Unter der Überschrift „Zivilcourage zeigen“ findet sich in der
MZ (27.02.2013, Seite 9, Quedlinburger Harz Bote) ein Leserbrief, welcher das
Schreiben von Kommentaren unter Pseudonym, also mittels Tarn- oder Decknahmen,
kritisiert. Die Frage warum Menschen sich entschließen nicht mit ihrem
Klarnamen zu zeichnen, wird hingegen nicht gestellt. Eher unterstellt, dass sie
so ohne Form und Tadel unrealistisch argumentieren und diskutieren. Doch
einmal davon abgesehen, dass es im Internet durchaus üblich ist, nicht
Vordergründig mit Klarnahmen zu agieren, sondern sich zum Teil hinter
Decknahmen zu verbergen, ist eine absolute Anonymität im Netz ohnehin nicht
gegeben. Wer auch immer agiert, hinterlässt Spuren, Spuren, welche
nachzuvollziehen sind.
Im Leserbrief heißt es unter
anderem:
„das führt in Einzelfällen dazu,
wie sich auch in der aktuellen Debatte zur Eingemeindung der drei nun wieder
selbstständigen Orte zeigt, dass aus dem Schutz der Anonymität heraus Emotionen
hemmungslos geschürt und jegliche Grundsätze eines sachlichen und fairen
Umgangs miteinander über Bord geworfen werden.“ So möge nun mancher
Einzelfall eine Regel bestätigen, allein die Regel ist er nicht! Letztendlich
liegt es an den Beteiligten, wie sie miteinander umgehen, ob nun Anonym oder
mit Klarnamen, in diesem Zusammenhang gibt es kaum einen Unterschied zum nicht
virtuellem Leben. Dabei treibt die erwähnte Debatte ohnehin die verschiedensten
Blüten und das nicht nur im Netz, es werden Ängste selbst von so genannter öffentlicher
Seite geschürt. Dass also mit Emotionen, im erwähnten Zusammenhang der
allgemeinen Auseinandersetzung mit dem
Thema, gespart wird, kann nun ernsthaft
keiner behaupten.
Andererseits sind Aussagen und
Kommentare zu den Beiträgen durchaus etwas positives, beleben die Diskussion
und zeigen die Meinungsvielfalt, entsprechend der verschiedensten Interessen, welche
es zu den Themen gibt. In diesem Zusammenhang begrüße ich es, dass die MZ die
Möglichkeiten zum Kommentieren von Artikeln vereinfacht und damit verbessert
hat.
Letztlich sollte sich aber auch
niemand der Frage verschließen, warum Menschen Pseudonyme nutzen, um ihre
Meinung niederzuschreiben. Unter Umständen entspricht es einfach nur einer
Geflogenheit der Internetkommunikation, wobei auch diese ihre Ursachen hat. Und
es ist auch nicht immer einfach mit der Zivilcourage, denn wer kann behaupten, dass
diese ohne Konsequenzen sei? Selbes trifft für die oft bemühte Meinungsfreiheit
zu, auch diese Freiheit hat ihren Preis und ist nicht ohne Folgen zu haben,
wobei letztlich Freiheit nur in der Tat, sich den Konsequenzen bewusst, besteht!
Da es durchaus nicht unüblich
ist, unliebsamer Meinung, unliebsamer Kritik, mit Sanktionen zu begegnen, wird
zum Schutz schon mal auf Mittel der Anonymisierung
zurückgegriffen. Früh krümmt sich zwar, was ein anständiger Haken werden
möchte, den geraden Nagel ganz zu vergessen, gelingt glücklicherweise den
meisten Menschen dann doch nicht. Die Anonymität, selbst wenn sie nur sehr
oberflächlich ist, befördert somit die Meinungsäußerung und die Diskussion und
wer möchte zum Beispiel seine Einkommensmöglichkeit verlieren, nur weil er eine
andere Meinung hat als sein Chef oder Auftragsgeber!? Was zwar zu beweisen
wäre, aber auch zu beweisen ist!
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