Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

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Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Freitag, 15. Februar 2013

... Versorgungssicherheit der Bevölkerung ist heute keine Aufgabe des Handels, ...

Auch für Bad Suderode hatte die Schleckerpleite Folgen, der dortige Markt war der einzige Versorger mit breiterem Angebot, neben ein paar kleineren Geschäften wie Fleischer, Bäcker etc., vor Ort und so ist eine empfindliche Lücke entstanden. Nicht das solche Lücken neu wären, immerhin gibt es in vielen Orten keine nennenswerten Versorger mehr, da der Profitlogik folgend, Handelsunternehmen dorthin gehen, wo sie die meisten Gewinne erwarten, also möglichst viele Kunden erreichen. So sprossen und sprießen in Städten und an den Stadträndern Einkaufszentren aus dem Boden und locken mit reichhaltigem Angebot und ausreichend Parkplätzen die Kunden an. Nicht lukrative Standorte werden aufgegeben, oder erst gar nicht besetzt. So gibt es in vielen Orten für die Einwohner keine Einkaufsmöglichkeiten mehr und wenn diese dann nicht über ein Auto verfügen, oder andere Möglichkeiten haben in die nächst größere Stadt zu fahren, sieht es schlecht aus. Versorgungssicherheit ist keine Aufgabe des Handels und so spielt das Interesse der Menschen nach ortsnaher Versorgung keine Rolle.
Nun ist auch Bad Suderode betroffen und so wird sich auf die Suche nach einer Lösung begeben. Solche Lösungssuchen sind nicht unpopulär und kann manchem Politiker nutzen sein Ansehen aufzupolieren, egal wie unterm Strich das Ergebnis aussehen wird, allein die Mühe zählt.
„Der SPD-Landtagsabgeordnete Andreas Steppuhn erklärte dazu, „dass die Bemühungen anhalten”, ein Nachfolgekonzept für den seinerzeit in Folge der Schlecker-Pleite geschlossenen Einkaufsmarkt umzusetzen“, ist heute in der MZ auf Seite 9 zu lesen. „„Hierzu ziehen verschiedene Akteure an einen Strang”, versicherte Steppuhn. „Die Bundesagentur für Arbeit hat ihre uneingeschränkte Unterstützung zugesagt. Alle möglichen Förderinstrumentarien stehen zur Verfügung. Auch für eine Existenzgründung ist von einer bestmöglichen Unterstützung auszugehen“, erfährt man weiter. Ja, es werden alle Register gezogen, doch „im Moment stellt sich in erster Linie die Frage, jemanden zu finden, der bereit ist, den Sprung in eine Existenzgründung zu wagen.”“ Die großen Handelsketten scheinen kein Interesse zu haben und auch wenn es Interessenten gegeben hat, so sind diese „bedauerlicherweise nach Anfangsbereitschaft wieder abgesprungen.“ Dabei gibt es sicher Interessenten, welche über die notwendigen Fähigkeiten verfügen, auch gibt es Konzepte großer Handelketten, die ein derartiges Vorhaben durchaus begleiten, immerhin sind diese daran interessiert ihre Waren zu verkaufen und das mit möglichst geringem Risiko. Bei dem einen oder anderen Interessenten wird es unter Umständen daran liegen, dass die notwendigen eigenen liquiden Mittel nicht ausreichend sind, gepriesene „ego. Pilotin“ wird in solchen Fällen auch nicht unbedingt weiter helfen können. Aber wie schon geschrieben, unter Umständen ist dieses ja nicht einmal der entscheidende Grund, sondern die Zukunftsaussichten von Bad Suderode. Das Kurzentrum wird wie vom Quedlinburger Stadtrat beschlossen geschlossen, die Arbeitskräfte entlassen, es steht der Verkauf des Selbigen zwar auf der Tagesordnung, jedoch welchen Preis die Kommune und ihre Bewohner dafür zu zahlen haben, ist noch offen. Fest steht, dass im Falle eines Weiterbetriebes die Mitarbeiter weniger an Einkommen für dieselbe Tätigkeit erhalten, somit auch über weniger Kaufkraft verfügen werden. Welche Folgen diese Privatisierung für andere Unternehmen vor Ort und deren Mitarbeiter haben wird, kann wohl keiner so genau sagen. Zuviel Fragezeichen, welche eine Entscheidung, sich in Bad Suderode mit einem Nahversorger niederzulassen, nicht gerade einfacher machen.
Nun ja, Unterstützung wird verkündet, „die Bundesagentur für Arbeit“ ist mit von der Partie, wird eventuelle den Gang in eine Selbstständigkeit finanziell unterstützen und billige Arbeitskräfte zu Verfügung stellen. Eine „ego.-Pilotin“ kann „potenzielle Existenzgründer“ begleiten und auch über „Finanzierungs- und Fördermöglichkeiten“ informieren. Vielleicht kommt ja der Vermieter der Immobilie dem zukünftigen Mieter auch etwas entgegen, trotzdem werden genügend Unbekannte bleiben. Letztlich muss der Betreiber eines solchen Geschäftes auch von diesem Leben können, unter Umständen sogar eine Familie ernähren, was unter den gegenwärtigen Bedingungen fraglich ist.
Im Text wird diese „Kleinunternehmergeschichte“ hervorgehoben, das andere Möglichkeiten in Erwägung gezogen werden, zum Beispiel Handelsketten, ist nicht erkennbar, aber diese haben sich ohnehin schon lange aus der Fläche zurückgezogen. Auch eine Folge der Monopolisierung, die kleinen Unternehmen bleiben auf der Strecke, Einfallt ersetzt Vielfalt und die daraus resultierende Einfältigkeit mancher Menschen scheint grenzenlos und findet ihren Ausdruck in der Beschränktheit ihres Denkens! Da wird dann schon mal der Wusch der Vater des Gedanken, welcher in Illusion und Hoffnung wahre Blüten treiben kann. So wird hier versucht für ein Risiko, welches Handelsketten für sich schon lange ablehnen, Interessenten zu finden. Unterstützung wird zugesichert, wobei diese bei genauer Betrachtung im Geschäftsbetrieb wenig hilfreich sind, da sie maximal diesen helfen anzuschieben. Eigentliche Risiken dieses Geschäftes, wie die ungewisse Zukunft in Folge des Kurzentrumsverkauf, Höhe der Miete, Verträge und Konditionen mit Lieferanten etc., werden hingegen zumindest im Beitrag nicht berücksichtigt.
Aber wie schon geschrieben, Versorgungssicherheit der Bevölkerung ist heute keine Aufgabe des Handels, die Kunden haben sich gefälligst dahin zu begeben, wohin sich der Handel begibt und dieser begibt sich dorthin, wo sichere und hohe Profite winken. Wenn dieses in Bad Suderode der Fall wäre, wäre dieser Standort heute nicht verweist!
Populär ist das Thema allemal!  

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