Zitat:

Es setzt sich nur so viel Wahrheit durch, als wir durchsetzen; der Sieg der Vernunft kann nur der Sieg der Vernünftigen sein. - Bertold Brecht, „Leben des Galilei“

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Bedrohlich ist das Volk für die Herrschenden, wenn es ohne Furcht ist.“ -Tacitus (römischer Historiker)

Zitat:

Die Furcht vor Übervölkerung tritt stets in Perioden auf, in denen der bestehende Sozialzustand im Zerfall begriffen ist. August Bebel

Dienstag, 5. März 2013

… die Grenzen eines Grundeinkommens sind ...

Auf der Suche nach Lösungsmöglichkeiten für gesellschaftliche Probleme werden die verschiedensten Ideen geboren, in der Regel entsprechen diese Ideen den ausgemachten Ursachen und so wurde ich auf eine Idee aufmerksam, welche Lösungsansätze für gesellschaftliche Probleme in der Natur sucht und auch zu finden scheint. Paradiesische Zustände andeutend, könnte der angedachte Weg vermeidlicher Weise in eine Zeit uneingeschränkter Harmonie führen. Den erhaltenden Hinweise nehmend, kamen mir folgende Gedanken:
Natürliche Ökonomie des Lebens, hört sich gut an, vor allem natürlich, natürlich und da Natur gerade in ist, kann auf der ökologischen Welle geritten und versucht werden, so gesellschaftliche Probleme zu lösen. Immerhin hat das Wesen, welches wir Mensch nennen, auch eine natürliche Seite und elementare Grundbedürfnisse zu befriedigen, das wir dieses Wesen Mensch und nicht Affe nennen, hat hingegen keine natürlichen Ursachen, sondern gesellschaftliche. Somit ergibt sich berechtigterweise die Frage und das obwohl Mensch noch 98% seiner Gene mit dem Schimpansen gemein hat, was Mensch vom Affen unterscheidet? Das Natürliche ist es nicht, da Mensch biologisch gesehen genauso Produkt der Natur ist wie der Affe, oder jedes andere Lebewesen.
Ökonomie ist wiederum etwas vom Menschen gemachtes und etwas was den Menschen macht und somit ist Ökonomie alles andere als natürlich, sie „ist allgemeiner Ausdruck für die wichtigste Sphäre des gesellschaftlichen Lebens, die Sphäre der materiellen Produktion, der Wirtschaft. In ihrem Bereich setzt sich der Mensch mit der Natur auseinander und gestaltet die materiellen Grundlagen seines Lebens, die Basis für die Entwicklung aller anderen Lebensbereiche. Die Ökonomie ist das Hauptfeld der Auseinandersetzung im Kampf um gesellschaftlichen Fortschritt.“ Schlicht und einfach, sie ist ein Ding der Menschen.
Nun hört sich der verlinkte Text ja nicht schlecht an, ich würde ihn aber in die Kategorie, ökologischer Utopismus für gesellschaftliches Sein, mit ökonomischen Anspruch, zum Negieren objektiv in der Gesellschaft wirkender Widersprüche, weltanschaulich idealistisch verortet, einordnen. Oberflächlich betrachtet sicher eine gute Idee, wenn da nicht objektiv wirkende Gesetzmäßigkeiten wären und zwar nicht die in der Natur, sondern die in der Gesellschaft.
(Es ist zu lesen: „Gradido – Natürliche Ökonomie des Lebens ist ein Geld- und Wirtschaftsmodell nach dem Vorbild der Natur.“ Nur wo gibt es Wirtschaftsmodelle in der Natur, an welche sich orientiert werden könnte? Und ist es nicht die Natur, welche Arten sich anscheinend chaotisch entwickeln und wieder verschwinden lässt? Dabei wirken in der Natur objektive Gesetzmäßigkeiten, welche die Entwicklungen bestimmen. Zu lesen ist auch: „Gradido, die Natürliche Ökonomie des Lebens, ist die Lösung für nahezu alle geldbedingten Probleme der Welt“ und so bleibt zu fragen, sind die Probleme in der Natur Geld-bedingt? Ja sind sie es Ursächlich in der Gesellschaft, ja was ist eigentlich Geld, der Zweck, das Problem, oder ein Mittel zum Zweck?)
Kapitalismus funktioniert nicht, weil da oder dort irgendjemand sitzt und sich ausdenkt wie Kapitalismus zu funktionieren hat. Wenn dem so wäre, könnte ein anderer etwas anders denken und schwuppdiwupp hätten wir eine bessere Welt, wenn denn eine bessere Welt gedacht würde.
Doch dem ist nicht so und so stoßen die verschiedensten Ideen an ihre objektiven Grenzen, wie zum Beispiel die Idee vom besagtem Grundeinkommen. Dabei wird die Idee von verschiedenster Seite gepflegt und regelmäßig gibt es neue Vorschläge, allein schon dieses sollte zu denken geben.
Und gibt es mit der Grundsicherung nicht schon ein Grundeinkommen? Ja, möge eingewendet werden, aber das reicht doch nicht zum Leben! Dem ist so, trotzdem leben immer mehr Menschen davon, oder besser müssen damit leben, wie geht das? Und könnte es anders gehen? Ja, möge gesagt werden und so könnte gefragt werden, wie? Wie, nun ja, kluge Menschen haben darüber nachgedacht und Modelle ersonnen, welche als Alternative angeboten werden und welche die Menschen nur wählen brauchen …, brauchen, … können? Aber haben die Menschen eine solche Wahl? Kann ein gesellschaftliches, kann ein wirtschaftliches System gewählt und abgewählt werden, kann Wirtschaft, selbst wenn sie anarchistisch daherkommt wie die kapitalistische, nach Gutdünken und wie beliebt gestaltet werden?
Der Wille ist des Menschen Himmelreich, sein irdisch Tun sein Jammertal! Und so konnte Friedrich Engels schon feststellen: „Die Zwecke der Handlungen sind gewollt, aber die Resultate, die wirklich aus den Handlungen folgen, sind nicht gewollt, oder soweit sie dem gewollten Zweck zunächst doch zu entsprechen scheinen, haben sie schließlich ganz andere als die gewollten Folgen. Die geschichtlichen Ereignisse erscheinen so im ganzen und großen ebenfalls als von der Zufälligkeit beherrscht. Wo aber auf der Oberfläche der Zufall sein Spiel treibt, da wird er stets durch innre verborgene Gesetze beherrscht, und es kommt nur darauf an, diese Gesetze zu entdecken.“
Es könnte festgestellt werden, die Grenzen eines Grundeinkommens sind im System des Kapitals objektiv, sie sind der Verwertung des Kapitals geschuldet. In diesem Zusammenhang ist der Kampf um höhere, gleiche und gerechtere Löhne, um geringere Arbeitszeiten etc. das wirkungsvollere Instrument im Kampf um die Verteilung des gesellschaftlichen Reichtums innerhalb des Systems des Kapitals.
Ja, ein Grundeinkommen wäre eine feine Sache, nur wem nutzt es letztlich, mit welchen gesellschaftlichen Folgen ist es verbunden und wie hoch könnte es überhaupt sein, ohne die Existenz kapitalistischen Wirtschaftens in Frage zu stellen? Könnte ein solches Einkommen also über dem gegenwärtigem Niveau der verabreichten Almosen liegen, ohne das System des Kapitals in Frage zu stellen? Warum wurde mit den Hartz-Gesetzen, insbesondere Hartz IV, ein Instrument geschaffen, um Arbeitskraft zwangsweise und rücksichtslos dem Kapitalverwertungsprozess zuzuführen? Immerhin setzt Kapitalverwertung einen grundsätzlichen Handel voraus, den Handel mit der Ware Arbeitskraft, also mit der einzigen Ware, über welche die meisten Menschen heutzutage frei verfügen können. Die freie Verfügbarkeit dieser Ware ist eine Grundvoraussetzung kapitalistischen wirtschaftens, aber nicht nur das, denn diese freie Verfügbarkeit muss durch den Zwang ergänzt werden, diese Ware im fremdem Interesse verkaufen zu müssen. Letzteres der eigentliche Grund, welcher die Höhe eines Grundeinkommens ausschlaggebend bestimmt. Denn wer würde seine Arbeitskraft noch verkaufen, wenn er es nicht müsste? Und so hatte ich in einem anderem Zusammenhang bemerkt: „zum Thema Grundsicherung wäre anzumerken, dass diese im Kapitalismus nie über gesetzlich festgeschriebene Almosen hinausreichen kann!“ Auch erinnere ich mich, dass es eine Diskussion zum Thema Grundeinkommen in der Mailingliste mindestens schon einmal gegeben hat.
Zu diesem Thema gäbe es noch einiges zu schreiben und so mancher Gedanke drängt sich auf, so zum Beispiel ein Gedanke zur Armut. Letztlich soll ein Grundeinkommen diese ja zu vermeiden helfen! Überhaupt steht bei vielen Betrachtungen in diesem Zusammenhang die materielle Armut im Mittelpunkt, die Menschen hätten zu wenig Geld, sie können nicht gleichberechtigt am gesellschaftlichen Leben teilnehmen, müssen sich einschränken usw. usf. Nur welche Maßstäbe werden angelegt und wie sehen es die Betroffenen selbst? Wird nicht allzu oft darüber geklagt, dass immer mehr Menschen vom gleichberechtigtem Gebet in den Tempeln des Mammons ausgeschlossen werden? Ihnen Möglichkeiten des Konsummierens entzogen werden, sie sich einschränken müssen und von der propagierten Shoppingkultur nur träumen dürfen. So gesehen müssten sie sogar von diesem Glauben abfallen. Nur muss eigentlich niemand Hungern, (das es dazu kommt, dass in kalten Wintern Obdachlose erfrieren, war schon mal zu erfahren, das in diesem Land jemand verhungert ist, hingegen nicht, jedenfalls kann ich mich nicht daran erinnern,) die Almosenindustrie läuft auf Hochtouren und es werden immer neue Möglichkeiten ersonnen das Volk bei Laune zu halten und „nebenbei“ damit noch richtig Geld zu verdienen. Von Hungerrevolten sind wir in diesem Land weit entfernt. Nicht nur das die ersonnen Möglichkeiten im wachsendem Maße angenommen werden, es gelingt vielen Menschen auch sich auf dieses Niveau einzustellen und ohnehin sind die Ansprüche der Menschen sehr verschieden. (Was den einen seine Eule, ist dem anderen seine Nachtigall.) Die Not ist in diesem Land nicht so groß, dass sich mit ihr Massen in Bewegung setzen ließen, eher ist die Masse geneigt sich anzupassen, sich auf das Notwendige zu beschränken und damit sie sich nicht zu sehr anpasst, wurden Instrumente wie die Hartz-Gesetz ersonnen. Letztlich hat Elend auch noch nie die Welt verändert, Hungerrevolten erschöpfen sich in der Regel in der Losung: Tod dem König! Es lebe der König!
Aber neben der zunehmenden materiellen Armut, gibt es noch eine andere Armut, die neue Armut, die geistige Armut! Und wenn von der zunehmenden Spanne zwischen Arm und Reich gesprochen wird, wird meist die Einkommenssituation der Menschen zu Grunde gelegt und auch wenn diese nicht unerheblich für die Bildung ist, sollte die Verblödungsmaschinerie nicht außer acht gelassen werden. Die materielle Armut zeugt zwar die geistige, allein die geistige Armut hilft die materielle Armut sich potenzieren zu lassen. Und wieso Menschen bilden, wenn ihre Arbeitskraft ohnehin für den Kapitalverwertungsprozess nicht gebraucht wird? Der Schlüssel des Ganzen liegt in der Produktivkraftentwicklung begründet, der Schlüssel für die Armut, speziell für die neue Armut, aber auch der Schlüssel für die Veränderung unseres gesellschaftlichen Seins. In der Natur finden wir keine Lösung unserer gesellschaftlichen Problem, diese finden wir nur in der Gesellschaft und das nicht natürlich!

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