ist auch manches Gedicht, welches ich zum Thema finden konnten. Da allerdings Quedlinburg nicht zu kurz kommen sollte, schaute ich welche Spuren der Dreißigjährige Krieg in Quedlinburg hinterlassen hat. „Die Quedlinburgische Geschichte Band 1 half da weiter, auf 9 Seiten wird sich mit dem Thema beschäftigt am Ende zieht der Autor folgendes Resümee: „Der 30jährige Krieg ist das traurigste unter den traurigen Kapiteln, deren leider die deutsche Geschichte so viel aufweist. Es wütete ungeheuerlicher, unbegreiflicher Irrsinn, in dem sich grausamster religiöser Fanatismus mit der herzlosen Tyrannei weltlicher Machthaber vereinigt hatte. Das hehre Christentum ward herabgewürdigt zu entsetzlicher Unmenschlichkeit und musste zum Deckmantel dienen, wenn der Abschaum der Menschheit auf unser unglückliches Vaterland losgelassen wurde!“ Nachzulesen im obenerwähnten Buch auf Seite 316. Und wenn sich heute in der Welt umgeschaut wird, Ähnlichkeiten zu gegenwärtigen Ereignissen in der Welt sind sicher nicht nur Zufällig. Übrigens ist an anderer Stelle im Bezug auf die Bevölkerung der Stadt zu lesen: „nur der vierte Teil sei noch übrig“. Also 25% der ursprünglichen Bevölkerung, dabei wird eine Reihe der Einwohner die Stadt verlassen haben und ein Teil davon sich den Harzschützen angeschlossen. Die Harzschützen wiederum sind Thema eines Romans von Otto Gotsche, welcher mit „… und haben nur den Zorn“ überschrieben ist. Da auch dieser sich in meinem Bücherregal findet, war er auch Thema während der Führung. Fehlen durften aber auch nicht Schillers Werke zum Thema, wie „Wallensteins Lager“, „Die Piccolomini“ und „Wallensteins Tod“, wobei ich zugeben muss, dass ich diese nicht komplett gelesen habe, mir fehlte einfach die Zeit. Wallenstein selbst hatte sein Hauptquartier Ende Oktober 1625 nach Halberstadt verlegt, so das die Kaiserlichen starke Präsenz in dieser Region zeigten. Aber nicht nur in der Zeit Wallensteins hatte Quedlinburg unter Einquartierungen zu leiden, sondern auch später, als die Schweden Präsenz in der Region zeigten.
Weniger mit der hiesigen Region hat ein weiteres Werk aus meinem Bücherregal zum Dreißigjährigen Krieg zu tun. Brechts „Mutter Courage und ihre Kinder“ durfte nicht fehlen und seit dem Besuch eines Bücherflohmarktes vor Jahren findet sich auch dieses in meinem Bücherregal. Dem Genug suchte ich nicht weiter, unter Umständen wäre noch das eine oder andere zu finden gewesen, wobei die erwähnte Literatur einen guten Querschnitt bietet. Ergänzt durch Gedichte aus und über diese Zeit vermeinte ich gut gerüstet zu sein. Für die Führung selbst wollte ich ein Kostüm leihen, da ich aber bis eine Woche vor der Veranstaltung keine Anmeldung hatte, war ich sogar geneigt die Führung ausfallen zu lassen. Dann kündigte sich allerdings die regionale Presse an und wollte die Führung begleiten. Ohne Gäste macht allerdings keine Führung Sinn und so wurde vereinbart einen Tag vor der Veranstaltung nochmals zu telefonieren und ich entschloss mich die Führung durchzuführen.
Am Vormittag des 24. April nahm ich an einer anderen Veranstaltung teil und der überwiegende Teil der Teilnehmer dieser Veranstaltung begleitet die Führung am Nachmittag. Zwischenzeitlich hatten sich zwei weitere Teilnehmer gemeldet und zur Veranstaltung selbst erschienen dann auch noch Interessenten. Ein Kostüm hatte ich allerdings nicht geliehen, sondern nutzte mein Eulenspiegelkostüm. Der Schalk ist in jeder Zeit anzutreffen, auch wenn er nicht immer als solcher benannt wird. Zur Veranstaltung selbst fand sich im Nachhinein ein Beitrag in der MZ, welcher durchaus gelesen wurde, wie ich an den Reaktionen merken konnte. 
Nun ja, thematische Führungen sind nicht jedermanns Sache, es sei denn, es handelt sich zum Beispiel um den typischen und oft in Quedlinburg anzutreffenden Nachtwächter. Auch spielt es eine Rolle, wie derlei Führungen im Vorfeld angeboten werden, also wie potenzielle Interessenten davon erfahren. Mir selbst hat die Führung Spaß gemacht und ich konnte etwas neues ausprobieren, was dazu führte sich mit einem speziellen Thema etwas mehr zu beschäftigen. Außerdem macht es Spaß literarische Werke in Führungen einzubeziehen, Spuren und Gleichnisse gibt es in Quedlinburg eine ganze Reihe und es können interessante Fäden gesponnen und Bezüge hergestellt werden.
Ob ich im nächsten Jahr wieder eine literarische Führung versuchen werden, kann ich heute noch nicht sagen, aber es ist durchaus möglich, Goethe ist in diesem Zusammenhang auch ein gutes Thema, auch wenn er nicht in Quedlinburg war, so ist er doch im Harz gewesen und nach dem Osterspaziergang, des Pudels Kern erkannt, wurde Mephistopheles durch einen Drudenfuß gebannt. Der Gleichen sind in Quedlinburg zu finden, doch der Symbole und Zeichen gibt es mehr und mancher Schwank kann angesiedelt, in diesem alten Häusermeer! In der Geschichte gibt es Parallelen, was war hier, als Columbus hat Amerika entdeckt, als die Türken haben vor Wien gestanden, als Napoleon eine Kontinentalsperre gegen England hat verhängt? Themen lassen sich sicher finden, Spuren in der Literatur vorhanden, im Erbe nach Quedlinburg ziehend. Jüngst fand ich auf einen Bücherflohmarkt ein Büchlein aus dem Reclam-Verlag von 1983, „Scherz und Ernst“ ist es überschrieben und enthält „deutsche Schwänke des 16. Jahrhunderts“, welche sicher gut in einer Führung zu verwenden wären.

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen