Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

Zitat:

Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Montag, 1. Oktober 2012

Gedanken zur „Schuldfrage“ oder zur Frage nach der Schuld!

In der Mailingliste der Freidenker fand sich folgende Frage:

„wer ist schuld an der Tragödie von Griechenland, Ihrer Meinung nach?“

Dabei ist es immer so eine Sache mit Schuld und Unschuld, Gut und Böse, Schwarz und Weiß oder anderen verabsolutierten Gegensätzen. Im allgemeinem Gebrauch sind solche Gegensätze hingegen durchaus und gerade die Medien verwenden diese recht häufig, auch um Schuldige bezeichnen zu können. Der Anteil einzelner Menschen an bestimmten gesellschaftlichen Zuständen kann sicher benannt werden, nur trifft sie allein die Schuld? Es können auch Gruppen und Institutionen hervorgehoben werden, nur was ist die Ursache für ihre Schuld oder Unschuld? Kein so leicht zu klärendes Thema, gerade auch weil es oft sehr einfach ist eine Schuldfrage zu beantworten. Gelegentlich lässt sich dann auch des Volkes Zorn mit einem Bauernopfer befriedigen, wenn dieses nicht ausreicht, wird es auf die falsche Fährte geleitet, gegenwärtig gern auf den Fad der Spekulanten, der Banken und auch des Finanzkapitals, ohne jedoch zu klären was letzteres ist und worin die Funktionalität, also auch die Aufgabe genau besteht. So habe ich zur Frage folgende Antwort formuliert:

Hallo W...,
nun hat die Tragödie (Bühnendichtung, deren Held an einem durch ihn nicht lösbaren Konflikt tragisch zugrunde geht.) in Griechenland ihren Ursprung, nur bei aller Tragik der gegenwärtigen Situation in Griechenland, die Griechen sind nicht allein! Auch würde ich den Zustand in Griechenland, aber auch in Spanien, Portugal und anderswo nicht als Tragödie bezeichnen, da der Konflikt nicht unlösbar ist.
Um aber der Begriffswahl gerecht zu werden, könnte von einem Drama (Bühnendichtung; künstlerisch gestaltetes Geschehen, in der auf der Grundlage einer Fabel ein Konflikt zwischen handelnden Figuren ausgetragen wird. Nach Art der Lösung des Konfliktes ergibt sich die Unterscheidung in Komödie und Tragödie. Gebräuchlich ist die Bezeichnung Schauspiel.) gesprochen werden. Dabei sollte aber nicht vergessen werden, dass das Theater die gesellschaftlichen Verhältnisse widerspiegelt und durch überspitzen für spezielle, aber auch allgemeine Probleme sensibilisiert. Das bedeutet nicht, dass von eigentlichen Problemen nicht auch abgelenkt werden kann. Wichtig ist, das ein Konflikt zwischen handelnden Figuren ausgetragen wird!

Letzteres kann getrost auf gesellschaftlich handelnde Menschen übertragen werden, was gegenwärtig nicht nur in Griechenland gut zu erkennen ist. Welche Natur dieser Konflikt hat, kann schnell geklärt werden, da es sich um einen gesellschaftlichen Konflikt handelt, nicht natürlich bedingt, sondern gesellschaftlich, also durch die Tat des Menschen gezeugt. Um aber im Bereich der Kunst zu bleiben, welche es unter Umständen vermag hervorragend einen Spiegel menschlichen Seins zu zeugen, sei von dieser Warte aus auf den wiederholt auftauchenden Begriff des Konfliktes (Zwiespalt, Zusammenstoß, Streit, Widerstreit.) Nicht nur (In der literarischen und künstlerischen Gestaltung bedeutet Konflikt Entstehen, Entwicklung, Zuspitzung und Austragen wesentlicher Widersprüche vor allem zwischen handelnden Personen, im weiterem Sinne „Kampf“ der Gegensätze als Quelle der Dynamik, Bewegung und Entwicklung der in einem künstlerischem Werk gestalteten Lebensvorgänge, -beziehungen und -äußerungen.) verwiesen.
Wie dem auch sei, letztlich handelt es sich bei den Vorgängen in Griechenland um einen gesellschaftlichen Konflikt und nicht um eine Tragödie, allein schon weil der Ausgang alles andere als sicher ist. Welcher Konflikt ausgetragen wird, ist leichter zu erkennen, als die Ursachen, welche diesen Konflikt gezeugt, verschärfen und auf die Spitze treiben. Diese werden gegenwärtig noch erfolgreich verschleiert, sind aber im System des Kapitals selbst begründet. Auch ist es kein Schreiber, welcher diesen Konflikt gezeugt, niedergeschrieben und nun auf der Bühne des menschlichen Lebens inszeniert, sondern es sind objektiv wirkende Gesetzmäßigkeiten, den bestehenden gesellschaftlichen Verhältnissen entsprechend, der Tat geschuldet, welche das Szenario bestimmen.
Solidarische Grüße

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