Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Montag, 23. Februar 2009

Arbeit

zweckmäßige, bewusste Tätigkeit des Menschen, in der er mit Hilfe von Arbeitsmitteln Arbeitsgegenstände verändert und sie seinen Zwecken nutzbar macht. Die Arbeit ist in allen Gesellschaftsformation unerlässliche Existenzbedingung des Menschen. „Sie ist die erste Grundbedingung alles menschlichen Lebens, und zwar in einem solchen Grade, dass wir in gewissem Sinn sagen müssen: Sie hat den Menschen selbst geschaffen.“ (Engels, MEW, Bd. 20, S. 444) Marx und Engels haben mit der Erkenntnis der bestimmenden Rolle der Arbeit, der materiellen Produktion und ihrer Entwicklung erstmals den Schlüssel zum Verständnis des Geschichtsverlaufs, der gesellschaftlichen Gesamtentwicklung gefunden. Auf der Erkenntnis von der bestimmenden Rolle der Produktion beruht zugleich die marxistische Lehre von der Rolle der Produzenten, der Volksmassen, als wahre Schöpfer der Geschichte.

Materialismus


die dem Idealismus entgegengesetzte Grundrichtung der Philosophie. Der Materialismus umfasst alle Weltanschauungen und philosophische Auffassungen, die das Primat der Materie gegenüber dem Bewusstsein anerkennen und das Bewusstsein als Sekundäres, von der Materie Abgeleitetes auffassen (Grundfrage der Philosophie). Materialismus bedeutet, die Natur und die Gesellschaft so aufzufassen, wie sie wirklich sind; die Tatsachen in ihrem eigenen, gesetzmäßigen und in keinem erdachten Zusammenhang zu untersuchen. Der Materialismus besitzt ausgeprägt antispekulativen, atheistischen und erkenntnisoptimistischen Charakter. Der konsequente Materialismus ist der dialektisch und historische Materialismus, in dem der Materialismus mit der Dialektik zu einer untrennbaren organischen Einheit verbunden ist, der nicht nur die Natur, sondern auch die Gesellschaft, das Denken eingeschlossen, dialektisch-materialistisch begreift und somit vollendeter Materialismus ist.
Der Materialismus entstand mit dem philosophischen Denken, das versuchte, die Welt auf natürliche Weise zu erklären, im Gegensatz zum religiös-mythologischen Denken, das die Welt auf das Wirken übernatürlicher Kräfte zurückführte. Daher ist der Materialismus seit seiner Entstehung eng mit der Naturerkenntnis und der Wissenschaft insgesamt verbunden und befindest sich in entschiedenem Gegensatz zu allen Formen des philosophischen Idealismus und religiösen Denkens. In der Regel ist der Materialismus geistiger Ausdruck der Bestrebungen fortschrittlicher sozialer Klassen, Schichten und Bewegungen. Die ersten materialistischen Anschauungen entwickelten sich lange vor unserer Zeitrechnung in Indien, China und Griechenland. Den Höhepunkt des antiken Materialismus bildete die Philosophie des Demokrit, der mit seiner Auffassung, dass die Welt aus Atomen, aus letzten unteilbaren Bausteinen, bestehe, die Atomistik begründete. Während des Feudalismus beherrschte Europa zwar Religion und Theologie das geistige Leben, doch gingen die Ideen des Materialismus nicht unter. Eine neue Blüte des Materialismus entwickelte sich auf der Grundlage der entstehenden kapitalistischen Gesellschaftsformation als geistiger Ausdruck der Klasseninteressen der aufstrebenden Bourgeoisie in ihrem Kampf gegen die feudale Gesellschaft und deren Ideologie. Dementsprechend war die von den bürgerlichen Philosophen geschaffene materialistische Weltanschauung eng mit der Naturwissenschaft verbunden und gegen Theologie und Religion gerichtet. Von den englischen Materialisten F. Bacon, T. Hobbes und J. Locke wurden Erfahrung, Beobachtung und Experiment als die wichtigsten Erkenntnismittel zur Erforschung der Natur angesehen. Die auf den Lehren der englischen Materialisten aufbauenden französischen Materialisten J. O. de La Mettrie, P. H. D. Holbach, C. A. Helvétius und D. Diderot entwickelten den Materialismus als philosophisches System weiter. Dieser Materialismus war vor allem an der Mechanik, der fortgeschrittensten Wissenschaft jener Zeit, orientiert. Die Welt wurde als ein zusammenhängendes System materieller Körper betrachtet, das sich in Raum und Zeit gemäß den Gesetzen der Mechanik bewegt und weder zu seiner Existenz noch zu seiner Bewegung irgendwelche übernatürlichen Mächte benötigt. Der atheistische Charakter des Materialismus kam bei den französischen Philosophen besonders klar zum Ausdruck. Die höchste Entwicklungsstufe des vormarxistischen Materialismus bildete die Philosophie L. Feuerbach und, daran anknüpfend, die der russischen revolutionären Demokraten W. G. Belinski, A. I. Herzer, N. G. Tschernyschewski u. a. Feuerbach erneuerte den Materialismus in Auseinandersetzung mir dem Idealismus der klassischen deutschen Philosophie, erweiterte und vertiefte sein naturwissenschaftliches und erkenntnistheoretisches Fundament.
Der vormarxistische Materialismus begründete mit dem jeweilig erreichten Wissen, dass im Verhältnis des menschlichen Bewusstseins zur Natur die Natur das Primäre, das Ursprüngliche ist. Auf Grund seiner klassenbedingten und erkenntnistheoretischen Grenzen konnte er die materialistische Beantwortung der Grundfrage der Philosophie nicht allseitig und konsequent wissenschaftlich begründen. „Den Hauptmangel des  ‚alten’ Materialismus … sahen Marx und Engels darin: 1. dass dieser Materialismus ein ‚vorwiegend mechanischer’ war, der die neuste Entwicklung der Chemie und Biologie (in unseren Tagen wäre noch hinzuzufügen: der elektrischen Theorie der Materie) nicht berücksichtigte; 2. dass der alte Materialismus unhistorisch, undialektisch war (metaphysisch im Sinne von Antidialektik) und den Standpunkt der Entwicklung nicht konsequent und allseitig zur Geltung brachte; 3. dass man ‚das menschliche Wesen’ als Abstraktum und nicht als ‚das Ensemble der’ (konkret-historisch bestimmten) ‚gesellschaftlichen Verhältnisse’ auffasste und deshalb die Welt nur ‚interpretierte’, während es darauf ankommt, sie ‚zu verändern’, d. h., dass man die Bedeutung der ‚revolutionären, der  praktischen Tätigkeit’ nicht begriff.“ (Lenin, Bd. 21, S.41)
Diese Mängel zu überwinden blieb K. Marx und F. Engels vorbehalten, die als Theoretiker der Arbeiterklasse mit der Begründung des dialektischen und historischen Materialismus die Schwächen aller früheren Formen des Materialismus überwanden. Auf dem Boden des proletarischen Klassenstandpunktes  stehend, gingen sie konsequent materialistisch an die Wirklichkeit heran, erklärten Natur, Gesellschaft und Denken materialistisch. Unter neuen historischen Bedingungen entwickelte W. I. Lenin in Verallgemeinerung der Erkenntnisse der modernen Naturwissenschaften und der praktischen Erfahrungen des revolutionären Kampfes der Arbeiterklasse den dialektischen und historischen Materialismus weiter. Der dialektische und historische Materialismus ist die höchste Form des Materialismus. Er ist die Philosophie der Arbeiterklasse!

Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus

Gedruckt nachzulesen in: Lenin Werke, Band 19, Seite 3-9; Dietz Verlag Berlin, 1977

W.I. Lenin

Drei Quellen und drei Bestandteile des Marxismus (1)

Die Lehre von Marx stößt in der ganzen zivilisierten Welt auf die erbittertste Feindschaft und den größten Haß der gesamten bürgerlichen Wissenschaft (der offiziellen wie der liberalen), die im Marxismus eine Art “schädlicher Sekte” erblickt. Ein anderes Verhalten kann man auch nicht erwarten, denn eine “unparteiische” Sozialwissenschaft kann es in einer auf Klassenkampf aufgebauten Gesellschaft nicht geben. Jedenfalls ist es Tatsache, daß die gesamte offizielle und liberale Wissenschaft die Lohnsklaverei verteidigt, während der Marxismus dieser Sklaverei schonungslosen Kampf angesagt hat. In einer Gesellschaft der Lohnsklaverei eine unparteiische Wissenschaft zu erwarten wäre eine ebenso törichte Naivität, wie etwa von den Fabrikanten Unparteilichkeit zu erwarten in der Frage, ob man nicht den Arbeitern den Lohn erhöhen sollte, indem man den Profit des Kapitals kürzt.
Doch nicht das allein. Die Geschichte der Philosophie und die Geschichte der Sozialwissenschaft zeigen mit aller Deutlichkeit, daß der Marxismus nichts enthält, was einem “Sektierertum” im Sinne irgendeiner abgekapselten, verknöcherten Lehre ähnlich wäre, die abseits von der Heerstraße der Weltzivilisation entstanden ist. Im Gegenteil: Die ganze Genialität Marx’ besteht gerade darin, daß er auf die Fragen Antworten gegeben hat, die das fortgeschrittene Denken der Menschheit bereits gestellt hatte. Seine Lehre entstand als direkte und unmittelbare Fortsetzung der Lehren der größten Vertreter der Philosophie, der politischen Ökonomie und des Sozialismus.
Die Lehre von Marx ist allmächtig, weil sie wahr ist. Sie ist in sich geschlossen und harmonisch, sie gibt den Menschen eine einheitliche Weltanschauung, die sich mit keinerlei Aberglauben, keinerlei Reaktion, keinerlei Verteidigung bürgerlicher Knechtung vereinbaren läßt. Sie ist die rechtmäßige Erbin des Besten, was die Menschheit im 19. Jahrhundert in Gestalt der deutschen Philosophie, der englischen Ökonomie und des französischen Sozialismus hervorgebracht hat. Auf diese drei Quellen und gleichzeitige Bestandteile des Marxismus wollen wir denn auch kurz eingehen.
I
Die Philosophie des Marxismus ist der Materialismus. Im Laufe der gesamten neuesten Geschichte Europas und insbesondere Ende des 18. Jahrhunderts in Frankreich, wo eine entscheidende Schlacht gegen alles mittelalterliche Gerümpel, gegen den Feudalismus in den Einrichtungen und in den Ideen geschlagen wurde, erwies sich der Materialismus als die einzige folgerichtige Philosophie, die allen Lehren der Naturwissenschaften treu bleibt, die dem Aberglauben, der Frömmelei usw. feind ist. Die Feinde der Demokratie waren daher aus allen Kräften bemüht, den Materialismus “zu widerlegen”, zu untergraben und zu diffamieren, und nahmen die verschiedenen Formen des philosophischen Idealismus in Schutz, der stets, auf diese oder jene Art, auf eine Verteidigung oder Unterstützung der Religion hinausläuft.

Sonntag, 22. Februar 2009

Determinismus

Determinismus: philosophische Lehre vom objektiven Zusammenhang und von der wechselseitigen Bedingtheit aller Erscheinungen, Prozesse usw. der Natur, der Gesellschaft und des Denkens auf der Grundlage objektiver Gesetze. Im engeren Sinne: Lehre vom allgemeinen kausalen Zusammenhang aller Dinge und Erscheinungen der objektiven Realität. Die entgegengesetzte Auffassung, der Indeterminismus, bestreitet den kausalen Zusammenhang der Erscheinungen entweder ganz oder teilweise und leugnet die Existenz objektiver Gesetze.
Es ist streng zu unterscheiden zwischen dem mechanischen Determinismus, der im Zusammenhang mit der Grundauffassung des mechanischen Materialismus entwickelt wurde, und dem dialektischen Determinismus. Der mechanische Determinismus setzt Kausalität mit Notwendigkeit gleich, leugnet den Zufall und gelangte infolgedessen zu der fatalistischen Anschauung, dass die ganze Welt eine unabänderliche Kette von Ursachen und Wirkungen bilde und alles mit Notwendigkeit geschehe, was in letzter Konsequenz auf den Glauben an die göttliche Vorbestimmung hinausläuft.
Der dialektische Determinismus dagegen, der ein organischer Bestandteil der materialistischen Dialektik als philosophischer Entwicklungstheorie ist, identifiziert die Kausalität nicht mit der Notwendigkeit; er geht von dem dialektischen Zusammenhang von Notwendigkeit und Zufall aus und sieht in der Kausalität nur eine Seite des universellen Zusammenhangs aller Erscheinungen und Prozesse ihrer Bewegung, Veränderung und Entwickelung. Zwar sind alle Erscheinungen kausal bedingt, aber nicht alle sind notwendig.
Aus: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 176..

… Verhältnis zwischen Führer, Partei, Klasse und Masse …

Ein Zitat aus: „Der “linke Radikalismus”, die Kinderkrankheit des Kommunismus“, Abschnitt VI, „Sollen Revolutionäre in den reaktionären Gewerkschaften arbeiten?“,  entnommen eines Heftes der „Bücherei des Marxismus-Leninismus“ Dietz Verlag Berlin 1985, Seite 39, sowie eine Anmerkung dazu, aus besagtem Heft, Seite 130.
„Um das klarzumachen, will ich mit der von uns gemachten Erfahrung beginnen – entsprechend dem allgemeinen Plan der vorliegenden Schrift, die den Zweck hat, auf Westeuropa das anzuwenden, was in der Geschichte und der heutigen Taktik als Bolschewismus allgemein anwendbar, von allgemeiner Bedeutung und allgemeiner Gültigkeit ist.
Das Verhältnis zwischen Führer, Partei, Klasse und Masse und damit zugleich das Verhältnis der Diktatur des Proletariats und seiner Partei zu den Gewerkschaften hat bei uns jetzt konkret folgende Form angenommen: Die Diktatur wird durch das in den Sowjets organisierte Proletariat verwirklicht, dessen Führer die Kommunistische Partei der Bolschewiki ist, die nach den Angaben des letzten Parteitages (April 1920) 611.000 Mitglieder zählt. Die Zahl der Mitglieder schwankt sowohl vor als auch nach der Oktoberevolution sehr stark und war früher, sogar in den Jahren 1918 und 1919, viel geringer. Wir fürchten eine übermäßige Ausdehnung der Partei, denn in eine Regierungspartei versuchen sich unvermeidlich Karrieristen und Gauner einzuschleichen, die nur verdienen, erschossen zu werden. Das letztemal haben wir die Partei weit geöffnet, als (im Winter 1919) Judenitsch wenige Werst vor Petrograd und Denikin in Orjol (etwa 350 Werst von Moskau) stand, d. h. als der Sowjetrepublik höchste, tödliche Gefahr drohte und als Abenteurer, Karrieristen, Gauner und überhaupt  unsichere Elemente keineswegs auf eine gute Karriere (eher auf Galgen und Folter) rechnen konnten, wenn sie sich den Kommunisten anschlossen.“
In der ersten Anmerkung auf Seite 130 ist zu lesen:
„Das Buch „Der linke Radikalismus, die Kinderkrankheit im Kommunismus“ schrieb Lenin im Frühjahr 1920 als direkten Beitrag zur Vorbereitung des II. Weltkongresses der Kommunistischen Internationale. Kurz vor Beginn des Kongresses, im Juli 1920, lag es bereits in russischer, englischer und französischer, in Auszügen auch in deutscher Sprache vor.
Die entscheidenden Gedanken dieser Arbeit standen auf dem Kongress im Mittelpunkt der Diskussion und bildeten die Grundlage für seine Beschlüsse.
Sowohl die sich in verschiedenen kommunistischen Parteien (z. B. in Deutschland, England, Holland, Italien, Österreich) äußernden „linken“ Tendenzen als auch die Gefahr des Einfließens rechtsopportunistischer Ideen in die Komintern hatten Lenin veranlasst – ausgehend von den Erfahrungen der bolschewistischen Partei – zu den aktuellen Problemen der Taktik der internationalen kommunistischen Bewegung Stellung zu nehmen.
Lenin zog in seiner Arbeit die prinzipielle Schlussfolgerung, dass eine Reihe von Grundzügen der Oktoberrevolution nicht ausschließlich russischen, sondern internationalen, d. h. allgemeingültigen Charakter tragen. Die Bedeutung dieses Werkes besteht darin, dass in ihm die Hauptprinzipien der Strategie und Taktik entwickelt wurden, die es den kommunistischen Parteien unter den unterschiedlichsten Bedingungen ermöglichen, die Mehrheit der Arbeiterklasse zu gewinnen und die Massen an den Kampf um die politische Macht heranzuführen.“

Kleines Schlaflied

Mach die Augen zu
Und schlafe,
Zähle meinetwegen Schafe,
Lasse sie springen übern Zaun,
Ich wünsche einen guten Traum!
Gute Nacht

Wirst Du am Morgen wieder wach,
Sind die Träume längst vorbei,
Kommt des Tages Einerlei,
Wünscht zurück Dir Deine Ruh,
Bleibe wach und Augen auf,
Es nimmt das Leben seinen Lauf!

Zitat zu Bürgerliche Revolutionen

Friedrich Engels „Einleitung [zur englischen Ausgabe (1892) „Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft“]“ MEW Band 19, Seite 533 -534 und Seite 537. Aber auch hier nachzulesen, etwa in der Mitte des Textes.
Der große Kampf des europäischen Bürgertums gegen den Feudalismus kulminierte in drei großen Entscheidungsschlachten.
Die erste war das, was wir die Reformation in Deutschland nennen. Dem Ruf Luthers zur Rebellion gegen die Kirche antworteten zwei politische Aufstände: zuerst der des niedern Adels unter Franz von Sickingen 1523, dann der große Bauernkrieg 1525. Beide wurden erdrückt, hauptsächlich infolge der Unentschlossenheit der meistbeteiligten Partei, der Städtebürger- eine Unentschlossenheit, deren Ursachen wir hier nicht untersuchen können. Von dem Augenblick an entartete der Kampf in einen Krakeel zwischen den Einzelfürsten und der kaiserlichen Zentralgewalt und hatte zur Folge, daß Deutschland für 200 Jahre aus der Reihe der politisch tätigen Nationen Europas gestrichen wurde. Die lutherische Reformation brachte es allerdings zu einer neuen Religion – und zwar zu einer solchen, wie die absolute Monarchie sie grade brauchte. Kaum hatten die nordostdeutschen Bauern das Luthertum angenommen, so wurden sie auch von freien Männern zu Leibeignen degradiert.
Aber wo Luther fehlschlug, da siegte Calvin. Sein Dogma war den kühnsten der damaligen Bürger angepaßt. Seine Gnadenwahl war der religiöse Ausdruck der Tatsache, daß in der Handelswelt der Konkurrenz Erfolg oder Bankrott nicht abhängt von der Tätigkeit oder dem Geschick des einzelnen, sondern von Umständen, die von ihm unabhängig sind. “So liegt es nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern am Erbarmen” überlegner, aber unbekannter ökonomischer Mächte. Und dies war ganz besonders wahr zu einer Zeit ökonomischer Umwälzung, wo alle alten Handelswege und Handelszentren durch neue verdrängt, wo Amerika und Indien der Welt eröffnet wurden und wo selbst die altehrwürdigsten ökonomischen Glaubensartikel – die Werte des Goldes und Silbers – ins Wanken und Krachen gerieten. Dazu war Calvins Kirchenverfassung durchweg demokratisch und republikanisch; wo aber das Reich Gottes republikanisiert war, konnten da die Reiche dieser Welt Königen, Bischöfen und Feudalherrn Untertan bleiben? Wurde das deutsche Luthertum ein gefügiges Werkzeug in den Händen deutscher Kleinfürsten, so gründete der Calvinismus eine Republik in Holland und starke republikanische Parteien in England und namentlich in Schottland.
Im Calvinismus fand die zweite große Erhebung des Bürgertums ihre Kampftheorie fertig vor. Diese Erhebung fand statt in England. Das Bürgertum der Städte setzte sie in Gang, und die Mittelbauern (yeomanry) der Landdistrikte erkämpften den Sieg. Es ist sonderbar genug: In allen den drei großen bürgerlichen Revolutionen liefern die Bauern die Armee zum Schlagen, und die Bauern sind grade die Klasse, die nach erfochtnem Sieg durch die ökonomischen Folgen dieses Siegs am sichersten ruiniert wird.
Die große französische Revolution war die dritte Erhebung der Bourgeoisie, aber die erste, die den religiösen Mantel gänzlich abgeworfen hatte und auf unverhüllt politischem Boden ausgekämpft wurde. Sie war aber auch die erste, die wirklich ausgekämpft wurde bis zur Vernichtung des einen Kombattanten, der Aristokratie, und zum vollständigen Sieg des andern, der Bourgeoisie. In England fanden die ununterbrochene Kontinuität der vorrevolutionären und nachrevolutionären Institutionen und der Kompromiß zwischen Großgrundbesitzern und Kapitalisten ihren Ausdruck in der Kontinuität der gerichtlichen Präzedenzfälle wie in der respektvollen Beibehaltung der feudalen Gesetzesformen. In Frankreich machte die Revolution einen vollständigen Bruch mit den Traditionen der Vergangenheit, fegte die letzten Spuren des Feudalismus weg und schuf im Code civil eine meisterhafte Anpassung, an modern kapitalistische Verhältnisse, des alten römischen Rechts – jenes fast vollkommenen Ausdrucks der juristischen Beziehungen, die aus der von Marx als “Warenproduktion” bezeichneten ökonomischen Entwicklungsstufe entspringen; so meisterhaft, daß dies revolutionäre französische Gesetzbuch noch heute in allen andern Ländern – England nicht ausgenommen – als Muster dient bei Reformen des Eigentumsrechts.

Geschichtsschreibung

„Die Bourgeoisie macht alles zu einer Ware, also auch die Geschichtsschreibung. Es gehört zu ihrem Wesen, zu ihren Existenzbedingungen, alle Waren zu verfälschen: sie verfälscht die Geschichtsschreibung. Und diejenige Geschichtsschreibung wird am besten bezahlt, die im Sinn der Bourgeoisie am besten verfälscht ist.“
F. Engels, Material for the History of Ireland, Aus den Fragmenten zur „Geschichte Irlands“, 1870 – MEW Bd. 16, S. 499 – 500.

Geschichte, Staat und Klassenkampf

F. Engels: „In der modernen Geschichte wenigstens ist also bewiesen, daß alle politischen Kämpfe Klassenkämpfe, und alle Emanzipationskämpfe von Klassen, trotz ihrer notwendig politischen Form – denn jeder Klassenkampf ist ein politischer Kampf – sich schließlich um ökonomische Emanzipation drehen. Hier wenigstens ist also der Staat, die politische Ordnung, das Untergeordnete, die bürgerliche Gesellschaft, das Reich der ökonomischen Beziehungen, das entscheidende Element. Die althergebrachte Anschauung, der auch Hegel huldigt, sah im Staat das bestimmende, in der bürgerlichen Gesellschaft das durch ihn bestimmte Element. Der Schein entspricht dem. Wie beim einzelnen Menschen alle Triebkräfte seiner Handlungen durch seinen Kopf hindurchgehn, sich in Beweggründe seines Willens verwandeln müssen, um ihn zum Handeln zu bringen, so müssen auch alle Bedürfnisse der bürgerlichen Gesellschaft – gleichviel, welche Klasse grade herrscht – durch den Staatswillen hindurchgehn, um allgemeine Geltung in Form von Gesetzen zu erhalten. Das ist die formelle Seite der Sache, die sich von selbst versteht; es fragt sich nur, welchen Inhalt dieser nur formelle Wille – des einzelnen wie des Staats – hat, und woher dieser Inhalt kommt, warum gerade dies und nichts andres gewollt wird. Und wenn wir hiernach fragen, so finden wir, daß in der modernen Geschichte der Staatswille im ganzen und großen bestimmt wird durch die wechselnden Bedürfnisse der bürgerlichen Gesellschaft, durch die Übermacht dieser oder jener Klasse, in letzter Instanz durch die Entwicklung der Produktivkräfte und der Austauschverhältnisse.“ 
MEW Band 21, Seite 300, Dietz Verlag 1984 oder hier, unterhalb der Mitte.

Macht:

Eulentaler mit Spiegel
Macht: notwendiger politischer, ökonomischer und ideologischer Ausdruck konkreter sozialökonomischer Verhältnisse. Die Macht ist stets an die Existenz einer herrschenden Klasse gebunden. In der antagonistischen Klassengesellschaft ist die Macht die materielle (politische und ökonomische) sowie ideologische Herrschaft der Klasse, die die ausbeutende Minderheit darstellt, über jene Klassen und Schichten, die die ausgebeutete Mehrheit der Gesellschaft bilden. Die Macht beruht auf dem Eigentum an den entscheidenden Produktionsmitteln. Den Verschiedenen Formen des Privateigentums an Produktionsmitteln entsprechen verschiedene Formen der ökonomischen Macht. In der Sklavenhalterordnung nimmt die ökonomische Macht die Form des persönlichen Eigentums der Sklavenhalter an den Sklaven, im Feudalismus des beschränkten Eigentums der Feudalherren an den Bauern an. Im Kapitalismus wird die ökonomische Macht der Kapitalisten über die Lohnarbeit durch ökonomischen Zwang ausgeübt, d. h., die Arbeiter sind durch ihre ökonomische Lage gezwungen, ihre Arbeitskraft an den Besitzer der Produktionsmittel, die Kapitalisten, zu verkaufen. „die kapitalistische Organisation der gesellschaftlichen Arbeit beruht auf der Disziplin des Hungers …“ (Lenin, Bd. 29, S. 409)
Die ökonomische Macht ist die Grundlage der politischen und ideologischen Herrschaft (Einheit von Ökonomie, Politik und Ideologie). Die politische Macht übt in der Regel die jeweils ökonomisch herrschende Klasse mittels des Staates aus, er ist ihr Machtinstrument. Die ideologische Macht wird mittels eines Systems von staatlichen u. a. Institutionen durchzusetzen versucht, wobei es darum geht, die Ideologie der herrschenden Klasse zur herrschenden Ideologie der Gesellschaft zu machen (geistige Meinungsmanipulation). Ihr kam besonders in der Auseinandersetzung zwischen Kapitalismus und Sozialismus immer größere Bedeutung zu.
Aufgabe der Staatsmacht in der antagonistischen Klassengesellschaft ist die Sicherung der Herrschaft der Ausbeuterklasse über die ausgebeuteten und unterdrückten Volksmassen; im Kapitalismus, gleicht in welcher Staatsform, die Sicherung der Herrschaft der Bourgeoisie, im staatsmonopolistischen Kapitalismus vor allen der Monopolbourgeoisie. Die Arbeiterklasse kann sich nur befreien, indem sie unter Führung ihrer marxistisch-leninistischen Partei und im Bündnis mit den anderen Werktätigen die Macht ergreift, die Herrschaft der Bourgeoisie beseitigt und ihre eigene Herrschaft errichtet. Ihre Macht, die erste wirklich demokratische Staatsmacht der Geschichte, die Herrschaft der Mehrheit über eine Minderheit, die Diktatur des Proletariats, wird dazu benutzt, den Widerstand der reaktionären Kräfte zu brechen und den Sozialismus und Kommunismus planmäßig und bewusst aufzubauen, die Klassengesellschaft überhaupt zu beseitigen und im Kommunismus die klassenlose Gesellschaft zu errichten. Deshalb ist die Machtfrage die Hauptfrage der sozialen Revolution.

Aus: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 576.

Sonntag, 15. Februar 2009

Bewegung, Handlungen und Resultate

„Die Zwecke der Handlungen sind gewollt, aber die Resultate, die wirklich aus den Handlungen folgen, sind nicht gewollt, oder soweit sie dem gewollten Zweck zunächst doch zu entsprechen scheinen, haben sie schließlich ganz andere als die gewollten Folgen. Die geschichtlichen Ereignisse erscheinen so im ganzen und großen ebenfalls als von der Zufälligkeit beherrscht. Wo aber auf der Oberfläche der Zufall sein Spiel treibt, da wird er stets durch innre verborgene Gesetze beherrscht, und es kommt nur darauf an, diese Gesetze zu entdecken.
Die Menschen machen ihre Geschichte, wie diese auch immer ausfalle, indem jeder seine eignen, bewusst gewollten Zwecke verfolgt, und die Resultate dieser vielen in verschiedene Richtungen agierenden Willen und ihrer mannigfachen Einwirkung auf die Außenwelt ist eben die Geschichte. Es kommt also darauf an, was die vielen einzelnen wollen. Der Wille wird bestimmt durch Leidenschaft oder Überlegung. Aber die Hebel, die wieder die Leidenschaft oder die Überlegung unmittelbar bestimmen, sind sehr verschiedener Art.
Wenn es doch darauf ankommt, die treibenden Mächte zu erforschen, die – bewusst oder unbewusst, und zwar sehr häufig unbewusst – hinter den Beweggründen der geschichtlich handelnden Menschen stehn und die eigentlichen letzten Triebkräfte der Geschichte ausmachen, so kann es sich nicht so sehr um die Beweggründe bei einzelnen, wenn auch noch so hervorragenden Menschen handeln, als um diejenigen, welche große Massen, ganze Völker und in jedem Volk wieder ganze Volksklassen in Bewegung setzen; und auch dies nicht momentan zu einem vorübergehenden Aufschnellen und rasch verlodernden Strohfeuer, sondern zu dauernder, in einer großen geschichtlichen Veränderung auslaufender Aktion. Die treibenden Ursachen zu ergründen, die sich hier in den Köpfen der handelnden Massen und ihrer Führer – der sogenannten großen Männer – als bewusste Beweggründe klar oder unklar, unmittelbar oder in ideologischer, selbst in verhimmelter Form widerspiegeln – das ist der einzige Weg, der uns auf die Spur der die Geschichte im ganzen und großen wie in den einzelnen Perioden und Ländern beherrschenden Gesetze führen kann. Alles, was die Menschen in Bewegung setzt, muss durch ihren Kopf hindurch; aber welche Gestalt es in diesem Kopf annimmt, hängt sehr von den Umständen ab.
Aus „Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie“ von Friedrich Engels.
MEW Band 21 Seite 297 – 298, Dietz Verlag Berlin 1984 oder auch hier und hier geht es direkt zum Kapitel!

Montag, 9. Februar 2009

„Endlösung der Judenfrage“

faschistischer Tarnbegriff für die systematische Ermordung von Mill. Jüdischer Menschen aus ganz Europa. Der Begriff taucht zuerst auf einer Konferenz bei Hermann Göring am 12. Nov. 1938 nach der sog. Kristallnacht auf. Göring kündigte die Endlösung der Judenfrage im geplanten Krieg an. Adolf Hitler sprach am 30. Jan. 1939 darüber vor dem Reichstag. Die „Endlösung der Judenfrage“ war Bestandteil der faschistischen-imperialistischen Kriegsziele (Neuordnung Europas, Germanisierungspolitik); sie hatte ideologische und ökonomische Ursache (Antisemitismus, Arisierung der deutschen Wirtschaft). Die „Endlösung der Judenfrage“ wurde juristisch durch die Nürnberger Gesetze (15. Sep. 1935 vom Naziparteitag in Nürnberg verkündet) u. a. Maßnahmen, die die jüdischen Bürger sämtlicher Rechte beraubt und ihre Lebensbereiche immer mehr einschränkten, und propagandistisch durch antisemitische Hetze vorbereitet (Judenverfolgung).
Die „Endlösung der Judenfrage“ begann im besetzen Polen mit Massenmord und Einweisung in Gettos. Ab 31. Juli 1941 wurde sie durch einen Auftrag Görings an Reinhard Heydrich forciert. Auf der Konferenz hoher Ministerialbeamter und SS-Führer am 20. Jan. 1942 (Wannsee-Konferenz) wurden unter Leitung Heydrichs koordinierende Maßnahmen zur Ermordung von über elf Millionen Juden aus allen europäischen Ländern beschlossen. In der Sowjetunion führten spezielle Mordkommandos (Einsatzgruppen) den Massenmord durch. In allen anderen europäischen Ländern konzentrierte man die Todeskandidaten in Gettos oder erfasste sie über Judenräte und verschleppte sie in Vernichtungslager. Die größten und berüchtigsten Vernichtungslager lagen in Polen (Auschwitz-Birkenau, Belzec, Kulmhof, Majdanek, Sobibor, Treblinka). Die Gesamtzahl der bei der „Endlösung der Judenfrage“ Ermordeten wird auf rund sechs Mill. geschätzt. Die unmittelbare Leitung der „Endlösung der Judenfrage“ hatte die Gruppe IV B 4 im Reichssicherheitshauptamt der SS unter Adolf Eichmann. Sie hatte Zweigstellen in allen Ländern Mittel-, Süd- und Westeuropas und arbeitete sowohl mit Reichs- als auch mit lokalen Behörden eng zusammen.
Der Kampf gegen die „Endlösung der Judenfrage“ wurde von der gesamten europäischen Widerstandsbewegung geführt. Tausende wurden in allen Ländern von ihren Mitbürgern versteckt; allein in Berlin waren es schätzungsweise 3000 bis 4000. Besondere Aktionen waren der zweitägige Generalstreik gegen die Deportation in Amsterdam (22./23. Feb. 1941) und die Hilfe zur Flucht von rd. 7500 Menschen von Dänemark nach Schweden (Ende Sept. / Anfang Okt. 1943). Höhepunkt des Widerstands der Verfolgten waren die bewaffneten Aufstände in Gettos (Warschau: 19. April bis 16. Mai 1943; Bialystok: 16. August bis Ende August 1943) und in den Vernichtungslagern (Treblinka: 12. August 1943; Sobibor: 14. Oktober 1943; Auschwitz-Birkenau: 7. Oktober 1944).

Wörterbuch der GEschichte A-K, Dietz Verlag Berlin 1984, Seite 262 -263

Faschismus

Faschismus: in der ersten Etappe der allgemeinen Krise des Kapitals entstandene reaktionäre politische Bewegung und ideologische Strömung, die den Klasseninteressen der reaktionärsten Gruppen der Monopolbourgeoisie entsprach und in einigen Ländern, z. B. Italien, Deutschland, Spanien, Japan, zur Herrschaft gelangten. Als Erscheinungsform des besonders aggressiven staatsmonopolistischen Kapitalismus ist der Faschismus die „offene terroristische Diktatur der reaktionärsten, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals“. (Dimitroff, Schriften, Bd. 2, S. 525) Er ist Ausdruck des Unvermögens des Finanzkapitals, die Volksmassen, insbesondere die revolutionäre Arbeiterbewegung, mit den bisherigen Mitteln der bürgerlich-parlamentarischen Demokratie seinen Klasseninteressen unterzuordnen und seine Macht weiter aufrechtzuerhalten. Der Faschismus ist Ausdruck eines bestimmten Grades der Verschmelzung von Monopol- und Staatsmacht, der Tendenz des staatsmonopolistischen Kapitalismus, alle Sphären der Gesellschaft der staatsmonopolistischen Formierung zu unterwerfen und damit die maximale Konzentration aller ökonomischen und politischen Kräfte zu erreichen.
Im Klasseninteresse der Monopolbourgeoisie hat der Faschismus die Aufgabe, vor allem die Arbeiterklasse und ihre revolutionäre Kampfpartei sowie alle anderen demokratischen Kräfte und deren Organisationen mit blutigem Terror zu unterdrücken, die bürgerlich-parlamentarische Demokratie auszuschalten und durch eine beispiellose soziale und nationale Demagogie für das Monopolkapital eine Massenbasis zu organisieren. Die Ideologie des Faschismus, deren Kern der Antikommunismus ist, stellt ein Konglomerat extrem chauvinistischer, rassistischer, irrationaler, mystizistischer und sozialdemagogischer „Theorien“ dar.
Die reaktionärsten Gruppen der Monopolbourgeoisie der verschiedenen Länder konnten für die Errichtung der faschistischen Diktatur die Tatsache ausnutzen, dass die demokratischen Kräfte zersplittert und uneinig waren und insbesondere die Arbeiterklasse infolge der antikommunistischen, die Aktionseinheit verhindernden Politik rechter sozialdemokratischer Führer gespalten war. In Deutschland wurde der Faschismus von entscheidenden Kreisen des deutschen Monopolkapitals und des junkerlichen Großagrariertums am 30.1.1933 an die Macht geschoben. Der deutsche Faschismus war die reaktionärste Form des Faschismus. Er brachte dem deutschen Volk den schärfsten Terror und die grausamste Unterdrückung, der es jemals in seiner Geschichte unterworfen war (z. B. Konzentrationslager). Im Interesse der Realisierung der maßlosen imperialistischen Expansionsbestrebungen des deutschen Finanzkapitals löste der deutsche Faschismus 1939 den zweiten Weltkrieg aus und überfiel 1941 die Sowjetunion, um den mit der Großen Sozialistischen Oktoberrevolution eingeleiteten weltweiten Übergang vom Kapitalismus zum Sozialismus und Kommunismus gewaltsam rückgängig zu machen, die Sowjetunion zu beseitigen, die ungeteilte Herrschaft des Weltimperialismus auf dem Erdball wiederherzustellen und die eigene Vorherrschaft über Europa und schließlich die ganze Welt zu errichten. Durch den Kampf der Sowjetunion und der anderen Staaten der Antihitlerkoalition wurden der deutsche Faschismus sowie der Faschismus in Italien und Japan als Herrschaftsform zerschlagen und als politische Strömung weitgehend ausgeschaltet.
Unter den Bedingungen der zweiten und dritten Etappe der allgemeinen Krise des Kapitalismus und des real existierenden Sozialismus, haben die Kräfte des Monopolkapitals nicht wieder gewagt, in Europa ausschließlich auf profaschistisch-terroristische Regime zu setzen. Mit Zusammenbruch des sozialistischen Lagers hat sich diese Situation geändert und es wird offensichtlich, dass die staatsmonopolistische Entwicklung in der Tendenz zu autoritären Regierungsformen, deren Extrem der Faschismus ist, führt. Der Grad der Verwirklichung dieser Tendenz ist abhängig vom jeweiligen nationalen und internationalen Klassenkräfteverhältnis. Antidemokratische, reaktionäre und profaschistische Tendenzen in der Politik des Monopolkapitals finden ihre Gegenkraft in einer breiten antiimperialistischen Front der Werktätigen. …

 Angelehnt an: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 257/58.

Samstag, 7. Februar 2009

Liberalismus

im Kampf gegen den Feudalismus und seine politische Herrschaftsformen entstandene bürgerliche Bewegung sowie die ihr entsprechende Weltanschauung und politische Doktrin. Ideologisch beruht der Liberalismus auf den aufklärerischen Thesen vom Naturrecht, vom Gesellschaftsvertrag und von der Gewaltenteilung, die das bürgerliche Bestreben widerspiegelten, die Macht des absolutistischen Staates einzuschränken. Der gesellschaftliche Fortschritt im Klasseninteresse der entstehenden Bourgeoisie sollte dem Liberalismus zufolge durch die freie, vom feudalabsolutistischen Staat unbehinderte Entfaltung der Individuen gewährleistet werden. Vorrangig handelte es sich dabei um die Entwicklung und den Schutz des kapitalistischen Privateigentums, weiterhin um Freihandel und Gewerbefreiheit. Die dementsprechenden politischen Forderungen nach allgemeinem Wahlrecht, Presse-, Versammlungs- und Glaubensfreiheit, Gleichheit vor dem Gesetz und einem konstitutionellen Staat blieben stets im Rahmen bürgerlichen Klasseninteresses.
Gegenüber revolutionären Volksbewegungen verhielt sich der Liberalismus zumeist ablehnend. Seine antirevolutionäre Grundhaltung kam in dem Bestreben zum Ausdruck, die liberalen Ziele durch Kompromisse mit den alten, feudalen Klassenkräften zu erreichen. Wahrend die Bourgeoisie in ihrer Mehrheit alle fortschrittlichen Grundsätze des Liberalismus verriet, wurde die Arbeiterbewegung zum konsequentsten Verfechter aller demokratischen Rechte und Freiheiten. Nach 1945 erlangte der Liberalismus in Gestallt des sog. Neo-Liberalismus neuen Einfluss. Die volle Herausbildung des staatsmonopolistischen Kapitalismus wurde namentlich in der BRD mit neoliberalen Losungen von der „freien Marktwirtschaft“ und der „freiheitlichen pluralistischen Demokratie“ zu verschleiern versucht.
Ideologisch wird der Neo-Liberalismus als „Weltanschauung der Mitte“ angepriesen. Imperialistische Ideologen und Politiker sehen in ihm ein Instrument zur Leugnung der historischen Überlebtheit des Kapitalismus sowie zur Bekämpfung des Sozialismus. In der revolutionären Arbeiterbewegung wird der Begriff Liberalismus im übertragenen Sinne für Prinzipienlosigkeit, opportunistisches und versöhnlerisches Verhalten gegenüber dem Klassengegner gebraucht.

Aus: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 570/71

Dienstag, 3. Februar 2009

Diktatur

Diktatur: Herrschaft einer Klasse zur Durchsetzung ihrer Klasseninteressen mittels eines Systems politischer Organisationsformen, deren wichtigste der Staat ist. Charakter, Inhalt und Ziele einer Diktatur werden von den Interessen der jeweils herrschenden Klasse bestimmt. Die Klasseninteressen wurzeln letztlich in den ökonomischen Existenzbedingungen der Klasse. Daraus resultiert der antagonistische Gegensatz zwischen den Diktaturen von Ausbeuterklassen und der Diktatur des Proletariats. Inhalt und Formen, in denen die Diktatur politisch wirksam wird, sind von dem Wesen der herrschenden Klasse und den konkreten historisch-gesellschaftlichen Bedingungen ihrer Herrschaft abhängig und äußerst mannigfaltig.
In der antagonistischen Klassengesellschaft wird die Diktatur von einer Minderheit der Herrschenden Klasse über die Volksmassen und möglicherweise auch, wie im Imperialismus, über Teile der eigenen Klassen ausgeübt. Die Formen der Diktatur reichen von der Monarchie in ihren verschiedenen Formen bis zur bürgerlich-demokratischen (parlamentarischen) Republik. Letztere ist eine Form der Diktatur der Bourgeoisie. Werden die Interessen der Ausbeuterklasse durch Aktionen der Volksmassen bedroht, so greift die ausbeutende Minderheit zur offenen Diktatur, um ihre Klassenherrschaft aufrechtzuerhalten (Faschismus).

Aus: Kleines politisches Wörterbuch, sechste Auflage, Dietz Verlag Berlin 1986, Seite 194.